Estragon, deutscher
Deutscher Estragon Artemisia dracunculus var. sativa ist eine aromatische Korbblütlerpflanze mit schmalen Blättern und fein-würzigem Duft, die traditionell als Küchen- und Heilpflanze verwendet wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Artemisia dracunculus var. sativa
Synonyme: Bettram, Drachenkraut, Dragon, Dragun, Kaisersalat, Schlangenkraut.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Asteroideae
- Gattung: Artemisia
- Art: Deutscher Estragon
Die Gattung Artemisia umfasst etwa 250 bis 500 weitere Arten, unter anderem folgende:
- Eberraute Artemisia abrotanum
- Wermut Artemisia absinthium
- Einjähriger Beifuß Artemisia annua
- Feld-Beifuß Artemisia campestris: Blätter tief eingeschnitten, schmale Blattzipfel.
- Kampfer-Eberraute Artemisia camphorata
- Ährige Edelraute, Schwarze Edelraute Artemisia genipi
- Wüsten-Beifuß Artemisia tridentata
- Echte Edelraute Artemisia umbelliformis syn. Artemisia mutellina
- Gemeiner Beifuß Artemisia vulgaris
Beschreibung
- Vorkommen: Nordamerika, Zentralasien, Südeuropa.
- Standorte: Braucht stickstoffsalzhaltigen, sandig-lehmigen Boden.
- Kennzeichen: Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe ausdauernde Pflanze; Stängel aufrecht, kahl, dicht beblättert; Stängelblätter wechselständig, ungestielt, die untersten an der Spitze tief dreizähnig oder dreispaltig, länglich, zwei bis zehn Zentimeter lang und zwei bis acht Millimeter breit, spitz, ganzrandig oder schwach gesägt, kahl; Blüten in kleinen Körbchen in einem lockeren, zusammengesetzt-rispigen Blütenstand am Ende des Stängels, Blütenkörbchen knapp drei Millimeter im Durchmesser, Blüten röhrenförmig, gelb; Blütezeit: August bis Oktober; Früchte Achänen, sie werden wegen der kurzen Vegetationsperiode in Mitteleuropa nicht ausgebildet.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Im instinktiven Kontext ist Estragon aufgrund seines hohen Gehalts an ätherischen Ölen nur in sehr kleinen Mengen reizvoll. Der Geschmack ist herb, leicht süßlich und an Anis oder Fenchel erinnernd, mit einer leicht betäubenden Wirkung auf die Zunge bei übermäßigem Verzehr.
Saison: Ernte der frischen Triebe von Mai bis Oktober. Junge Triebe sind im Frühsommer besonders zart und aromatisch. In milden Lagen oder im Haus auch fast ganzjährig verfügbar.
Lagerung/Haltbarkeit: Frischer Estragon hält sich gekühlt etwa zwei bis drei Tage, idealerweise in ein feuchtes Tuch gewickelt. Zur längeren Aufbewahrung eignet sich Trocknung (aromatisch milder) oder Einfrieren (intensiver).
Kultur im eigenen Garten: Estragon benötigt einen sonnigen bis halbschattigen Platz. Er liebt trockene, sandige und magere Böden. Die Vermehrung erfolgt durch Wurzelteilung im Frühjahr und durch Stecklinge im Sommer.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 85,0 |
Kohlenhydrate | 6,3 |
Eiweiße | 3,4 |
Fette | 1,1 |
Rohfasern | 1,3 |
Mineralstoffe | 1,5 |
Besondere Inhaltsstoffe
Estragon enthält eine Vielzahl an ätherischen Ölen, die seine Wirkung auf Verdauung, Stoffwechsel und Stimmung erklären:
- Estragol (Methylchavicol): Aromastoff mit verdauungsfördernder, appetitanregender Wirkung – in größeren Mengen jedoch umstritten (potenziell lebertoxisch bei Dauerbelastung)
- Anethol (v. a. im französischen Estragon): Süßlich-würzig, beruhigend auf das Nervensystem und krampflösend
- Flavonoide (Rutin, Quercetin): Gefäßschützend, antioxidativ, entzündungshemmend
- Polyphenole und Bitterstoffe: Anregend auf Galle, Leber und Appetit
- Vitamin C, Beta-Carotin (Vorstufe Vitamin A): Zellschutz, Immunsystem, Haut- und Sehkraftunterstützung
Wissenswertes
- Namensgebung: Die Araber nannten diese Pflanze Tharchun. Der Italiener Simon Genuensis, der sie als erster Europäer Ende des 13. Jahrhunderts namentlich erwähnte, wandelte Tharchun in Tarcon ab, später wurde daraus Drago bzw. Dragone. Der Begriff "Estragon" stammt aus der französischen Sprache. Der Gattungsname Artemisia geht auf die griechische Göttin Artemis zurück, Hüterin der Frauen, der Heilung und des Waldes.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als appetitanregend, verdauungsfördernd und harntreibend beschrieben.
Estragon wurde traditionell bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Appetitmangel und Menstruationsbeschwerden verwendet. In der Klostermedizin diente er als nervenstärkendes und galleanregendes Mittel. Auch bei rheumatischen Beschwerden und Zahnschmerzen kam er äußerlich zur Anwendung (Kauen der Blätter).
- Nutzpflanze: Estragon ist ein wichtiges Küchenkraut in Europa, besonders in der französischen Küche (z. B. Sauce Béarnaise, Estragonessig). Als mehrjährige Staude eignet er sich für Kräuterspiralen und sonnige Permakulturbeete. Insekten nutzen seine Blüten nur mäßig, da er eher auf vegetative Vermehrung ausgelegt ist.
- Mythos und Geschichte: Ursprünglich stammt der Estragon aus dem fernen Osten. Die ältesten Überlieferungen über seine Nutzung stammen aus China (zwischen 1000 und 2000 vor Christus).
Im alten Persien und später in der arabischen Medizin wurde Estragon als „Kraut des klaren Geistes“ verehrt. Im Mittelalter galt er als Heilpflanze der Heilkundigen, während sein Einsatz in der feinen Küche erst mit der Renaissance in Frankreich verbreitet wurde.
- Magie und Brauchtum: Magische Kräfte: Liebe, Jagd.
Die Einwohner Nordamerikas trugen Estragonblätter zur Anziehung von Liebe und als Glücksbringer auf der Jagd mit sich. In Europa glaubte man, dass das Kraut vor bösen Mächten schütze. Sein Duft galt als reinigend, sein Wesen als schützend und klärend. In Liebesräucherungen und Amuletten sollte er Klarheit in Beziehungen bringen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Estragon steht symbolisch für Klärung, Entscheidungskraft und Durchsetzung. Er stärkt den inneren Fokus und hilft, übermäßige Gedanken zu ordnen. Spirituell kann er dem Solarplexuschakra zugeordnet werden – als Pflanze der Unterscheidungskraft, aber auch der Sinnesfreude.