Holunder, roter
Roter Holunder Sambucus racemosa ist ein wild wachsender Strauch mit leuchtend roten Beeren, der in gemäßigten Klimazonen wächst. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Sambucus racemosa
Synonyme: Berg-Holunder, Hirsch-Holunder, Holler, Trauben-Holunder, Rote Holunderbeere.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Kardenartige Dipsacales
- Familie: Moschuskrautgewächse Adoxaceae
- Gattung: Holunder Sambucus
- Art: Roter Holunder
Die Gattung Sambucus umfasst fünfundzwanzig Arten, von denen drei in Europa vorkommen:
- Schwarzer Holunder Sambucus nigra
- Roter Holunder Sambucus racemosa
- Zwerg-Holunder Sambucus ebulus
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Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Westasien.
- Standorte: Waldlichtungen, Gebüsche, Mischwälder, Gebirgslagen; braucht nährstoffreichen, steinigen Lehmboden.
- Kennzeichen: Ein bis vier Meter hoher Strauch oder Baum; Rinde dunkelbraun; Blätter gegenständig, gestielt, unpaarig gefiedert, mit drei bis sieben Fiederblättchen, Einzelblätter länglich, vier bis zwölf Zentimeter lang, zwei bis vier Zentimeter breit, zugespitzt, gesägt-gezähnt, kahl oder auf der Unterseite flaumig; zahlreiche Blüten in endständiger Rispe, bis acht Zentimeter lang, Einzelblüten radiärsymmetrisch, fünfzählig, Kronblätter weiß oder cremefarben bis gelblich-grün; Blütezeit: April bis Mai; traubenförmiger, nach oben stehender Fruchtstand, Steinfrucht rot mit drei bis fünf Samen, knapp fünf Millimeter im Durchmesser.
- Verwechslung: Der Rote Holunder kann mit der Eberesche Sorbus ancuparia oder mit dem Gewöhnlichen Schneeball Viburnum opulus verwechselt werden. Die drei Pflanzen ähneln sich in Wuchs, Blattform und Fruchtfarbe.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die Beeren von Juli bis September.
Die rohen Beeren enthalten Sambunigrin, ein cyanogenes Glykosid, das zu Blausäureabbau führen kann. Instinktive Rohköstler berichten, dass kleine Mengen (einzelne Beeren) bei reifen Früchten teils toleriert werden, zeigen aber meist keine deutliche Anziehung. Für den Verzehr der Beeren gelten die gleichen Warnhinweise wie beim Schwarzen Holunder: Sie sollten nur unter strikter Beachtung der instinktiven Sperre verzehrt werden.
Kultur im eigenen Garten: Der Rote Holunder ist anspruchslos. Er bevorzugt lockeren, humosen und kalkarmen Boden und eignet sich auch für höhere Lagen.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g frische Beeren |
---|---|
Wasser | 82,0 |
Kohlenhydrate | 10,0 |
Eiweiße | 1,0 |
Fette | 0,3 |
Rohfasern | 2,8 |
Mineralstoffe | 0,9 |
Vitamin C | 20–30 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Früchte und Blätter enthalten mehrere bioaktive Substanzen:
- Sambunigrin: Cyanogenes Glykosid, das in größeren Mengen gesundheitsschädlich sein kann
- Anthocyane: Rote Pflanzenfarbstoffe mit antioxidativer Wirkung
- Flavonoide: Gefäßschützend, entzündungshemmend
- Pektin: Unterstützt die Verdauung, reguliert die Darmtätigkeit
- Vitamin C: Stärkt Immunsystem und Bindegewebe
- Kalium, Eisen, Magnesium: Wichtig für Zellfunktion, Blutbildung und Energiestoffwechsel
Wissenswertes
- Namensgebung: "Sambucus" ist der lateinische Name des schwarzen Holunders, der auf die Gattung übertragen wurde. Der Artname racemosa leitet sich von dem lateinische Wort racemosus = traubig ab und bezieht sich auf die Form des Fruchtstandes. Der Name „Holunder“ leitet sich vom althochdeutschen "holuntar" ab, was auf „Holderbaum“ verweist – mit Bezug auf die germanische Göttin Holda.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend, blutreinigend, entzündungshemmend, fiebersenkend und schweißtreibend beschrieben.
Traditionell wurden getrocknete oder gekochte Beeren bei Erkältungen, Fieber und Magenbeschwerden eingesetzt. Frische Pflanzenteile gelten jedoch als potenziell giftig und wurden nicht roh verwendet.
- Nutzpflanze: Beliebt als Vogelnährgehölz, Zierstrauch in naturnahen Gärten. Früchte wurden früher zur Herstellung von Saft, Sirup, Gelee oder Wein verwendet.
Die roten Beeren wurden früher als Farbstoff genutzt.
- Mythos und Geschichte: Galt in Bergregionen als Schutzstrauch gegen Blitzschlag und böse Geister. Oft in Nähe von Höfen oder am Waldrand gepflanzt.
- Magie und Brauchtum: Holundersträucher wurden als Sitz der Schutzgeister verehrt – das Fällen galt als Unglücksbringer. Die rote Farbe der Früchte symbolisierte im Volksglauben Lebensenergie und Wehrhaftigkeit.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Steht für das Blut des Lebens, Übergänge zwischen Welten und Schutz in Schwellenzeiten. Dem Sakralen wie dem Dämonischen zugeschrieben – ein archetypischer Grenzbaum.
→ Siehe auch: Schwarzer Holunder, Zwerg-Holunder, Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln