Korbblütler in der Rohkost
Korbblütler Asteraceae sind eine der vielfältigsten Pflanzenfamilien mit essbaren Wildpflanzen, Heilkräutern und gelegentlich auch Wurzelgemüsen. Dieser Artikel beleuchtet ihre Bedeutung aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Rosopsida
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütler Asteraceae
Die Familie Asteraceae umfasst über 1000 Gattungen mit weltweit rund 25.000 Arten, darunter zahlreiche bekannte Wildpflanzen und Heilkräuter.
Merkmale
- Blütenstand: Typischer „Korb“ aus vielen kleinen Einzelblüten (Zungen- und/oder Röhrenblüten)
- Blätter: Sehr variabel – von fein zerteilt bis groß und lappig
- Früchte: Meist Achänen, oft mit Pappus (Haarkrone zur Verbreitung)
- Duftstoffe und Bitterstoffe: Häufig in Blättern und Blüten vorhanden
- Vorkommen: Weltweit verbreitet, oft auf Wiesen, Brachflächen, Ruderalstandorten
Allgemeine Verwendung
- Essbare Vertreter: u. a. Löwenzahn, Breitwegerich, Topinambur, Artischocke, Ringelblume, Schwarzwurzel, Garten-
- Heilpflanzen: Echte Kamille, Schafgarbe, Wermut, Beifuß, Rainfarn
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Wurzeln – meist in kleinen Mengen oder in bestimmten Reifestadien instinktiv tolerierbar
Antinährstoffe
Viele Vertreter der Korbblütler Asteraceae enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die im Sinne der instinktiven Rohkost eine natürliche Begrenzung des Verzehrs darstellen. Diese sogenannten Antinährstoffe erfüllen oft eine Schutzfunktion für die Pflanze – sie machen bestimmte Pflanzenteile unattraktiv für Fressfeinde. Beim Menschen zeigen sie sich als deutlich wahrnehmbare Geruchs- oder Geschmackssperren, besonders bei instinktivem Verzehr.
- Sesquiterpenlactone: Kommen vor allem in bitter schmeckenden Arten wie Wermut, Alant oder Rainfarn vor. Sie wirken entzündungshemmend, können jedoch bei empfindlichen Personen zu Reizungen der Schleimhäute führen. In größeren Mengen schmecken sie unangenehm bitter und begrenzen so instinktiv den Verzehr.
- Polyine: Toxische Inhaltsstoffe, besonders in Gattungen wie Senecio (z. B. Greiskräuter). Sie können leberschädigend wirken und führen meist zu einer deutlichen Ablehnung durch Geruch oder Geschmack.
- Ätherische Öle: In Beifuß, Kamille, Wermut und anderen Arten enthalten. Diese Öle wirken je nach Art antimikrobiell, krampflösend oder reizend. Der Geruch ist oft stark und wirkt als natürliche Sperre bei Überdosierung.
- Fructane (Inulin): Kommen in vielen Wurzelgemüsen vor, z. B. Topinambur, Schwarzwurzel, Yacon. Sie sind für viele Menschen schwer verdaulich und führen zu Blähungen oder Unwohlsein – auch wenn sie nicht toxisch sind. Bei instinktiver Rohkost ist oft schon eine kleine Menge genug, um Sättigung zu signalisieren.
- Bitterstoffe allgemein: Typisch für viele Wildformen der Korbblütler. Während sie in kleinen Mengen die Verdauung anregen können, wirken sie in größerer Konzentration appetithemmend und zeigen eine klare sensorische Begrenzung.
Diese Antinährstoffe stellen kein prinzipielles Verzehrverbot dar, sondern sind Teil der natürlichen Regulation durch die Sinne. In der instinktiven Rohkost wird ihnen eine zentrale Bedeutung beigemessen, da sie verhindern, dass unpassende oder schädliche Mengen aufgenommen werden.
Bedeutung für die instinktive Rohkost
Korbblütler eignen sich nur begrenzt als rohköstliche Grundnahrung. Ihr Reichtum an Bitterstoffen, ätherischen Ölen und sensorisch deutlich wahrnehmbaren Inhaltsstoffen macht sie jedoch zu einer wertvollen Ergänzung – insbesondere bei Entgiftung, Reinigung oder zur gelegentlichen Anregung des Stoffwechsels.
Essbare Korbblütler
Die folgende Tabelle listet einige der im Rohkost-Wiki beschriebenen essbaren Vertreter der Familie der Korbblütler Asteraceae auf. Sie sind nach dem deutschen Trivialnamen alphabetisch geordnet. Angegeben sind die jeweils verwendeten Pflanzenteile sowie typische Geschmacks- oder Geruchseigenschaften, wie sie bei instinktiver Rohkost relevant sein können:
Art | Wissenschaftlicher Name | Verwendete Pflanzenteile | Geschmack / Geruch |
---|---|---|---|
Artischocke | Cynara scolymus | Blütenknospen | herb-bitter |
Chicorée | Cichorium intybus var. foliosum | Blätter | bitter |
Echte Kamille | Matricaria chamomilla | Blüten | mild-aromatisch |
Gartensalat | Lactuca sativa | Blätter | mild |
Großer Bocksbart | Tragopogon dubius | Wurzel, junge Triebe | nussig-bitter |
Haferwurzel | Tragopogon porrifolius | Wurzel | mild-süßlich |
Herbst-Löwenzahn | Leontodon autumnalis | Blätter, Blüten | leicht bitter |
Kohl-Kratzdistel | Cirsium oleraceum | Junge Blätter, Stängel | mild |
Löwenzahn | Taraxacum officinale | Blätter, Blüten, Wurzel | bitter |
Mauer-Lattich | Mycelis muralis | Blätter | leicht bitter |
Ringelblume | Calendula officinalis | Blüten | leicht würzig |
Schafgarbe | Achillea millefolium | Blätter, Blüten | herb-aromatisch |
Schwarzwurzel | Scorzonera hispanica | Wurzel | nussig |
Sonnenblume | Helianthus annuus | Samen, junge Triebe | nussig |
Stevia | Stevia rebaudiana | Blätter | intensiv süß |
Topinambur | Helianthus tuberosus | Wurzelknollen | süßlich-nussig |
Blauer Lattich | Lactuca perennis | Blätter | leicht bitter |
Wiesen-Bocksbart | Tragopogon pratensis | Wurzel, junge Triebe | leicht süßlich |
Yacon | Smallanthus sonchifolius | Wurzelknollen | süßlich-saftig |
Giftige Korbblütler
Die folgende Übersicht nennt einige bekannte giftige Vertreter der Familie der Korbblütler Asteraceae. Sie sollten weder gesammelt noch verzehrt werden. Einige Arten wirken phototoxisch oder enthalten leberschädigende Alkaloide.
Art | Wissenschaftlicher Name | Giftige Pflanzenteile | Besonderheiten / Bemerkungen |
---|---|---|---|
Jakobs-Greiskraut | Senecio jacobaea | alle Pflanzenteile | enthält leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide |
Rauken-Greiskraut | Senecio erucifolius | alle Pflanzenteile | ähnlich giftig wie Jakobs-Greiskraut |
Hahnenfußblättriges Greiskraut | Senecio flammeus | alle Pflanzenteile | giftig, wenig untersucht |
Riesen-Bärenklau | Heracleum mantegazzianum | alle Teile, besonders der Pflanzensaft | phototoxisch, Hautkontakt führt zu Verbrennungen |
Rainfarn | Tanacetum vulgare | Blätter, Blüten | Thujonhaltig, neurotoxisch in hoher Dosis |
Echte Arnika | Arnica montana | alle Pflanzenteile | nur äußerlich anwendbar, innerlich toxisch |
Hundskamille | Anthemis cotula | Blüten, Blätter | reizend, Magenbeschwerden möglich |
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre