Taubnessel, weiße

Aus Rohkost-Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Wissenschaftliche Namen: Lamium album
Synonyme: Bienenhütel, Bienensaug, Daunettel, Blumennessel, Honigblom, Nessel, Nettel, Immenkraut, Sugblom, Zahme Nesseln, Zuzeln.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Lippenblütler Lamiaceae
  • Unterfamilie: Lamioideae
  • Gattung: Taubnesseln Lamium
  • Art: Weiße Taubnessel

Es kommen weitere Arten vor, die alle ähnlich zu verwenden sind:

  • Stängelumfassende Taubnessel Lamium amplixicaule
  • Goldnessel Lamium galeobdolon
  • Gefleckte Taubnessel Lamium maculatum
  • Großblütige Taubnessel Lamium orvala
  • Rote Taubnessel Lamium pupureum
  • Eingeschnittene Taubnessel Lamium purpureum var. incisum, Syn. Lamium hybridum
Weiße Taubnessel
Weiße Taubnessel, Stängel und Blatt
Weiße Taubnessel, Blüte

Beschreibung

Blütezeit: April bis September.

Vorkommen: Eurasien, außer im Mittelmeergebiet; bis 2200 Meter; an Wegrändern, in Hecken und Gräben, an sonnigen und trockenen Stellen; häufig bis zerstreut.

Kennzeichen: Zwanzig bis vierzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel vierkantig, hohl, behaart, teilweise kriechend, unterirdische Ausläufer; Blätter gegenständig, gestielt, vorn zugespitzt, am Grund abgerundet oder herzförmig, am Rand grob gesägt, keine Brennhaare; Blüten weiß, zu fünf bis acht in blattachselständigen Scheinquirlen, Kelch glockig, mit fünf langen Zähnen, Krone röhrig, vorn erweitert mit helmförmiger Oberlippe und zweilappiger Unterlippe, Blüten schwach nach Honig duftend; vier Teilfrüchtchen, Samen kantig.

Verwechslung: Ist mit dem Hohlzahn Galeopsis spec. möglich, der einen stark beharrter Stängel hat. Wenn die Pflanze noch nicht blüht, dient der vierkantige Stängel als Identifikationsmerkmal.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Blätter und Triebe vor der Blüte im März bis in den Mai, das blühende Kraut bis in den August.

Der Geruch der Blüten ist honigartig, der Geschmack ein wenig bitter, erinnert ein bisschen an Spinat. Die nektarreichen Blüten können direkt von der Pflanze gepflückt und ausgelutscht werden. Sie sind das Bonbon am Wegesrand.

Kultur im eigenen Garten: Die Taubnessel wächst auf feuchten, entwässertem Boden in der Sonne oder im Halbschatten. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Herbst oder Frühling, durch Stecklinge nichtblühender Triebe im Sommer.

Wissenswertes

Besonderheiten: Die Taubnessel ist eine Hummelblume. Nur diese erreichen mit ihren langen Rüsseln den am Grund der Kronröhre liegenden Nektar. Manchmal beißt die Honigbiene seitlich ein Loch in die Kronröhre und "raubt" den Nektar. Die Teilfrüchte tragen ein nahrhaftes Anhängsel und werden durch Ameisen verbreitet.

Namensgebung: Der Gattungsname Lamium kommt aus dem Griechischen von lamos = Schlund, der Artname aus dem Lateinischen von album = weiß.

Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, auswurffördernd, blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend und wundheilend beschrieben.
Die Pflanze hat eine kühlende Wirkung und wird bei Fieber eingesetzt. Sie kühlt auch äußerlich bei Brandwunden und Brand infolge hitziger Körperausscheidungen, z.B. in den Füßen. Innerlich wird sie außerdem bei Störungen der Verdauungsorgane und Darmentzündungen, äußerlich bei Hauterkrankungen und Ekzemen angewandt. Die weiße Taubnessel ist als ein Frauenmittel bekannt und wird bei Weißfluss und Menstruationsstörungen verwendet.
Zu den Anwendungsgebieten in der Homöopathie gehört ebenfalls genitaler Ausfluss.

Mythos/Geschichte: Die Pflanze ist ein Alteinwanderer. Die Pflanze erscheint in der Malerei des Spätmittelalters, beispielsweise: "Susanna im Bade" von Albrecht Altdorfer (um 1480-1538), "Elias in der Wüste" von Dieric Bouts (um 1420-1475) und in Bildern von Stephan Lochner (um 1400-1451).
In der griechischen Mythologie war Lamia ein junges Mädchen, dass von Zeus geliebt wurde. Die erzürnte und eifersüchtige Göttin Hera, Gattin des Zeus, ließ das aus dieser Verbindung hervorgegangene Kind sterben. Lamia war seitdem neidisch auf die glücklichen Mütter, raubte deren Kinder und verschlang sie.

Magie/Brauchtum: Nach dem Werk "Curieusen und vernünftigen Zauberarzt" von Valentinus Kräutermann (1725) verraten in den Urin eines Kranken gelegte Taubnesseln dessen Schicksal: Bleiben sie grün, wird er wieder gesund.
In manchen Gegenden gehört die Pflanze in das Kräuterbüschel zu Mariä Himmelfahrt (15. August).

Im Straßenrand, bedeckt mit Staub,

blüht eine Nessel, die ist taub.
Sie blüht bei Sonnenschein und Frost,
mühselig , aber doch getrost.
Dereinst am Tage des Gerichts
(Sie hört von den Posaunen nichts)
Wird Gott ihr einen Boten schicken,
der wird die taube Nessel pflücken
und in den siebten Himmel bringen.

Dort hört sie dann die Engel singen.

Aus dem "Heiteren Herbarium" von Karl Heinrich Waggerl.