Tintling, Schopf-
Der Schopf-Tintling Coprinus comatus ist ein auffälliger, jung essbarer Pilz mit schuppigem Hut, der zu den Tintlingsverwandten gehört. Er wächst häufig auf nährstoffreichen Böden in Wiesen, Gärten und an Wegrändern. Charakteristisch ist seine Tendenz, im Alter zu zerfließen („autolyse“) und eine tintenartige Flüssigkeit zu bilden.
Wissenschaftliche Namen: Coprinus comatus
Synonyme: Spargelpilz, Porzellantintling, Tintenpilz, Tintenschopfling.
Systematik
- Reich: Pilze Fungi
- Unterreich: Dikarya
- Abteilung: Basidienpilze Basidiomycota
- Unterabteilung: Ständerpilze Basidiomycetes syn. Agaricomycotina
- Klasse: Agaricomycetes
- Unterklasse: Hutpilze Agaricomycetidae
- Ordnung: Champignonartige Agaricales
- Familie: Champignonverwandte Agaricaceae
- Gattung: Tintlinge Coprinus
- Art: Schopf-Tintling
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Beschreibung
- Vorkommen: nördliche Hemisphäre; Parks, Wiesen und Wegränder; bevorzugt nährstoffreiche Böden, feuchtigkeitsliebend; der Schopf-Tintling gehört zu den unsteten Arten, d.h. selbst wenn er an einer Stelle in großer Zahl erscheint, ist seine Wiederkehr im nächsten Jahr ungewiss.
- Merkmale:
- Hut: zwei bis neun, selten bis fünfzehn Zentimeter im Durchmesser, weißlich, später schwarz zerfließend, Oberfläche weiß, geschuppt, Hutspitze mit glattem, bräunlichen Scheitel
- Lamellen: frei, weiß, dann rosa, später schwarz zerfließend
- Stiel: weiß, dann rötlich, im Alter schwarz zerfließend, vergänglicher, tiefsitzender, lockerer Ring
- Fleisch: weiß, später rötlich, im Alter schwarz zerfließend
- Sporenpulver: schwarz, oval
- Verwechslung: Verwechslungsgefahr besteht unter Umständen mit dem ebenfalls essbaren Falten-Tintling.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Der Geruch des Schopf-Tintlings ist angenehm pilzig bis neutral. Er ist jung, solange der Hut noch nicht ausgebreitet ist und die Lamellen noch weiß oder rosig sind, essbar. Seine Konsistenz ist zart und er hat ein mildes, spargelähnliches (Namensgebung!) Aroma.
Kultivierung: Die Art ist kultivierbar, im Handel wird beispielsweise Körnerbrut angeboten, die vom Pilzgeflecht durchwachsen ist.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
Wasser | 92,0 |
Kohlenhydrate | 3,5 |
Eiweiße | 2,7 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | 1,0 |
Mineralstoffe | 0,5 |
Vitamin D₂ | 0,2 – 3,0 µg (abhängig von UV-Exposition) |
Hinweis: Der Vitamin-D₂-Gehalt steigt deutlich bei Sonnen- bzw. UV-Licht-Bestrahlung.
Besondere Inhaltsstoffe
- Coprin – ein Stoff, der in nah verwandten Tintlingen vorkommt und mit Alkohol unverträglich ist; im Schopf-Tintling selbst jedoch nicht nachweisbar.
- Ergosterol – Vorstufe von Vitamin D₂.
- Beta-Glucane – pilztypische Ballaststoffe mit immunmodulierender Wirkung.
Wissenswertes
- Namensgebung: „Tintling“ bezieht sich auf das Zerfließen der Fruchtkörper zu schwarzer Tinte; das Artepitheton comatus bedeutet „zottig, behaart“ und beschreibt den schuppigen Hut.
- Ökologie: Der Schopf-Tintling lebt saprotroph (auf toten, sich zersetzenden organischen Substanzen) und nematophag: Er kann kleine Fadenwürmer (Nematoden) erbeuten und verdauen. Dazu fängt er die Fadenwürmer mit aus kleinen, kugelförmigen Strukturen mit dornigen Auswüchsen bestehenden Fangorganen, indem er ein Toxin ausscheidet. Dieses führt zu einer Lähmung der Fadenwürmer. Anschließend werden die Nematoden vom Myzel des Schopf-Tintlinges besiedelt.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als blutzuckersenkend beschrieben.
Die Schadstoffaufnahme des Pilzes ist gering, deshalb gilt er als einer des gesündesten Pilze. In der Naturheilkunde und der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der Pilz als Vital- bzw. Heilpilz bei folgenden Krankheiten anerkannt: Diabetes I und II, Hämorrhoiden, Verstopfung, Tumore.
- Nutzpflanze: Früher wurde die Flüssigkeit des zerflossenen Schopf-Zintlings mit Gummi Arabicum vermischt und als Schreibtinte verwendet.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Wegen seiner kurzen Lebensdauer und schnellen Vergänglichkeit gilt er als Symbol für Wandel und die Vergänglichkeit des Lebens.
→ Siehe auch: Pilze in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre