Heilwurz

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Heilwurz Seseli libanotis ist eine ausdauernde, aromatische Wildpflanze der Doldenblütler Apiaceae, die trockene, basenreiche Standorte in Europa und Westasien besiedelt. Die Art duftet gewürzhaft, liefert Pollen und Nektar für zahlreiche Insekten und wurde volksmedizinisch vielfältig genutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Seseli libanotis
Synonyme: Berg-Heilwurz, Weihrauch-Bergfenchel, Mond-Möhre (engl. Moon carrot), Heilwurzel (historisch, unscharf verwendet).

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Rosopsida
  • Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
  • Familie: Doldenblütler Apiaceae
  • Gattung: Seseli
  • Art: Heilwurz

Die Gattung Seseli umfasst mehrere aromatische Arten trockener, wärmebegünstigter Standorte, z. B. Seseli hippomarathrum und Seseli gummiferum.

Heilwurz, Blütenknospe
Heilwurz, Stängel
Heilwurz, Blatt

Beschreibung

  • Herkunft und Verbreitung: Eurasisch; in Mitteleuropa vor allem in trocken-warmen, kalkreichen Lagen (Magerrasen, Böschungen, lichte Säume); regional selten geworden durch Verbuschung und Nährstoffeintrag.
  • Kennzeichen: Ausdauernde Staude (60–120 cm), Stängel aufrecht, meist kahl. Blätter blau- bis graugrün, 2- bis 3-fach gefiedert, schmal-lanzettliche Zipfel. Endständige, große zusammengesetzte Dolden mit zahlreichen Strahlen; Hüll- und Hüllchenblätter meist vorhanden. Blüten weiß (Juni–September), duftend, reich bestäubt von Wildbienen, Schwebfliegen, Käfern. Frucht: länglich-elliptische Spaltfrucht (Teilfrüchte mit deutlichen Rippen).

Rohkosttipps und Erfahrungen

In sehr kleinen Mengen können junge Blattspitzen oder Blüten als aromatische Beigabe gekostet werden (gewürzhaft, leicht süßlich, anis-/fenchelartig). Samen sind intensiv würzig. Die Wurzel ist kräftig aromatisch, aber faserig.

Saison: Junge Blätter im Frühjahr; Blüten/Blütendolden Sommer; Samen Spätsommer/Herbst.

Lagerung/Haltbarkeit: Frisches Kraut rasch verwenden; Samen trocken und dunkel gut lagerfähig.

Verwechslung: Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten, z. B. Gefleckter Schierling Conium maculatum, Wasserschierling Cicuta virosa und Hundspetersilie Aethusa cynapium.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 80,0
Kohlenhydrate 8,5
Eiweiße 2,5
Fette 0,8
Rohfasern 6,0
Mineralstoffe 1,2
Vitamin C 30–80 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält charakteristische Doldenblütler-Sekundärstoffe; Aroma und bioaktive Wirkung sind in Kraut, Samen und Wurzel konzentriert:

  • Ätherische Öle (u. a. Monoterpene wie α-Pinene, Limonen, Sabinen) – würziges Aroma, traditionell karminativ.
  • Furocumarine / Cumarine (psoralenartige Verbindungen) – können Haut lichtempfindlicher machen (Photosensibilisierung).
  • Flavonoide & Polyacetylene – antioxidativ; typisch für Apiaceae.
  • Mineralstoffe (v. a. Kalium) – Regulationsfunktionen im Stoffwechsel.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Seseli geht auf griech. séseli zurück, eine antike Bezeichnung für aromatische Doldenblütler. Der Artname libanotis leitet sich von griech. libanótis ab und spielt auf den weihrauchartigen (libanos = Weihrauch) Duft an. Der deutschsprachige Name „Heilwurz/Heilwurz(el)“ wurde historisch unscharf für verschiedene heilkundlich genutzte Wurzeln verwendet; fachlich meint er hier Seseli libanotis. Der englische Name „Moon carrot“ (Mond-Möhre) bezieht sich auf die hellen, schirmartigen Dolden und das „möhrene“ Erscheinungsbild.
  • Heilkunde: In der europäischen Volksmedizin galt Heilwurz als verdauungsfördernd (karminativ), krampflösend, auswurffördernd und mild diuretisch. Verwendet wurden Kraut, Samen und Wurzel (Tee, Tinktur, Weinansatz). Anwendungsgebiete reichten von Blähungen, Völlegefühl, Koliken, Husten/verschleimte Bronchien bis zu leichten Krämpfen.
  • Nutzpflanze: Ökologisch wertvoll als Trachtpflanze spät im Jahr (Nektar/Pollen für Wildbienen, Schwebfliegen). Geeignet für naturnahe, magere Trockenbeete/Steppenpflanzungen (kalkliebend, wärmebegünstigt, durchlässiger Boden). Als Würzkraut kann sehr sparsam das frische Kraut oder die reifen Samen verwendet werden (anis-/fenchelartige Note).
  • Mythos und Geschichte: In mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kräuterbüchern taucht „Heilwurz“ als Schutz- und Heilpflanze auf; aufgrund des harzigen, „weihrauchartigen“ Duftes wurde sie in Räucherungen verwendet (reinigende/fiebersenkende Fumigationen nach damaliger Vorstellung). In Weide- und Heidenlandschaften galt die Art als Begleiter traditioneller Beweidung; ihr Rückgang korreliert mit Nutzungsaufgabe und Nährstoffeintrag.
  • Magie und Brauchtum: Aromatische Doldenblütler wurden in Alpen- und Donauraum zu Kräuterbüscheln (z. B. Kräuterweihe) gebunden – apotropäisch (abwehrend) und „luftreinigend“. Als „Mond-Pflanze“ (Name!) wurde Heilwurz teils dem nächtlichen Schutz und der Intuition zugeschrieben; Samen fanden vereinzelt Verwendung in Schutzbeuteln.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Als lichtvolle, weiße Dolde auf kargen, sonnigen Standorten steht Heilwurz symbolisch für Klarheit und Zentrierung in „mageren Zeiten“. Energetisch wird sie häufig dem Solarplexus (Verdauung, Wandlung) und – über die Mond-Assoziation – dem Stirnchakra (Intuition) zugeordnet.


→ Siehe auch: Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln, Doldenblütler in der Rohkost,Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre