Gamander, Knoblauch-
Knoblauch-Gamander Teucrium scordium ist eine niedrig wachsende, aromatische Sumpfpflanze mit kleinen, rosa Blüten, die in feuchten Wiesen und an Gewässerrändern vorkommt. Ihr knoblauchartiger Geruch und ihre frühere Nutzung als Heilpflanze machen sie ökologisch und historisch interessant. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Teucrium scordium
Synonyme: Lachenknoblauch, Lauch-Gamander, Sumpf-Gamander, Wasser-Gamander.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
- Familie: Lippenblütengewächse Lamiaceae
- Unterfamilie: Ajugoideae
- Gattung: Gamander Teucrium
- Art: Knoblauch-Gamander
Die Gattung Teucrium umfasst über 300 Arten weltweit. Viele davon wurden medizinisch genutzt. Zu den 50 in Europa vorkommenden Arten gehören neben dem Knoblauch-Gamander:
- Trauben-Gamander Teucrium botrys
- Edel-Gamander Teucrium chamaedrys
- Berg-Gamander Teucrium montanum
- Salbei-Gamander Teucrium scorodonia
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Nordafrika, Mittelasien; bis 1000 Meter.
- Standorte: Gräben, Ufer, Sumpfwiesen, Flusstäler; wärmeliebend, braucht nassen, überschwemmten, schlammig-tonigen Boden; Pionierpflanze, toleriert Salz.
- Kennzeichen: Fünfzehn bis vierzig Zentimeter hohe, mehrjährige Pflanze; Stängel aufrecht, stark verzweigt, vierkantig, abstehend behaart, beim Zerreiben wie die Blätter stark nach Knoblauch riechend; Blätter gegenständig, kurz gestielt, Spreite eiförmig, ein bis drei Zentimeter lang und einen halben bis eineinhalb Zentimeter breit, gekerbt, schwach behaart, auf der Oberseite fast kahl, auf der Unterseite mit stark hervortretenden Nerven; Blüten einzeln oder in Gruppen zu zwei bis sechs in den Blattachseln des Stängels, Kelch etwa vier Millimeter lang, Krone sechs bis neun Millimeter lang, purpurrot oder violett; Blütezeit: Juli bis August; Frucht Nüsschen, braun, etwa einen Millimeter lang; Wurzelstock mit Ausläufern.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Das ganze Kraut von Juni bis September.
Der Knoblauch-Gamander hat ein aromatisches, leicht bitteres Aroma mit knoblauchähnlicher Note. Frische Triebspitzen oder junge Blätter können in winzigen Mengen instinktiv verkostet werden. Aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe und leicht reizenden Inhaltsstoffe ist jedoch ein maßvoller Umgang ratsam. Der Geschmack erinnert an eine Kombination aus Majoran, Eisenkraut und Knoblauch.
Lagerung/Haltbarkeit: Frisch geerntete Triebspitzen sollten möglichst bald verwendet werden. Zum Trocknen geeignet, vor allem für Heilzwecke.
Besondere Inhaltsstoffe
Teucrium scordium enthält ätherische Öle, Bitterstoffe und leicht toxische Diterpene – ähnlich wie andere Gamander-Arten:
- Scordiin (Bitterstoff): tonisierend, galleanregend, leicht antibiotisch
- Teucrin A (Diterpen): in hohen Dosen lebertoxisch, nur getrocknet nutzbar
- Ätherisches Öl mit Schwefelverbindungen: Geruch und Geschmack knoblauchähnlich, desinfizierend
- Flavonoide (z. B. Luteolin): antioxidativ, entzündungshemmend
- Vitamin C: stärkt das Immunsystem und unterstützt die Entgiftung
Wissenswertes
- Namensgebung: Die Gattungsbezeichnung Teucrium geht auf den trojanischen König Teukros zurück, der der Legende nach heilkundig war. Den Artnamen scordium verdankt die Pflanze ihrem knoblauchartigen Geruch: griechisch scorodon = Knoblauch.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als fiebersenkend, tonisch und wundheilend beschrieben.
Traditionell wurde der Sumpf-Gamander innerlich bei Verdauungsstörungen, Leber-Galle-Beschwerden und Wurmbefall genutzt. Äußerlich diente er zur Behandlung schlecht heilender Wunden. Wegen möglicher leberschädigender Wirkungen werden Zubereitungen aus Gamander heute nur noch selten verwendet – wenn, dann in homöopathischer oder äußerlicher Anwendung.
- Nutzpflanze: In der modernen Naturheilkunde spielt er kaum noch eine Rolle. Als Wildpflanze mit starkem Aroma und Bitterstoffen hat er jedoch ökologisch große Bedeutung: Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge nutzen die Blüten. Die Pflanze wird in Feuchtbiotopen gezielt gefördert.
- Mythos und Geschichte: In der Klostermedizin des Mittelalters war der Gamander Bestandteil von „heilkräftigen Bitterkräutern“. Hildegard von Bingen erwähnte Gamander (vermutlich eine verwandte Art) als erwärmendes und „dämonenvertreibendes“ Kraut.
Im 16. Jahrhundert stellte der italienische Arzt Girolamo Fracastoro aus der Pflanze ein Mittel zur Bekämpfung der Pest her, das bei der Pestepidemie von 1668 in Basel vielen Menschen das Leben gerettet haben soll.
- Magie und Brauchtum: Gamander galt als Schutzkraut gegen „böses Blut“, Besetzungen und Krankheiten der Leber. In manchen Gegenden wurde ein Sud zur Stallreinigung genutzt oder über Türschwellen gegossen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Sumpf-Gamander steht für Reinigung und Grenzsetzung. Als Pflanze der Übergangsbereiche – zwischen Wasser und Land – symbolisiert er die Fähigkeit, sich in emotional aufgeladenen oder toxischen Umgebungen abzugrenzen. Er hilft, Altes auszuscheiden und innere Klarheit zu stärken.