Maulbeerfeige
Wissenschaftlicher Name: Ficus sycomorus
Synonyme: Sykomore, Ägyptische Feige, Wilde Feige, Tree of Life, Sycomore fig, Sukomoor.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Angiospermae
- Klasse: Zweikeimblättrige Magnoliopsida
- Ordnung: Rosenartige Rosales
- Familie: Maulbeergewächse Moraceae
- Gattung: Ficus
- Art: Maulbeerfeige
Die Gattung Ficus umfasst weltweit über 800 Arten, die häufig essbare Früchte und kulturhistorische Bedeutung besitzen. Dazu gehören unter anderem die Echte Feige Ficus carica, die Traubenfeige Ficus racemosa und die Philippinische Feige Ficus nota.
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Ursprünglich stammt Ficus sycomorus aus Ostafrika und dem Nahen Osten. Der Baum ist besonders in Ägypten, Äthiopien, Israel und Teilen der arabischen Halbinsel verbreitet. Er gedeiht in savannenartigen Landschaften, an Gewässern und Siedlungsnähe.
- Kennzeichen: Großer, ausladender Baum mit mächtigem Stamm (bis zwanzig Meter Höhe), grober Borke und hellgrünen, herzförmig-elliptischen Blättern. Die Feigen wachsen kauliflor – direkt am Stamm oder an älteren Ästen. Die Früchte sind gelblich-grün bis rötlich, drei bis fünf Zentimeter groß, rundlich und bei Reife weich und saftig.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Die Früchte der Maulbeerfeige sind essbar und angenehm süßlich, jedoch nur im sehr reifen Zustand gut verträglich. Rohköstler berichten von einem leicht blumigen, melonenähnlichen Aroma. In traditionellen Kulturen werden sie direkt vom Baum genossen oder in der Sonne nachgereift.
Instinktiv sind vollreife, weiche Früchte mit klarem, fruchtigem Duft reizvoll. Unreife Früchte enthalten Latex und sind schwer verdaulich. Achtung: Die Frucht muss oft leicht angeritzt werden, um die Reifung zu vollenden (ethno-botanisch als „ritualisierte Verletzung“ bekannt).
Saison: Abhängig von Standort ganzjährig fruchtend, mit Schwerpunkt nach Regenzeit; in Ägypten meist Mai bis Oktober
Lagerung/Haltbarkeit: Frisch gepflückte, vollreife Früchte sind druckempfindlich und innerhalb von ein bis zwei Tagen zu verzehren. Unreife Früchte können durch Verletzen nachreifen. Getrocknet oder als Mus verarbeitet lokal erhältlich.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil (frisch) |
---|---|
Wasser | 81,0 |
Kohlenhydrate | 14,5 |
Eiweiße | 0,8 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | 2,9 |
Mineralstoffe | 1,1 |
Vitamin C | 30–40 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Ficus sycomorus enthält typische Inhaltsstoffe der Gattung Ficus, die sowohl nahrhaft als auch heilkundlich wirksam sind:
- Latexverbindungen (in unreifen Früchten): Gerinnend, entzündungshemmend, jedoch reizend in hoher Dosis
- Phenolische Verbindungen (z. B. Chlorogensäure): Antioxidativ, stoffwechselaktivierend
- Flavonoide (z. B. Luteolin): Zellschützend, entzündungshemmend
- Saccharose, Glucose, Fructose (in reifen Früchten): Energiequelle, geschmacklich bestimmend
- Vitamin C: Immunsystem, Zellschutz
Wissenswertes
- Namensgebung: Sycomorus leitet sich vom Griechischen „sykos“ (Feige) und „moron“ (Maulbeere) ab – wegen der Ähnlichkeit der Blätter zur Maulbeere. Im Hebräischen „shikmah“ – bekannt aus der Bibel (z. B. Amos 7,14). Auch der Begriff „Maulbeerfeige“ rührt daher.
- Heilkunde: Die Sykomore wurde in der altägyptischen Medizin als Heilpflanze bei Magenleiden, Hautproblemen, Husten und Entzündungen verwendet. Die Rinde, das Latex und die Früchte fanden Anwendung. In der afrikanischen Ethnomedizin wird die Sykomore bei Würmern, Durchfall, Infektionen und zur Wundheilung genutzt.
- Nutzpflanze: Der Baum liefert essbare Früchte, medizinische Rinde und Schatten. Früchte dienen lokal als Grundnahrungsmittel, besonders in Hungerzeiten. Holz ist weich und wenig dauerhaft, aber leicht zu bearbeiten – traditionell für Särge und Ritualgefäße verwendet. Wichtiges Element in agroforstlichen Kulturen.
- Mythos und Geschichte: In Ägypten galt die Sykomore als Baum der Göttin Hathor, Symbol des ewigen Lebens. Sie wurde an Gräbern gepflanzt und lieferte Nahrung für die Toten. Auch in der Bibel ist sie mehrfach erwähnt. Im antiken Israel stand sie für soziale Fruchtbarkeit und Weisheit. In Afrika wird sie als Ahnbaum und spirituelle Kraftquelle verehrt.
- Magie und Brauchtum: Die Frucht wurde als Schutzsymbol getragen, der Baum als Versammlungsort genutzt. Sein Holz war heilig, die Wurzeln galten als verbindend zwischen Welten. Der Glaube an seine „sprechende Kraft“ ist tief verwurzelt in vielen Kulturen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Maulbeerfeige steht für Fruchtbarkeit, Erdverbundenheit und spirituelle Kontinuität. Als Symbolbaum des Lebens verbindet sie Wurzelchakra (Verankerung) mit dem Herzchakra (Nahrung, Liebe). Sie gilt als Baum der Wahrhaftigkeit und Wandlung.