Winterheckzwiebel: Unterschied zwischen den Versionen
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Wissenschaftliche Namen: ''Allium fistulosum'' <br> | '''Winterheckzwiebel''' ''Allium fistulosum'' ist eine mehrjährige, ausdauernd treibende Lauchart mit hohlen, röhrigen Blättern und mild-würzigem Zwiebelaroma. Sie bildet keine ausgeprägte Knolle, sondern dichte Horste mit weißen „Schäften“ (Pseudo-Stängeln). Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost. | ||
Synonyme: Bundzwiebel, Frühlingszwiebel, Johannislauch, Lauchzwiebel, Röhrenzwiebel, Schlottenzwiebel, Winterzwiebel. | |||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Allium fistulosum'' <br> | |||
'''Synonyme:''' Bundzwiebel, Frühlingszwiebel, Johannislauch, Lauchzwiebel, Röhrenzwiebel, Schlottenzwiebel, Winterzwiebel. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Sibirien, West- und Zentralchina. | |||
*'''Standorte:''' Weit verbreitete Kulturpflanze, selten verwildert; steiniger, lockerer, nährstoffreicher Boden. | |||
Kennzeichen: Dreißig bis einhundert Zentimeter hohe mehrjährige Pflanze; Stängel aufrecht, in der Mitte bauchig erweitert, hohl, einige Zentimeter über dem Boden zusammengedrückt und in dieser Region beblättert; zwei bis sechs Blätter am Stängel stehend, röhrig hohl, bauchig erweitert, höchstens so lang wie der Stängel; Blütenstand dicht kugelig, zwei bis fünf Zentimeter im Durchmesser, ein- bis zweiröhrige, bis zwei Zentimeter lange Hüllblätter, Blütenstiele ungleich lang, kaum nickend, Blüten eiförmig, gelblich-weiß; Hauptzwiebel länglich, einen bis zweieinhalb Zentimeter lang, stets von mehreren Nebenzwiebeln umgeben, Außenschuppen häutig. | *'''Kennzeichen:''' Dreißig bis einhundert Zentimeter hohe mehrjährige Pflanze; Stängel aufrecht, in der Mitte bauchig erweitert, hohl, einige Zentimeter über dem Boden zusammengedrückt und in dieser Region beblättert; zwei bis sechs Blätter am Stängel stehend, röhrig hohl, bauchig erweitert, höchstens so lang wie der Stängel; Blütenstand dicht kugelig, zwei bis fünf Zentimeter im Durchmesser, ein- bis zweiröhrige, bis zwei Zentimeter lange Hüllblätter, Blütenstiele ungleich lang, kaum nickend, Blüten eiförmig, gelblich-weiß; Blütezeit: Juni bis August; Hauptzwiebel länglich, einen bis zweieinhalb Zentimeter lang, stets von mehreren Nebenzwiebeln umgeben, Außenschuppen häutig. | ||
===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Die Blätter der Winterheckzwiebel können fast das ganze Jahr über geerntet werden. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Die Blätter der Winterheckzwiebel können fast das ganze Jahr über geerntet werden. | ||
Die Winterheckzwiebel ist wesentlich milder im Geschmack als die Küchenzwiebel, vor allem die ersten jungen Frühjahrstriebe. | Die Winterheckzwiebel ist wesentlich milder im Geschmack als die Küchenzwiebel, vor allem die ersten jungen Frühjahrstriebe. | ||
Kultur im eigenen Garten: Die Winterheckzwiebel gedeiht in jedem Gartenboden. Sie ist mehrjährig und winterhart, die ersten Blätter können schon im zeitigen Frühjahr geerntet werden, die letzten bis in den Winter hinein. Sie sät sich selbst aus, kann aber auch durch Teilung älterer Stöcke vermehrt werden. | '''Kultur im eigenen Garten:''' Die Winterheckzwiebel gedeiht in jedem Gartenboden. Sie ist mehrjährig und winterhart, die ersten Blätter können schon im zeitigen Frühjahr geerntet werden, die letzten bis in den Winter hinein. Sie sät sich selbst aus, kann aber auch durch Teilung älterer Stöcke vermehrt werden. | ||
===Nährstoffe=== | ===Nährstoffe=== | ||
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===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
Die Winterheckzwiebel enthält die für Lauchgewächse typischen Schwefel- und Aromastoffe: | |||
*'''S-Alk(en)yl-L-Cystein-Sulfoxide''' (v. a. Isoalliin, Methiin) → enzymatisch zu Thiosulfinaten/Sulfanaten (zwiebelig, frische Schärfe). | |||
*'''Flavonoide''' (u. a. Quercetin, Kämpferol – v. a. in der Schale/Grünanteilen). | |||
*'''Fructane/FOS''' (präbiotische Fructo-Oligosaccharide in den Blattbasen). | |||
*'''Ätherische Öl-Bestandteile''' in Spuren (Dipropyl-/Diallyl-Sulfide). | |||
*'''Mineralstoffe & Vitamine''' (Kalium dominierend; Vitamin K, Folat im Grün). | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Namensgebung: Der Gattungsname ''Allium'' kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Knoblauch". Er wurde von dem schwedischen Botaniker Linné (1707-1778) als Gattungsname für verschiedene Zwiebelgewächse eingeführt. | *'''Namensgebung:''' Der Gattungsname ''Allium'' kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Knoblauch". Er wurde von dem schwedischen Botaniker Linné (1707-1778) als Gattungsname für verschiedene Zwiebelgewächse eingeführt. Der Artname 'fistulosum'' bedeutet „röhrig/hohl“ und beschreibt die Blattstruktur. Der deutsche Name "Winterheckzwiebel" verweist auf Winterhärte und die traditionelle Pflanzung in Hecken/Reihen („Hecke“) als dauerhafte Schnittquelle. | ||
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als abführend, antidiabetisch, antiseptisch, den Auswurf fördernd, erweichend, harntreibend, hustenbekämpfend, gegen Skorbut wirkend und stimulierend beschrieben.<br>In ostasiatischen Traditionen (u. a. TCM: Cong Bai) werden frische Schäfte und weiße Blattbasen in Umschlägen/Dämpfen bei Erkältungswetter, verstopfter Nase oder als wärmende Einreibung erwähnt; Zwiebeldämpfe galten als raumluftklärend. Volkskundlich finden sich Anwendungen bei leichten Insektenstichen | |||
*'''Nutzpflanze:''' Die Winterheckzwiebel wurde früher häufig als Gewürzpflanze in Gärten gezogen, wurde dann aber von der [[Zwiebel]] ''Allium cepa'' verdrängt. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' In China seit der Antike als Alltagsaroma beschrieben; in klassischen Texten zusammen mit Knoblauch und Ingwer als „drei Küchenpfeiler“. In Japan unterscheidet man regional lange Negi-Typen (weißes, langes Schaftstück) und bündelnde Grün-Typen – Ausdruck einer tiefen Sortenkultur. In europäischen Klostergärten taucht die horstige „Heckzwiebel“ früh auf, da sie überwintert und frühen Schnitt liefert. | |||
*'''Magie und Brauchtum:''' Wie viele Allium-Arten gilt auch die Winterheckzwiebel traditionell als Schutz- und Reinigungsgrün: aufgehängte Bündel sollten Krankheitsdünste und bösen Blick fernhalten. In Ostasien sind Erstlingsschnitte im Frühling ein einfaches Hausritual für Neuanfang und Klarheit – das erste Grün kommt ins Haus, um Lebenskraft einzuladen. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die zweifarbige Weiß-Grün-Gestalt steht für Schlichtheit und Klarheit. Die Schichten des Schaftes symbolisieren Transparenz und Geradlinigkeit; der Rückschnitt mit erneutem Austrieb verkörpert Regeneration. Energetisch wird die Winterheckzwiebel oft mit Kehle (Vishuddha) – Klarheit/Ausdruck – und Solarplexus (Manipura) – Wärme/Antrieb – assoziiert. | |||
→ Siehe auch: [[Lauch (Gattung)]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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[[Kategorie:Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Essbare Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Heilpflanzen]] | |||
[[Kategorie:Kräuter und Gewürze]] | |||
[[Kategorie:Amaryllisgewächse]] |
Aktuelle Version vom 17. August 2025, 11:48 Uhr
Winterheckzwiebel Allium fistulosum ist eine mehrjährige, ausdauernd treibende Lauchart mit hohlen, röhrigen Blättern und mild-würzigem Zwiebelaroma. Sie bildet keine ausgeprägte Knolle, sondern dichte Horste mit weißen „Schäften“ (Pseudo-Stängeln). Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Allium fistulosum
Synonyme: Bundzwiebel, Frühlingszwiebel, Johannislauch, Lauchzwiebel, Röhrenzwiebel, Schlottenzwiebel, Winterzwiebel.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Einkeimblättrige Liliopsida
- Unterklasse: Lilienähnliche Liliidae
- Ordnung: Spargelartige Asparagales
- Familie: Amaryllisgewächse Amaryllidaceae
- Gattung: Lauch Allium
- Art: Winterheckzwiebel
Zur Gattung Allium gehören zahlreiche weitere Arten, die alle ähnlich verwendet werden können. Eine kleine Auswahl:
- Acker-Lauch Allium ampeloprasum
- Schalotte Allium ascalonicum
- Gekielter Lauch, Kiel-Lauch Allium carinatum
- Küchenzwiebel Allium cepa
- Lauch, Kohl- Kohl-Lauch, Ross-Lauch Allium oleraceum
- Lauch oder Porree Allium porrum
- Knoblauch Allium sativum
- Schnittlauch Allium schoenoprasum
- Kugelköpfiger Lauch Allium sphaerocephalon
- Bärlauch Allium ursinum
- Allermannsharnisch Allium victorialis
- Weinberg-Lauch Allium vineale
Beschreibung
- Vorkommen: Sibirien, West- und Zentralchina.
- Standorte: Weit verbreitete Kulturpflanze, selten verwildert; steiniger, lockerer, nährstoffreicher Boden.
- Kennzeichen: Dreißig bis einhundert Zentimeter hohe mehrjährige Pflanze; Stängel aufrecht, in der Mitte bauchig erweitert, hohl, einige Zentimeter über dem Boden zusammengedrückt und in dieser Region beblättert; zwei bis sechs Blätter am Stängel stehend, röhrig hohl, bauchig erweitert, höchstens so lang wie der Stängel; Blütenstand dicht kugelig, zwei bis fünf Zentimeter im Durchmesser, ein- bis zweiröhrige, bis zwei Zentimeter lange Hüllblätter, Blütenstiele ungleich lang, kaum nickend, Blüten eiförmig, gelblich-weiß; Blütezeit: Juni bis August; Hauptzwiebel länglich, einen bis zweieinhalb Zentimeter lang, stets von mehreren Nebenzwiebeln umgeben, Außenschuppen häutig.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die Blätter der Winterheckzwiebel können fast das ganze Jahr über geerntet werden.
Die Winterheckzwiebel ist wesentlich milder im Geschmack als die Küchenzwiebel, vor allem die ersten jungen Frühjahrstriebe.
Kultur im eigenen Garten: Die Winterheckzwiebel gedeiht in jedem Gartenboden. Sie ist mehrjährig und winterhart, die ersten Blätter können schon im zeitigen Frühjahr geerntet werden, die letzten bis in den Winter hinein. Sie sät sich selbst aus, kann aber auch durch Teilung älterer Stöcke vermehrt werden.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 90,0 |
Kohlenhydrate | 5,0 |
Eiweiße | 1,3 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | nicht bekannt |
Mineralstoffe | 1,7 |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Winterheckzwiebel enthält die für Lauchgewächse typischen Schwefel- und Aromastoffe:
- S-Alk(en)yl-L-Cystein-Sulfoxide (v. a. Isoalliin, Methiin) → enzymatisch zu Thiosulfinaten/Sulfanaten (zwiebelig, frische Schärfe).
- Flavonoide (u. a. Quercetin, Kämpferol – v. a. in der Schale/Grünanteilen).
- Fructane/FOS (präbiotische Fructo-Oligosaccharide in den Blattbasen).
- Ätherische Öl-Bestandteile in Spuren (Dipropyl-/Diallyl-Sulfide).
- Mineralstoffe & Vitamine (Kalium dominierend; Vitamin K, Folat im Grün).
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Allium kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Knoblauch". Er wurde von dem schwedischen Botaniker Linné (1707-1778) als Gattungsname für verschiedene Zwiebelgewächse eingeführt. Der Artname 'fistulosum bedeutet „röhrig/hohl“ und beschreibt die Blattstruktur. Der deutsche Name "Winterheckzwiebel" verweist auf Winterhärte und die traditionelle Pflanzung in Hecken/Reihen („Hecke“) als dauerhafte Schnittquelle.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, antidiabetisch, antiseptisch, den Auswurf fördernd, erweichend, harntreibend, hustenbekämpfend, gegen Skorbut wirkend und stimulierend beschrieben.
In ostasiatischen Traditionen (u. a. TCM: Cong Bai) werden frische Schäfte und weiße Blattbasen in Umschlägen/Dämpfen bei Erkältungswetter, verstopfter Nase oder als wärmende Einreibung erwähnt; Zwiebeldämpfe galten als raumluftklärend. Volkskundlich finden sich Anwendungen bei leichten Insektenstichen
- Nutzpflanze: Die Winterheckzwiebel wurde früher häufig als Gewürzpflanze in Gärten gezogen, wurde dann aber von der Zwiebel Allium cepa verdrängt.
- Mythos und Geschichte: In China seit der Antike als Alltagsaroma beschrieben; in klassischen Texten zusammen mit Knoblauch und Ingwer als „drei Küchenpfeiler“. In Japan unterscheidet man regional lange Negi-Typen (weißes, langes Schaftstück) und bündelnde Grün-Typen – Ausdruck einer tiefen Sortenkultur. In europäischen Klostergärten taucht die horstige „Heckzwiebel“ früh auf, da sie überwintert und frühen Schnitt liefert.
- Magie und Brauchtum: Wie viele Allium-Arten gilt auch die Winterheckzwiebel traditionell als Schutz- und Reinigungsgrün: aufgehängte Bündel sollten Krankheitsdünste und bösen Blick fernhalten. In Ostasien sind Erstlingsschnitte im Frühling ein einfaches Hausritual für Neuanfang und Klarheit – das erste Grün kommt ins Haus, um Lebenskraft einzuladen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die zweifarbige Weiß-Grün-Gestalt steht für Schlichtheit und Klarheit. Die Schichten des Schaftes symbolisieren Transparenz und Geradlinigkeit; der Rückschnitt mit erneutem Austrieb verkörpert Regeneration. Energetisch wird die Winterheckzwiebel oft mit Kehle (Vishuddha) – Klarheit/Ausdruck – und Solarplexus (Manipura) – Wärme/Antrieb – assoziiert.
→ Siehe auch: Lauch (Gattung), Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre