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Wissenschaftliche Namen: ''Artemisia absinthium''<br> | '''Wermut (Echter Wermut)''' ''Artemisia absinthium'' ist ein stark bitteres, aromatisches Korbblütler-Kraut mit silbrig behaarten Blättern und würzigem, thujonhaltigem ätherischem Öl. Historisch ist es als Heil-, Räucher- und Aromapflanze bedeutsam. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost. | ||
Synonyme: Absinth, Alsem, Bitter Als, Bitterer Beifuß, Elsenkraut, Gottvergiss, Grabekraut, Hilligbitter, Mottenstok, Magenkraut, Ölde, Wermat, Wörmken, Würmut, Wiegenkraut, Wolfszausert. | |||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Artemisia absinthium''<br> | |||
'''Synonyme:''' Absinth, Alsem, Bitter Als, Bitterer Beifuß, Elsenkraut, Gottvergiss, Grabekraut, Hilligbitter, Mottenstok, Magenkraut, Ölde, Wermat, Wörmken, Würmut, Wiegenkraut, Wolfszausert. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Ursprünglich Eurasien/Nordafrika; in ganz Europa verwildert und kultiviert; bis 2000 Meter. | |||
*'''Standorte:''' Weg- und Straßenränder, Flusskies, Weinberge, in sandig-schotterigen trocken-warmen Lagen, zerstreut bis häufig. | |||
Kennzeichen: Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe, mehrjährige Staude; Stängel aufrecht, im Blütenstandsbereich reich verästelt, grünlich-weiß, behaart, gerieft, im unteren Fünftel deutlich verholzt; Blattstiel am Grund verbreitert, aber nicht stängelumfassend, Stängelblätter wechselständig, tief eingeschnitten, auf der Unterseite weiß, auf der Oberseite graugrün, seidig behaart; Blüten gelb, röhrenförmig, in kleinen kugeligen Körbchen, diese nickend und in beblätterten Rispen. | *'''Kennzeichen:''' Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe, mehrjährige Staude; Stängel aufrecht, im Blütenstandsbereich reich verästelt, grünlich-weiß, behaart, gerieft, im unteren Fünftel deutlich verholzt; Blattstiel am Grund verbreitert, aber nicht stängelumfassend, Stängelblätter wechselständig, tief eingeschnitten, auf der Unterseite weiß, auf der Oberseite graugrün, seidig behaart; Blüten gelb, röhrenförmig, in kleinen kugeligen Körbchen, diese nickend und in beblätterten Rispen; Blütezeit: Juli bis September. | ||
Verwechslung: Ist mit anderen Artemisia-Arten, besonders dem [[Beifuß, gemeiner|Beifuß]] möglich. | *'''Verwechslung:''' Ist mit anderen Artemisia-Arten, besonders dem [[Beifuß, gemeiner|Beifuß]] möglich. | ||
===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und blühende Sprosse von Juli bis September. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Blätter und blühende Sprosse von Juli bis September. | ||
Frisches Kraut ist sehr bitter und harzig-aromatisch un kann, wenn überhaupt, nur im kleinsten Mengen verzehrt werden. | |||
Wermut | '''Kultur im eigenen Garten:''' Die Aussaat kann von Frühjahr bis Sommer erfolgen. Die Samen nur leicht mit Erde bedecken. Eine Vermehrung kann auch durch Stecklinge erfolgen. Wermut liebt einen Platz in voller Sonne auf einem durchlässigen, kalkreichen, nährstoffarmen Boden. Er eignet sich gut für den Steingarten. | ||
===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
Die Pflanze enthält eine Reihe markanter Bitter- und Aromastoffe. | |||
*'''Sesquiterpenlactone''' (Absinthin, Anabsinthin u. a.): maßgeblich für die extreme Bitterkeit. | |||
*'''Ätherisches Öl''' (0,2–1,5 %): v. a. α/β-Thujon, Thujylalkohol, Campher, Borneol, Pinene, Sabinen; prägt Duft/Schärfe. | |||
*'''Flavonoide & Phenolsäuren''' (z. B. Quercetin-, Luteolin-Glykoside, Kaffeesäure-Derivate). | |||
*'''Gerbstoffe''' (adstringierend), '''Bitterstoffe''' allgemein. | |||
*'''Spurenelemente/Mineralstoffe''' (standortabhängig). | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Namensgebung: | *'''Namensgebung:''' ''Artemisia'' wird traditionell der Göttin Artemis zugeordnet (Schutz, Heilkunst). Das Artepitheton ''absinthium'' geht auf griech. ''apsínthion'' (ἄψινθον) zurück – „untrinkbar“, Hinweis auf die Bitterkeit. | ||
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als anregend, antiseptisch, blutbildend, blutreinigend, die Menstruation regulierend, tonisch, verdauungsfördernd und wurmtreibend beschrieben.<br>Hildegard von Bingen empfiehlt ihn bei Schwächezuständen, Kopfschmerzen und Husten. In der Volksmedizin wird er vor allem bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Leber- und Gallenleiden und gegen Würmer eingesetzt. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' Wermut wird bereits auf einem ägyptischen Papyrus aus dem Jahr 1600 vor Christus erwähnt. Araber und Kelten empfahlen ebenfalls seine Anwendung. Im alten Griechenland war die Pflanze der jungfräulichen Jagdgöttin Artemis geweiht, in Ägypten der Fruchtbarkeitsgöttin Bastet. Wegen seines bitteren Geschmacks galt er in der Heiligen Schrift als Symbol der Heimsuchung und Leiden des Lebens. Auch der volkstümliche Ausdruck "Wermutstropfen" spielt auf die Bitterkeit des Wermuts an und beschreibt Dinge oder Erfahrungen, die eine Spur von Bitterkeit in an sich schöne Dinge bringen. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Wermut war über Jahrhunderte Aromapflanze für Kräuterweine/-liköre (z. B. Absinth, Vermouth) und Magenbitter – kulturhistorisch bedeutsam, unabhängig von Ernährungsgewohnheiten. Im Garten dient er als Duft- und Begleitkraut (silbriges Laub, trocknistolerant) und gilt in Mischkultur als geruchliche Barriere gegen Fraßfeinde. Getrocknet wurde er als Kräuterstreu und Motten-/Vorratsschutz genutzt. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' Als „Bitterkraut“ stand Wermut symbolisch für Erkenntnis durch Maß und Grenze. In der Antike (Dioskurides) beschrieben, im Mittelalter bei Hildegard von Bingen hoch geschätzt. Im 19. Jh. wurde Absinth („grüne Fee“) zum Künstler-Mythos; spätere Verbote/Regulierungen bezogen sich u. a. auf Thujon-Gehalte und Alkoholmissbrauch – ein Kapitel der Kultur- und Regulierungsgeschichte aromatischer Kräuter. | |||
*'''Magie und Brauchtum:''' Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Gottheiten: Iris, Diana, Artemis; Magische Kräfte: übersinnliche Fähigkeiten, Schutz, Liebe, Rufen von Geistern.<br>Wermut dient dazu übersinnliche Fähigkeiten zu entwickeln. Wermut unters Bett gelegt, soll eine geliebte Person anziehen.<br>Reisenden legte man Wermut in Schuhe oder flocht ihn in Gürtel – als Symbol für Wachheit und Standfestigkeit. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Wermut verkörpert Klarheit, Maß und Grenzsetzung. Die Bitterkeit steht für Unterscheidungskraft; das silbrige Laub für kühle Nüchternheit und Schutz. Energetisch wird er oft dem Solarplexus (Manipura) zugeordnet (Ordnung, Disziplin) sowie – durch die Schutzthemen – dem Wurzelchakra (Muladhara). | |||
→ Siehe auch: [[Korbblütler in der Rohkost]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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[[Kategorie:Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Wildpflanzen]] | |||
[[Kategorie:Heilpflanzen]] | |||
[[Kategorie:Korbblütler]] |
Aktuelle Version vom 15. August 2025, 08:11 Uhr
Wermut (Echter Wermut) Artemisia absinthium ist ein stark bitteres, aromatisches Korbblütler-Kraut mit silbrig behaarten Blättern und würzigem, thujonhaltigem ätherischem Öl. Historisch ist es als Heil-, Räucher- und Aromapflanze bedeutsam. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Artemisia absinthium
Synonyme: Absinth, Alsem, Bitter Als, Bitterer Beifuß, Elsenkraut, Gottvergiss, Grabekraut, Hilligbitter, Mottenstok, Magenkraut, Ölde, Wermat, Wörmken, Würmut, Wiegenkraut, Wolfszausert.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Asteroideae
- Gattung: Artemisia
- Art: Echter Wermut
Die Gattung Artemisia umfasst etwa 250 bis 500 weitere Arten, unter anderem folgende:
- Eberraute Artemisia abrotanum
- Einjähriger Beifuß Artemisia annua
- Feld-Beifuß Artemisia campestris: Blätter tief eingeschnitten, schmale Blattzipfel.
- Kampfer-Eberraute Artemisia camphorata
- Deutscher Estragon Artemisia dracunculus
- Schwarze Edelraute Artemisia genipi
- Wüsten-Beifuß Artemisia tridentata
- Echte Edelraute Artemisia umbelliformis syn. Artemisia mutellina
- Gemeiner Beifuß Artemisia vulgaris
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Beschreibung
- Vorkommen: Ursprünglich Eurasien/Nordafrika; in ganz Europa verwildert und kultiviert; bis 2000 Meter.
- Standorte: Weg- und Straßenränder, Flusskies, Weinberge, in sandig-schotterigen trocken-warmen Lagen, zerstreut bis häufig.
- Kennzeichen: Sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe, mehrjährige Staude; Stängel aufrecht, im Blütenstandsbereich reich verästelt, grünlich-weiß, behaart, gerieft, im unteren Fünftel deutlich verholzt; Blattstiel am Grund verbreitert, aber nicht stängelumfassend, Stängelblätter wechselständig, tief eingeschnitten, auf der Unterseite weiß, auf der Oberseite graugrün, seidig behaart; Blüten gelb, röhrenförmig, in kleinen kugeligen Körbchen, diese nickend und in beblätterten Rispen; Blütezeit: Juli bis September.
- Verwechslung: Ist mit anderen Artemisia-Arten, besonders dem Beifuß möglich.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und blühende Sprosse von Juli bis September.
Frisches Kraut ist sehr bitter und harzig-aromatisch un kann, wenn überhaupt, nur im kleinsten Mengen verzehrt werden.
Kultur im eigenen Garten: Die Aussaat kann von Frühjahr bis Sommer erfolgen. Die Samen nur leicht mit Erde bedecken. Eine Vermehrung kann auch durch Stecklinge erfolgen. Wermut liebt einen Platz in voller Sonne auf einem durchlässigen, kalkreichen, nährstoffarmen Boden. Er eignet sich gut für den Steingarten.
Besondere Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält eine Reihe markanter Bitter- und Aromastoffe.
- Sesquiterpenlactone (Absinthin, Anabsinthin u. a.): maßgeblich für die extreme Bitterkeit.
- Ätherisches Öl (0,2–1,5 %): v. a. α/β-Thujon, Thujylalkohol, Campher, Borneol, Pinene, Sabinen; prägt Duft/Schärfe.
- Flavonoide & Phenolsäuren (z. B. Quercetin-, Luteolin-Glykoside, Kaffeesäure-Derivate).
- Gerbstoffe (adstringierend), Bitterstoffe allgemein.
- Spurenelemente/Mineralstoffe (standortabhängig).
Wissenswertes
- Namensgebung: Artemisia wird traditionell der Göttin Artemis zugeordnet (Schutz, Heilkunst). Das Artepitheton absinthium geht auf griech. apsínthion (ἄψινθον) zurück – „untrinkbar“, Hinweis auf die Bitterkeit.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als anregend, antiseptisch, blutbildend, blutreinigend, die Menstruation regulierend, tonisch, verdauungsfördernd und wurmtreibend beschrieben.
Hildegard von Bingen empfiehlt ihn bei Schwächezuständen, Kopfschmerzen und Husten. In der Volksmedizin wird er vor allem bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Leber- und Gallenleiden und gegen Würmer eingesetzt.
- Mythos und Geschichte: Wermut wird bereits auf einem ägyptischen Papyrus aus dem Jahr 1600 vor Christus erwähnt. Araber und Kelten empfahlen ebenfalls seine Anwendung. Im alten Griechenland war die Pflanze der jungfräulichen Jagdgöttin Artemis geweiht, in Ägypten der Fruchtbarkeitsgöttin Bastet. Wegen seines bitteren Geschmacks galt er in der Heiligen Schrift als Symbol der Heimsuchung und Leiden des Lebens. Auch der volkstümliche Ausdruck "Wermutstropfen" spielt auf die Bitterkeit des Wermuts an und beschreibt Dinge oder Erfahrungen, die eine Spur von Bitterkeit in an sich schöne Dinge bringen.
- Nutzpflanze: Wermut war über Jahrhunderte Aromapflanze für Kräuterweine/-liköre (z. B. Absinth, Vermouth) und Magenbitter – kulturhistorisch bedeutsam, unabhängig von Ernährungsgewohnheiten. Im Garten dient er als Duft- und Begleitkraut (silbriges Laub, trocknistolerant) und gilt in Mischkultur als geruchliche Barriere gegen Fraßfeinde. Getrocknet wurde er als Kräuterstreu und Motten-/Vorratsschutz genutzt.
- Mythos und Geschichte: Als „Bitterkraut“ stand Wermut symbolisch für Erkenntnis durch Maß und Grenze. In der Antike (Dioskurides) beschrieben, im Mittelalter bei Hildegard von Bingen hoch geschätzt. Im 19. Jh. wurde Absinth („grüne Fee“) zum Künstler-Mythos; spätere Verbote/Regulierungen bezogen sich u. a. auf Thujon-Gehalte und Alkoholmissbrauch – ein Kapitel der Kultur- und Regulierungsgeschichte aromatischer Kräuter.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Gottheiten: Iris, Diana, Artemis; Magische Kräfte: übersinnliche Fähigkeiten, Schutz, Liebe, Rufen von Geistern.
Wermut dient dazu übersinnliche Fähigkeiten zu entwickeln. Wermut unters Bett gelegt, soll eine geliebte Person anziehen.
Reisenden legte man Wermut in Schuhe oder flocht ihn in Gürtel – als Symbol für Wachheit und Standfestigkeit.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Wermut verkörpert Klarheit, Maß und Grenzsetzung. Die Bitterkeit steht für Unterscheidungskraft; das silbrige Laub für kühle Nüchternheit und Schutz. Energetisch wird er oft dem Solarplexus (Manipura) zugeordnet (Ordnung, Disziplin) sowie – durch die Schutzthemen – dem Wurzelchakra (Muladhara).
→ Siehe auch: Korbblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre