Brennnessel

Brennnessel Urtica ist eine nährstoffreiche Wildpflanzengattung mit brennenden Haaren und vielseitig nutzbaren Blättern, die in der Rohkost traditionell als mineralstoffreiches Wildgrün geschätzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Urtica
Synonyme: Nesseln, Nesselkräuter.

Systematik

• Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
• Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
• Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
• Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
• Ordnung: Rosenartige Rosales
• Familie: Brennnesselgewächse Urticaceae
• Gattung: Brennnessel
• Arten: Die Gattung teilt sich in zahlreiche Arten, von denen in Deutschland vier vorkommen:
  1. Große Brennnessel Urtica dioica
  2. Kleine Brennnessel Urtica urens
  3. Pillen-Brennnessel Urtica pilulifera
  4. Sumpf-Brennnessel Urtica kioviénsis

Brennnesselfeld, junge Pflanzen

Brennnessel, junge Pflanze

Beschreibung

• Vorkommen: Die Brennnesseln sind weltweit verbreitet. Aufgrund ihrer geringen Ansprüche fehlen sie nur in Permafrostgebieten. Viele Arten leben auch in tropischen und subtropischen Wäldern.

• Kennzeichen: Zehn bis zweihundertfünfzig Zentimeter hohe, krautige Pflanzen, Stängel meist unverzweigt und mit Brennhaaren sowie Borstenhaaren besetzt. Die Blätter sind ebenfalls behaart, bis zu acht Zentimeter lang, länglich, nach vorne zugespitzt, am Ansatz herzförmig und am Rand grob gezähnt. Es gibt aber auch Arten mit glattrandigen Blättern, z.B. die Pillen-Brennnessel Urtica pilulifera. Die Blätter sind kreuz-gegenständig angeordnet und besitzen häufig kleine Nebenblätter in den Blattachseln.
  Die Blüten sind klein, weiß, gelegentlich blass-violett und stehen in Rispen, die in den Blattachseln ansetzen. Die Blüten sind vorwiegend eingeschlechtlich, enthalten also entweder die männlichen Staubbeutel oder einen weiblichen Fruchtknoten. Männliche und weibliche Blüten können auf einer Pflanze (einhäusig = monözisch) oder auf verschiedenen Pflanzen (zweihäusig = diözisch) anzutreffen sein. Die Blüte selbst setzt sich meist aus vier Blütenhüllblättern und einer ebenso großen Anzahl von Staubblättern zusammen. Der Fruchtknoten liegt zentral in der Blüte und wird von nur einem Fruchtblatt gebildet. Blütezeit: Juni bis Oktober.
  Die Pflanzen sind windbestäubend. Die Vermehrung erfolgt allerdings vorwiegend vegetativ über Rhizome.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junges Kraut im Frühjahr, Blätter von April bis Oktober, grüne Samen im Sommer, reife Samen im Herbst.

In der instinktiven Rohkost werden vor allem die Blattspitzen junger Pflanzen geschätzt. Sie schmeckt leicht nussig, mineralisch und sind reich an Chlorophyll. Ältere Pflanzen sind grobfaseriger und nur in kleinen Mengen genießbar. Auch die Samen können gegessen werden und schmecken leicht nussig.

Tipp: Die Brennhaare verlieren beim Zerreiben oder Kneten mit den Fingern ihre Reizwirkung.

Kultur im eigenen Garten: Brennnesseln lassen sich problemlos ansiedeln.
Die Pflanzen werden im biologischen Gartenbau vielfältig eingesetzt: Der 24h-Kaltwasserauszug ist ein Pflanzenstärkungsmittel, die Jauche hat eine hervorragende Düngewirkung.

Nährstoffe

Nährstoff	Gehalt in Gramm pro 100 g frische Blätter
Wasser	84,0
Kohlenhydrate	7,1
Eiweiße	5,3
Fette	0,6
Rohfasern	3,5
Mineralstoffe	2,9
Vitamin C	335 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Brennnesseln enthalten eine Vielzahl physiologisch aktiver Substanzen:

• Kieselsäure (Silicium): Gewebestärkend, unterstützt Haare, Haut und Bindegewebe
• Histamin, Acetylcholin, Serotonin (in den Brennhaaren): Reizstoffe, lokal durchblutungsfördernd
• Flavonoide (v. a. Rutosid): Antioxidativ, entzündungshemmend
• Lektine, Gerbstoffe, Chlorophyll: Stoffwechselaktivierend, blutreinigend

Wissenswertes

• Namensgebung: Der Gattungsname Urtica leitet sich vom lateinischen urere (= brennen) ab. Auch im Deutschen verweist das Wort „Brennnessel“ direkt auf die schmerzhaft reizenden Haare. Die volkstümlichen Namen variieren stark regional – z. B. „Haarnessel“, „Sengpflanze“, „Nettel“.

• Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, blutbildend, blutreinigend, blutstillend, harntreibend und milchtreibend beschrieben.
  Brennnesseln gelten als klassische Entschlackungs- und Blutreinigungspflanze. In der Volksmedizin wurde sie bei Gicht, Rheuma, Eisenmangel, Prostatabeschwerden, Haarausfall und Hautkrankheiten verwendet. Die Blätter als Tee oder Frischsaft, die Samen als Kräftigungsmittel.

• Nutzpflanze: Verwendung zur Fasergewinnung: Stoffe aus Brennnessel gab es schon vor Jahrtausenden. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts lebte das Interesse an der heimischen Faserpflanze aufgrund einer Baumwollknappheit wieder auf und galt um 1900 als das Leinen der armen Leute. Zuletzt wurde sie im Zweiten Weltkrieg verstärkt in Deutschland für Armee-Bekleidung verwendet.
  Die außerordentlichen Eigenschaften der Brennnesselfaser sind unter anderem hohe Reißfestigkeit, extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme, Bauschfähigkeit ähnlich der Baumwolle und ein edler Glanz.
  Lange Zeit gehörte die Brennnessel auch zu den Färbekräutern. Wolle konnte man mit ihrer Wurzel, nach Vorbeizen mit Alaun, wachsgelb färben. Mit einer Zinnvorbeize, Kupfer-Nachbeize und einem Ammoniak-Entwicklungsbad erzielen die oberirdischen Teile ein kräftiges Graugrün.
  Schmetterlingsweide: Für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten sind die Brennnesseln eine Futterpflanze. Die Schmetterlingsarten Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs (auch als Nesselfalter bekannt), Silbergraue Nessel-Höckereule, Dunkelgraue Nessel-Höckereule, Brennnessel-Zünslereule (Hypena obesalis) und das Landkärtchen sind dafür sogar auf die Brennnessel angewiesen, andere Pflanzen kommen für diese Arten nicht in Betracht (Monophagie).

• Mythos und Geschichte: Brennnesseln galten als Schutzpflanzen gegen böse Geister. In germanischen Bräuchen wurde sie dem Donnergott Thor zugeordnet – Zeichen von Stärke, Wehrhaftigkeit und Fruchtbarkeit.

• Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Gottheit: Thor; Magische Kräfte: Austreibung, Schutz, Heilung, Lust.
  Die Brennnessel hat schutzbringende Kräfte. Trägt man daus Kraut in einem Beutel bei sich, bricht man den Bann eines Fluches und sendet diesen an den Urheber zurück. Zur Abwehr dunkler Mächte streut man Brennnesssel ums Haus. Als Amulett getragen hält es alles Negative weit entfernt.
  Am Gründonnerstag gab es Gemüse aus Brennnesseln zu essen, was für das folgende Jahr vor Geldnot schützen sollte, isst man Brennnesselpfannkuchen am Johannistag, ist man gegen Nixen- und Elfenzauber gefeit, isst man am 1. Januar Brennnesselkuchen, sichert man sich ein gutes Jahr.
  Wenn man fünf Nesselblätter in der Hand hält, bleibt man frei von Furcht und bei kühlem Verstand.

• Symbolik und spirituelle Deutung: Die Brennnessel steht für Konfrontation, Reizung, Transformation und Reinigung. In der Chakrenlehre lässt sie sich dem Solarplexuschakra (Manipura) zuordnen – für Willenskraft, Verdauung, Abgrenzung und Reifung durch Herausforderung.

→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre