Rainfarn
Rainfarn Tanacetum vulgare ist eine aromatisch duftende Wildpflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie ist in Europa heimisch und fällt durch ihre goldgelben Blütenköpfe auf. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Tanacetum vulgare
Synonyme: Bitterkraut, Gemeiner Rainfarn, Kraftwurz, Milchkraut, Muttergottesstab, Pompelblume, Rehfarn, Revierblume, Tannkraut, Viehwermut, Wurmkraut, Wurmsamen.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Asteroideae
- Tribus: Anthemideae
- Gattung: Tanacetum
- Art: Rainfarn
Die Gattung Tanacetum umfasst auch andere aromatische Kräuter wie z. B. das Mutterkraut Tanacetum parthenium.
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, klimatisch gemäßigtes Asien, weltweit verschleppt; bis 1000 Meter.
- Standorte: Feuchtes Ödland, Wegränder, lichte Stellen in feuchten Wäldern und Dämme; braucht stickstoffsalzreichen, sandigen Lehm- oder Tonboden.
- Kennzeichen: Vierzig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, mehrjährige Pflanze; Stängel aufrecht, meist kahl oder nur sehr schütter behaart, kantig, hohl, braunrot überlaufen, ziemlich dicht beblättert; Stängelblätter wechselständig, unterste fünfzehn bis fünfundzwanzig Zentimeter lang und fünf bis zehn Zentimeter breit, einfach fiederteilig, mit jederseits sieben bis zwölf Fiedern und einer kleineren Endfieder, alle länglich und am Rand gesägt, Blattspindel zwischen den Fiedern mit kleinen Zipfeln; Blüten in Körbchen in doldig verebneter, oft zusammengesetzter Rispe am Ende des Stängels, Hüllblätter hellgrün, kahl, Körbchen flach scheibenförmig, einen halben bis einen Zentimeter im Durchmesser, Scheibenblüten röhrenförmig, gelb, zungenförmige Randblüten meist fehlend; Blütezeit: Juli bis September; Achänen ein Millimeter lang, kein Haarkranz.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Fiederblättchen von April bis Juli, die Blüten von Juli bis September.
Der Rainfarn riecht aromatisch, der Geschmack ist meist sehr bitter und zeigt an, dass kein Bedarf vorhanden ist. Übergeht man die instinktive Sperre, kann die Pflanze zu Übelkeit mit Erbrechen und zu Herzrhythmusstörungen führen sowie Nieren und Leber schädigen.
Kultur im eigenen Garten: Rainfarn ist eine beliebte Gartenstaude. Einmal angesiedelt, sät sie sich in den Folgejahren selbst aus.
Besondere Inhaltsstoffe
Rainfarn enthält eine Reihe sekundärer Pflanzenstoffe, von denen einige pharmakologisch aktiv sind.
- Thujon: Ein Monoterpen, das in ätherischen Ölen enthalten ist. In hoher Dosis neurotoxisch – der Grund, weshalb Rainfarn innerlich nur in sehr geringen Mengen verwendet wird.
- Bitterstoffe und Flavonoide: Unterstützen Verdauung und Leberfunktion.
- Tanacetin und Parthenolid: Haben entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften.
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Name „Rainfarn“ bezieht sich auf das mittelhochdeutsche „reine“ = Grenze oder Rain (Feldbegrenzung), wo die Pflanze häufig wächst. „Farn“ bezieht sich auf die fiedrige Blattform, obwohl der Rainfarn kein echter Farn ist. Der Gattungsname Tanacetum ist vom griechischen „athanasia“ (Unsterblichkeit) abgeleitet – eine Anspielung auf die lange Haltbarkeit der Blüten.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als erfrischend, insektizid, die Menstruation regulierend, abortiv, die Verdauung fördernd und wurmtreibend beschrieben.
Rainfarn wurde als Magen-Darm Mittel, gegen Würmer, zur Behandlung von Wunden und in der Frauenheilkunde verwendet: Er wurde als Abtreibungsmittel, aber auch zur Einleitung der Geburt eingesetzt. Aufgrund des Thujongehalts ist jedoch Vorsicht geboten – in der modernen Pflanzenheilkunde wird der Rainfarn nur noch äußerlich oder in homöopathischen Verdünnungen verwendet.
- Nutzpflanze: Der Rainfarn wird gelegentlich in der Permakultur als Insektenabwehrpflanze kultiviert. Seine stark duftenden Blätter halten Blattläuse und andere Schadinsekten fern. Die Pflanze eignet sich auch zur Herstellung von Jauche gegen Schädlinge. Die Blüten können zur natürlichen Färbung von Textilien verwendet werden (gelb).
- Mythos und Geschichte: Im Mittelalter war Rainfarn Bestandteil sogenannter „Osterbittern“, Kräutermischungen, die als Fastenspeise galten. Auch in Klostergärten wurde er kultiviert. In der frühen Neuzeit galt Rainfarn als Schutzpflanze gegen „Hexerei“ und „Verhexung“; er wurde unter das Kopfkissen gelegt oder im Stall aufgehängt.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: feminin; Planet: Venus; Element: Wasser; Magische Kräfte: Gesundheit, Langlebigkeit.
Rainfarn wurde Ganymed, einer Figur aus der griechischen Mythologie gegeben, um ihn unsterblich zu machen. Deshalb kann man sie zur Steigerung der persönlichen Lebenserwartung bei sich tragen. Rainfarn wehrt böse Geister und Blitze ab und spielt im Liebeszauber eine Rolle. Er fand in Kräuterbuschen zur Maria Himmelfahrt ebenso Platz wie in Räuchermischungen zum Austreiben von Krankheit und Dämonen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Rainfarn symbolisiert Schutz, Abgrenzung und Klarheit. Er steht für das Erkennen von Grenzen – sei es körperlich, emotional oder energetisch – und kann dabei helfen, sich gegenüber Fremdeinflüssen zu behaupten. In der Chakrenlehre wird er gelegentlich dem Solarplexus-Chakra zugeordnet, das mit Selbstbestimmung, Verdauung und Abgrenzung verknüpft ist.
→ Siehe auch: Korbblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre