Glockenblume, Acker-: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Acker-Glockenblume''' (''Campanula rapunculoides'') ist eine ausdauernde Wildpflanze mit violett-blauen, glockenförmigen Blüten, die auf Äckern, an Wegrändern und in Wiesen vorkommt. Ihre jungen Blätter und Wurzeln gelten als essbar und wurden traditionell als Wildgemüse genutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
'''Acker-Glockenblume''' ''Campanula rapunculoides'' ist eine ausdauernde Wildpflanze mit violett-blauen, glockenförmigen Blüten, die auf Äckern, an Wegrändern und in Wiesen vorkommt. Ihre jungen Blätter und Wurzeln gelten als essbar und wurden traditionell als Wildgemüse genutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.


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Wissenschaftliche Namen: ''Campanula rapunculoides''<br>
'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Campanula rapunculoides''<br>
Synonyme: Himmelsblume, Schlotterhose, Rapunzel, Rapunzelartige Glockenblume, Wetterblume, Wiesenschelle.<br>
'''Synonyme:''' Himmelsblume, Schlotterhose, Falsche Rapunzel, Rapunzelartige Glockenblume, Wetterblume, Wiesenschelle.


===Systematik===
===Systematik===
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===Beschreibung===
===Beschreibung===
Blütezeit: Juni bis August.
*'''Vorkommen:''' Fast in ganz Europa, Sibirien, bis 1600 Meter.


Vorkommen: Fast in ganz Europa, Sibirien, bis 1600 Meter; Wiesen, Waldränder, in lichten Wäldern, Ackerunkraut; liebt kalkhaltigen, tiefgründigen Lehmboden; etwas stickstoffliebend; sehr häufig.
*'''Standorte:''' Wiesen, Waldränder, in lichten Wäldern, Ackerunkraut; liebt kalkhaltigen, tiefgründigen Lehmboden; etwas stickstoffliebend; sehr häufig.


Kennzeichen: Dreißig bis achtzig Zentimeter große krautige, mehrjährige Pflanze; stumpfkantiger, kahler oder kurz rauhaariger Stängel mit unterirdischen Ausläufern; Blätter schmal-länglich, sitzend bis kurz gestielt, am Rande schwach wellig, die Grundblätter herzförmig dreieckig spitzgekerbt, zur Blütezeit meist verwelkt, Stängelblätter kurz gestielt bis sitzend, länglich, Blätter an der Unterseite rauhaarig; Blüten meist einzeln, hellviolett zwei bis dreieinhalb Zentimeter lang, die Kronblätter glockenförmig zusammengewachsen, Kelchzipfel länglich und behaart, abstehend, fast bis zur Mitte gespalten; Äste mit den Blüten steil aufwärts gerichtet, Blüten selten nickend; Wurzel fleischig, rübenförmig.
*'''Kennzeichen:''' Dreißig bis achtzig Zentimeter große krautige, mehrjährige Pflanze; stumpfkantiger, kahler oder kurz rauhaariger Stängel mit unterirdischen Ausläufern; Blätter schmal-länglich, sitzend bis kurz gestielt, am Rande schwach wellig, die Grundblätter herzförmig dreieckig spitzgekerbt, zur Blütezeit meist verwelkt, Stängelblätter kurz gestielt bis sitzend, länglich, Blätter an der Unterseite rauhaarig; Blüten meist einzeln, hellviolett zwei bis dreieinhalb Zentimeter lang, die Kronblätter glockenförmig zusammengewachsen, Kelchzipfel länglich und behaart, abstehend, fast bis zur Mitte gespalten; Äste mit den Blüten steil aufwärts gerichtet, Blüten selten nickend; Blütezeit: Juni bis August; Wurzel fleischig, rübenförmig.


Verwechslung: Ist mit der Rapunzelglockenblume ''Campanula rapunculus'' möglich: deren Blüten sind in Rispen angeordnet, blauviolett und nickend.
*'''Verwechslung:''' Ist mit der Rapunzelglockenblume ''Campanula rapunculus'' möglich: deren Blüten sind in Rispen angeordnet, blauviolett und nickend.


===Rohkosttipps und Erfahrungen===
===Rohkosttipps und Erfahrungen===
Sammelgut und Sammelzeit: Blüten Juli bis August, Blätter und junge Triebe April und Mai, unreife Früchte April bis September, Wurzel September bis in den Winter oder im Frühjahr.
'''Sammelgut und Sammelzeit:''' Blüten Juli bis August, Blätter und junge Triebe April und Mai, unreife Früchte April bis September, Wurzel September bis in den Winter oder im Frühjahr.


Die Blätter sind sehr klein, sie schmecken würzig, die jungen Triebe spargelähnlich. Die Wurzel wird als süßlich, nach Zuckererbse schmeckend beschrieben.
Die Blätter sind sehr klein, sie schmecken würzig, die jungen Triebe spargelähnlich. Die Wurzel wird als süßlich, nach [[Zuckererbse]] schmeckend beschrieben.


Kultur im eigenen Garten: Verschiedene Arten gibt es als Steingartenstauden zu kaufen.
===Besondere Inhaltsstoffe===
Die Pflanze enthält einige typische sekundäre Pflanzenstoffe, darunter:
*'''Saponine:''' leicht schleimlösend, bitter, in Wurzel und Blättern
*'''Gerbstoffe:''' zusammenziehend, potenziell reizend in höheren Mengen
*'''Flavonoide:''' antioxidativ


===Wissenswertes===
===Wissenswertes===
Namensgebung:  Der Gattungsname ''Campanula'' ist lateinischen Ursprungs und bedeutet "Kleine Glocke". Er bezieht sich auf die Blütenform. Die Form der Wurzel sowie ihre kulinarische Verwendung verhalf ihr zum Artnamen ''rapunculus'' = Rübchen.  
*'''Namensgebung:''' Der Gattungsname ''Campanula'' ist lateinischen Ursprungs und bedeutet "Kleine Glocke". Er bezieht sich auf die Blütenform. Die Form der Wurzel sowie ihre kulinarische Verwendung verhalf ihr zum Artnamen ''rapunculus'' = Rübchen.  


Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, antiseptisch, erfrischend und wundheilend beschrieben. <br>Detlev Henschel schreibt in seinem Buch "Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen", dass Glockenblumen von den noramerikanischen Ureinwohnern bei Mattigkeit gekaut wurden. Heute wird sie kaum noch als Heilpflanze angewendet, weil die ihr zugeschriebenen Eigenschaften nur sehr schwach ausgeprägt sind und sie durch andere Pflanzen wie [[Odermennig, gemeiner|Odermennig]] oder [[Waldmeister]] ersetzt werden kann.
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als adstringierend, antiseptisch, erfrischend und wundheilend beschrieben. <br>Detlev Henschel schreibt in seinem Buch "Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen", dass Glockenblumen von den noramerikanischen Ureinwohnern bei Mattigkeit gekaut wurden. Heute wird sie kaum noch als Heilpflanze angewendet, weil die ihr zugeschriebenen Eigenschaften nur sehr schwach ausgeprägt sind und sie durch andere Pflanzen wie [[Odermennig, gemeiner|Odermennig]] oder [[Waldmeister]] ersetzt werden kann.


Nutzpflanze: Früher war die Rapunzelglockenblume als Gemüsepflanze geschätzt und wurde auch kultiviert. Otto Brunfels (16.Jh.) würdigt die Rapunzel:
*'''Nutzpflanze:''' Früher war die Rapunzelglockenblume als Gemüsepflanze geschätzt und wurde auch kultiviert. Otto Brunfels (16.Jh.) würdigt die Rapunzel:<blockquote>''Diße rapüntzelin will ich den gelehrten zu einem salat schencken!''</blockquote>In der "Haushaltskunst im Kriege" heißt es:<blockquote>''Campanule, Glockenblume, Rapunzel: Davon kann man fast alle Gattungen zur Speise brauchen, sowohl die Wurzel, ehe sie zu hart wird und in den Stängel schießt, als auch die Blätter, welche gegessen werden können.''</blockquote>
<blockquote>''Diße rapüntzelin will ich den gelehrten zu einem salat schencken!''</blockquote>


In der "Haushaltskunst im Kriege" heißt es:
*'''Mythos und Geschichte:''' Die Pflanze wurde früher mit der echten Rapunzel verwechselt, die als mögliche Vorlage des Märchens "Rapunzel" der Gebrüder Grimm diente. Der symbolische Gehalt blieb jedoch auf die Namensverwechslung beschränkt.<br>Feen und Elfen werden oftmals mit den Blütenglocken als Kopfbedeckung dargestellt.
<blockquote>''Campanule, Glockenblume, Rapunzel: Davon kann man fast alle Gattungen zur Speise brauchen, sowohl die Wurzel, ehe sie zu hart wird und in den Stängel schießt, als auch die Blätter, welche gegessen werden können.''</blockquote>


Mythos/Geschichte: In "Rapunzel" der Gebrüder Grimm löst der Anblick von Rapunzelglockenblumen im Hexengarten der Nachbarin bei einer schwangeren Frau ein so unwiderstehliches Verlangen nach Rapunzelsalat aus, dass sie und ihr Mann jede Vorsicht außer Acht lassen.<br>Feen und Elfen werden oftmals mit den Blütenglocken als Kopfbedeckung dargestellt.
*'''Magie und Brauchtum:''' Wem es gelingt, die Blüte einer Glockenblume von innen nach außen umzustülpen, ohne sie zu beschädigen, wird mit der Person seines Herzens zusammengeführt. Trägt man eine Glockenblume bei sich, muss man in allen Dingen die Wahrheit sagen.


Magie/Brauchtum: Wem es gelingt, die Blüte einer Glockenblume von innen nach außen umzustülpen, ohne sie zu beschädigen, wird mit der Person seines Herzens zusammengeführt. Trägt man eine Glockenblume bei sich, muss man in allen Dingen die Wahrheit sagen.
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Pflanze symbolisiert Durchsetzungskraft und Ausbreitung, aber auch Verwechslung und äußere Ähnlichkeit ohne inneres Wesen.
 
 
→ Siehe auch: [[Glockenblumen]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]]
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[[Kategorie:Pflanzen]]
[[Kategorie:Essbare Pflanzen]]
[[Kategorie:Wildpflanzen]]
[[Kategorie:Heilpflanzen]]

Aktuelle Version vom 9. Juni 2025, 11:56 Uhr

Acker-Glockenblume Campanula rapunculoides ist eine ausdauernde Wildpflanze mit violett-blauen, glockenförmigen Blüten, die auf Äckern, an Wegrändern und in Wiesen vorkommt. Ihre jungen Blätter und Wurzeln gelten als essbar und wurden traditionell als Wildgemüse genutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Campanula rapunculoides
Synonyme: Himmelsblume, Schlotterhose, Falsche Rapunzel, Rapunzelartige Glockenblume, Wetterblume, Wiesenschelle.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Asternartige Asterales
  • Familie: Glockenblumengewächse Campanulaceae
  • Gattung: Glockenblumen Campanula
  • Art: Acker-Glockenblume

Zu der Gattung der Glockenblumengewächse gehören ca. 300 bis 450 Arten, die alle ähnlich verwendet werden können. Eine Übersicht über die wichtigsten Arten findet man auf folgender Seite: Glockenblumen.

Acker-Glockenblume
Acker-Glockenblume, Stängel und Blatt
Acker-Glockenblume, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: Fast in ganz Europa, Sibirien, bis 1600 Meter.
  • Standorte: Wiesen, Waldränder, in lichten Wäldern, Ackerunkraut; liebt kalkhaltigen, tiefgründigen Lehmboden; etwas stickstoffliebend; sehr häufig.
  • Kennzeichen: Dreißig bis achtzig Zentimeter große krautige, mehrjährige Pflanze; stumpfkantiger, kahler oder kurz rauhaariger Stängel mit unterirdischen Ausläufern; Blätter schmal-länglich, sitzend bis kurz gestielt, am Rande schwach wellig, die Grundblätter herzförmig dreieckig spitzgekerbt, zur Blütezeit meist verwelkt, Stängelblätter kurz gestielt bis sitzend, länglich, Blätter an der Unterseite rauhaarig; Blüten meist einzeln, hellviolett zwei bis dreieinhalb Zentimeter lang, die Kronblätter glockenförmig zusammengewachsen, Kelchzipfel länglich und behaart, abstehend, fast bis zur Mitte gespalten; Äste mit den Blüten steil aufwärts gerichtet, Blüten selten nickend; Blütezeit: Juni bis August; Wurzel fleischig, rübenförmig.
  • Verwechslung: Ist mit der Rapunzelglockenblume Campanula rapunculus möglich: deren Blüten sind in Rispen angeordnet, blauviolett und nickend.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blüten Juli bis August, Blätter und junge Triebe April und Mai, unreife Früchte April bis September, Wurzel September bis in den Winter oder im Frühjahr.

Die Blätter sind sehr klein, sie schmecken würzig, die jungen Triebe spargelähnlich. Die Wurzel wird als süßlich, nach Zuckererbse schmeckend beschrieben.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält einige typische sekundäre Pflanzenstoffe, darunter:

  • Saponine: leicht schleimlösend, bitter, in Wurzel und Blättern
  • Gerbstoffe: zusammenziehend, potenziell reizend in höheren Mengen
  • Flavonoide: antioxidativ

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Campanula ist lateinischen Ursprungs und bedeutet "Kleine Glocke". Er bezieht sich auf die Blütenform. Die Form der Wurzel sowie ihre kulinarische Verwendung verhalf ihr zum Artnamen rapunculus = Rübchen.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend, antiseptisch, erfrischend und wundheilend beschrieben.
    Detlev Henschel schreibt in seinem Buch "Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen", dass Glockenblumen von den noramerikanischen Ureinwohnern bei Mattigkeit gekaut wurden. Heute wird sie kaum noch als Heilpflanze angewendet, weil die ihr zugeschriebenen Eigenschaften nur sehr schwach ausgeprägt sind und sie durch andere Pflanzen wie Odermennig oder Waldmeister ersetzt werden kann.
  • Nutzpflanze: Früher war die Rapunzelglockenblume als Gemüsepflanze geschätzt und wurde auch kultiviert. Otto Brunfels (16.Jh.) würdigt die Rapunzel:

    Diße rapüntzelin will ich den gelehrten zu einem salat schencken!

    In der "Haushaltskunst im Kriege" heißt es:

    Campanule, Glockenblume, Rapunzel: Davon kann man fast alle Gattungen zur Speise brauchen, sowohl die Wurzel, ehe sie zu hart wird und in den Stängel schießt, als auch die Blätter, welche gegessen werden können.

  • Mythos und Geschichte: Die Pflanze wurde früher mit der echten Rapunzel verwechselt, die als mögliche Vorlage des Märchens "Rapunzel" der Gebrüder Grimm diente. Der symbolische Gehalt blieb jedoch auf die Namensverwechslung beschränkt.
    Feen und Elfen werden oftmals mit den Blütenglocken als Kopfbedeckung dargestellt.
  • Magie und Brauchtum: Wem es gelingt, die Blüte einer Glockenblume von innen nach außen umzustülpen, ohne sie zu beschädigen, wird mit der Person seines Herzens zusammengeführt. Trägt man eine Glockenblume bei sich, muss man in allen Dingen die Wahrheit sagen.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Pflanze symbolisiert Durchsetzungskraft und Ausbreitung, aber auch Verwechslung und äußere Ähnlichkeit ohne inneres Wesen.


→ Siehe auch: Glockenblumen, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre