Ehrenpreis
Ehrenpreis Veronica spp. ist eine vielseitige Pflanzengattung aus der Familie der Wegerichgewächse mit zarten Blüten und mild-aromatischen Blättern, von denen einige Arten traditionell als Wildkraut genutzt werden. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Veronica spp.
Synonyme: Allerweltsheil, Bunger, Frauenlist, Grindheil, Grindkräutl, Grundheil, Heil aller Schäden, Hühnerraute, Köhlerkraut, Männertreu, Veronika, Steh auf und geh weg, Sta-up un ga darvon, Viehkraut, Wundheilkraut, Wundkraut, Zittli.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
- Familie: Wegerichgewächse Plantaginaceae
- Gattung: Ehrenpreis
Zur Gattung Veronica gehören über vierhundertfünfzig Arten. Davon sind u.a. folgende in Mitteleuropa von Bedeutung:
- Drüsiger Ehrenpreis Veronica acinifolia
- Acker-Ehrenpreis Veronica agrestis
- Blattloser Ehrenpreis Veronica aphylla
- Feld-Ehrenpreis Veronica arvensis
- Bachbungen-Ehrenpreis Veronica beccabunga
- Maßlieb-Ehrenpreis Veronica bellidioides
- Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys
- Faden-Ehrenpreis Veronica filimormis
- Felsen-Ehrenpreis Veronica fruticans
- Strauchiger Ehrenpreis Veronica fruticulosa
- Gelber Ehrenpreis Veronica lutea
- Berg-Ehrenpreis Veronica montana
- Echter Ehrenpreis Veronia officinalis
- Persischer Ehrenpreis Veronica persica
- Glänzender Ehrenpreis Veronica polita
- Schild-Ehrenpreis Veronica scutellata
- Großer Ehrenpreis Veronica teucrium
- Dreiblättriger Ehrenpreis Veronia triphyllos
- Nesselblättriger Ehrenpreis Veronica urticifolia
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Nordamerika, Nordasien, teilweise in Afrika, Neuguinea, in Australien und Neuseeland.
- Standorte: Wiesen, Weiden, Ackerflächen, Gewässer; lehmige Sand- oder Lehmböden; sehr häufig.
- Kennzeichen: Einjährige oder mehrjährige, kleinwüchsige krautige Pflanzen; Stängel zottig kriechend oder aufsteigend; Blätter gegenständig, kurz gestielt oder sitzend; Blüten meist blau, selten weiß, in vielblütigen ährigen Blütenständen.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Die zarten Blätter und jungen Triebe von Ehrenpreis-Arten wie Veronica officinalis (Gewöhnlicher Ehrenpreis) oder Veronica chamaedrys (Gamander-Ehrenpreis) können in kleinen Mengen roh verzehrt werden. Sie schmecken leicht herb, manchmal mit einer schwachen Note von Gurke oder grünem Tee. Die Blüten sind essbar und dekorativ, geschmacklich jedoch unauffällig.
Bei instinktiver Rohkost sind Ehrenpreis-Arten eher selten begehrt, können jedoch in Übergangsphasen oder bei gezielter Wildpflanzenerkundung Verwendung finden. In größerer Menge sind sie aufgrund der Bitterstoffe und des Gerbstoffgehalts nicht bekömmlich.
Sammelgut und Sammelzeit: April bis Juli (junge Blätter und Triebe), Blüten ab Mai
Besondere Inhaltsstoffe
Ehrenpreis enthält verschiedene bioaktive Substanzen, die traditionell geschätzt wurden, heute aber vor allem wegen ihrer Bitterstoffe und als Wildkräuterbestandteil Beachtung finden:
- Iridoidglykoside (v.a. Aucubin): Wirken entzündungshemmend, antibakteriell und fördern die Leberfunktion
- Gerbstoffe: Zusammenziehend und schleimhautstabilisierend, bei äußerlicher Anwendung auch wundheilungsfördernd
- Bitterstoffe: Appetitanregend, stoffwechselaktivierend
- Saponine: Schaumstoffbildend, leicht schleimlösend bei Husten
- Vitamin C: Unterstützt das Immunsystem und die Eisenaufnahme
Wissenswertes
- Namensgebung: Der deutsche Gattungsname rührt von der Wertschätzung des Wald-Ehrenpreises Veronica officinalis her: "Ihm sei Ehr und Preis als vera unica medicina, das einzig wahre Heilmittel."
- Heilkunde: Besonders der Wald-Ehrenpreis, auch Echter Ehrenpreis genannt, wird als Naturheilmittel zur äußeren und inneren Anwendung eingesetzt.
Die Wirkung wird als beruhigend, blutreinigend, harntreibend, schleimlösend, schweisstreibend und tonisierend beschrieben.
Dank seiner blutreinigenden Eigenschaften soll Ehrenpreis gut gegen chronische Hauterkrankungen wirken.
- Nutzpflanze: Keine wirtschaftliche Nutzung im engeren Sinne. Ehrenpreis wächst gerne auf Wiesen, an Wegrändern und Waldrändern und spielt ökologisch eine Rolle als Nektarquelle für Insekten. In Permakultur eher von symbolischer als praktischer Bedeutung.
- Mythos und Geschichte: Im Mittelalter galt der Ehrenpreis als „Allerweltsheil“, er wurde in Klostergärten kultiviert und in Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts als eines der wichtigsten Heilkräuter geführt. In manchen Gegenden war er ein Bestandteil von Frühjahrs-Entschlackungskuren.
- Magie und Brauchtum: Der Ehrenpreis wurde früher als Schutzpflanze gegen Dämonen und „böse Luft“ verwendet. In der Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt spielte er in manchen Regionen eine Rolle. Die Blüten galten als Zeichen für Aufrichtigkeit und Treue.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Ehrenpreis wird mit dem Kehlkopfchakra (Vishuddha) assoziiert – Ausdruck, Wahrhaftigkeit und Reinigung stehen im Mittelpunkt. Die Pflanze kann als Spiegel dienen für Menschen, die lernen möchten, klarer zu kommunizieren oder sich innerlich zu „entgiften“.