Pestwurz, weiße
Weiße Pestwurz Petasites albus ist eine mehrjährige Wildpflanze aus der Familie der Korbblütler, die vor allem an feuchten Standorten in den Mittel- und Hochlagen Europas vorkommt. Sie ist eine nahe Verwandte der Gewöhnlichen Pestwurz, unterscheidet sich jedoch durch ihre weißen Blüten und zarteren Wuchs. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Petasites albus
Synonyme: Weißliche Pestwurz, Weiße Bach-Pestwurz, Wald-Pestwurz, „White butterbur“ (engl.).
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütler Asteraceae
- Unterfamilie: Asteroideae
- Tribus: Senecioneae
- Gattung: Pestwurzen Petasites
- Art: Weiße Pestwurz
Es gibt weltweit etwa fünfzehn bis achtzehn Pestwurz-Arten. In Europa heimisch sind neben der Weißen Pestwurz unter anderem diese drei Vertreter:
- Gewöhnliche Pestwurz Petasites hybridus
- Alpen-Pestwurz Petasites paradoxus
- Filzige Pestwurz Petasites spurius
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Beschreibung
- Vorkommen: Europa, West- und Zentralasien.
- Standorte: Hochstaudenfluren, feuchte Hänge, Edellaubwälder, Auwälder, feuchte Wegränder; feuchte, schwach saure bis neutrale, nährstoffreiche Böden; schattenliebend.
- Kennzeichen: Zehn bis dreißig, zur Fruchtzeit bis achtzig Zentimeter hohe, krautige, ausdauernde Pflanze; Stängel mit schuppenförmigen Blättern; Stängelblätter wechselständig, sitzend, linealisch-pfeilförmig, glattrandig, gelblichgrün bis blassgrün; Grundblätter in Rosette, lang gestielt, breit nierenförmig, zwanzig bis vierzig Zentimeter breit, unterseits spinnwebig-filzig, oberseits verkahlend, doppelt gesägt; Blütenstände traubig, getrenntgeschlechtlich, Teilblütenstände körbchenförmig, Blütenkörbchen mit weißen Röhrenblüten; Blütezeit: März bis Mai, die Blüten erscheinen vor den Blättern; Früchte zwei bis drei Millimeter lang, mit etwa zwölf Millimeter langen, weißen Pappusborsten.
- Verwechslung: Ist blühend mit anderen Pestwurz-Arten möglich. Die Blätter können mit denen des Huflattichs verwechselt werden.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Die jungen Blütenstände können unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln probiert werden. Sie schmecken leicht bitter, medizinisch. Die Pflanze enthält Pyrrolizidinalkaloide, sodass der regelmäßige oder unbedachte Verzehr nicht empfehlenswert ist. Die Blattstiele enthalten viel Wasser, sind aber weniger aromatisch als bei Petasites hybridus.
Besondere Inhaltsstoffe
- Sesquiterpenlactone (z. B. Petasin): entspannend auf glatte Muskulatur, krampflösend
- Pyrrolizidinalkaloide (PA): toxisch bei hoher oder längerer Zufuhr
- Ätherisches Öl, Bitterstoffe und Gerbstoffe: reizend, auswurffördernd, verdauungsanregend
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Name Petasites stammt vom altgriechischen „petasos“ = breitrandiger Sonnenhut und verweist auf die großen Laubblätter. Das Art-Epitheton albus bedeutet „weiß“ und bezieht sich auf die ungewöhnlich hellen Blüten dieser Art, die im Gegensatz zur rosa-violetten Gewöhnlichen Pestwurz stehen.
- Heilkunde: Die Weiße Pestwurz wurde in der Volksmedizin ähnlich verwendet wie ihre rosa Verwandte, jedoch seltener und regional begrenzt. Hauptsächlich kam sie bei Asthma, Keuchhusten, nervösem Husten, Magenkrämpfen und nervösen Störungen zum Einsatz. In Süddeutschland und Österreich wurde die Wurzel in Form von Aufgüssen oder alkoholischen Auszügen verwendet. Aufgrund der PA ist eine innerliche Anwendung heute ohne Extraktion nicht mehr gebräuchlich.
- Nutzpflanze: Die Pflanze eignet sich zur Begrünung von Bachläufen und Feuchtstellen in naturnahen Gärten, da sie dichte Bestände bildet und den Boden stabilisiert. Die Blätter wurden früher als Umschläge verwendet, z. B. bei Hautentzündungen oder rheumatischen Beschwerden. Wie bei Petasites hybridus dienten die großen Blätter auch zum Einwickeln von Speisen oder zum Abdecken in Erdkellern. Auch als Viehfutter in Notzeiten kamen die Blätter zum Einsatz.
- Mythos und Geschichte: In Gebirgsregionen wurde die Weiße Pestwurz als Schutzpflanze gegen „Berggeister“ und „schlechte Nebel“ gepflanzt. Sie galt als weiblicher Gegenpol zur „roten“ Pestwurz und wurde mit Reinheit, Frühlingserwachen und lichten Bergquellen in Verbindung gebracht. In keltischen Regionen nahm man an, sie stehe unter dem Einfluss von Brigid, der Lichtgöttin. Ihre frühe Blüte wurde auch als „Heilweihe“ gedeutet.
- Magie und Brauchtum: In alten alpenländischen Frühlingsritualen wurden Pestwurz-Blüten mit anderen Lichtpflanzen gesammelt und am „Weißen Sonntag“ in den Herd gelegt, um das Haus vor Krankheiten zu schützen. Die Wurzel wurde im Amulett getragen, um „Dämonen des Atems“ fernzuhalten. Auch in slawischen Gegenden kannte man ihre Verwendung zur Wetterabwehr („gegen den giftigen Wind“).
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Weiße Pestwurz wird mit dem Stirnchakra (Ajna) assoziiert und symbolisiert Klarheit, Reinheit und den Mut zum Neuanfang. Ihre frühe Blüte in Schneeflecken und ihre leuchtend weiße Farbe machen sie zu einem archetypischen Sinnbild des Erwachens nach der Dunkelheit. Die Pflanze steht für den Schutz der Lebensquelle und die heilende Kraft des Atems.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre