Eberraute

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Eberraute Artemisia abrotanum ist eine aromatisch duftende Korbblütlerpflanze mit feingefiederten Blättern und traditioneller Nutzung als Würz- und Heilkraut, das in kleinen Mengen auch roh verwendet werden kann. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Artemisia abrotanum
Synonyme: Abergans, Colakraut, Eberreis, Eberwurzel, Eberrautenbeifuß, Garthau, Gartenhühnchen, Gartheil, Herrrgotztshölzl, Lemonikräutel, Riechblume, Stabwurzel, Zitronenkraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
  • Unterfamilie: Asteroideae
  • Gattung: Artemisia
  • Art: Eberraute

Die Gattung Artemisia umfasst etwa 250 bis 500 weitere Arten, unter anderem folgende:

  • Wermut Artemisia absinthium
  • Einjähriger Beifuß Artemisia annua
  • Feld-Beifuß Artemisia campestris: Blätter tief eingeschnitten, schmale Blattzipfel.
  • Kampfer-Eberraute Artemisia camphorata
  • Deutscher Estragon Artemisia dracunculus
  • Ährige Edelraute, Schwarze Edelraute Artemisia genipi
  • Wüsten-Beifuß Artemisia tridentata
  • Echte Edelraute Artemisia umbelliformis syn. Artemisia mutellina
  • Gemeiner Beifuß Artemisia vulgaris
Eberraute, ganze Pflanze

Beschreibung

  • Vorkommen: Alte Kulturpflanze, bisweilen verwildert, Heimat Ost-Europa, Mittelmeergebiet, West-Asien.
  • Kennzeichen: Fünfzig bis achtzig Zentimeter hohe ausdauernde Pflanze; Stängel aufrecht, kahl, unten verholzend und brüchig; Blätter doppelt fiederspaltig mit drüsig punktierten Zipfeln, drei bis acht Zentimeter lang, Unterseite grau behaart; Blüten blassgelb, Köpfchen klein, rundlich, nickend, in stark beblätterten Rispen. Blütezeit: Juli bis Oktober.
  • Verwechslung: Mit anderen Artemisia-Arten.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Die Eberraute hat einen stark aromatischen, zitronig-bitteren Geschmack mit harzigen, leicht kampferartigen Noten. Aufgrund ihrer intensiven Bitterstoffe ist sie instinktiv meist nur punktuell attraktiv und kann als stärkendes oder reinigendes "Gewürzblatt" wirken. Die Spitzen riechen und schmecken manchmal nach Cola, weshalb er auch "Coca Cola-Strauch" genannt wird.

Saison: Frische Triebe und Blätter können vom Frühling bis in den Herbst geerntet werden. Die Pflanze ist winterhart, der oberirdische Teil stirbt im Winter meist ab.

Lagerung/Haltbarkeit: Frisch geerntet verliert die Eberraute schnell an Aroma. Am besten direkt verwenden oder bei niedriger Temperatur im Schatten trocknen. Getrocknet bleibt sie monatelang haltbar, verliert aber etwas an Geschmack.

Kultur im eigenen Garten: Die Pflanze lässt sich sehr gut vegetativ über Stecklinge, die sich rasch bewurzeln, vermehren.

Besondere Inhaltsstoffe

Artemisia abrotanum gehört zur Gattung der Beifußarten und enthält zahlreiche Bitterstoffe, ätherische Öle und bioaktive Verbindungen mit tonisierender und verdauungsfördernder Wirkung:

  • Abrotanin (Bitterstoffkomplex): Anregend auf Leber, Galle und Verdauung; appetitanregend
  • Cineol (im ätherischen Öl): Schleimlösend, antiseptisch, stimulierend auf Atemwege
  • Thujon (in geringen Mengen): Nervenanregend, bei hoher Dosis neurotoxisch; traditionell als Bestandteil von Wermut bekannt
  • Flavonoide (z. B. Apigenin): Antioxidativ, krampflösend, entzündungshemmend
  • Vitamin C, A, B-Komplex, Folsäure: Unterstützen Immunabwehr, Stoffwechsel, Zellschutz und Blutbildung

Wissenswertes

  • Namensgebung: Eberraute“ ist vermutlich eine volksetymologische Umformung des lateinischen Namens abrotanum, der auf das Griechische abrotonon (ἁβρότονον) zurückgeht. In der Antike war abrotonon ein Sammelbegriff für aromatische Heilkräuter, besonders solche aus der Familie der Artemisia-Arten. Der deutsche Trivialname „Colakraut“ (regional) bezieht sich auf den intensiv-aromatischen Geruch. Der Gattungsname Artemisia leitet sich von der griechischen Göttin Artemis ab, Schutzpatronin der Heilpflanzen und Frauen.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als antiseptisch, die Menstruation fördernd, narbenbildend, schweißtreibend, stimulierend, wundheilend und wurmtreibend beschrieben.
    Dioskorides empfiehlt den Samen der Eberraute in Wasser zerkleinert als Brühe gegen Kurzatmigkeit, Krämpfe, Brüche, Hüftbeschwerden oder mit Gerstenmehl, Wasser oder Öl vermischt als Umschläge bei Geschwüren. Auch Hildegard von Bingen empfiehlt den Saft der Eberraute gegen Grind, Beulen und Geschwüre. Das Kraut wird heute verwendet bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden. Äußerlich bei Frostbeulen, zum Ziehen von Splittern, bei Ischiasschmerzen, Schwellungen und Haarausfall. In der Volksmedizin wird der Eberraute eine immunstärkende Kraft zugeschrieben.
    In der Homöopathie findet die Eberraute Anwendung bei Drüsenschwellungen, Abmagerungen und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Brustfellentzündungen.
  • Nutzpflanze: Eberraute galt als Pestmittel. In Gärten dient die Eberraute als aromatischer Halbstrauch, zur Abwehr von Insekten, zur Herstellung von Kräuteressig, Tees und Duftsträußen. In der Permakultur kann sie als Insektenabwehr in Kräuterspiralen oder als Schutzpflanze neben Gemüsearten gepflanzt werden. Ihre Zweige wurden früher auch zur Mottenschutzbekämpfung in Kleiderschränken verwendet.
  • Mythos und Geschichte: Schon im alten Ägypten galt die Eberraute als Pflanze des Übergangs. Im Mittelalter war sie Bestandteil der berühmten „Klosterbitter“ und galt als Symbol für Wachheit und Unabhängigkeit. In Bauerngärten wurde sie als Schutz- und Frauenkraut besonders verehrt. Auch Hildegard von Bingen erwähnte sie in ihren heilkundlichen Schriften.
    Früher wurden die frischen Blätter im Gerichtsaal auf den Anklagebänken ausgelegt, um sich vor dem berüchtigten Gefängnis-Typhus zu schützen.
  • Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Merkur; Element: Luft; Magische Kräfte: Liebe Lust, Schutz.
    Im Mittelalter verwendete man die Pflanze zur Teufelsaustreibung, aber auch für Liebeszauber. Das Verbrennen des Krautes als Räuchersubstanz bewahrt vor Schwierigkeiten aller Art, und der Rauch eignet sich zum Vertreiben von Schlangen. Nach einem nordeutschen Brauch legten alte Frauen kleine Sträuße aus Eberraute in ihr Gebetbuch oder ins Gesangbuch. Der Duft der Pflanze bewahrte sie davor, während der Predigt einzunicken. Deshalb heißt sie "Riechblume" an der Ostsee "Schmecker", an der Nordsee "Rukelbloem" und anderswo "Rückelbusch".
    In Ritualen wurde sie für Klarheit, Trennung und Entscheidungsprozesse verwendet. Als Räucherkraut öffnet sie den Geist für neue Perspektiven.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Eberraute steht für Unterscheidungskraft, Klarheit und geistige Reinigung. Sie stärkt das Gefühl für innere Ordnung und hilft, Grenzen zu setzen. Spirituell wird sie dem Stirnchakra (Erkenntnis, Intuition) zugeordnet. Ihr bitteres Wesen fördert Loslassen, Wachheit und bewusste Neuorientierung.