Rauke, wilde

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Wilde Rauke Sisymbrium officinale ist eine alte, essbare Wildpflanze mit senfartigem Geschmack und heilkundlicher Bedeutung. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Sisymbrium officinale
Synonyme: Echte Rauke, Gewöhnliche Rauke, Garten-Senfrauke, Hederich, Ölrauke, Raukenkohl, Ruke, Rucola, Senfrauke, Wegrauke.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Kreuzblütlerartige Brassicales
  • Familie: Kreuzblütengewächse Brassicaceae
  • Gattung: Rauken Sisymbrium
  • Art: Wilde Rauke

Weitere in Deutschland vorkommende Arten sind:

  • Ungarische Rauke Sisymbrium altissimum
  • Österreichische Rauke Sisymbrium austriacum
  • Glanz-Rauke Sisymbrium irio
  • Loessels Rauke Sisymbrium loeselii
  • Steife Rauke Sisymbrium strictissimum
  • Niedrige Rauke Sisymbrium supinum
  • Wolga-Rauke Sisymbrium volgense

Beschreibung

  • Vorkommen: Die Wilde Rauke stammt ursprünglich aus Eurasien und ist heute in ganz Europa, Westasien und Nordafrika verbreitet. Als Archäophyt kommt sie in Mitteleuropa seit der Jungsteinzeit vor.
  • Standorte: Unkrautbestände an Wegen, Schuttplätzen, Bahndämmen; Stickstoffzeiger, häufig.
  • Kennzeichen: Ein- bis zweijährige, dreißig bis sechzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel meist verzweigt, kantig gestreift, im unteren Teil rauflaumig oder wenig behaart; Grundblätter schrotsägeförmig, Stängelblätter wechselständig; Blüten am Ende des Stängels in einer Traube, Blüten weiß oder gelb, violett geädert; Blütezeit: Mai bis Oktober; Früchte Schoten, aufrecht, an den Stängel angedrückt.
  • Verwechslung: Ist eventuell mit dem Acker-Senf Sinapis arvensis möglich.
    Mit dem Namen "Rucola" wird außerdem die Garten-Senfrauke Eruca sativa und der Schmalblättrige Doppelsamen Diplotaxis tenuifolia bezeichnet. Das kann zu Verwechslungen führen.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Die jungen Blätter und Triebe von April bis Juni, die Samen von September bis Oktober.

Alle Raukenarten haben einen ausgeprägten, scharf-aromatischen Geschmack, je älter die Pflanze desto schärfer. Das Aroma wird oft als nussig beschrieben, weniger Begeisterte sprechen allerdings von penetrant oder petroleumartig.
Milder im Geschmack sind Rucola-Keimlinge.

Kultur im eigenen Garten: Sowohl die Wilde Rauke Sisymbrium officinale wie auch die Salat-Rauke Eruca vesicaria subsp. sativa können problemlos auf jeder Gartenerde kultiviert werden.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 84,6
Kohlenhydrate 6,2
Eiweiße 2,5
Fette 0,5
Rohfasern 2,1
Mineralstoffe 1,4
Vitamin C 45–70 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Die Wilde Rauke enthält eine Vielzahl an bioaktiven Substanzen, die sowohl ernährungsphysiologisch als auch medizinisch von Bedeutung sind:

  • Senfölglykoside (Glucosinolate): Bei Verletzung der Pflanzenzellen entstehen durch enzymatische Spaltung scharf schmeckende Isothiocyanate, die antibakteriell und schleimlösend wirken.
  • Flavonoide: antioxidative Wirkung, Schutz der Schleimhäute.
  • Vitamin C: stärkt das Immunsystem und unterstützt die Eisenaufnahme.
  • Schleimstoffe und Bitterstoffe: reizlindernd und sekretionsfördernd auf Schleimhäute.
  • Kalium, Eisen, Calcium, Schwefelverbindungen: wichtig für Stoffwechsel und Entgiftung.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Sisymbrium geht vermutlich auf ein griechisches Wort für „Senfkraut“ zurück. Das Artepitheton officinale bedeutet „offizinell“ – also apothekenpflichtig oder in der traditionellen Heilkunde verwendet. Die volkstümliche Bezeichnung „Hederich“ wurde früher allgemein für verschiedene Rauken verwendet.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als blutreinigend, stimulierend und tonisch beschrieben.
    In der Volksmedizin wurde die Wilde Rauke traditionell bei Heiserkeit, Husten und Kehlkopfentzündung verwendet. Aufgrund ihrer reizlindernden und schleimlösenden Wirkung galt sie als „Sängerkraut“ und war besonders bei Rednern und Sängern geschätzt. Auch bei Bronchitis, Verschleimung und Erkrankungen der oberen Atemwege kam sie zum Einsatz – oft als Tee, Saft oder Sirup.
  • Nutzpflanze: Die Rauke wurde bereits in römischer Zeit im Mittelmeerraum als Nahrungsmittel genutzt.
    Die Samen dienten und dienen auch heute noch der Ölgewinnung. Hauptsächlich in Indien wird die Rauke zu diesem Zweck angebaut. Das Öl wird vor allem für industrielle Zwecke verwendet.
    In der Permakultur kann sie gezielt als Wildkraut integriert werden, da sie anspruchslos und raschwüchsig ist.
  • Mythos und Geschichte: In römischer Zeit wurde die Rauke als Nahrungsmittel genutzt und als Aphrodisiakum betrachtet. Obwohl die Pflanze im Mittelalter in weiten Teilen Europas bekannt war und wegen der pikanten Blätter und der scharfen Samen kulinarisch verwendet wurde, geriet sie später in Vergessenheit. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Rauke nur noch in den Mittelmeerländern genutzt, wo sie auch wild vorkommt.
  • Magie und Brauchtum: Zwar sind keine speziellen magischen Anwendungen überliefert, doch war ihr Einsatz im Zusammenhang mit der Stimme und dem Atem eng mit spirituellen und liturgischen Praktiken verbunden – etwa im rituellen Gesang, der auf klare Stimme angewiesen war.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Wilde Rauke steht symbolisch für Ausdruckskraft, Befreiung und innere Reinigung. Ihr Bezug zum Halschakra (Vishuddha) ist offensichtlich: Sie öffnet buchstäblich den Hals, lässt Stimme und Atem freier fließen und unterstützt dadurch die Selbstäußerung, Kommunikation und Kreativität. Sie kann helfen, sich aus sprachloser Ohnmacht zu befreien und das eigene Wort wiederzufinden.


→ Siehe auch: Kreuzblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre