Pestwurz, Alpen-

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Alpen-Pestwurz Petasites paradoxus ist eine ausdauernde Wildpflanze aus den Hochlagen der Alpen und ein typischer Vertreter feuchter Bergwiesen und Quellfluren. Sie zählt zur Familie der Korbblütler und steht den anderen Pestwurz-Arten in Wuchsform und Inhaltsstoffen nahe. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Petasites paradoxus
Synonyme: Geröll-Pestwurz, Schnee-Pestwurz, Schneeweiße Pestwurz, Quellflur-Pestwurz, Bergpestwurz.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Korbblütler Asteraceae
  • Unterfamilie: Asteroideae
  • Tribus: Senecioneae
  • Gattung: Pestwurzen Petasites
  • Art: Alpen-Pestwurz

Es gibt weltweit etwa fünfzehn bis achtzehn Pestwurz-Arten. In Europa heimisch sind neben der Alpen-Pestwurz unter anderem diese drei Vertreter:

Alpen-Pestwurz, junge Pflanze
Alpen-Pestwurz, Blütenstand
Alpen-Pestwurz Pestwurz, Fruchtstand

Beschreibung

  • Vorkommen: Alpen, Schweizer Jura, Pyrenäen, Balkangebirge, Karpaten; bis 2700 Meter.
  • Standorte: Steinige Hänge, Felsschutt, Föhrenwälder.
  • Kennzeichen: Zehn bis dreißig, zur Fruchtzeit bis sechzig Zentimeter hohe, krautige, ausdauernde Pflanze; Stängel mit schuppenförmigen Blättern; Stängelblätter rotbraun bis violett überlaufen; Grundblätter gestielt, Blattstiel seitlich zusammengedrückt, oberseitig abgeflacht, Blattspreite dreieckig bis herzförmig, bis dreißig Zentimeter breit, buchtig gezähnt, unterseits dicht schneeweiß-filzig, nicht verkahlend; Blütenstände traubig, getrenntgeschlechtlich, Teilblütenstände körbchenförmig, Blütenkörbchen mit weißrötlichen Röhrenblüten; Blütezeit: April bis Juni, die Blüten erscheinen vor den Blättern; Früchte mit weißem Pappus (Haarkrone); Pfahlwurzel.
  • Verwechslung: Ist blühend mit anderen Pestwurz-Arten möglich. Die Blätter können mit denen des Huflattichs verwechselt werden.

Rohkosttipps und Erfahrungen

In der instinktiven Rohkost ist die Alpen-Pestwurz eine interessante, aber nicht alltägliche Pflanze. Die jungen Blütenstände schmecken leicht bitter, mit einer kühlen Note, ähnlich wie bei Petasites hybridus, aber milder. Einige Wildpflanzenkenner berichten von einem spontanen Verlangen nach kleinen Mengen der Blüten, besonders in kargen Höhenlagen. Die Blätter sind wegen ihres Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden nicht zum rohen Verzehr geeignet.

Besondere Inhaltsstoffe

  • Petasin und Isopetasin: krampflösend, muskelentspannend, besonders auf die Atemwege
  • Pyrrolizidinalkaloide (PA): potenziell lebertoxisch
  • Gerbstoffe, Schleimstoffe: reizlindernd, auswurffördernd
  • Ätherische Öle und Bitterstoffe: können die Verdauung anregen

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Petasites verweist auf die großen Blätter („petasos“ = breiter Sonnenhut im Altgriechischen). Das Art-Epitheton paradoxus bedeutet „widersprüchlich, erstaunlich“ – vermutlich, weil die Pflanze sich deutlich von den bekannteren Pestwurzen unterscheidet: Sie wächst zarter, in Hochlagen, mit feinerem Laub und schwächerem Duft.
  • Heilkunde: In der alpinen Volksmedizin wurde die Alpen-Pestwurz ähnlich wie andere Pestwurz-Arten bei Husten, Asthma und Magenkrämpfen verwendet, allerdings deutlich seltener. In Südtirol und Graubünden wurden die Rhizome zu Tees verarbeitet, die schleimlösend und beruhigend auf die Atemwege wirken sollten. Moderne Anwendungen erfolgen fast ausschließlich nach Alkaloidreduktion.
  • Nutzpflanze: Die Pflanze eignet sich zur Renaturierung von Bachufern in Gebirgsregionen und als Pionierpflanze in Feuchtbiotopen. Aufgrund ihrer geringen Wuchshöhe kann sie auch in naturnahen Alpengärten kultiviert werden. Ihre großen Blätter wurden vereinzelt als Notverpackung, Mulch oder Tierfutter genutzt.
  • Mythos und Geschichte: In den Alpenregionen galt die Alpen-Pestwurz als „pflanzlicher Schutzengel“ für Sennerinnen, die sie bei sich trugen, um sich gegen Bergkrankheiten und Lawinen zu schützen. Man sprach ihr die Fähigkeit zu, „das Wasser zu bändigen“, da sie meist in Quellenähe wuchs. In einigen Gegenden glaubte man, sie wachse nur dort, wo „der Himmel einen Segen auf das Tal gesprochen hat“.
  • Magie und Brauchtum: Die Pflanze wurde in Bündeln über die Haustür gehängt, um Schutz gegen „kalte Geister“, Atemnot und seelische Enge zu bieten. In der Walpurgisnacht verbrannten Hirten ihre getrockneten Wurzeln in kleinen Feuerschalen, um Vieh und Mensch gegen die „nächtlichen Nebel“ zu wappnen. In einigen Tälern wurde ein Sud aus Alpen-Pestwurz in kleinen Flaschen bei Bergausflügen mitgeführt – als Notmittel gegen Schwindel, Angst und Ohnmacht.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Alpen-Pestwurz wird mit dem Herzchakra (Anahata) assoziiert. Ihre Verbindung von hochalpiner Klarheit, Feuchtigkeit und frühem Erblühen macht sie zu einem Symbol für Schutz, Sanftheit und innere Reinigung. Sie steht für das Vertrauen, dass selbst im rauen Umfeld zarte Lebenskraft gedeihen kann – und ruft dazu auf, auch den eigenen „inneren Quellgrund“ zu schützen und zu pflegen.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre