Schwarzwurzel, Garten-

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Schwarzwurzel Scorzonera hispanica ist ein altes Wurzelgemüse aus der Familie der Korbblütler mit schwarzer Rinde und zartem, cremeweißem Inneren. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Scorzonera hispanica
Synonyme: Spanische Schwarzwurzel, Echte Schwarzwurzel, Skorzenwurzel, Natternkraut, Vipernwurz, Natternmilch, Schlangenmord, Winterspargel.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Korbblütler Asteraceae
  • Unterfamilie: Cichorioideae
  • Gattung: Schwarzwurzeln Scorzonera
  • Art: Garten-Schwarzwurzel

Weitere Schwarzwurzel-Arten:

  • Grannen-Schwarzwurzel Scorzonera aristata
  • Niedrige Schwarzwurzel Scorzonera humilis
  • Österreichische Schwarzwurzel Scorzonera austriaca
  • Rote Schwarzwurzel Scorzonera purpurea
  • Schlitzblättrige Schwarzwurzel Scorzonera laciniata
Garten-Schwarzwurzel
Garten-Schwarzwurzel, Blatt
Garten-Schwarzwurzel, Blüte
Garten-Schwarzwurzel, Wurzel

Beschreibung

  • Herkunft und Verbreitung: Ursprünglich aus Südeuropa (vermutlich Iberische Halbinsel), heute in ganz Europa kultiviert. Bevorzugt lockere, tiefgründige Böden in gemäßigtem Klima.
  • Kennzeichen: Zweijährige, sechzig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe, krautige Pflanze; Laubblätter ganzrandig, langoval spitz bis ovalrund; Blütenstand körbchenförmig, Blütenkörbe mit gelben Zungenblüten; Blütezeit: Juli, August; Wurzel zwanzig bis vierzig Zentimeter lang, Durchmesser zwei bis drei Zentimeter, walzenförmig, die Außenhaut ist braun bis schwarz gefärbt und von samtiger bis korkiger Beschaffenheit.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Blüten in den Sommermonaten, die Wurzeln können bei geeigneter Witterung bis in den März hinein geerntet werden.

Die Rinde der Wurzel ist mit sogenannten Milchröhren durchzogen und bei Verletzung tritt ein weißer, rahmartiger Saft aus, der an der Luft sehr schnell oxidiert und sich braun verfärbt. Das fleischige Innere der Wurzel enthält ebenfalls klebrigen Milchsaft. Beim Essen ist also Vorsicht angesagt, sonst sind die Hände oder die Kleidung verfärbt.
Die Wurzel wird ungeschält gegessen und hat einen mild-nussig bis süßlichen Geschmack mit leicht erdiger Note.

Lagerung/Haltbarkeit: In Sand oder Kühlkeller wochenlang haltbar; nach dem Schälen rasch verzehren oder in Zitronenwasser lagern.

Kultur im eigenen Garten: Samen bekommt man im Gartenfachmarkt. Die Schwarzwurzel bevorzugt lockeren und tiefgründigen Boden, am besten sind leichte Sandböden, sonst bleibt die Wurzel kurz. Sie braucht eine sonnige bis halbschattige Lage und viel Feuchtigkeit.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100g essbarem Anteil
Wasser 78,6
Kohlenhydrate 1,6
Eiweiße 1,4
Fette 0,4
Rohfasern 17,0
Mineralstoffe 1,0

Besondere Inhaltsstoffe

  • Inulin: ein präbiotischer Ballaststoff, unterstützt die Darmflora und ist für Diabetiker gut verträglich
  • Kalium und Eisen: wichtig für Nervenfunktion, Blutbildung und Herzgesundheit
  • Bitterstoffe: fördern Leber- und Gallefunktion, verdauungsanregend
  • Milchsaft (Latex): enthält enzymatisch aktive Verbindungen, bei empfindlicher Haut reizend

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Scorzonera kommt aus dem Italienischen: Scorzone bedeutet giftige schwarze Schlange. Die Wurzel wurde im Mittelalter zur Heilung von Schlangenbissen und bei Herzleiden eingesetzt. Der Artname hispanica deutet auf die Herkunft hin. Der Name „Schwarzwurzel“ bezieht sich auf die dunkle, fast schwarze Außenhaut der Wurzel.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als erweichend, harntreibend, hustenbekämpfend und schweißtreibend beschrieben.
    In der Volksheilkunde galt die Schwarzwurzel traditionell als Blutreinigungsmittel und Frühjahrskurpflanze. Ihr hoher Inulingehalt machte sie zur stärkenden Kost bei Verdauungsproblemen, Diabetes und Stoffwechselschwäche. Auch bei Rheuma, Gicht und allgemeiner Schwäche wurde sie eingesetzt. Äußerlich nutzte man den Milchsaft bei Warzen oder kleinen Hautproblemen.
  • Nutzpflanze: Die Schwarzwurzel war im 18. und 19. Jahrhundert ein beliebtes Wintergemüse, wurde aber im 20. Jahrhundert vom Spargel und anderen Wurzelgemüsen verdrängt. Heute erlebt sie im Zuge der Wild- und Urgemüse-Renaissance eine neue Wertschätzung. Die Pflanze ist frosthart, nährstoffreich und eignet sich gut für den Selbstanbau im Biogarten. Auch Bienen profitieren von den gelben Blüten im zweiten Jahr.
  • Mythos und Geschichte: Der Legende nach wurde die Schwarzwurzel im Mittelalter als Schutzmittel gegen die Pest verwendet. Sie galt als „Natternkraut“ oder „Schlangenwurzel“, da man ihr nachsagte, gegen Schlangenbisse zu helfen. In Klostergärten war sie Bestandteil der Apothekengärten. Im Volksglauben wurde sie auch mit Erdung und Abwehr assoziiert – eine Wurzel, die „dunkel in die Tiefe geht und Licht ins Blut bringt“.
  • Magie und Brauchtum: Schwarzwurzeln galten in manchen Regionen als erdende Schutzpflanzen, besonders bei Hausbau, Geburt oder in Übergangszeiten des Jahres. In rituellen Speisen symbolisierte sie Standhaftigkeit und Kraft im Dunkeln. Der Milchsaft wurde in der Volksmagie verwendet, um "Verfestigendes" zu bannen oder "Versteinertes" zu lösen – analog zu ihrer durchdringenden Kraft in tiefem Boden.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Schwarzwurzel wirkt auf das Wurzel- und Milzchakra. Sie symbolisiert Erdung, Stabilität, Resilienz und innere Reinigung. Ihre Fähigkeit, Nährstoffe aus tiefem Boden aufzunehmen und in dunkler Jahreszeit zu nähren, macht sie zu einer archetypischen Pflanze der Winterstärke.


→ Siehe auch: Korbblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre