Schaumkraut, bitteres
Bitteres Schaumkraut Cardamine amara ist ein vitamin- und schwefelhaltiges Wildkraut aus der Familie der Kreuzblütler, das vor allem in feuchten Biotopen vorkommt und geschmacklich an Brunnenkresse erinnert. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Cardamine amara
Synonyme: Bitterkresse, Wilde Brunnenkresse, Wildkresse, Wasser-Schaumkraut.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Kreuzblütlerartige Brassicales
- Familie: Kreuzblütengewächse Brassicaceae
- Gattung: Schaumkräuter Cardamine
- Art: Bitteres Schaumkraut
Zur Gattung Cardamine gehören 150 bis 200 Arten, darunter folgende:
- Wald-Schaumkraut Cardamine flexuosa
- Behaartes Schaumkraut Cardamine hirsuta
- Spring-Schaumkraut Cardamine impatiens
- Wiesen-Schaumkraut Cardamine pratensis
- Zwiebel-Zahnwurz Cardamine bulbifera
![]() |
![]() |
![]() |
Beschreibung
- Vorkommen: Europa.
- Standorte: Bäche, langsam fließende Gewässer, Quellflure, Erlenbrüche und Gräben; häufig bis zerstreut.
- Kennzeichen: Zehn bis sechzig Zentimeter hohe, ausdauernde Staude, wintergrün; Stängel markig, kantig, erst liegend, dann aufsteigend; Blätter wechselständig gefiedert, beidseitig vier bis zehn ovale Fiederblätter und größere Endfieder, die grundständigen Blätter bilden keine Rosette; Blüten strahlig, stehen in deckblattloser Traube, mit weißen Kronblättern, Staubblätter pupurviolett; Blütezeit: April bis Juni; die Frucht ist eine zwei bis vier Zentimeter lange Schote, an meist aufrecht abstehenden Fruchtstielen; oberirdische, teilweise wurzelnde Ausläufer.
- Verwechslung: Das Bittere Schaumkraut kann leicht mit der Brunnenkresse Nasturtium officinale verwechselt werden, besonders im blütenlosen Zustand. Beide Pflanzen haben ähnliche Ansprüche an den Standort und auch ähnliche Blätter und Blüten. Sicher unterscheiden kann man sie anhand der Farbe der Staubgefäße: Die des Bitteren Schaumkrauts sind violett, die der Brunnenkresse sind gelb. Der Stängel der Brunnenkresse ist hohl, der des Bitteren Schaumkrautes mindestens teilweise mit Mark gefüllt. Die Blätter der Brunnenkresse haben normalerweise drei Fiederpaare, die des Bitteren Schaumkrauts mehr, oft vier bis fünf.
Eine Verwechslung ist außerdem mit dem echten Barbarakraut Barbarea vulgaris möglich.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die ganze Pflanze das ganze Jahr über.
Der Geschmack ist scharf-würzig, ähnlich wie Kresse oder Senf, die jungen Blätter schmecken milder. Auch die Samen sind essbar.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 89,5 |
Kohlenhydrate | 2,2 |
Eiweiße | 2,8 |
Fette | 0,4 |
Rohfasern | 1,8 |
Mineralstoffe | 1,3 |
Vitamin C | 150–250 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
- Senfölglykoside (Glucosinolate): Antimikrobiell, stoffwechselaktivierend, sekretionsfördernd
- Ascorbinsäure (Vitamin C): Stärkt Immunsystem, wirkt antioxidativ
- Bitterstoffe und schwefelhaltige Aminosäuren: Leberanregend, entgiftungsfördernd
- Kalium, Eisen, Magnesium: Kreislaufunterstützend, blutbildend, nervenstabilisierend
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Cardamine kommt aus dem Griechischen von kárdamon = Kresse. Das Bittere Schaumkraut verdankt seinen Artnamen dem Geschmack seiner Blätter: aus dem Lateinischen stammt amarus = bitter.
Im Volksmund finden sich Bezeichnungen wie Bitterkresse oder Wilde Brunnenkresse, die auf Ähnlichkeit in Wuchs und Aroma hinweisen.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als blutreinigend, harntreibend und stimulierend beschrieben.
Das Bittere Schaumkraut war in der traditionellen Heilkunde ein wichtiges Wildkraut bei Frühjahrskuren. Aufgrund seines hohen Vitamin-C-Gehalts und seiner scharfen, sekretionsanregenden Eigenschaften wurde es als Mittel gegen Skorbut, Leberträgheit, Atemwegserkrankungen und Rheuma eingesetzt.
Die Senföle wirken antimikrobiell und auswurffördernd – daher wurde es in der Volksmedizin bei Husten und Bronchialkatarrhen verwendet. Die Pflanze galt außerdem als „Leberreiniger“ und wurde in Form von Frischpflanzensaft oder Wildkräutersalat konsumiert.
- Nutzpflanze: Das Bittere Schaumkraut wird nur selten kultiviert, lässt sich aber im Naturgarten gezielt fördern – etwa an feuchten Standorten oder Uferzonen. Es eignet sich zur Ernte im Frühling, vor der Blüte oder in der frühen Blütephase. Ökologisch ist es eine wertvolle Frühlingspflanze für Insekten und Bodenlebewesen – mit Pioniercharakter in Feuchtstellen.
- Mythos und Geschichte: In der klösterlichen Pflanzenheilkunde des Mittelalters wurde das Bittere Schaumkraut unter anderem von Hildegard von Bingen beschrieben, die es als kühlend und reinigend einstufte – besonders geeignet zur Ausleitung über die Lymphe und zur Aktivierung der „Grünkraft“. In manchen Gegenden galt die Pflanze als Zeichen für einen baldigen Wetterumschwung – ähnlich dem Wetterorakel mit Löwenzahn oder Huflattich.
- Magie und Brauchtum: Im Volksglauben wurde das Bittere Schaumkraut mit Reinigung, Wahrheit und Schutz assoziiert. Wegen seines scharfen Aromas schrieb man ihm die Kraft zu, Illusionen zu durchdringen und „die Schleier vor den Augen zu lichten“. Als Räucherkraut wurde es gelegentlich mit Wacholder und Salbei kombiniert, um Räume energetisch zu klären – besonders nach Streit oder Krankheit.
Ein alter Brauch empfiehlt, drei Tropfen Frischsaft auf die Stirn zu tupfen, um „den Kopf frei zu bekommen“ – eine symbolische Handlung zur Klärung von Gedanken und Entscheidungskraft.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Energetisch spricht das Bittere Schaumkraut das Halschakra (Vishuddha) und das Solarplexus-Chakra (Manipura) an. Es fördert Klarheit, Wahrheit und Ausdruck – oft in Phasen, in denen es gilt, sich zu positionieren, etwas auszusprechen oder Altes abzulösen. Ihre scharfe Bitterkeit bringt Bewegung, Konfrontation und Transformation – ein „Kraut der Klarheit“, das nicht immer angenehm, aber oft sehr wirksam ist.
→ Siehe auch: Kreuzblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre