Ziest, aufrechter
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Aufrechter Ziest Stachys recta ist eine trockenheitsliebende, aufrecht wachsende Lippenblütler-Art mit hellgelben, braun gezeichneten Blüten in vielblütigen Scheinquirlen. Sie ist eine klassische Trockenrasenpflanze. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Stachys recta
Synonyme: Berg-Ziest, Gelber Ziest, Heide-Ziest.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
- Familie: Lippenblütengewächse Lamiaceae
- Unterfamilie: Lamioideae
- Gattung: Ziest Stachys syn. Betonica
- Art: Aufrechter Ziest
Zur Gattung Ziest gehören ca. 300 Arten. Weitere Vertreter sind:
- Knollen-Ziest Stachys affinis
- Gelber Ziest, Gelb-Betonie, Fuchsschwanz-Ziest Stachys alopecuros
- Einjähriger Ziest Stachys annua, syn. Betonica annua
- Deutscher Ziest Stachys germanica
- Echter Ziest Stachys officinalis
- Sumpf-Ziest, Schweinerübe Stachys palustris
- Wald-Ziest Stachys sylvatica
Beschreibung
- Vorkommen: Eurasisch, in Mitteleuropa zerstreut bis lokal verbreitet.
- Standorte: Trockengebüsche, Halbtrockenrasen, Trockenwälder, steinige Brachen; braucht kalkreichen, lockeren Lehm- oder Lößboden in Lagen mit sommerwarmem Klima.
- Kennzeichen: Zwanzig bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; überwintert durch unterirdische Sprosse; Stängel aufrecht, vierkantig, einfach oder am Grunde verzweigt, behaart; Blätter gegenständig, zwei bis fünf Zentimeter lang, einen halben bis zwei Zentimeter breit, länglich, rau beharrt, gekerbt-gesägt oder ganzrandig; quirlartige Blütenstände mit zwei bis sechs Einzelblüten, Krone ein bis zwei Zentimer lang, weiß bis hellgelb, Oberlippe flach helmförmig, Unterlippe dreiteilig, länger als die Oberlippe, mit einer weinroten bis purpurvioletten Zeichnung.
- Verwechslung: Möglich mit:
- Echter Ziest Stachys officinalis: purpur-rosafarbene Blüten, deutlich blättrige Stängelblätter mit Stiel, häufiger in Wiesen/Wegrändern.
- Wald-Ziest Stachys sylvatica: dunkel purpurrote Blüten, starker, unangenehmer Geruch, schattige Standorte.
- Günsel (Ajuga spp.) und Taubnesseln (Lamium spp.) haben ähnliche Lippenblüten, unterscheiden sich aber in Blattstellung/Blütenständen.
- → Leitmerkmale von Stachys recta: hellgelbe, braun gezeichnete Krone, fünfzähniger Kelch, aufrechter, wenig verzweigter Stängel, sitzende lanzettliche Blätter.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Junge Blätter/Triebspitzen sind mild-krautig bis leicht herb; Blüten dekorativ, zart bitter mit würziger Note. Älteres Laub wird rasch tanninherb/faserig.
Besondere Inhaltsstoffe
Die Art zeigt ein für Lamiaceae typisches Phenolen-/Iridoiden-Profil:
- Iridoidglykoside (z. B. Harpagid, Aucubin/Ajugol-Typen) – leicht bitter, traditionell mit „tonischen“/adstringierenden Anwendungen verknüpft.
- Phenylethanoid-Glykoside (v. a. Verbascosid/Acteosid) – antioxidativ.
- Phenolsäuren & Dihydroxy-Zimtsäuren (u. a. Rosmarinsäure, Kaffeesäure-Derivate).
- Flavonoide (Apigenin-, Luteolin-Glykoside).
- Gerbstoffe (Tannine) – verantwortlich für die herbe Adstringenz.
- Spuren ätherischer Öl-Komponenten; insgesamt wenig „küchenwürzig“.
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Stachys stammt aus dem Griechischen, bedeutet "Ähre" und deutet damit auf die Form des Blütenstandes hin. Der Artname recta kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "gerade, aufrecht". Der deutsche Name Ziest (mhd. ziest) wurde schon früh für mehrere, teils verschiedenfarbig blühende Arten verwendet; die gelbe Krone mit dunklen Flecken begründete die Bezeichnung „Gelber Ziest“.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als entzündungshemmend beschrieben.
Die Pflanze wurde im Mittelalter zur Heilung von Hieb- und Stichwunden verwendet.
Aufrechter Ziest wurde regional als mild adstringierendes Wundkraut (Umschläge/Spülungen) eingesetzt; außerdem als Kräutertee bei leichten Schleimhautreizungen des Rachenraums. Die Iridoide (z. B. Harpagid) und Phenylethanoide (z. B. Verbascosid) liefern eine phytochemische Plausibilität (adstringierend/antioxidativ).
- Nutzpflanze: Ökologisch ist Stachys recta eine wichtige Blütenressource trockener Magerrasen – Wildbienen (auch langrüsselige Arten), Schwebfliegen und Tagfalter besuchen die nektarreichen Unterlippenblüten. In Natur- und Steingärten wird er als wärmeliebende, trockenheitsverträgliche Staude genutzt; geeignet für mageren, kalkreichen Boden und vollsonnige Lagen.
- Mythos und Geschichte: In älteren Kräuterbüchern werden die „Wundkräuter“ unter den Ziest-Arten oft gemeinsam erwähnt; der gelb blühende, sonnenliebende Aufrechte Ziest galt in Trockenlagen als „Sonnenkraut der Rasenkämme“. In Weinbauregionen deutete sein Auftreten auf warme, kalkreiche „gute Lagen“ hin – ein floristisches Zeigerbild der alten Kulturlandschaft.
- Magie und Brauchtum: Ziest-Kräuter fanden in Johannis- und Kräuterbuschen (Mariä Himmelfahrt) Verwendung – als Schutz- und Heilzeichen in Haus und Stall. Getrocknete, gefleckte Blütenlippen galten mancherorts als „Sonnenzeichen“: Sie sollten den Sommergeist über den Winter „konservieren“.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Aufrechte Ziest steht für Klarheit, Aufrichtigkeit und feine Abgrenzung. Die aufrechte Silhouette symbolisiert Standfestigkeit, die gelb markierte Unterlippe (mit dunklen Wegmarken) verweist auf gezielte Führung – „Bienenwegweiser“ als Bild für stille Orientierung. Seine Vorliebe für kargen, sonnigen Boden steht für Genügsamkeit und innere Wärme.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre