Möhre, wilde: Unterschied zwischen den Versionen
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Wissenschaftliche Namen: ''Daucus carota'' subsp. ''carota''<br> | '''Wilde Möhre''' ''Daucus carota'' subsp. ''carota'' ist eine heimische Wildpflanze aus der Familie der Doldenblütler mit fein gefiederten Blättern und aromatischer Wurzel. Sie gilt als Urform der Gartenmöhre und kann in der instinktiven Rohkost als mineralstoffreiche Wildwurzel genutzt werden. | ||
Synonyme: Karotte, Mohrrübe, Gelbe Rübe, Vogelnest. | |||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Daucus carota'' subsp. ''carota''<br> | |||
'''Synonyme:''' Karotte, Mohrrübe, Gelbe Rübe, Vogelnest. | |||
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*Gattung: Möhren ''Daucus'' | *Gattung: Möhren ''Daucus'' | ||
*Art: Wilde Möhre | *Art: Wilde Möhre | ||
Weitere Unterarten und Kulturformen: [[Möhre, Garten-|Garten-Möhre]] ''Daucus carota'' subsp. ''sativus'', Riesenmöhre ''Daucus carota subsp. maximus'', Orientalische Schwarzmöhre ''Daucus carota subsp. afghanicus''. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Europa, großer Teil Westasiens, bis 1800 Meter. | |||
*'''Standorte:''' Weg- und Straßenränder, magere und trockene Wiesen, Brachflächen; liebt lokere, sandige oder steinige, oft wenig bewachsene Böden; häufig. | |||
Kennzeichen: Dreißig bis achtzig Zentimeter hohe, meist zweijährige Pflanze; Stängel aufrecht, verzweigt, behaart, hohl; Blätter feingeteilt, weich, die unteren länger; Blüten weiß, in Dolden mit einer sterilen, dunkel purpurroten Blüte in der Mitte, Hülle aus langen und tiefgeteilten Hüllblättern, nach der Befruchtung krümmen sich die Blütenstände nestartig zusammen; Früchtchen auf den Rippen stachelig; Wurzel pfahlförmig, dünn, hellbeige, hart. | *'''Kennzeichen:''' Dreißig bis achtzig Zentimeter hohe, meist zweijährige Pflanze; Stängel aufrecht, verzweigt, behaart, hohl; Blätter feingeteilt, weich, die unteren länger; Blüten weiß, in Dolden mit einer sterilen, dunkel purpurroten Blüte in der Mitte, Hülle aus langen und tiefgeteilten Hüllblättern, nach der Befruchtung krümmen sich die Blütenstände nestartig zusammen; Blütezeit: Mai bis Oktober; Früchtchen auf den Rippen stachelig; Wurzel pfahlförmig, dünn, hellbeige, hart. | ||
Verwechslung: Ist mit anderen Doldenblütlern, z.B. dem [[Schierling, gefleckter|gefleckten Schierling]] ''Conium maculatum'' oder der Hundspetersilie ''Aethusa cynapium'' möglich. Unterscheidung: Die wilde Möhre hat in der Mitte der Dolde eine dunkelrote Lockblüte. | *'''Verwechslung:''' Ist mit anderen Doldenblütlern, z.B. dem [[Schierling, gefleckter|gefleckten Schierling]] ''Conium maculatum'' oder der Hundspetersilie ''Aethusa cynapium'' möglich. Unterscheidung: Die wilde Möhre hat in der Mitte der Dolde eine dunkelrote Lockblüte. | ||
===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Die pfahlförmige dünne Wurzel im Frühjahr oder Spätsommer des ersten Jahres, die Blätter von Mai bis September und die reifen Früchte. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Die pfahlförmige dünne Wurzel im Frühjahr oder Spätsommer des ersten Jahres, die Blätter von Mai bis September und die reifen Früchte. | ||
Die Wurzel riecht und schmeckt bei Bedarf ähnlich der der [[Möhre, Garten-|Gartenmöhre]], ist allerdings weniger wässrig. Sie ist meist nur im ersten Jahr genießbar und verholzt in den Folgejahren. Das Kraut und die Samen schmecken [[Petersilie, echte|petersilien-]] bis [[Anis, echter|anisartig]]. | Die Wurzel riecht und schmeckt bei Bedarf ähnlich der der [[Möhre, Garten-|Gartenmöhre]], ist allerdings weniger wässrig. Sie ist meist nur im ersten Jahr genießbar und verholzt in den Folgejahren. Das Kraut und die Samen schmecken [[Petersilie, echte|petersilien-]] bis [[Anis, echter|anisartig]]. | ||
Kultur im eigenen Garten: Die Wilde Möhre wächst auf gut entwässertem, nährstoffreichem, alkalischem Boden in Sonne oder Halbschatten. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr, Sommer oder Herbst. | '''Kultur im eigenen Garten:''' Die Wilde Möhre wächst auf gut entwässertem, nährstoffreichem, alkalischem Boden in Sonne oder Halbschatten. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr, Sommer oder Herbst. | ||
===Nährstoffe=== | |||
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!Nährstoff | |||
!Gehalt in Gramm<br>pro 100 g essbarem Anteil | |||
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|Wasser | |||
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|Kohlenhydrate | |||
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|Vitamin C | |||
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===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
Die Wilde Möhre enthält: | |||
*'''Ätherische Öle (z. B. Carotin, Carotol):''' verdauungsfördernd, antimikrobiell | |||
*'''Bitterstoffe und Flavonoide:''' reinigend, leberunterstützend | |||
*'''Carotinoide (v. a. Beta-Carotin):''' Vorstufe von Vitamin A | |||
*'''Mineralien:''' vor allem Kalium, Eisen, Silizium – stärkend für Haut, Blut und Binde | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Namensgebung: Der Gattungsname ''Daucus'' wird vom griechischen Wort ''daio'' = "ich erwärme" abgeleitet, da nach dem Verzehr der Pflanzen eine wärmende Wirkung beobachtet wurde. Die Lockblüte der Dolde wird im Volksmund wegen ihrer dunklen Farbgebung auch als "Mohr" bezeichnet, daher das Synonym "Mohrrübe". Da sich die Blütenstände nach der Befruchtung nestartig zusammenkrümmen, wird die Pflanze im Volksmund auch "Vogelnest" genannt. | *'''Namensgebung:''' Der Gattungsname ''Daucus'' wird vom griechischen Wort ''daio'' = "ich erwärme" abgeleitet, da nach dem Verzehr der Pflanzen eine wärmende Wirkung beobachtet wurde. Die Lockblüte der Dolde wird im Volksmund wegen ihrer dunklen Farbgebung auch als "Mohr" bezeichnet, daher das Synonym "Mohrrübe". Da sich die Blütenstände nach der Befruchtung nestartig zusammenkrümmen, wird die Pflanze im Volksmund auch "Vogelnest" genannt. | ||
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung der Pflanze wird als blutzuckersenkend, harntreibend, die Menstruation regulierend, die Milchsekretion fördernd, mineralsalzzuführend und windtreibend beschrieben.<br>Albert Magnus (13.Jh.) nennt den Saft gut für Wunden und Geschwüre. Leonhart Fuchs (1543) empfiehlt Möhrensamen bei Wassersucht und dem Biss giftiger Tiere. In der Volksmedizin verwendet man die harntreibenden Samen bei Nieren- und Blasensteinen, den Wurzelbrei oder -saft als kräftigendes oder beruhigendes Mittel, das zerriebene Kraut zusammen mit Honig zur Wundbehandlung. Gegen Durchfall und Madenwürmer hilft es, die Wurzel zu essen. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Die Kulturform ''Daucus carota'' subsp. ''sativa'' wird seit über 200 Jahren als Gemüse im gemäßigten und subtropischen Gebieten angebaut. Sie stammt wahrscheinlich aus einer Kreuzung der Wilden Möhre mit der im Mittelmeergebiet heimischen Riesenmöhre ''Daucus carota'' subsp. ''maxima'' und und der orientalischen Art ''Daucus carota'' subsp. ''afghanicus''. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' Die Wilde Möhre wurde bereits im Alten Ägypten medizinisch verwendet. Im Mittelalter war sie eine der bekannten Heil- und Färberpflanzen. Der „Punkt“ in der Dolde wurde mit einem schützenden Auge in Verbindung gebracht. | |||
*'''Magie und Brauchtum:''' Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Magische Kräfte: Fruchtbarkeit, Lust.<br>In manchen Gegenden gehört die Wilde Möhre in den zu Mariä Himmelfahrt (15.August) geweihten Kräutersträußen. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Wilde Möhre wirkt auf das '''Wurzelchakra (Muladhara)'''. Ihre tiefreichende, erdige Wurzel steht für Verbindung mit der Erde, Stabilität und archaische Kraft – während die zarte Dolde nach oben strebt und für Sensibilität und Wahrnehmung steht. | |||
→ Siehe auch: [[Doldenblütler in der Rohkost]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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[[Kategorie:Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Essbare Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Wildpflanzen]] | |||
[[Kategorie:Heilpflanzen]] | |||
[[Kategorie:Wurzelgemüse]] | |||
[[Kategorie:Doldenblütler]] |
Aktuelle Version vom 30. Juni 2025, 09:39 Uhr
Wilde Möhre Daucus carota subsp. carota ist eine heimische Wildpflanze aus der Familie der Doldenblütler mit fein gefiederten Blättern und aromatischer Wurzel. Sie gilt als Urform der Gartenmöhre und kann in der instinktiven Rohkost als mineralstoffreiche Wildwurzel genutzt werden.
Wissenschaftliche Namen: Daucus carota subsp. carota
Synonyme: Karotte, Mohrrübe, Gelbe Rübe, Vogelnest.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
- Familie: Doldenblütler Apiaceae
- Gattung: Möhren Daucus
- Art: Wilde Möhre
Weitere Unterarten und Kulturformen: Garten-Möhre Daucus carota subsp. sativus, Riesenmöhre Daucus carota subsp. maximus, Orientalische Schwarzmöhre Daucus carota subsp. afghanicus.
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, großer Teil Westasiens, bis 1800 Meter.
- Standorte: Weg- und Straßenränder, magere und trockene Wiesen, Brachflächen; liebt lokere, sandige oder steinige, oft wenig bewachsene Böden; häufig.
- Kennzeichen: Dreißig bis achtzig Zentimeter hohe, meist zweijährige Pflanze; Stängel aufrecht, verzweigt, behaart, hohl; Blätter feingeteilt, weich, die unteren länger; Blüten weiß, in Dolden mit einer sterilen, dunkel purpurroten Blüte in der Mitte, Hülle aus langen und tiefgeteilten Hüllblättern, nach der Befruchtung krümmen sich die Blütenstände nestartig zusammen; Blütezeit: Mai bis Oktober; Früchtchen auf den Rippen stachelig; Wurzel pfahlförmig, dünn, hellbeige, hart.
- Verwechslung: Ist mit anderen Doldenblütlern, z.B. dem gefleckten Schierling Conium maculatum oder der Hundspetersilie Aethusa cynapium möglich. Unterscheidung: Die wilde Möhre hat in der Mitte der Dolde eine dunkelrote Lockblüte.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die pfahlförmige dünne Wurzel im Frühjahr oder Spätsommer des ersten Jahres, die Blätter von Mai bis September und die reifen Früchte.
Die Wurzel riecht und schmeckt bei Bedarf ähnlich der der Gartenmöhre, ist allerdings weniger wässrig. Sie ist meist nur im ersten Jahr genießbar und verholzt in den Folgejahren. Das Kraut und die Samen schmecken petersilien- bis anisartig.
Kultur im eigenen Garten: Die Wilde Möhre wächst auf gut entwässertem, nährstoffreichem, alkalischem Boden in Sonne oder Halbschatten. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr, Sommer oder Herbst.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 88,0 |
Kohlenhydrate | 7,0 |
Eiweiße | 1,0 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | 2,2 |
Mineralstoffe | 1,2 |
Vitamin C | 6–9 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Wilde Möhre enthält:
- Ätherische Öle (z. B. Carotin, Carotol): verdauungsfördernd, antimikrobiell
- Bitterstoffe und Flavonoide: reinigend, leberunterstützend
- Carotinoide (v. a. Beta-Carotin): Vorstufe von Vitamin A
- Mineralien: vor allem Kalium, Eisen, Silizium – stärkend für Haut, Blut und Binde
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Daucus wird vom griechischen Wort daio = "ich erwärme" abgeleitet, da nach dem Verzehr der Pflanzen eine wärmende Wirkung beobachtet wurde. Die Lockblüte der Dolde wird im Volksmund wegen ihrer dunklen Farbgebung auch als "Mohr" bezeichnet, daher das Synonym "Mohrrübe". Da sich die Blütenstände nach der Befruchtung nestartig zusammenkrümmen, wird die Pflanze im Volksmund auch "Vogelnest" genannt.
- Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als blutzuckersenkend, harntreibend, die Menstruation regulierend, die Milchsekretion fördernd, mineralsalzzuführend und windtreibend beschrieben.
Albert Magnus (13.Jh.) nennt den Saft gut für Wunden und Geschwüre. Leonhart Fuchs (1543) empfiehlt Möhrensamen bei Wassersucht und dem Biss giftiger Tiere. In der Volksmedizin verwendet man die harntreibenden Samen bei Nieren- und Blasensteinen, den Wurzelbrei oder -saft als kräftigendes oder beruhigendes Mittel, das zerriebene Kraut zusammen mit Honig zur Wundbehandlung. Gegen Durchfall und Madenwürmer hilft es, die Wurzel zu essen.
- Nutzpflanze: Die Kulturform Daucus carota subsp. sativa wird seit über 200 Jahren als Gemüse im gemäßigten und subtropischen Gebieten angebaut. Sie stammt wahrscheinlich aus einer Kreuzung der Wilden Möhre mit der im Mittelmeergebiet heimischen Riesenmöhre Daucus carota subsp. maxima und und der orientalischen Art Daucus carota subsp. afghanicus.
- Mythos und Geschichte: Die Wilde Möhre wurde bereits im Alten Ägypten medizinisch verwendet. Im Mittelalter war sie eine der bekannten Heil- und Färberpflanzen. Der „Punkt“ in der Dolde wurde mit einem schützenden Auge in Verbindung gebracht.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Magische Kräfte: Fruchtbarkeit, Lust.
In manchen Gegenden gehört die Wilde Möhre in den zu Mariä Himmelfahrt (15.August) geweihten Kräutersträußen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Wilde Möhre wirkt auf das Wurzelchakra (Muladhara). Ihre tiefreichende, erdige Wurzel steht für Verbindung mit der Erde, Stabilität und archaische Kraft – während die zarte Dolde nach oben strebt und für Sensibilität und Wahrnehmung steht.
→ Siehe auch: Doldenblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre