Lein, echter
Wissenschaftliche Namen: Linum usitatissimum
Synonyme: Dreschlein, Flachs, Flachshere, Flachsleisi, Flachslinsen, Flas, Glix, Haarlinsen, Hornsamen, Klengel, Leinsamen, Leinwanzen, Saatlein, Stempenhaar.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Malpighiales
- Familie: Leingewächse Linaceae
- Gattung: Lein Linum
- Art: Echter Lein
Zur Gattung Linum gehören ca. 200 Arten, u.a. folgende in Mitteleuropa vorkommende:
- Gemeiner Lein, Flachs oder Kultur-Lein Linum usitatissimum
- Gelber Lein Linum flavum
- Ausdauernder Lein Linum perenne
- Alpen-Lein Linum alpinum
- Schmalblättriger Lein Linum tenuifolium
- Klebriger Lein Linum viscosum
- Purgier-Lein Linum catharticum
Alle Arten sind essbar und können ähnlich verwendet werden. Einige sind aufgrund ihrer Bestandsgefährdung oder Unterschutzstellung von der Wildsammlung ausgenommen.
Beschreibung
Blütezeit: Juli bis August.
Vorkommen: Südeuropa, bis 800 Meter; in Mitteleuropa kultiviert, verwildert auf Schuttplätzen.
Kennzeichen: Zwanzig Zentimeter bis ein Meter hohe, ein bis zweijährige Pflanze; Stängel kahl, aufrecht oder kurz bogig aufsteigend, einfach oder oben verzweigt, beblättert; Blätter wechselständig, sitzend, länglich und schmal, zugespitzt, ganzrandig, dreinervig, graugrün; Blüten hellblau, fünf fein bewimperte Kelchblätter, fünf Kronblätter, zehn Staubblätter, davon fünf ohne Staubbeutel, fünf Griffel mit kopfiger Narbe; Kapsel kugelig eiförmig mit meist zehn glänzend bräunlichen, glatten, flachgedrückten Samen.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und weiche Triebe von April bis Juni, Samen von September bis Oktober.
Blätter und junge Triebe habe einen angenehmen milden Geschmack. Die Samen sind fast geruchlos und schmecken schleimig, süßlich. Sie wirken leicht abführend.
Kultur im eigenen Garten: Lein stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, er wächst in jeder Gartenerde. Die Aussaat kann im Frühling (April/Mai) erfolgen. Bei Trockenheit sollte gegossen werden, ist es allerdings zu nass, werden keine Blüten und Samen gebildet.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 6,0 |
Kohlenhydrate | 0,0 |
Eiweiße | 24,4 |
Fette | 30,9 |
Rohfasern | 36,0 |
Mineralstoffe | 2,0 |
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das getrocknete Produkt.
Wissenswertes
Der Lein war die Heilpflanze des Jahres 2005.
Namensgebung: Die Bezeichnung "Lein" kommt vom keltischen Wort lin für Faden und dem lateinischen linum = Schnur, Faden. Auch der Artname usitatissimum kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "sehr nützlich" und bezieht sich auf die vielfältige Verwendbarkeit der Pflanze. Der deutsche Ausdruck "Flachs" leitet sich von "flechten" ab.
Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, erweichend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzstillend, harntreibend und wurmtreibend beschrieben.
Die Samen sind aufgrund ihres Quellvermögens als mildes Abführmittel bekannt, daneben zur Reizminderung bei entzündlichen Prozessen des Verdauungsapparates und bei Katarrhen der Atemwege. Äußerlich werden die Samen in pulverisierter Form als Umschläge bei Geschwüren und Furunkeln angewandt. Die Volksheilkunde nutzte den Lein auch zur Schmerzbehandlung von Zähnen und Rheuma. Die in den Samen vorkommenden Ligane, das sind pflanzliche Östrogene, sollen hormonabhängige Krebsarten wie Brustkrebs oder Gebärmutterkrebs hemmen.
In der Homöopathie wird das Mittel aus den Blüten hergestellt und wirkt gegen Asthma, Harnblasenreizung, Heufieber, Heuschnupfen, chronischer Durchfall und Zungenlähmung.
Nutzpflanze: Mit dem Öl kann man auf natürliche und giftfreie Art Holz konservieren. Aus der Faser des Stängels wird das Leinen hergestellt.
Mythos/Geschichte: Der Echte Lein oder Flachs wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit kultiviert. In Pfahlbauten wurden 3000 bis 4000 Jahre alte Samen, Stängelteile und Leingewebe gefunden. Im Orient lässt sich die Flachskultur bis ins 4. Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. In Ägypten war das weiße Linnen Symbol für Licht und göttliche Reinheit. Die Pharaonen wurden vor ihrer Mumifizierung in Leinentücher gehüllt, und auch die Bibel erwähnt die Pflanze. Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Mitteleuropa der Flachs in großem Stil angebaut, später wurde er mehr und mehr durch Baumwolle und Wolle verdrängt.
Magie/Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Merkur; Element: Feuer; Gottheit: Hulda; Magische Kräfte: Geldmittel, Schutz, Schönheit, übersinnliche Fähigkeit, Heilung.
Lein wurde in Ritualen zu Ehren der teutonischen Göttin Hulda benutzt. Sie war es, die den Sterblichen beigebracht hat, den Lein anzubauen, ihn zu verspinnen und zu Stoffen zu verweben.
Leinsamen werden für Geldzauber verwendet. Dazu kann man sich eine kleine Menge in die Tasche oder in den Geldbeutel stecken. Etwas Lein im Schuh bewahrt vor Armut. Die blauen Blüten der Pflanze werden zum Schutz gegen Zauberei getragen. Leinsamen wurde auch als Liebesorakel gebraucht. Mädchen legten ihn dazu in der Christnacht unters Kopfkissen, um von ihrem Zukünftigen zu träumen.