Fingerkraut, echtes
Gänse-Fingerkraut Potentilla anserina ist eine niedrig wachsende, silbrig behaarte Wildpflanze mit gelben Blüten, die bevorzugt auf nährstoffreichen, feuchten Böden wächst. Sie gilt als traditionelles Heilkraut und essbare Wildpflanze. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Potentilla anserina
Synonyme: Anserine, Echtes Gänsefingerkraut, Gänsewiß, Grensel, Krampfkraut, Martinshand, Maukenkraut, Silberkraut, Säulkraut, Sauringl.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Rosenartige Rosales
- Familie: Rosengewächse Rosaceae
- Unterfamilie Rosoideae
- Gattung: Fingerkräuter Potentilla
- Art: Echtes Fingerkraut
Die Gattung Potentilla umfasst etwa fünfhundert Arten. Dazu gehören ebenfalls:
- Silber-Fingerkraut Potentilla argentea
- Hügel-Fingerkraut Potentilla collina
- Blutwurz Potentilla erecta
- Sumpf-Fingerkraut Potentilla palustris
- Hohes Fingerkraut Potentilla recta
- Kriechendes Fingerkraut Potentilla reptans
- Stein-Fingerkraut Potentilla rupestris
- Niedriges Fingerkraut Potentilla supina
Beschreibung
- Vorkommen: Weltweit, eine der am weitesten verbreiteten Pflanzenarten; bis 1700 Meter.
- Standorte: Wege, Bahndämme, Schuttplätze, Ufer, unbebaute Böden, Weiden; ursprünglich nur salzhaltige Standorte besiedelt, wegen der Salztoleranz hat sich die Art in den letzten Jahrzehnten entlang der Ränder von Straßen, Autobahnen und Feldwegen stark ausgebreitet; Stickstoffanzeiger.
- Kennzeichen: Zehn bis dreißig Zentimeter große, mehrjährige krautige Pflanze mit langen Ausläufern; Stängel dünn, niederliegend, an den Knoten wurzelnd; Blätter grundständig, auf der Oberseite grün bis silbrig grüngrau, behaart bis kahl, auf der Unterseite dicht seidig behaart und silbrig, bis zwanzig Zentimeter lang, unterbrochen gefiedert, mit zehn bis zwanzig scharf eingeschnittenen gesägten Fiederchen, mit Nebenblättern; Blüten bis zwei Zentimeter breit, lebhaft gelb, einzeln, auf langen, an den Knoten entspringenden Stielen, Außenkelch, fünfzählig, fünf Kronblätter, zahlreiche Staub- und Fruchtblätter; Blütezeit: Mai bis Juli; einsamige Nüsschen; Wurzelstock kurz, holzig.
- Verwechslung: Ist mit anderen gelb blühenden Fingerkräutern möglich.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten von Mai bis August, Wurzeln von September bis in den Winter.
Die Blätter schmecken bei Bedartf süßlich und leicht schleimig, ansonsten eher herb und zusammenziehend. Die Wurzeln erinnern im Geschmack an Pastinak oder Topinambur, sind leicht bitter, nussig. Sie sollen roh gekaut gegen Zahnfleischentzündung und Paradontose helfen.
Instinktive Rohköstler berichten, dass die Blätter besonders bei Verdauungsbeschwerden oder bei allgemeinem Unwohlsein wohltuend wirken. Die Pflanze bietet eine gute Möglichkeit für Rohkostanfänger, erste Wildgrün-Erfahrungen zu sammeln, da sie mild und wenig reizend ist.
Kultur im eigenen Garten: Lässt sich problemlos in jeder Gartenerde ansiedeln. Das Kraut eignet sich gut zur Bodendeckung. Vermehrung durch Aussaat oder Teilung im Herbst oder Frühjahr. Durch ihre vielen Wurzelausläufer vermehrt sie sich schnell und bildet silbergrüne Teppiche. Im Handel gibt es viele Fingerkrautarten zu kaufen.
Besondere Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält eine Reihe wertvoller Inhaltsstoffe mit adstringierender, krampflösender und entzündungshemmender Wirkung:
- Gerbstoffe (v. a. Gallotannine): Zusammenziehend, schleimhautberuhigend, entzündungshemmend
- Flavonoide (z. B. Quercetin): Gefäßstärkend, antioxidativ
- Saponine (Spuren): Schleimlösend, immunmodulierend
- Phenolcarbonsäuren (z. B. Ellagsäure): Zellschützend, leicht antiviral
- Vitamin C: Immunstärkend, verbessert Eisenaufnahme
Wissenswertes
- Namensgebung: Der lateinische Name der Gattung leitet sich vom lateinischen potens = kräftig ab und weist auf die heilkräftige Wirkung der Pflanzen hin. Im Artennamen steckt das lateinische anser = Gans: Früher fand man die Pflanze häufig dort, wo Gänse grasten und den Boden festgetreten sowie mit ihrem Kot gedüngt hatten. Der deutsche Gattungsname "Fingerkraut" bezieht sich auf die gefingerten Blätter, obwohl gerade das Echte Gänsekraut gefiederte Blätter besitzt.
- Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als adstringierend, kräftigend, krampflösend und magenwirksam beschrieben.
In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts wird die Pflanze bei Augenentzündungen, Wunden, Zahnschmerzen, Bauchfluss und der Ruhr verwendet. Wegen des rötlichen Wurzelstocks wurde die Pflanze gemäß der Signaturenlehre gegen "Blut"-Krankheiten verwendet: Hämorrhiden, Blutvergiftung, Rotlauf. Die krampflösende Wirkung wird bei Durchfällen mit Koliken, Magenkrämpfen, Blähungen, Muskelkrämpfen, aber auch bei Menstruationsbeschwerden ausgenutzt. Die gerbstoffhaltige Wurzel hat eine blutstillende Wirkung.
In der Homöopathie gehören zu den Anwendungsgebieten ebenfalls Regelschmerzen und Krämpfe im Bereich des Magen-Darm-Kanals.
- Nutzpflanze: In Notzeiten wurde die stärkereiche Wurzel ausgegraben, getrocknet und zu Mehl verarbeitet. In der Permakultur kann Fingerkraut als Bodendecker, Heil- und Wildnahrungspflanze genutzt werden. Es wächst bevorzugt auf feuchten Wiesen und an Wegrändern.
- Mythos und Geschichte: In der Volksmedizin galt die Pflanze als „Heilmittel für das weibliche System“ – gegen „Unterleibsunruhe“ und zur Geburtserleichterung. Bauern glaubten, dass sie auch Blitze fernhalte, wenn man sie im Haus aufbewahrte.
- Magie und Brauchtum: Das Fingerkraut wurde als Schutz- und Bannpflanze in Haus und Stall aufgehängt. In Frauenritualen galt es als Helferin zur Stärkung der inneren Mitte. In manchen Regionen wurde es ins Kräuterbuschen zu Maria Himmelfahrt eingebunden.
Um viele Käufer zu bekommen pflückt man am Johannistag mittags zwischen 11 und 12 Uhr das Kraut und legt es zur Ware. Die am Johannistag vor Sonnenaufgang gegrabene und als Amulett getragene Wurzel sichert die Liebe der Menschen, zudem Beredsamkeit und Verstand.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Das Gewöhnliche Fingerkraut steht für Klarheit, Erdung und sanfte Ordnung. Spirituell wird es mit dem Sakral- und Solarplexuschakra assoziiert, da es sowohl regulierend als auch stärkend wirkt. Es symbolisiert das Prinzip der inneren Sammlung nach äußeren Umwälzungen – sanfte Kraft aus der Tiefe.
→ Siehe auch: Rosengewächse in der Rohkost, Instinktive Ernährung