Fingerhut, roter

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Roter Fingerhut (Digitalis purpurea) ist eine auffällig blühende, giftige Wildpflanze mit purpurfarbenen, glockenförmigen Blüten. Aufgrund ihrer Herzglykoside ist sie pharmakologisch bedeutsam, jedoch in der freien Natur strikt als ungenießbar zu betrachten. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Digitalis purpurea
Synonyme: Fingerkraut, Fingerpiepen, Fuchskraut, Handschuhkraut, Schwulstkraut, Potschen, Unserliebfrauenhandschuh, Waldglocke, Waldglöckchen, Waldnönnchen, Waldschelle.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Wegerichgewächse Plantaginaceae
  • Gattung: Fingerhüte Digitalis
  • Art: Roter Fingerhut

Die Gattung Digitalis umfasst etwa 20 Arten, dazu gehören:

  • Großblütiger Fingerhut Digitalis grandiflora
  • Wolliger Fingerhut Digitalis lanata
  • Gelber Fingerhut Digitalis lutea
Roter Fingerhut
Roter Fingerhut, Blüte
Roter Fingerhut, Blatt

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, Nordafrika; weltweit verschleppt; als Zier- und Arzneipflanze kultiviert.
  • Standorte: Waldlichtungen und Waldwege; braucht kalkarmen, mäßig sauren, steinig lockeren, nicht zu trockenen, nährstoffreichen Lehmboden.
  • Kennzeichen: Fünfzig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, zweijährige Pflanze; Stängel aufrecht, einfach, sehr kurz und dicht abstehend behaart; Blätter in einer grundständigen Rosette, am Stängel wechselständig, eiförmig, fein gekerbt, auf der Unterseite graufilzig, am Rand unregelmäßig gezähnt; Blüten zahlreich (fünfzig bis einhundertzwanzig), in einseitswendigen Trauben am Ende des Stängels, bis sechs Zentimeter lange, purpurrote, glockige Krone, innen mit dunkelroten, weiß umrandeten Flecken, am Rand dicht bewimpert; Blütezeit: Juni bis Juli; Kapselfrucht mit sehr zahlreichen kleinen Samen.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Warnung: Alle Pflanzenteile von Digitalis purpurea sind stark giftig! Bereits geringe Mengen können lebensbedrohlich wirken. Die enthaltenen Herzglykoside führen zu Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen und im Extremfall zum Herzstillstand.

Als erste Hilfe bei Vergiftungen wird die Einnahme von Kohlepulver empfohlen.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält hochwirksame Herzglykoside und weitere pharmakologisch relevante Substanzen:

  • Digitoxin und Gitoxin: Herzglykoside, die die Kontraktionskraft des Herzens steigern, aber in freier Dosierung hochtoxisch sind
  • Saponine und Flavonoide: Unterstützen die Resorption, antioxidative Eigenschaften
  • Steroidglykoside: Wirken direkt auf die Herzmuskelzellen
  • Gerbstoffe (Spuren): Zusammenziehende Wirkung, ohne Bedeutung für Anwendung

Wissenswertes

  • Namensgebung: „Fingerhut“ bezieht sich auf die charakteristische Blütenform. Der Gattungsname Digitalis leitet sich vom lateinischen digitus = Finger ab, der Artname purpurea beschreibt die purpurne Blütenfarbe. Im Volksmund ist auch die Bezeichnung „Fuchskraut“ verbreitet.
  • Heilkunde: Seit dem 18. Jahrhundert wird der Rote Fingerhut medizinisch genutzt – besonders bei Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Ödemen. Die Anwendung erfolgt ausschließlich durch standardisierte Präparate aus Digitalis lanata (Wolliger Fingerhut), da diese besser dosierbar sind. Die therapeutische Breite ist extrem schmal – Selbstversuche sind lebensgefährlich.
    Zu den homöopathischen Anwendungsgebieten gehören u.a. Herzschwäche und Migräne.
  • Nutzpflanze: Als Zierpflanze wird Digitalis purpurea in naturnahen Gärten und Wildstaudenbeeten kultiviert. Sie ist bienenfreundlich, doch wegen ihrer Giftigkeit für Mensch und Weidetiere ist Vorsicht geboten. In der Forstwirtschaft gilt sie als Pionierart auf Kahlschlägen.
  • Mythos und Geschichte: Früher wurde der Fingerhut mit Hexen, Geistern und Elfen in Verbindung gebracht. In nordischen Sagen trugen Elfen angeblich Fingerhüte als Kopfbedeckung. Die Pflanze galt als Schwellenwesen – zwischen Heil und Tod. Ihre Wirkung auf das Herz wurde oft als geheimnisvoll und göttlich angesehen.
  • Magie und Brauchtum: Geschlecht: feminin; Planet: Venus; Element: Wasser; Magische Kräfte: Schutz.
    Fingerhut im Garten schützt das Anwesen.
    Der Fingerhut wurde im Volksglauben als Pflanze der Warnung und Schwelle angesehen – geeignet zum Schutz vor schwarzer Magie, aber auch als Ritualpflanze mit gefährlicher Aura. In der Alchemie galt er als Transformationssymbol für das Herz und seine inneren Kräfte.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Der Rote Fingerhut steht für Grenzerfahrung, seelische Wandlung und Todesnähe. Spirituell ist er der Schattenpflanze des Herzchakras zugeordnet – er verweist auf die tiefgreifenden Folgen unreflektierter Gefühlsimpulse, aber auch auf die heilende Kraft der Struktur. Archetypisch verkörpert er den Seelenführer am Rand des Sichtbaren – machtvoll, aber gefährlich.