Rettich
Rettich Raphanus sativus ist ein weltweit kultiviertes Wurzelgemüse aus der Familie der Kreuzblütengewächse. Er gehört zu den schärferen Rohkostpflanzen und ist in zahlreichen Sorten erhältlich. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Raphanus sativus
Synonyme: Bierrettich, Bierwurz, Furzwurzel, Gartenrettich, Radi, Retwurzel.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Kreuzblütlerartige Brassicales
- Familie: Kreuzblütengewächse Brassicaceae
- Gattung: Rettich Raphanus
- Art: Rettich
Zur Gattung Raphanus gehört außerdem der Acker-Rettich oder Hederich Raphanus raphanistrum und das Radieschen Raphanus sativus subsp. sativus.
Beschreibung
- Vorkommen: Der Rettich stammt vermutlich aus dem östlichen Mittelmeerraum oder Westasien und wurde bereits im Alten Ägypten kultiviert. Heute wird er weltweit in gemäßigten bis warmen Regionen angebaut.
- Kennzeichen: Ein- bis mehrjährige krautige, zwanzig bis achtzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel aufrecht, verzweigt; untere Blätter leierförmig-fiederschnittig, mit großem, unregelmäßig geformtem, gekerbtem Endabschnitt und kleinen, länglichen Seitenfiedern, die stumpf gezähnt, schütter borstig und meist anliegend behaart sind; Blüten in lockeren Trauben am Ende des Stängels und der Äste, Blüten ein bis zwei Zentimeter im Durchmesser, violett oder weiß mit dunkleren Adern, vier Blütenblätter, schmal verkehrt-eiförmig, grün oder rötlich überlaufen, Fruchtknoten länglich; Blütezeit: Mai bis Oktober; Frucht eine Schote, drei bis neun Zentimeter lang und ein bis eineinhalb Zentimeter dick.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Es gibt eine große Anzahl verschiedener Sorten, die sich in der Form (rund, rübenförmig, halblang, lang) und der Farbe (rosa, violett, grau, braun, schwarz, weiß) der Wurzel unterscheiden. Der Geschmack der Wurzel kann sehr scharf sein, aber auch mild. Auch die Blätter und der Blütenstand sind essbar und meist milder im Geschmack als die Wurzel.
Rettichsamen lassen sich sehr gut keimen: Die Einweichzeit beträgt ca. acht Stunden, nach zwei bis drei Tagen erscheinen die Keimblätter. Rettichsamen können auch als Grünkraut gezogen werden, die Ernte erfolgt nach ca. einer Woche.
Kultur im eigenen Garten: Rettiche benötigen tiefgründigen, lockeren Boden. Die Aussaat ins Freiland kann ab März erfolgen. Die Knollen sollten nach acht bis zehn Wochen, noch bevor sie ganz ausgewachsen sind, geerntet werden. Zu spät geerntete Rettiche werden leicht holzig und hart.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 93,5 |
Kohlenhydrate | 1,9 |
Eiweiße | 1,0 |
Fette | 0,2 |
Rohfasern | 1,2 |
Mineralstoffe | 0,8 |
Besondere Inhaltsstoffe
- Senfölglykoside (Glucosinolate): z. B. Glucoraphasatin, das beim Zerkleinern enzymatisch in scharf schmeckende Isothiocyanate umgewandelt wird. Diese wirken antibakteriell, sekretfördernd und verdauungsanregend.
- Myrosinase: Ein Enzym, das die Umwandlung von Glucosinolaten aktiviert
- Vitamin C: stärkt das Immunsystem und wirkt antioxidativ
- Kalium und Magnesium: unterstützen Nerven- und Muskelfunktion
- Faserstoffe und Enzyme: regen Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse an
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Name „Rettich“ leitet sich vom mittelhochdeutschen retich ab, was seinerseits vom lateinischen radix (Wurzel) abstammt. Der wissenschaftliche Name Raphanus kommt aus dem Griechischen und bedeutet „rasch wachsend“. Sativus heißt „angebaut“ oder „kultiviert“.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als appetitanregend, blutreinigend, harntreibend, hustenbekämpfend, gegen Skorbut wirkend, schleimlösend und tonisch beschrieben.
Griechische und römische Ärzte verordneten Rettich gegen Hustenreiz. Die enthaltenen Senföle wirken gegen Keime und fördern die Gallenproduktion, weshalb der Rettich bei Leber- und Verdauungsbeschwerden verwendet wurde. Im Kräuterbuch des Jacobus Theodorus von 1731 heißt es:
Rettich verscheucht den Schlaf, sein Saft schützt vor Insektenstichen und dem Biss der Schlange. Rettichöl lindert den Ohrenschmerz und lässt wie kein anderes Mittel die Haare wachsen.
- Nutzpflanze: Der Rettich ist wahrscheinlich aus einer Kreuzung zwischen Raphanus maritimus und Raphanus rostratus entstanden. Kultiviert wurde er schon vor 4500 Jahren in Ägypten und seit mindestens 2000 Jahren in China. Heute sind zahlreiche Sorten im Handel. Neben dem Frischverzehr dient Rettich auch zur Herstellung von Saft, Most und Fermentprodukten. Junge Rettichblätter können ähnlich wie Kresse oder Spinat verwendet werden. Die Pflanze ist außerdem eine beliebte Gründüngungspflanze und verbessert die Bodenstruktur.
- Mythos und Geschichte: Bereits die Ägypter, Griechen und Römer kannten und schätzten den Rettich. Im antiken Griechenland wurden besonders schöne Rettiche als Opfergabe aus vergoldetem Holz gefertigt. In Asien, besonders in Japan und China, genießt der Rettich (Daikon) hohes Ansehen – nicht nur kulinarisch, sondern auch spirituell, etwa in der makrobiotischen Ernährung.
- Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Magische Kräfte: Schutz, Lust.
In manchen Regionen wird Rettich als Abwehrpflanze gegen Krankheiten und böse Einflüsse angesehen. In Süddeutschland werden zur Herbstzeit „Rettichgeister“ geschnitzt – ähnlich wie Halloween-Kürbisse. In der Pflanzenastrologie wird dem Rettich die Wirkung zugeschrieben, Unausgesprochenes ans Licht zu bringen und geistige Klarheit zu fördern.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Aufgrund seiner scharfen, durchdringenden Natur wird der Rettich dem Kehlchakra (Vishuddha) zugeordnet. Er steht symbolisch für Klarheit, Offenheit und Reinigung – sowohl im körperlichen als auch im seelischen Sinn. Der Genuss von Rettich kann als „schärfender Impuls“ wirken, der neue Perspektiven aufzeigt und festgefahrene Emotionen löst.
→ Siehe auch: Kreuzblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre