Mutterwurz, Alpen-
Alpen-Mutterwurz Mutellina adonidifolia ist eine ausdauernde Wildpflanze aus der Familie der Doldenblütler mit aromatischer Wurzel und fein gefiederten Blättern. Sie wächst in alpinen Matten und Felsfluren und wurde traditionell als Heil- und Gewürzpflanze genutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Mutellina adonidifolia
Synonyme: Adonisblättrige Mutterwurz, Muttern (Muttere, Mutteri, Mutterne, Mutteli u. ä.), Madaun (Mataun, Matau, Madau, Padaun u. ä., Mutterkraut, Gamskraut, Nidelbrod, Rohmblume, Rohmzonne, Bärenfenchel, Bär(en)wurz, Kopriz, Alpen-Liebstock; Ligusticopsis adonidifolia, Peucedanum adonidifolium.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
- Familie: Doldenblütler Apiaceae
- Unterfamilie: Apioideae
- Tribus: Selineae
- Gattung: Mutellina
- Art: Alpen-Mutterwurz
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Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Alpen und angrenzende Gebirge Mitteleuropas (u. a. Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Slowenien), lokal auch in den Pyrenäen und Karpaten; montane bis alpine Stufe.
- Standorte: Magere Bergwiesen, Rasenschmellen, Geröll- und Felsfluren, Weiderasen; bevorzugt sonnige, gut drainierte, kalkreiche Lagen auf 1 400–2 800 Meter.
- Kennzeichen: Mehrjährige, fünfzehn bis vierzig Zentimeter hohe Staude mit kurzer, kräftiger, aromatischer Pfahlwurzel. Blätter überwiegend grundständig, 2–3-fach gefiedert, fein zerschlitzt (adonisartig), oberseits dunkelgrün. Blüten in vielstrahligen, vergleichsweise kleinen zusammengesetzten Dolden ohne oder mit unauffälligen Hüllblättern; Kronblätter weißlich bis zart rosé. Blütezeit: Juni–August. Früchte länglich, gerippt, typischer Doldenfrucht-Bau. Ganze Pflanze würzig-aromatisch.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Feinblättrige, junge Triebspitzen und Blüten lassen sich in sehr kleinen Mengen als würzige Kostprobe verzehren (anis- bis sellerieartig, angenehm bitter-würzig). Die Wurzel ist aromatisch-harzig, jedoch intensiv und nur sparsam geeignet. In der instinktiven Rohkost zeigen sich rasch deutliche Sperren.
Saison: Junge Blätter/Triebe im späten Frühjahr bis Frühsommer; Blüten im Hochsommer.
Lagerung/Haltbarkeit: Frisch verzehren; das feine Aroma verfliegt rasch. Blüten/Triebe können kurz kühl gelagert werden, welken aber schnell.
Hinweis: Doldenblütler sind eine artenreiche, teils giftige Familie. Sorgfältige Bestimmung ist zwingend; Verwechslungen (z. B. mit giftigen Arten) sind auszuschließen. Nur sicher bestimmte Pflanzen probieren.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 84,0 |
Kohlenhydrate | 7,2 |
Eiweiße | 2,4 |
Fette | 0,6 |
Rohfasern | 4,2 |
Mineralstoffe | 1,6 |
Vitamin C | 30–45 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält eine Reihe physiologisch aktiver Verbindungen, typisch für aromatische Doldenblütler:
- Ätherische Öle (v. a. Monoterpene): appetitanregend, karminativ; prägen das würzige Aroma.
- (Furano-)Cumarine: krampflösend, durchblutungsfördernd; Vorsicht bei sonnenexponierter Haut (Photosensibilisierung möglich).
- Flavonoide & Phenolsäuren: antioxidativ, zellschützend.
- Mineralstoffe (u. a. Kalium, Kalzium, Magnesium): unterstützen Elektrolyt- und Enzymhaushalt.
Wissenswertes
- Namensgebung: „Mutterwurz“ verweist in der Volksdeutung auf eine „Mutter-/Meister-Wurzel“ für den Magen („Wurz“ = Wurzel; vgl. Meisterwurz). Das Artepitheton adonidifolia bedeutet „mit adonisähnlichen Blättern“ (fein zerschlitzt). Regionale Namen variieren (z. B. Adonisblättrige Mutterwurz).
- Heilkunde: In der Alpen-Volksmedizin wurden Triebe/Wurzel traditionell als Magen- und Verdauungsmittel (bitter-aromatisch, karminativ), bei Blähungen, leichten Krämpfen und als milder Appetitanreger genutzt – als Kaltmazerat, Tee, Weinauszug oder Ansatzschnaps. Äußerlich kamen aromatische Einreibungen für müde Glieder zur Anwendung.
- Nutzpflanze: Als würzendes Wildkraut („Berggewürz“) in minimalen Mengen; mit Wert für Bestäuber (Nektar/Pollen); standortökologisch wichtig in artenreichen Almrasen. Gelegentlich Bestandteil traditioneller Kräuteransätze (Bitter/„Kräuter“).
- Mythos und Geschichte: Alpenkräuter wie Mutterwurz galten Hirten und Sennerinnen als „Hausapotheke der Höhe“. Die aromatische Wurzel wurde punktuell gesammelt und mit Maß verwendet – starke Kräuter sollten „führen, nicht füllen“. Schriftliche Nennungen sind seltener als bei der Meisterwurz; in regionalen Kräuterlisten taucht sie als „Adonis-Mutterwurz“ auf.
- Magie und Brauchtum: Wie andere Bergkräuter Teil von Kräuterbuschen (z. B. zu Mariä Himmelfahrt). Dem Räuchern mit bitter-harzigen Wurzeln schrieb man klärende, schützende Qualitäten zu – besonders in Übergangszeiten der Almwirtschaft (Auf-/Abtrieb).
- Symbolik und spirituelle Deutung: Steht für Klarheit, Maß und Verdauung – im übertragenen Sinn „das Schwere leichter machen“. In der Symbolsprache stärkt sie das Sonnengeflecht (Manipura, „Verdauungsfeuer“) und fördert zentrierte Wachheit ohne Überreizung.
→ Siehe auch: Doldenblütler in der Rohkost, Meisterwurz, Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre