Ziest, Knollen-: Unterschied zwischen den Versionen

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Wissenschaftliche Namen: ''Stachys affinis''<br>
'''Knollen-Ziest''' ''Stachys affinis'' ist eine ausdauernde. horstig wachsende Lippenblütler-Art, die essbare, perlschnurartig gerippte Speicherknöllchen bildet. Die roh knackigen Knollen schmecken mild, nussig und leicht süß. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Synonyme: Chinesische Artischocke, Japanische Kartoffel, Japanziest, Knollenkartoffel, Stachy.
 
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Stachys affinis''<br>
'''Synonyme:''' Chinesische Artischocke, Japanische Kartoffel, Japanziest, Knollenkartoffel, Stachy, ''Stachys sieboldii''.


===Systematik===
===Systematik===
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===Beschreibung===
===Beschreibung===
Herkunft und Verbreitung: Nordchina; kultiviert in Japan, Indien, Neuseeland, Europa (Frankreich, Belgien, Schweiz).
*'''Herkunft und Verbreitung:''' Nordchina; kultiviert in Japan, Indien, Neuseeland, Europa (Frankreich, Belgien, Schweiz).


Kennzeichen: Dreißig bis einhundert Zentimeter hohe krautige Pflanze; Blätter gegenständig, rauh, nesselartig, drei bis zwölf Zentimeter lang und eineinhalb bis sechs Zentimeter breit; Blüten glockenförmig, ca. neun Millimeter lang, Kronblätter rot bis violett; verdickte Rhizome mit perlschnurartigem Aussehen, bis zu acht Zentimeter lang und zwei Zentimeter dick.
*'''Kennzeichen:''' Dreißig bis einhundert Zentimeter hohe krautige Pflanze; Blätter gegenständig, rau, nesselartig, drei bis zwölf Zentimeter lang und eineinhalb bis sechs Zentimeter breit; Blüten glockenförmig, ca. neun Millimeter lang, Kronblätter rot bis violett; verdickte Rhizome mit perlschnurartigem Aussehen, bis zu acht Zentimeter lang und zwei Zentimeter dick.


===Rohkosttipps und Erfahrungen===
===Rohkosttipps und Erfahrungen===
Die Knollen besitzen eine sehr dünne Schale, die mitgegessen wird. Sie sind zart und saftig und schmecken wie eine Mischung aus Artischocke, Schwarzwurzel und Blumenkohl.
Die Knollen besitzen eine sehr dünne Schale, die mitgegessen wird. Sie sind zart und saftig und schmecken wie eine Mischung aus Artischocke, Schwarzwurzel und Blumenkohl.


Saison: Oktober, bis in den Winter hinein.
'''Saison:''' Oktober, bis in den Winter hinein.


Lagerung/Haltbarkeit: Die Knollen können kühl einige Tage gelagert werden. Sie trocknen wegen ihrer dünnen Haut recht schnell aus.
'''Lagerung/Haltbarkeit:''' Die Knollen können kühl einige Tage gelagert werden. Sie trocknen wegen ihrer dünnen Haut recht schnell aus.


Anzucht: Der Knollen-Ziest ist eine winterharte, sehr widerstandsfähige Staude. Ab März können die Knollen in lockeren, leicht sandigen Boden gesetzt werden, je zwei bis drei Stück, acht bis zehn Zentimeter tief, mit einem Abstand von dreißig Zentimetern. Geerntet wird ab Oktober nach dem Absterben der Stängel und Blätter. Zum Schutz vor Frost und zur Erleichterung der Ernte im Winter kann der Boden mit Laub oder Stroh abgedeckt werden.
'''Anzucht:''' Der Knollen-Ziest ist eine winterharte, sehr widerstandsfähige Staude. Ab März können die Knollen in lockeren, leicht sandigen Boden gesetzt werden, je zwei bis drei Stück, acht bis zehn Zentimeter tief, mit einem Abstand von dreißig Zentimetern. Geerntet wird ab Oktober nach dem Absterben der Stängel und Blätter. Zum Schutz vor Frost und zur Erleichterung der Ernte im Winter kann der Boden mit Laub oder Stroh abgedeckt werden.


===Nährstoffe===
===Nährstoffe===
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!Nährstoff
! Nährstoff
!Gehalt in Gramm<br>pro 100g essbarem Anteil
! Gehalt in Gramm<br>pro 100 g essbarem Anteil (Knolle, roh – Richtwerte)
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===Besondere Inhaltsstoffe===
*'''Raffinose-Familie-Oligosaccharide (RFO):''' v. a. Stachyose, daneben Raffinose/Verbascose – präbiotisch, können blähend wirken.
*'''Phenolsäuren & Flavonoide:''' z. B. Chlorogensäure-/Kaffeesäure-Derivate, Quercetin-Glykoside (v. a. im Kraut).
*'''Iridoidglykoside''' (Lamiaceae-typisch; im Kraut > Knolle), Gerbstoffe in Spuren.
*'''Mineralstoffe''' (v. a. Kalium, zudem Calcium/Magnesium).
*Spuren Betain-Typ-Alkaloide (u. a. Stachydrin) im Kraut.


===Wissenswertes===
===Wissenswertes===
Namensgebung: Der Gattungsname ''Stachys'' stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Ähre" und deutet damit auf die Form des Blütenstandes hin. Der Name "Ziest" stammt aus dem Slawischen, wobei "Ziest" soviel wie "Reinigung" bedeutet.
*'''Namensgebung:''' Der Gattungsname ''Stachys'' stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Ähre" und deutet damit auf die Form des Blütenstandes hin. Der Name "Ziest" stammt aus dem Slawischen, wobei "Ziest" soviel wie "Reinigung" bedeutet. Der Artname ''affinis'' bedeutet „verwandt/ähnlich“ – historischer Hinweis auf die Nähe zu anderen Ziest-Arten.
 
*'''Heilkunde:''' In Asien werden Knollen als milde Stärkungskost und Kraut-Infuse traditionell bei leichten Schleimhautreizungen genutzt; moderne Daten diskutieren präbiotische Effekte der RFO und antioxidative Polyphenole des Krauts.
 
*'''Nutzpflanze:''' Seit dem 19. Jahrhundert wird der Knollen-Ziest auch in Europa angebaut und hat den hier heimischen [[Ziest, Sumpf-|Sumpf-Ziest]] als Nahrungsmittel verdrängt. Um das Jahr 1940 herum wurde er in Europa durch eine Krankheit fast vollständig ausgerottet. Heute wird er vor allem in Frankeich, Holland und Belgien angebaut.
 
*'''Mythos und Geschichte:''' Als Gourmetgemüse wurde die Knolle in der Belle Époque in Frankreich geschätzt (feine Restaurants; „Crosnes à cru“ als knackige Rohbeilage). In Japan ist Chorogi Teil des Neujahrs-Festessens (Osechi) – meist mit Rotem Shiso rosarot eingelegt; die Spiralform gilt als Glücksbringer und Symbol für Langlebigkeit.
 
*'''Magie und Brauchtum:''' Die spiralförmig-gerippten Knöllchen wurden als „Glücksspiralen“ interpretiert – Wachstum in Windungen, die Schutz und Wohlstand „eindrehen“. In Winterküchen standen sie für Leichtigkeit (knackig, wasserreich) mitten in der dunklen Jahreszeit.
 
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Knollen-Ziest verkörpert Genügsamkeit, Zartheit und stille Fülle. Die Pflanze gedeiht auf mageren Böden und schenkt doch feine Knollen – ein Bild für Bescheidenheit mit Reichtum im Innern. Die Perlschnur-Form steht für verbundene Schritte und kontinuierliches Wachstum.
 


Nutzpflanze: Seit dem 19. Jahrhundert wird der Knollen-Ziest auch in Europa angebaut und hat den hier heimischen [[Ziest, Sumpf-|Sumpf-Ziest]] als Nahrungsmittel verdrängt. Um das Jahr 1940 herum wurde er in Europa durch eine Krankheit fast vollständig ausgerottet. Heute wird er vor allem in Frankeich, Holland und Belgien angebaut.
→ Siehe auch: [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]]
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[[Kategorie:Pflanzen]]
[[Kategorie:Essbare Pflanzen]]
[[Kategorie:Wildpflanzen]]
[[Kategorie:Heilpflanzen]]
[[Kategorie:Lippenblütengewächse]]

Aktuelle Version vom 18. August 2025, 14:22 Uhr

Knollen-Ziest Stachys affinis ist eine ausdauernde. horstig wachsende Lippenblütler-Art, die essbare, perlschnurartig gerippte Speicherknöllchen bildet. Die roh knackigen Knollen schmecken mild, nussig und leicht süß. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Stachys affinis
Synonyme: Chinesische Artischocke, Japanische Kartoffel, Japanziest, Knollenkartoffel, Stachy, Stachys sieboldii.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Lippenblütengewächse Lamiaceae
  • Gattung: Zieste Stachys
  • Art: Knollen-Ziest

Zur Gattung Stachys gehören ca. 300 Arten. Weitere Vertreter sind:

  • Gelber Ziest, Gelb-Betonie, Fuchsschwanz-Ziest Stachys alopecuros
  • Einjähriger Ziest Stachys annua, syn. Betonica annua
  • Deutscher Ziest Stachys germanica
  • Echter Ziest, Heilziest, Echte Betonie Stachys officinalis syn. Betonica officinalis
  • Sumpf-Ziest Stachy palustris
  • Aufrechter Ziest Stachys recta
  • Wald-Ziest Stachys sylvatica

Beschreibung

  • Herkunft und Verbreitung: Nordchina; kultiviert in Japan, Indien, Neuseeland, Europa (Frankreich, Belgien, Schweiz).
  • Kennzeichen: Dreißig bis einhundert Zentimeter hohe krautige Pflanze; Blätter gegenständig, rau, nesselartig, drei bis zwölf Zentimeter lang und eineinhalb bis sechs Zentimeter breit; Blüten glockenförmig, ca. neun Millimeter lang, Kronblätter rot bis violett; verdickte Rhizome mit perlschnurartigem Aussehen, bis zu acht Zentimeter lang und zwei Zentimeter dick.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Die Knollen besitzen eine sehr dünne Schale, die mitgegessen wird. Sie sind zart und saftig und schmecken wie eine Mischung aus Artischocke, Schwarzwurzel und Blumenkohl.

Saison: Oktober, bis in den Winter hinein.

Lagerung/Haltbarkeit: Die Knollen können kühl einige Tage gelagert werden. Sie trocknen wegen ihrer dünnen Haut recht schnell aus.

Anzucht: Der Knollen-Ziest ist eine winterharte, sehr widerstandsfähige Staude. Ab März können die Knollen in lockeren, leicht sandigen Boden gesetzt werden, je zwei bis drei Stück, acht bis zehn Zentimeter tief, mit einem Abstand von dreißig Zentimetern. Geerntet wird ab Oktober nach dem Absterben der Stängel und Blätter. Zum Schutz vor Frost und zur Erleichterung der Ernte im Winter kann der Boden mit Laub oder Stroh abgedeckt werden.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil (Knolle, roh – Richtwerte)
Wasser 79,0
Kohlenhydrate 17,0
Eiweiße 2,6
Fette 0,1
Rohfasern 2,5
Mineralstoffe 0,8
Vitamin C 10–20 mg

Besondere Inhaltsstoffe

  • Raffinose-Familie-Oligosaccharide (RFO): v. a. Stachyose, daneben Raffinose/Verbascose – präbiotisch, können blähend wirken.
  • Phenolsäuren & Flavonoide: z. B. Chlorogensäure-/Kaffeesäure-Derivate, Quercetin-Glykoside (v. a. im Kraut).
  • Iridoidglykoside (Lamiaceae-typisch; im Kraut > Knolle), Gerbstoffe in Spuren.
  • Mineralstoffe (v. a. Kalium, zudem Calcium/Magnesium).
  • Spuren Betain-Typ-Alkaloide (u. a. Stachydrin) im Kraut.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Stachys stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Ähre" und deutet damit auf die Form des Blütenstandes hin. Der Name "Ziest" stammt aus dem Slawischen, wobei "Ziest" soviel wie "Reinigung" bedeutet. Der Artname affinis bedeutet „verwandt/ähnlich“ – historischer Hinweis auf die Nähe zu anderen Ziest-Arten.
  • Heilkunde: In Asien werden Knollen als milde Stärkungskost und Kraut-Infuse traditionell bei leichten Schleimhautreizungen genutzt; moderne Daten diskutieren präbiotische Effekte der RFO und antioxidative Polyphenole des Krauts.
  • Nutzpflanze: Seit dem 19. Jahrhundert wird der Knollen-Ziest auch in Europa angebaut und hat den hier heimischen Sumpf-Ziest als Nahrungsmittel verdrängt. Um das Jahr 1940 herum wurde er in Europa durch eine Krankheit fast vollständig ausgerottet. Heute wird er vor allem in Frankeich, Holland und Belgien angebaut.
  • Mythos und Geschichte: Als Gourmetgemüse wurde die Knolle in der Belle Époque in Frankreich geschätzt (feine Restaurants; „Crosnes à cru“ als knackige Rohbeilage). In Japan ist Chorogi Teil des Neujahrs-Festessens (Osechi) – meist mit Rotem Shiso rosarot eingelegt; die Spiralform gilt als Glücksbringer und Symbol für Langlebigkeit.
  • Magie und Brauchtum: Die spiralförmig-gerippten Knöllchen wurden als „Glücksspiralen“ interpretiert – Wachstum in Windungen, die Schutz und Wohlstand „eindrehen“. In Winterküchen standen sie für Leichtigkeit (knackig, wasserreich) mitten in der dunklen Jahreszeit.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Knollen-Ziest verkörpert Genügsamkeit, Zartheit und stille Fülle. Die Pflanze gedeiht auf mageren Böden und schenkt doch feine Knollen – ein Bild für Bescheidenheit mit Reichtum im Innern. Die Perlschnur-Form steht für verbundene Schritte und kontinuierliches Wachstum.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre