Sauerklee
Sauerklee Oxalis acetosella ist eine zarte, essbare Wildpflanze aus dem Wald, die durch ihren zitronig-sauren Geschmack auffällt und seit Jahrhunderten als Frühlingsgemüse und Heilpflanze genutzt wird. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Oxalis acetosella
Synonyme: Europäischer Sauerklee, Kuckucksklee, Hain-Klee, Hasenklee, Hasenbrot, Kuckucksbrot, Himmelbrot, Waldsauerklee, Oxalis montana (nordamerikanische Varietät).
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Sauerkleeartige Oxalidales
- Familie: Sauerkleegewächse Oxalidaceae
- Gattung: Sauerklee Oxalis
- Art: Sauerklee
Die Gattung Oxalis ist weltweit verbreitet und umfasst über 800 Arten, darunter den Hörnchen-Sauerklee Oxalis corniculata und Oxalis triangularis, eine Zierart mit violetten Blättern.
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Der Sauerklee ist in ganz Europa, Nordasien und Nordamerika heimisch. Er bevorzugt schattige, feuchte Laub- und Mischwälder mit humosem Boden, wächst aber auch in Schluchten, an Bachufern und in moosreichen Waldrändern. Die nordamerikanische Form wird oft als eigene Art Oxalis montana geführt, ist aber nahezu identisch in Aussehen und Verwendung.
- Kennzeichen: Fünf bis fünfzehn Zentimeter hohe, mehrjährige Pflanze; Blätter alle grundständig, lang gestielt, dreizählig, Blättchen herzförmig, auf der Unterseite oft rötlich überlaufen; Blüten weiß mit violetten Adern und gelbem Grund, einzeln, die Blätter überragend, fünf kurze Kelchblätter, fünf Kronblätter, zehn Staubblätter, fünf Griffel; Blütezeit: April bis Mai; Frucht ist eine längliche, fünfklappige Schleuderkapsel, im Reifezustand werden die längsgerippten Samen bei Berührung mit hohem Druck weggeschossen; Wurzelstock kriechend, mit fleischigen Schuppen besetzt, die Pflanze besitzt endotrophe Mykorrhiza; wächst in kleineren und größeren Gruppen, Teppiche bildend.
- Verwechslung: Verwechselt werden kann der Sauerklee mit dem Buschwindröschen Anemone nemerosa. Es wächst am gleichen Standort und blüht zur gleichen Zeit. Die Blätter sind aber drei bis fünfzählig und unregelmäßig gezähnt. Beim Waldsauerklee sind sie hingegen dreiteilig und ganzrandig.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die ganze Pflanze im Frühling, Frühsommer, aber auch im Winter unter dem Schnee.
Der Geschmack ist frisch, säuerlich-würzig. Die Blätter sind mit ihrem säuerlichen Geschmack ein guter Durstlöscher.
Kultur im eigenen Garten: Der Sauerklee wächst gut unter Nadelbäumen. Die Vermehrung erfolgt im Frühjahr mit Hilfe des kriechenden Wurzelstocks.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 89,0 |
Kohlenhydrate | 4,5 |
Eiweiße | 0,9 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | 2,1 |
Mineralstoffe | 1,2 |
Vitamin C | 50–90 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält eine Reihe physiologisch aktiver Inhaltsstoffe:
- Oxalsäure und Oxalate: Verantwortlich für den säuerlichen Geschmack – in moderaten Mengen harntreibend und stoffwechselanregend
- Vitamin C: In hohen Mengen enthalten – antioxidativ, immunstärkend
- Flavonoide (v. a. Quercetin, Kaempferol): Entzündungshemmend, gefäßschützend
- Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium: Nervenregulierend, blutbildend und stoffwechselaktiv
Wissenswertes
- Biologie: Mit den typischen Kleearten aus der Familie der Schmetterlingsblütler ist der Sauerklee nicht verwandt. Er hat mit ihnen außer den typischen kleeähnlichen Blättern nichts gemeinsam.
Der Sauerklee ist eine ausgesprochene Schattenpflanze und erreicht bei 1/10 des Tageslichtes schon seine volle Assimilationsleistung. Er ist die schattenverträglichste aller Blütenpflanzen. Bei starker Sonneneinstrahlung oder Trockenheit senken sich die Teilblättchen, genauso wie nach häufiger Berührung. Auch am Abend falten sich die Blättchen entlang der Mittelrippe zusammen. Ist der Lichteinfall sehr schwach, hängen die Blütenköpfchen oft herunter.
- Namensgebung: Der wissenschaftliche Gattungsname Oxalis stammt vom griechischen „oxys“, was „scharf“ oder „sauer“ bedeutet – ein klarer Hinweis auf den Geschmack. Der Artname acetosella geht auf das lateinische „acetum“ (Essig) zurück und bedeutet sinngemäß „kleiner Essig“. Der Trivialname „Sauerklee“ verweist auf die kleeartige Blattform in Kombination mit dem erfrischend-säuerlichen Geschmack.
- Heilkunde: Die medizinischen Eigenschaften werden als blutreinigend, fiebersenkend, und harntreibend beschrieben.
In der Volksmedizin Europas war Sauerklee seit dem Mittelalter als „Grünes Frühjahrsmittel“ bekannt. Er galt als blutreinigend, fiebersenkend, harntreibend und leicht abführend. In Form von Presssaft oder Aufguss wurde er bei Frühjahrsmüdigkeit, Skorbut, Appetitlosigkeit, Gicht und Leberleiden verwendet.
Das hohe Vitamin-C-Vorkommen machte ihn in früheren Zeiten zu einem wichtigen Antiskorbutikum – insbesondere in der Nachwinterzeit. Frisch zerdrückte Blätter wurden äußerlich zur Kühlung bei Hautreizungen, Insektenstichen oder Verbrennungen eingesetzt. In manchen Klostergärten war Sauerklee Bestandteil von Reinigungskuren, oft zusammen mit Brunnenkresse und Löwenzahn.
Heute wird er in der Phytotherapie nur noch selten genutzt – meist in Wildkräuterkursen, Frühlingsrezepturen oder naturpädagogischem Kontext. Wegen des Oxalsäuregehalts wird bei Nierenproblemen oder eingeschränkter Calciumverwertung vom häufigen Gebrauch abgeraten.
- Nutzpflanze: Die Inhaltsstoffe des Sauerklees Oxalsäure und Kaliumhydrogenoxalat sind in geringer Menge in manchen Fleckenentfernungs-, Metall-, und Bodenreinigungsmitteln enthalten. Mit dem Saft kann man daher auch versuchen, hartnäckige Flecken aus Textilien zu entfernen.
Sauerklee ist eine wichtige Pflanze für Ökosysteme schattiger Laubwälder. Er breitet sich teppichartig am Boden aus und trägt zur Bodenbedeckung, Humusbildung und Feuchtigkeitsregulation bei. Seine zarten Blüten bieten frühen Insekten eine Nahrungsquelle.
- Mythos und Geschichte: Das Blatt von Oxalis acetosella befindet sich als "shamrock" im Wappen Irlands.
Der Sauerklee wurde bis ins 19. Jahrhundert im Schwarzwald zur Bereitung von Sauerkleesalz Sal Acetosellae oder Acidum oxalicum gesammelt. In der keltischen und germanischen Tradition galt der Sauerklee als Pflanze des Frühlings und der Übergänge. Als eine der ersten essbaren Wildpflanzen des Jahres war er Symbol für die Rückkehr des Lichts und des Lebens nach der dunklen Jahreszeit.
- Magie und Brauchtum: Sauerklee galt als Schutzpflanze in Übergangszeiten – etwa bei der Geburt eines Kindes oder in Zeiten seelischer Wandlung. In manchen Gegenden wurde ein Sträußchen Sauerklee auf das Fensterbrett gelegt, um „finstere Gedanken“ zu vertreiben. In Tirol war es Brauch, ein paar Blättchen vor wichtigen Gesprächen zu kauen, um Klarheit und ehrliche Rede zu fördern.
In der Pflanzenorakel-Tradition steht Sauerklee für Klärung, Neubeginn, Frische und emotionale Erleichterung. Wer in waldiger Stille ein Blättchen Sauerklee kaut, so heißt es, hört leichter die „innere Stimme“.
Blüht der Sauerklee reichlich, dann gibt es ein nasses Jahr.
Die Indianer sollen die Wurzeln ihren Ponies zu fressen gegeben haben, damit diese schneller liefen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Sauerklee wirkt klärend auf das Herzchakra (Anahata) und das Kehlchakra (Vishuddha). Seine Frische durchströmt das emotionale System wie ein Frühlingswind: löscht alte Hitze, bringt Klarheit, reinigt die Gedanken. Die gefalteten Blätter bei Dunkelheit und ihre Öffnung bei Licht spiegeln die archetypische Geste des inneren Erwachens.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre