Tamarinde
Tamarinde Tamarindus indica ist ein tropischer Baum mit langen, bräunlichen Hülsenfrüchten, deren süßsäuerliches Fruchtmark in der Küche, Heilkunde und Rohkost geschätzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Tamarindus indica
Synonyme: Indische Dattel, Sauerdattel, Indian date, Amlika (Sanskrit), Imli (Hindi), Tamariño, Tamarinier, Tamarindo.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Schmetterlingsblütenartige Fabales
- Familie: Hülsenfrüchtler Fabaceae
- Unterfamilie: Johannisbrotgewächse Caesalpinioideae
- Gattung: Tamarindus
- Art: Tamarindenbaum
Tamarindus ist eine monotypische Gattung – Tamarindus indica ist ihre einzige Art.
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Ursprünglich vermutlich aus Ostafrika (Madagaskar und Sudanregion), heute in fast allen Tropen verbreitet – besonders in Indien, Südostasien, Afrika, Mexiko, Karibik und Südamerika.
- Kennzeichen: Immergrüner, sechs bis fünfundzwanzig Meter hoher Baum mit überhängenden Ästen; Borke grau bis grauschwarz, Rinde junger Zweige behaart; Blätter wechselständig, bis fünfzehn Zentimeter lang, unpaarig gefiedert, Fiedern bis zwei Zentimeter lang, graugrün, in zwanzig bis vierzig gegenständigen Paaren; Blüten in Knospen hochrot, nach dem Aufblühen cremeweiß mit dunkler Äderung, in achselständigen, hängenden Trauben; Hülse bis zwanzig Zentimeter lang und zweieinhalb Zentimeter breit, abgeflacht, gekrümmt, abschnittsweise verdickt, hellbraun, mit ein bis zehn Samen.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Die Hülse lässt sich leicht mit der Hand aufbrechen. Das weiche Fruchtfleisch umhüllt mantelartig dunkelrote, sehr harte Kerne.
Es werden zwei Geschmacksvarianten unterschieden, die süße und die saure Tamarinde. Das geschälte Fruchtfleisch ist bei der süßen Tamarinde bräunlich, bei der sauren Tamarinde braun bis fast schwarz. Es wird von den nicht essbaren Samen abgelutscht und schmeckt je nach Sorte süß-säuerlich bis intensiv süß.
Saison: Tamarinden sind ganzjährig erhältlich.
Lagerung/Haltbarkeit: Trocken bei 10°C gelagert sind Tamarinden mehrere Monate lang haltbar.
Anzucht: Samen vor der Aussaat einige Tage in lauwarmen Wasser quellen lassen. Die Keimdauer beträgt zwischen zwei und acht Wochen, je nach Temperatur. Der Boden sollte durchlässig und humos sein, Tamarinden vertragen keine Staunässe, der Wasserbedarf ist eher gering. Der Lichtbedarf ist hoch, die Pflanze sollte also so lange wie möglich im Freien stehen. Jungpflanzen sind sehr kältempfindlich, während ältere Bäume leichte Minusgrade ohne größere Schäden überstehen.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 31,0 |
Kohlenhydrate | 62,5 |
Eiweiße | 2,8 |
Fette | 0,6 |
Rohfasern | 5,1 |
Mineralstoffe | 2,9 |
Vitamin C | 2–5 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält eine Reihe physiologisch aktiver Inhaltsstoffe:
- Weinsäure (Tartarinsäure): Verantwortlich für den charakteristischen sauren Geschmack – antioxidativ, verdauungsanregend
- Polyphenole und Flavonoide (v. a. Apigenin, Luteolin): Antioxidativ, entzündungshemmend
- Kalium, Magnesium, Phosphor, Eisen: Elektrolythaushalt, Blutbildung, Energiestoffwechsel
- Pektine und Ballaststoffe: Verdauungsfördernd, sättigend
Wissenswertes
- Namensgebung: Ihr Name stammt von einem arabischen Reisenden, der aus Indien zurückkehrte und ihr im Jahr 1355 den Namen "al-tamar-al-Hindi", Dattel Indiens, gab. Der botanische Gattungsname Tamarindus übernahm diesen Ausdruck, während indica auf die weitverbreitete Nutzung in Indien verweist. In Südindien ist sie als „Puli“ bekannt, in Thailand als „Makham“, in Mexiko als „Tamarindo“. In Sanskrit hieß die Pflanze „Amlika“ (Säuerliche).
- Heilkunde: Die Tamarinde nimmt in vielen traditionellen Medizinsystemen wie dem Ayurveda, der Unani-Medizin, der afrikanischen Ethnomedizin und der traditionellen chinesischen Heilkunde eine zentrale Rolle ein. Aufgrund ihres säuerlich-fruchtigen Fruchtfleischs und ihres reichen Gehalts an organischen Säuren und Mineralstoffen wird sie seit Jahrhunderten zur Anregung der Verdauung, zur Kühlung des Körpers und zur Reinigung des Organismus verwendet.
In Indien gilt Tamarindenmark als leicht abführend, appetitanregend und magenfreundlich. Es wird traditionell bei Völlegefühl, Verstopfung und Appetitlosigkeit eingesetzt. Ein klassisches ayurvedisches Hausmittel ist die Einnahme von in Wasser eingeweichtem Tamarindenfruchtfleisch bei leichter Verstopfung oder Trägheit des Verdauungstrakts.
In tropischen Regionen Afrikas und Asiens dient die Tamarinde zudem als Fiebermittel. Das Fruchtfleisch wird dort als kühlende Speise gereicht oder in Form von Aufgüssen zur Senkung erhöhter Körpertemperatur getrunken. In der Volksmedizin wird Tamarinde auch bei rheumatischen Beschwerden, Entzündungen und zur unterstützenden Behandlung von Parasitenbefall verwendet. In einigen Kulturen gelten zerstoßene Samen und Blätter als wirksame Hausmittel gegen Wunden, Entzündungen und Hautreizungen.
Moderne pharmakologische Studien haben zudem antioxidative, antientzündliche und cholesterinsenkende Eigenschaften in Extrakten aus Fruchtfleisch, Blättern und Samen nachgewiesen. Insbesondere die Kombination aus Weinsäure, Kalium und Polyphenolen macht Tamarinde zu einer geschätzten Heilpflanze zur Unterstützung bei Stoffwechselerkrankungen, Bluthochdruck und Leberstörungen.
In der instinktiven Rohkost wird Tamarinde vor allem wegen ihrer aktivierenden, reinigenden und leicht ausleitenden Wirkung geschätzt – oft zeigt sich instinktive Lust auf Tamarinde in Phasen von innerer Reinigung, Loslösung oder Neuausrichtung.
- Nutzpflanze: Tamarinde wird in vielen Tropenregionen kultiviert – sowohl als Fruchtlieferant als auch als wertvoller Schattenbaum. Sie ist trockenheitsresistent, bildet tiefe Wurzeln und verbessert die Bodenfruchtbarkeit durch Stickstoffbindung. Die Früchte werden frisch, getrocknet oder in Pastenform vermarktet und sind Bestandteil zahlreicher traditioneller Gerichte – von indischem Sambar bis mexikanischem Tamarindwasser („Agua de Tamarindo“).
Die Samen werden lokal zu Mehl verarbeitet oder geröstet und als Kaffeersatz verwendet. Das harte, rötlich-braune Holz gilt als dekorativ und widerstandsfähig und wird für Möbel, Küchenutensilien und Musikinstrumente genutzt.
- Mythos und Geschichte: In vielen Kulturen ist der Tamarindenbaum ein Baum der Weisheit, Reinheit und Heilung. In Südindien wurde er als Wohnsitz von Geistern betrachtet, die je nach Region als wohlwollend oder zornig galten – man verehrte den Baum, fällte ihn aber nur ungern. In Thailand und Kambodscha galt er als Glücksbringer und heiliger Baum. In Afrika wurde Tamarinde häufig bei Initiationsriten verwendet – die Frucht als Reinigungsmittel für Körper und Geist, das Holz für rituelle Gegenstände.
In alten Ayurveda-Texten wurde Tamarinde bereits vor 2000 Jahren erwähnt. Arabische Händler verbreiteten sie in Nordafrika und entlang der Seidenstraße. Spanier und Portugiesen brachten sie nach Südamerika, wo sie sich rasch in Küche und Medizin etablierte.
In Mexiko wird Tamarinde traditionell mit Reinigung und Erneuerung assoziiert – die erste Tamarinde des Jahres zu essen gilt als Akt des Loslassens.
- Magie und Brauchtum: In Teilen Indiens und Sri Lankas war es Brauch, Tamarindenblätter unter das Kopfkissen zu legen, um Alpträume fernzuhalten. In Ghana und Nigeria rieb man sich mit einem Brei aus Tamarindenschale ein, um „böse Hitze“ (Krankheit) zu vertreiben. In indigenen Kulturen Mittelamerikas wurde Tamarindenfrucht als „Mund der Ahnen“ bezeichnet – wer in Ritualen davon aß, sollte Wahrheit sprechen und klar denken.
Auch im Volksglauben Lateinamerikas hat sich Tamarinde ihren Platz bewahrt: In Guatemala streicht man Tamarindenpaste an Türen, um Zwietracht fernzuhalten. In Haiti wurden Tamarindenkerne als „Wahrheitsamulett“ getragen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Tamarinde spricht auf feinstofflicher Ebene das Kehlchakra (Vishuddha) und das Sakralchakra (Svadhisthana) an. Ihre säuerlich-frische Energie fördert Ausleitung, Klarheit und das Lösen stagnierender Gefühle. Gleichzeitig unterstützt sie emotionale Verarbeitung und kann dabei helfen, „Verdautes“ auch seelisch zu integrieren.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre