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*'''Herkunft und Verbreitung:''' Die Gattung ist weltweit verbreitet, vor allem in gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel. Sie besiedelt Wiesen, Säume, Gebüsche, Waldränder, Brachflächen und Felder. | |||
Kennzeichen: Einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen; Blätter gegenständig, meist paarig gefiedert und mit einer Ranke endend; Blütenstände traubig, Blüten zygomorph, Kronblätter vielfarbig, von blau über purpurviolett, rot, gelb und weiß; abgeflachte Hülsenfrucht. | *'''Kennzeichen:''' Einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen; Blätter gegenständig, meist paarig gefiedert und mit einer Ranke endend; Blütenstände traubig, Blüten zygomorph, Kronblätter vielfarbig, von blau über purpurviolett, rot, gelb und weiß; abgeflachte Hülsenfrucht. | ||
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Junge Triebe, Fiederblättchen und Blüten sind bei vielen Arten mild bis leicht herb und können roh probiert werden. | |||
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*'''Proteine''' – für Leguminosen typisch hoher Anteil im jungen Grün | |||
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*'''Saponine''' – schaumfördernde Substanzen, in kleinen Mengen sensorisch spürbar | |||
*'''Lectine''' – vor allem in Samen, roh problematisch | |||
*Spuren von cyanogenartigen Glycosiden in Samen und Keimlingen | |||
*Mineralstoffe wie Kalium und Calcium, sowie Carotinoide im Laub | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Nutzpflanze: Die Ackerbohne ''Vicia faba'', auch Dicke Bohne, Favabohne, Große Bohne, Pferdebohne, Puffbohne, Saubohne, Schweinsbohne oder Viehbohne genannt, wird in Vorderasien seit ca. 9000 Jahren vom Menschen kultiviert, seit 2000 Jahren auch in Europa. | *'''Namensgebung:''' Der Name ''Vicia'' stammt aus dem klassischen Latein und bezeichnete bereits im Altertum rankende Leguminosen. | ||
*'''Heilkunde:''' Einzelne Wickenarten wurden regional für äußerliche Anwendungen wie Umschläge bei Hautreizungen oder müden Gliedern genutzt. Moderne Phytotherapie spielt für ''Vicia''-Arten praktisch keine Rolle. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Die Ackerbohne ''Vicia faba'', auch Dicke Bohne, Favabohne, Große Bohne, Pferdebohne, Puffbohne, Saubohne, Schweinsbohne oder Viehbohne genannt, wird in Vorderasien seit ca. 9000 Jahren vom Menschen kultiviert, seit 2000 Jahren auch in Europa.<br>Wicken sind wertvolle Futterpflanzen und Stickstofffixierer. Sie binden mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft und verbessern so die Bodenfruchtbarkeit. Manche Arten werden gezielt in Gründüngungs- und Blühmischungen gesät, um Bestäuber anzulocken und die Artenvielfalt zu fördern.<br>Wickenblüten sind vor allem für Hummeln und langrüsselige Wildbienen attraktiv. Rankende Arten schaffen Struktur in Wiesen und Hecken und bieten Lebensraum für Insekten. Einige Wickenarten werden in Deutschland landwirtschaftlich genutzt: | |||
**Linsen-Wicke ''Vicia ervilia'' | |||
**Futter-Wicke ''Vicia sativa'' | |||
**Zottige Wicke ''Vicia villosa'' | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' In der bäuerlichen Kultur galten Wicken in den Wiesen als „Eiweißlieferanten“ im Futter und als Zeichen für fruchtbare, gepflegte Weiden. Ranken wurden von Kindern zu „Wickenketten“ geflochten. | |||
*'''Magie und Brauchtum:''' In Kräuterbüscheln zu Mariä Himmelfahrt standen Wicken für Zusammenhalt und Schutz. Das Rankmotiv galt als Symbol für Bindung und Gemeinschaft. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Wicken stehen für Verbundenheit, Kooperation und Anpassungsfähigkeit. Ihre Ranken erinnern an das gegenseitige Stützen, das Gemeinschaft stärkt. Farblich variieren sie von weiß (Reinheit) über rosa (Zuneigung) bis violett (Inspiration). | |||
→ Siehe auch: [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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Aktuelle Version vom 15. August 2025, 10:55 Uhr
Wicken Vicia sind eine artenreiche Gattung aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) mit überwiegend kletternden oder niederliegenden krautigen Pflanzen. Viele Arten sind wichtige Futterpflanzen, Bienenweiden und haben in Kultur- und Volksmedizin Bedeutung.
Wissenschaftliche Namen: Vicia
Synonyme: engl. vetch, tare; frz. vesce.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Schmetterlingsblütenartige Fabales
- Familie: Hülsenfrüchtler Fabaceae
- Gattung: Wicken Vicia
Zur Gattung Vicia gehören ca. 160 Arten. In Mitteleuropa wachsen u.a. folgende:
- Kassuben-Wicke Vicia cassubica
- Vogel-Wicke Vicia cracca
- Hecken-Wicke Vicia dumetorum
- Ackerbohne Vicia faba
- Großblütige Wicke Vicia grandiflora
- Rauhaarige Wicke Vicia hirsuta
- Frühlings-Zwerg-Wicke Vicia lathyroides
- Gelbe Wicke Vicia lutea
- Heide-Wicke Vicia orobus
- Erbsen-Wicke Vicia pisiformis
- Zaun-Wicke Vicia sepium
- Wald-Wicke Vicia sylvatica
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Die Gattung ist weltweit verbreitet, vor allem in gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel. Sie besiedelt Wiesen, Säume, Gebüsche, Waldränder, Brachflächen und Felder.
- Kennzeichen: Einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen; Blätter gegenständig, meist paarig gefiedert und mit einer Ranke endend; Blütenstände traubig, Blüten zygomorph, Kronblätter vielfarbig, von blau über purpurviolett, rot, gelb und weiß; abgeflachte Hülsenfrucht.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Junge Triebe, Fiederblättchen und Blüten sind bei vielen Arten mild bis leicht herb und können roh probiert werden.
Hinweis: Reife Samen/Hülsen enthalten Leguminosen-Inhaltsstoffe wie Lectine, Gerbstoffe, Saponine, cyanogenartige Begleitstoffe, die roh oftmals unverträglich sind oder sogar toxisch wirken können. Hier ist unbedingt auf die instinktive Sperre zu achten.
Besondere Inhaltsstoffe
- Proteine – für Leguminosen typisch hoher Anteil im jungen Grün
- Polyphenole/Gerbstoffe – prägen leicht adstringierenden Geschmack
- Saponine – schaumfördernde Substanzen, in kleinen Mengen sensorisch spürbar
- Lectine – vor allem in Samen, roh problematisch
- Spuren von cyanogenartigen Glycosiden in Samen und Keimlingen
- Mineralstoffe wie Kalium und Calcium, sowie Carotinoide im Laub
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Name Vicia stammt aus dem klassischen Latein und bezeichnete bereits im Altertum rankende Leguminosen.
- Heilkunde: Einzelne Wickenarten wurden regional für äußerliche Anwendungen wie Umschläge bei Hautreizungen oder müden Gliedern genutzt. Moderne Phytotherapie spielt für Vicia-Arten praktisch keine Rolle.
- Nutzpflanze: Die Ackerbohne Vicia faba, auch Dicke Bohne, Favabohne, Große Bohne, Pferdebohne, Puffbohne, Saubohne, Schweinsbohne oder Viehbohne genannt, wird in Vorderasien seit ca. 9000 Jahren vom Menschen kultiviert, seit 2000 Jahren auch in Europa.
Wicken sind wertvolle Futterpflanzen und Stickstofffixierer. Sie binden mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft und verbessern so die Bodenfruchtbarkeit. Manche Arten werden gezielt in Gründüngungs- und Blühmischungen gesät, um Bestäuber anzulocken und die Artenvielfalt zu fördern.
Wickenblüten sind vor allem für Hummeln und langrüsselige Wildbienen attraktiv. Rankende Arten schaffen Struktur in Wiesen und Hecken und bieten Lebensraum für Insekten. Einige Wickenarten werden in Deutschland landwirtschaftlich genutzt:- Linsen-Wicke Vicia ervilia
- Futter-Wicke Vicia sativa
- Zottige Wicke Vicia villosa
- Mythos und Geschichte: In der bäuerlichen Kultur galten Wicken in den Wiesen als „Eiweißlieferanten“ im Futter und als Zeichen für fruchtbare, gepflegte Weiden. Ranken wurden von Kindern zu „Wickenketten“ geflochten.
- Magie und Brauchtum: In Kräuterbüscheln zu Mariä Himmelfahrt standen Wicken für Zusammenhalt und Schutz. Das Rankmotiv galt als Symbol für Bindung und Gemeinschaft.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Wicken stehen für Verbundenheit, Kooperation und Anpassungsfähigkeit. Ihre Ranken erinnern an das gegenseitige Stützen, das Gemeinschaft stärkt. Farblich variieren sie von weiß (Reinheit) über rosa (Zuneigung) bis violett (Inspiration).
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre