Löwenzahn, gewöhnlicher
Wissenschaftliche Namen: Taraxacum officinale
Synonyme: Augenmilch, Augenwurz, Bärenzahnkraut, Bettpisser, Butterblume, Eierkraut, Feldblume, Kettenblume, Kuhblume, Kuhlattich, Laternenblume, Maiblume, Milchblume, Milchdistel Mönchskopf, Pfaffenkopf, Pferdeblume, Pusteblume, Schäfchenblume, Schmalzblume, Schweineblume, Saublume, Sonnenwurzel, Teufelsblume, Wilde Zichorie u.v.a.m. (allein im deutschsprachigen Raum gibt es über 500 Bezeichnungen).
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Cichorioideae
- Gattung: Löwenzahn Taraxacum
- Art: Gewöhnlicher Löwenzahn
Taraxacum ist eine sehr formenreiche Gattung und noch immer in Bildung neuer Sippen begriffen. Dies geschieht durch die Entwicklung von Embryonen ohne vorhergehende Befruchtung (Parthenogenese). Die über 250 Kleinarten lassen sich nur mit Hilfe von Spezialliteratur unterscheiden.
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Beschreibung
Blütezeit: März bis Oktober, bei milder Witterung auch im Winter.
Vorkommen: Europa, Nordafrika, Asien, in Nordamerika eingebürgert; bis 2000 Meter; Fettwiesen und Weiden, Äcker, Wege, Schuttplätze; meist auf tiefgründigen Ton- und Lehmböden; stickstoffliebend; Pionierpflanze; sehr häufig;
Kennzeichen: Zehn bis fünfzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel blattlos, weitröhrig, mit weißem Milchsaft; Blätter in grundständiger Rosette, tief eingeschnitten bis fiederteilig, mit dreieckigen Abschnitten; Blütenköpfe gelb, einzeln, endständig, im Durchmesser drei bis sechs Zentimeter, zahlreiche Zungenblüten, Köpfchen von Hüllblättern umgeben; kräftige Pfahlwurzel, bis zu dreißig Zentimeter lang; Frucht (Achäne) mit lang gestielter Haarkrone; die Früchte bilden sich ohne vorhergehende Befruchtung ("Jungfernzeugung").
Verwechslung: Während der Blütezeit fast ausgeschlossen. Es gibt allerdings viele milchsaftführende Pflanzen, deren Blätter in einer Grundrosette angeordnet sind. Sicheres Kennzeichen dieser Art ist immer der hohle, unbehaarte Stängel und die unbehaarten Blätter. Als Wildgemüse eignen sich auch andere Arten mit vollem Stängel, wie der Herbst-Löwenzahn Leontodon autumnalis oder der Hainsalat Aposeris foetida.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die Wurzel im Frühjahr und Herbst; Blütenknospen und Blüten April bis Juni; Blätter das ganz Jahr.
Der Geschmack der Blätter ist würzig, bittersüß, der der Blütenknospen und Wurzeln süßlich. Die Wurzeln kann man im Herbst in Kisten mit Sand legen, die dann im Frühjahr frische, gebleichte Blätter treiben.
Kultur im eigenen Garten: Der Löwenzahn wächst überall, am liebsten auf tiefgründigem, humusreichen Boden. Samen sind im Handel erhältlich. Kulturen mit Löwenzahn sollten von der Blüte befreit werden, um die unkontrollierte Selbstaussaat zu vermeiden.
Nährstoffe
Löwenzahnblätter:
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 85,7 |
Kohlenhydrate | 7,5 |
Eiweiße | 2,6 |
Fette | 0,6 |
Rohfasern | 1,6 |
Mineralstoffe | 2,0 |
Wissenswertes
Der Löwenzahn ist keineswegs immer eine häufige Pflanze gewesen. In antiken Schriften wird er nicht erwähnt. Auch im Mittelalter war er eher selten anzutreffen. Er war als Gartenpflanze zusammen mit der Madonnenlilie, der Akelei oder dem Marienglöckchen geschätzt. Erst zu Ende des Mittelalters wurde der Löwenzahn wegen seiner harntreibenden Eigenschaften zur Heilpflanze. Seine explosionsartige Ausbreitung hängt mit den besonderen ökologischen Bedingungen zusammen: durch die Jauchedüngung wird der schnell wachsende Löwenzahn gefördert, er ist außerdem eines der ganz wenigen Kräuter, die schon vor dem ersten Wiesenschnitt blühen, während andere Kräuter nicht mehr blühen und fruchten können. Das Einheitsgelb des Löwenzahns ist da.
Obwohl der Löwenzahn heute massenhaft auftritt, ist seine Variabilität erstaunenswert. Jedes Blatt hat seine eigenen Zähne, Buchten und Größe. Diese Wandlungsfähigkeit gibt die Pflanze als Medikament an uns weiter: sie bringt alles zum Fließen.
Namensgebung: Der botanische Name geht auf das arabische tarakshaqu zurück und bedeutet bitteres Kraut. Löwenzahn heißt er wegen seiner gezähnten Blätter, Butterblume wegen der gelben Blütenfarbe, Pusteblume, weil man die Früchte wie Fallschirme wegblasen kann. Sonnenblume, weil die Blütenköpfe sich zur Sonne wenden, Milchstock wegen des Milchsaftes und Ringel- oder Kettenblume, weil Kinder die hohlen Stängel zu Ketten aufzogen. Bläst man die Früchte davon, bleibt der kahle Blütenboden übrig, der der Tonsur katholischer Geistlicher ähnelt, deswegen Pfaffenbusch. Der Löwenzahn wirkt bekanntermaßen harntreibend, deswegen Seichblume oder Bettpisser.
Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, appetitanregend, blutreinigend, Gallensekretion fördernd, harntreibend, magenwirksam und tonisch beschrieben.
Zubereitungen aus Kraut und Wurzeln werden vorbeugend gegen Gallenkoliken, Störungen des Gallenabflusses und der Verdauung gegeben. Bei Verschluss der Gallenwege und Gallenblasenempyem ist die Anwendung kontraindiziert. Auch bei Gicht und Rheuma wird die Pflanze eingesetzt.
Nach Kräuterpfarrer Künzle soll der milchweiße Saft klare Augen machen und Flecken auf den Augen vertreiben. Dazu wird der Saft in die Augen geträufelt.
In der chinesischen Heilkräuterkunde werden dem Löwenzahn folgende Wirkungen zugeschrieben: Hitze und Giftstoffe werden beseitigt bei Furunkeln, nässenden Wunden, Brustdrüsenentzündung und feuchter Hitze der Leber. Er hilft bei geschwollenen und geröteten Augen sowie bei Gelbsucht.
Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, Triterpene (Taraxasterol), Phenolsäure, Cholin, Inulin, Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Vitamin A, Vitamin B2, Vitamin C, Vitamin K.
Nutzpflanze: Im Mittelalter nutzten die Frauen den Milchsaft als Schönheitslotion.
Mythos/Geschichte: Im Altertum war der Löwenzahn vermutlich nicht bekannt, vor dem 15. Jahrhundert wird er von keinem Botaniker oder Arzt erwähnt. Nur arabische Ärzte berichten schon im 11. Jahrhundert von seiner Wirkung. Hieronymus Bock beschreibt erstmals 1546 die harntreibenden Eigenschaften.
Als Sonnensymbol steht der Löwenzahn für Christus und Maria, als Milchsaftpflanze auch für den Opfertod Christi und der Märtyrer.
Magie/Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Jupiter; Element: Luft; Gottheit: Hekate; Magische Kräfte: Weissagung, Wünsche, Rufen von Geistern.
Um einem nahestehenden Menschen eine Nachricht zukommen zu lassen, bläst man die Pusteblume in die Richtung der entsprechenden Person ab und visualisiert die Nachricht. Wer alle Früchte auf einmal fortbläst, ist ein Glückskind oder ein Engel. Ein nach dem Wegblasen weißer Fruchtboden weist auf den Himmel, ein schwarzer auf die Hölle, ein gefleckter auf das Fegefeuer hin.