Doldenblütler in der Rohkost
Doldenblütler Apiaceae sind eine artenreiche Pflanzenfamilie, die zahlreiche essbare Wildkräuter, Gemüse- und Heilpflanzen, aber auch stark giftige Vertreter umfasst. Dieser Artikel gibt einen Überblick aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida
- Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
- Familie: Doldenblütler Apiaceae (syn. Umbelliferae)
Die Familie umfasst etwa 450 Gattungen und über 3.500 Arten, darunter bekannte Nutz- und Wildpflanzen ebenso wie hochtoxische Arten.
Merkmale
- Meist krautige Pflanzen mit gefiederten Blättern
- Typischer Blütenstand: doppeldoldig, 5-zählige kleine Einzelblüten
- Oft hohle, gerillte Stängel
- Ätherische Öle, aromatischer Duft
- Früchte meist zweiteilige Spaltfrüchte
Instinktive Rohkost und Doldenblütler
Doldenblütler können in der Rohkost sowohl wertvolle Nahrung (z. B. Möhre, Fenchel) als auch gefährliche Fallen darstellen (z. B. Schierling). Einige Arten besitzen starke Sperrsignale, die vor dem Verzehr warnen. Besonders wichtig ist bei Wildsammlung die sichere Bestimmung!
Sicheres Sammeln:
- Nur sicher bestimmte Pflanzen verwenden
- Giftige und essbare Arten können sich stark ähneln
- Im Zweifel immer verzichten!
- Achtung bei Kindern und Tieren
Essbare Doldenblütler:
Art | Wissenschaftlicher Name | Merkmale | Verwendete Teile | Geschmack / Geruch |
---|---|---|---|---|
Giersch | Aegopodium podagraria | Dreigeteilte, gezähnte Blätter; weiße Doldenblüten | Blätter, junge Triebe | würzig, leicht sellerieartig |
Echte Engelwurz | Angelica archangelica | Hohe Pflanze, dicke hohle Stängel, kugelige Dolden, aromatisch | Blätter, Stängel, Wurzel, Samen | würzig-aromatisch, leicht süßlich |
Wilde Engelwurz | Angelica sylvestris | Hochwüchsig, rötlicher Stängel, gefiederte Blätter, weiße bis rosa Dolden | Blätter, junge Triebe, Wurzel (sparsam) | aromatisch, leicht bitter-süßlich |
Echter Kerbel | Anthriscus cerefolium | Fein gefiedert, zart, weiße Dolden, frühes Frühjahrskraut | Blätter, junge Stängel | mild-würzig, leicht anisartig |
Gewöhnlicher Knollenkümmel | Bunium bulbocastanum | Fein gefiederte Blätter, weiße Dolden, kleine essbare Knollen | Knollen, Blätter | nussig, mild-würzig |
Sichelblättriges Hasenohr | Bupleurum falcatum | Schmale, sichelförmige Blätter, gelbliche Dolden | Blätter, Wurzel (mit Vorsicht) | leicht bitter, würzig |
Gewürz-Kälberkropf | Chaerophyllum aromaticum | Aromatisch duftende, doppelt gefiederte Blätter, weiße Doldenblüten | Blätter, junge Triebe | würzig, sellerieartig |
Meerfenchel | Crithmum maritimum | Dickfleischige, bläulich-grüne Blätter, wächst an Meeresküsten | Blätter, junge Triebe | salzig-würzig, leicht anisartig |
Feldmannstreu | Eryngium campestre | Stachelig, distelähnlich, blaugrüne Blätter, auffällige Blütenköpfe | Blätter, Wurzel (sparsam) | herb, leicht scharf |
Culentro | Eryngium foetidum | Länglich gezähnte Blätter, kräftiger Geruch, tropisch | Blätter | korianderähnlich, jedoch intensiver und schärfer |
Wiesen-Bärenklau | Heracleum sphondylium | Große gefiederte Blätter, behaarte Stängel, weiße Doldenblüten | Junge Blätter, Blattstiele, Triebe | würzig-aromatisch, leicht bitter |
Bärwurz | Meum athamanticum | Fein gefiedert, aromatisch duftend, eher kleine Dolden | Blätter, Wurzel | würzig-aromatisch, leicht anisartig |
Süßdolde | Myrrhis odorata | Hohe Staude, gefiederte Blätter, Anisduft, weiße Dolden | Blätter, Samen, Wurzel | intensiv süßlich-anisartig |
Pastinak | Pastinaca sativa | Zweijährige, tief wurzelnde Pflanze mit weißlich-beiger Rübe; gelbe Doldenblüten im zweiten Jahr; gefiederte Blätter | Wurzel, junge Blätter, Samen (als Gewürz) | Süßlich, nussig, leicht anisartig; aromatisch im Duft, besonders bei frischer Ernte |
Petersilie | Petroselinum crispum | Kraus- oder glattblättrig, aromatisch, typische Küchenpflanze | Blätter, Stängel, Wurzel (bei Wurzelpetersilie) | frisch-würzig, typisch petersilienartig |
Große Bibernelle | Pimpinella major | Große Blätter, hohle Stängel, rosa bis weiße Doldenblüten | Blätter, junge Triebe, Wurzel | mild-würzig, leicht süßlich |
Sanikel | Sanicula europaea | Klein, unauffällige Blüten, gelappte Grundblätter, Waldstandorte | Blätter, Wurzel (mit Vorsicht) | herb-würzig, leicht medizinisch |
Merk | ium erectum | Feuchtigkeitsliebend, weiße Dolden, rinnig gefiederte Blätter | Blätter, junge Triebe | mild-würzig, leicht sellerieartig |
Giftige Doldenblütler:
Art | Wissenschaftlicher Name | Typische Merkmale | Giftstoffe | Vergiftungsgefahr / Hinweise |
---|---|---|---|---|
Gefleckter Schierling | Conium maculatum | Gerillter Stängel mit roten Flecken, Mäusegeruch | Coniin | hochgiftig, bereits geringe Mengen tödlich |
Wasser-Schierling | Cicuta virosa | feuchte Standorte, Hohlstängel, brennender Wurzelsaft | Cicutoxin | stark neurotoxisch, tödlich |
Hundspetersilie | Aethusa cynapium | Stark glänzende, tief geteilte Blätter, unangenehmer Geruch | Alkaloide | Verwechslungsgefahr mit Petersilie |
Riesen-Bärenklau | Heracleum mantegazzianum | Sehr groß, behaart, weiße Dolde | Furanocumarine | Hautkontakt → phototoxisch (Verbrennungen) |
Heckenkälberkropf | Chaerophyllum temulum | ähnlich essbaren Arten, aber rötlich gefleckt | Unklar, vermutlich Alkaloide | giftig, auch für Tiere |
Wissenswertes
- Namensgebung: Der deutsche Name „Doldenblütler“ bezieht sich auf den typischen Blütenstand dieser Familie – die sogenannte Dolde, bei der viele kleine Einzelblüten strahlenförmig angeordnet sind. Der wissenschaftliche Name „Apiaceae“ leitet sich von der Gattung Apium (Sellerie) ab.
- Heilkunde: Viele Doldenblütler gehören zu den ältesten bekannten Heilpflanzen. Fenchel, Kümmel, Anis und Koriander wurden bereits in der Antike gegen Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Koliken eingesetzt. Auch heute noch finden sich ihre ätherischen Öle in vielen naturheilkundlichen Anwendungen. Andere Arten wie Engelwurz Angelica oder Bärwurz Meum wurden volksmedizinisch zur Stärkung, bei Atemwegserkrankungen oder als Frauenheilpflanzen verwendet.
- Nutzpflanzen: Neben Heilpflanzen gehören zahlreiche Doldenblütler zu den klassischen Küchenkräutern (z. B. Petersilie, Dill, Liebstöckel) oder Gemüsen (z. B. Möhre, Pastinake, Sellerie). Einige Arten liefern zudem aromatische Samen (z. B. Fenchel, Kreuzkümmel). In der Permakultur spielen manche Arten auch als Insektenmagneten und Bodenverbesserer eine Rolle.
- Mythos und Geschichte: Doldenblütler wurden schon in der Steinzeit genutzt, wie archäologische Funde belegen. Die Möhre wurde in ihrer wilden Form vermutlich bereits von frühen Sammlern verzehrt. Der Riesenbärenklau galt mancherorts als Schutzpflanze gegen Dämonen. In der Antike galten aromatische Arten wie Silphion sogar als Zahlungsmittel und wurden kultisch verehrt – diese heute ausgestorbene Pflanze war in der griechisch-römischen Welt legendär.
- Magie und Brauchtum: Manche Arten galten als abwehrstark gegen böse Geister (z. B. Engelwurz). Die wilde Möhre wurde in manchen Regionen als Fruchtbarkeitssymbol verwendet. Kräuter aus der Familie wurden traditionell zu Johannisnacht gesammelt und in Schutzräuchermischungen eingebunden.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Doldenblütler stehen in ihrer Vielfalt für Leichtigkeit, Kommunikation und Durchlässigkeit. Ihre oft filigrane Gestalt und der weite Doldenstand können symbolisch als Einladung zur Vernetzung verstanden werden.
→ Siehe auch: Knolliger Kälberkopf, Liebstöckel, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre