Taubnessel, weiße

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Weiße Taubnessel Lamium album ist eine in Europa heimische Wildpflanze mit auffälligen weißen Blüten, die in der Heilkunde wie in der Wildkräuterküche geschätzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Lamium album
Synonyme: Bienenhütel, Bienensaug, Daunettel, Blumennessel, Honigblom, Nessel, Nettel, Immenkraut, Sugblom, Zahme Nesseln, Zuzeln, Toten-Nessel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Lippenblütengewächse Lamiaceae
  • Unterfamilie: Lamioideae
  • Gattung: Taubnesseln Lamium
  • Art: Weiße Taubnessel

Es kommen weitere Arten vor, die alle ähnlich zu verwenden sind:

  • Stängelumfassende Taubnessel Lamium amplixicaule
  • Goldnessel Lamium galeobdolon
  • Gefleckte Taubnessel Lamium maculatum
  • Großblütige Taubnessel Lamium orvala
  • Rote Taubnessel Lamium pupureum
  • Eingeschnittene Taubnessel Lamium purpureum var. incisum, Syn. Lamium hybridum
Weiße Taubnessel
Weiße Taubnessel, Stängel und Blatt
Weiße Taubnessel, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: Eurasien, außer im Mittelmeergebiet; bis 2200 Meter.
  • Standorte: An Wegrändern, in Hecken und Gräben, an sonnigen und trockenen Stellen; häufig bis zerstreut.
  • Kennzeichen: Zwanzig bis vierzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel vierkantig, hohl, behaart, teilweise kriechend, unterirdische Ausläufer; Blätter gegenständig, gestielt, vorn zugespitzt, am Grund abgerundet oder herzförmig, am Rand grob gesägt, keine Brennhaare; Blüten weiß, zu fünf bis acht in blattachselständigen Scheinquirlen, Kelch glockig, mit fünf langen Zähnen, Krone röhrig, vorn erweitert mit helmförmiger Oberlippe und zweilappiger Unterlippe, Blüten schwach nach Honig duftend; vier Teilfrüchtchen, Samen kantig.
  • Verwechslung: Ist mit dem Hohlzahn Galeopsis spec. möglich, der einen stark beharrter Stängel hat. Wenn die Pflanze noch nicht blüht, dient der vierkantige Stängel als Identifikationsmerkmal.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Blätter und Triebe vor der Blüte im März bis in den Mai, das blühende Kraut bis in den August.

Der Geruch der Blüten ist honigartig, der Geschmack ein wenig bitter, erinnert ein bisschen an Spinat. Die nektarreichen Blüten können direkt von der Pflanze gepflückt und ausgelutscht werden. Sie sind das Bonbon am Wegesrand.

Kultur im eigenen Garten: Die Taubnessel wächst auf feuchten, entwässertem Boden in der Sonne oder im Halbschatten. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Herbst oder Frühling, durch Stecklinge nichtblühender Triebe im Sommer.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 82,7
Kohlenhydrate 5,3
Eiweiße 2,2
Fette 0,6
Rohfasern 3,8
Mineralstoffe 1,2
Vitamin C 55–70 mg

Besondere Inhaltsstoffe

  • Iridoidglykoside (u. a. Lamalbid): entzündungshemmend, wundheilend
  • Schleimstoffe: reizmildernd bei Schleimhautentzündungen
  • Flavonoide (z. B. Rutosid): antioxidativ, kapillarschützend
  • Triterpene, Gerbstoffe, Saponine: vielfältige immunmodulierende Wirkungen
  • Kalium, Kalzium, Eisen: mineralstoffreich und blutbildend

Wissenswertes

  • Biologie: Die Taubnessel ist eine Hummelblume. Nur diese erreichen mit ihren langen Rüsseln den am Grund der Kronröhre liegenden Nektar. Manchmal beißt die Honigbiene seitlich ein Loch in die Kronröhre und "raubt" den Nektar. Die Teilfrüchte tragen ein nahrhaftes Anhängsel und werden durch Ameisen verbreitet.
  • Namensgebung: Der Gattungsname Lamium leitet sich vom griechischen „laimos“ („Rachen, Kehle“) ab und bezieht sich auf die Form der Blüte. Album bedeutet „weiß“. Der deutsche Name „Taubnessel“ verweist auf die Ähnlichkeit der Blätter mit der Brennnessel – jedoch ohne Brennhaare. Der volkstümliche Beiname „Toten-Nessel“ wurde ihr wegen ihrer weißen Blütenfarbe und der Verwendung in Bestattungsbräuchen gegeben.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, auswurffördernd, blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend und wundheilend beschrieben.
    Die Pflanze hat eine kühlende Wirkung und wird bei Fieber eingesetzt. Sie kühlt auch äußerlich bei Brandwunden und Brand infolge hitziger Körperausscheidungen, z.B. in den Füßen. Innerlich wird sie außerdem bei Störungen der Verdauungsorgane und Darmentzündungen, äußerlich bei Hauterkrankungen und Ekzemen angewandt. Die weiße Taubnessel ist als ein Frauenmittel bekannt und wird bei Weißfluss und Menstruationsstörungen verwendet.
    Zu den Anwendungsgebieten in der Homöopathie gehört ebenfalls genitaler Ausfluss.
  • Mythos und Geschichte: Die Pflanze ist ein Alteinwanderer. Die Pflanze erscheint in der Malerei des Spätmittelalters, beispielsweise: "Susanna im Bade" von Albrecht Altdorfer (um 1480-1538), "Elias in der Wüste" von Dieric Bouts (um 1420-1475) und in Bildern von Stephan Lochner (um 1400-1451).
    In der griechischen Mythologie war Lamia ein junges Mädchen, dass von Zeus geliebt wurde. Die erzürnte und eifersüchtige Göttin Hera, Gattin des Zeus, ließ das aus dieser Verbindung hervorgegangene Kind sterben. Lamia war seitdem neidisch auf die glücklichen Mütter, raubte deren Kinder und verschlang sie.
    Im Mittelalter galt die Pflanze als „Kraut der stillen Frauenkraft“ und wurde Nonnen in Klöstern empfohlen. In germanischer Tradition war sie Freya geweiht, der Göttin der Fruchtbarkeit. In ländlichen Regionen wurden ihre Blüten in Kräuterbüscheln zu Mariä Himmelfahrt gebunden – als Symbol für Reinheit, Trost und weibliche Kraft. Im Volksglauben hieß es, wer eine Weiße Taubnessel unter das Kopfkissen lege, träume von „der heilsamen Mutter“.
  • Magie und Brauchtum:Die Pflanze galt als Schutz- und Trostpflanze – besonders für Frauen, Kinder und Kranke. Ihre Blüten wurden in Reinigungsräucherungen verwendet, besonders in Häusern, in denen Geburt, Krankheit oder Trauer stattfanden. In der traditionellen Pflanzenmagie wird sie dem Element Wasser und dem Planeten Mond zugeordnet – verbunden mit Intuition, Schutz und Reinigung. Ihr Vorkommen in Übergangszeiten (Frühling/Herbst) macht sie zu einer Schwellenpflanze im Jahreskreis.
    Nach dem Werk "Curieusen und vernünftigen Zauberarzt" von Valentinus Kräutermann (1725) verraten in den Urin eines Kranken gelegte Taubnesseln dessen Schicksal: Bleiben sie grün, wird er wieder gesund.
    In manchen Gegenden gehört die Pflanze in das Kräuterbüschel zu Mariä Himmelfahrt (15. August).
    Aus dem "Heiteren Herbarium" von Karl Heinrich Waggerl:

Im Straßenrand, bedeckt mit Staub,

blüht eine Nessel, die ist taub.
Sie blüht bei Sonnenschein und Frost,
mühselig , aber doch getrost.
Dereinst am Tage des Gerichts
(Sie hört von den Posaunen nichts)
Wird Gott ihr einen Boten schicken,
der wird die taube Nessel pflücken
und in den siebten Himmel bringen.

Dort hört sie dann die Engel singen.

  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Weiße Taubnessel wirkt vor allem auf das Herz- und Sakralchakra. Sie steht für Sanftmut, innere Reinigung, weibliche Intuition und zarte Schutzkraft. Ihre Botschaft: „Reinheit ist nicht Härte, sondern das stille Leuchten aus der Tiefe.“ Sie unterstützt seelische Klärung, Übergänge, Rückzug und innere Neuorientierung.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre