Preiselbeere
Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea ist ein immergrüner Zwergstrauch aus der Familie der Heidekrautgewächse. Die roten, herben Beeren sind roh essbar und gelten als Heil- und Wildobst mit langer Nutzungstradition in Europa.
Wissenschaftliche Namen: Vaccinium vitis-idaea
Synonyme: Fuchsbeere, Granten, Haubeere, Krausbeere, Krackbeere, Kronsbeere, Moosbeere, Prausbeere, Wilder Buchs, Riffelbeere, Steinbeere, Reischädel.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Heidekrautartige Ericales
- Familie: Heidekrautgewächse Ericaceae
- Gattung: Heidelbeeren Vaccinium
- Art: Preiselbeere
Zur Gattung der Heidelbeeren gehören eine Reihe weiterer essbarer Arten:
- Großfrüchtige Moosbeere Vaccinium macrocarpon
- Gewöhnliche Moosbeere
- Heidelbeere Vaccinium myrtillus
- Amerikanische Heidelbeere Vaccinium corymbosum
- Rauschbeere Vaccinium uliginosum
Beschreibung
- Vorkommen: Nordeuropa, im Süden nur im Gebirge; bis 3000 Meter.
- Standorte: Auf sauren Böden, Heiden, in Nadelwäldern und Mooren; verbreitet.
- Kennzeichen: Zehn bis dreißig Zentimeter hoher Zwergstrauch; Stängel kriechend, mit kurzen, aufgerichteten, runden Zweigen; ein bis drei Zentimeter lange Blätter, wechselständig, auch im Winter grün, oben glänzend, unten weißlich punktiert, lederig, Rand öfters eingerollt, fast ganzrandig oder wenig eingekerbt; Blüten weiß oder rosa, in gestielten, hängenden fünf- bis zehnblütigen Trauben; Kelch mit fünf Zähnen, Krone glockenförmig mit fünf zurückgekrümmten Zipfeln, acht bis elf Millimeter lang; Blütezeit: Mai bis August; Beere kugelig, zuerst weißlich, dann rot, mit mehreren braunroten Samen; Wurzelstock verzweigt.
Verwechslung: Ist mit den Moosbeeren, der Großfrüchtigen Moosbeere und der Gewöhnlichen Mossbeere, der Heidelbeere und der Echten Bärentraube möglich. Eine Verwechslung ist unproblematisch, da diese Beeren alle essbar sind.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die Beeren von August bis November.
Die rohen Beeren haben einen frischen, herben, säuerlichen Geschmack, der an Cranberries erinnert, aber aromatischer ist. Reif sind sie, wenn sie tiefrot gefärbt und leicht weich sind.
Lagerung/Haltbarkeit: Spezielle Inhaltsstoffe und eine Wachsschicht um die Früchte machen es möglich, dass die Beeren mehrere Monate gelagert werden können und auch im Winter noch genießbar bleiben.
Kultur im eigenen Garten: Die Preiselbeere gedeiht nur auf sauren Böden mit einem pH-Wert zwischen 4,0 und 5,0.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 87,4 |
Kohlenhydrate | 6,2 |
Eiweiße | 0,3 |
Fette | 0,5 |
Rohfasern | 2,9 |
Mineralstoffe | 0,3 |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Preiselbeere enthält sekundäre Pflanzenstoffe, die gesundheitlich interessant sind:
- Proanthocyanidine: Diese Gerbstoffe wirken antioxidativ, entzündungshemmend und unterstützen die Schleimhautabwehr, z. B. in der Blase.
- Benzoesäure: Natürlicher Konservierungsstoff, hemmt mikrobielle Zersetzung und macht die Beere lange haltbar.
- Anthocyane: Rote Farbstoffe mit antioxidativer Wirkung, tragen zum Zellschutz bei.
- Vitamin C, E, B-Komplex: Unterstützen Immunsystem, Nerven und Haut.
- Kalium, Magnesium, Eisen, Mangan: Wirken stoffwechselanregend und zellstabilisierend.
Wissenswertes
- Namensgebung: Vaccinium war die römische Bezeichnung für die Heidelbeere. Der wissenschaftliche Artname vitis-idaea verweist auf die angebliche Herkunft vom Berg Ida (Kreta), obwohl die Pflanze dort nicht vorkommt. Im Deutschen ist „Preiselbeere“ vermutlich verwandt mit mittelhochdeutsch „briselber“ (kleine, säuerliche Beere). In Skandinavien ist die Pflanze als lingon bekannt.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, appetitanregend, antidiabetisch, antiseptisch, blutreinigend und harntreibend beschrieben.
Preiselbeerblätter werden in der Naturheilkunde bisweilen anstelle von Bärentraubenblättern bei bakteriellen Harnwegsinfektionen genutzt. Dem Saft der reifen Früchte wird eine vorbeugende Wirkung gegen Harnwegsinfekte zugesprochen.
- Mythos und Geschichte: In Skandinavien, Russland und im Alpenraum wurde die Preiselbeere als Überlebensnahrung in Kriegs- und Hungerzeiten geschätzt. Der naturheilkundliche Ruf der Beere ist bis heute stark verwurzelt. In Lappland gilt sie als „Apotheke des Waldes“. In Klöstern wurde die Beere konserviert und für medizinische Zwecke verwendet.
Eine Sage aus dem Bergischen Land erzählt, dass die Jungfrau Maria und die Heilige Gertrud die Früchte wachsen ließen, nachdem ein frommer Einsiedler sie um eine nährende Gabe für die Menschen in der kargen Gegend gebeten hatte.
- Magie und Brauchtum: In den nordischen Ländern galt die Preiselbeere als Schutzpflanze gegen „böse Geister“ der dunklen Jahreszeit. Die roten Beeren symbolisierten Blut, Leben und Erneuerung. Getrocknete Zweige wurden in Stuben gehängt oder unter das Kopfkissen gelegt, um schlechte Träume zu vertreiben.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Preiselbeere steht symbolisch für Reinigung, Abgrenzung und Fruchtbarkeit. Sie wird traditionell dem Wurzelchakra zugeordnet, da sie in nährstoffarmen, sauren Böden wächst und gleichzeitig eine starke Verbindung zur Erde aufrechterhält. Ihre tiefrote Farbe und ihr Geschmack regen das Bewusstsein für Grenzen, Schutz und Lebensenergie an.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre]
[[Kategorie:Wildpflanzen]