Kerbel, echter

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Echter Kerbel Anthriscus cerefolium ist ein einjähriges Doldenblütengewächs mit zartem, anisartigem Aroma, das vor allem als Küchenkraut verwendet wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Anthriscus cerefolium
Synonyme: Gartenkerbel, Körbelkraut, Französicher Kerbel, Spanischer Kerbel, Suppenkerbel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
  • Familie: Doldenblütler Apiaceae
  • Unterfamilie: Apioideae
  • Gattung: Kerbel Anthriscus
  • Art: Echter Kerbel

Zur Gattung Anthriscus gehören außerdem folgende Arten:

  • Wiesen-Kerbel Anthiscus sylvestris
  • Glanzkerbel Anthriscus nitida
  • Hundskerbel Anthriscus caucalis

Beschreibung

  • Vorkommen: Südosteuropa, Westasien:
  • Standorte: Gewürzpflanze, aus Gärten verwildert; braucht nährstoff- und humusreichen, lockeren, sandig-steinigen Lehmboden.
  • Kennzeichen: Einjährige, dreißig bis sechzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel rund, kahl oder schütter flaumig behaart; Blätter wechselständig, zwei- bis vierfach gefiedert, dünn, hellgrün, sehr schütter behaart oder kahl, Blattabschnitt kurz zugespitzt oder stumpf, an den gestielten Abschnitten zuweilen gezähnt; Blütenstand eine Doppeldolde, kurz gestielt, aus zwei bis sechs dicht flaumhaarigen Strahlen, Hülle fehlend, Blüten zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser, weiß, fünf kahle Blütenblätter; Frucht einen halben bis einen Zentimeter lang, ca. einen Millimeter dick, kantig, kahl oder sehr kurzborstig behaart, dunkelbraun, glänzend, geschnäbelt.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter März bis September, Früchte August bis September.

Die Blätter riechen anisartig und haben einen würzigen Geschmack, der entfernt an Petersilie erinnert.

Kultur im eigenen Garten: Der Echte Kerbel wächst am besten in nahrhafter, leicht feuchter Gartenerde. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr. Kerbel ist ein sogenannter Lichtkeimer, das heißt, das Saatgut wird nicht mit Erde bedeckt, sondern nur leicht auf der Erde angedrückt. Folgesaaten im Abstand von zwei bis drei Wochen sichern den Nachschub an frischen Blättern. Bei Trockenheit muss der Kerbel gegossen werden, da er sonst vorzeitig in Blüte schießt.

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 86,0
Kohlenhydrate 7,0
Eiweiße 3,3
Fette 0,6
Rohfasern 2,1
Mineralstoffe 1,5
Vitamin C 50–130 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Kerbel enthält eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe:

  • Anethol: Hauptaromastoff mit leicht östrogener Wirkung
  • Apiol: kann krampflösend wirken, in hoher Dosis jedoch reizend
  • Cumarine: wirken entzündungshemmend und antimikrobiell
  • Flavonoide: antioxidative Zellschutzstoffe

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Anthriscus ist vom altgriechischen Wort „ánthriskos“ (ἄνθρῐσκος) abgeleitet, das bereits bei Dioskurides eine kerbelähnliche Pflanze bezeichnete. Die genaue Herkunft des Wortes ist unklar, möglicherweise ist es eine Verkleinerungsform zu „ánthos“ (Blüte).
    Der Artname cerefolium stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Kerbelblatt“. Er ist eine latinisierte Form des mittelalterlichen Namens „cerefolium“ oder „cherifolium“, was wiederum auf das griechische „chairophyllon“ („freudiges Blatt“) zurückgeht – eine Anspielung auf den angenehmen Duft und Geschmack der Pflanze.
    Im Deutschen ist die Bezeichnung „Kerbel“ bereits seit dem Mittelalter belegt. Sie geht vermutlich auf mittelhochdeutsch kerwel zurück, mit Einfluss des lateinischen Namens.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als antiseptisch, appetitanregend, blutreinigend, gallentreibend, harntreibend, schleimlösend, schweißtreibend und stimulierend beschrieben.
    In der Pflanzenheilkunde findet der Echte Kerbel Verwendung bei Erkältungen und bei Kopfschmerzen. Der Pflanzensaft der Blätter soll wirsam gegen Insektenstiche sein. Die Früchte wurden früher bei chronischen Ekzemen, Skrofulose und Lungentuberkulose eingesetzt.
  • Nutzpflanze: Echter Kerbel ist Bestandteil der klassischen „Frankfurter Grünen Soße“ und wird auch in der französischen Küche als „cerfeuil“ hoch geschätzt.
  • Mythos und Geschichte: Schon im alten Rom wurde Kerbel kultiviert. Plinius lobte ihn als „freundliches Kraut“. Im Mittelalter galt er als Frühlingssymbol und wurde rituell in Gründonnerstags-Suppen verwendet.
  • Magie und Brauchtum: Kerbel wurde im Mittelalter dem Licht und der Reinigung zugeordnet. Man band ihn zu Kräuterbüscheln oder trug ihn als schützenden Begleiter im Haus.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Kerbel wird dem Herzchakra (Anahata) zugeordnet. Er steht für Erneuerung, milde Kraft und Öffnung für feinere Wahrnehmung. Seine zarte Erscheinung symbolisiert Demut, aber auch stille Klarheit.


→ Siehe auch: Doldenblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung