Mispel, echte: Unterschied zwischen den Versionen
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Wissenschaftliche Namen: ''Mespilus germanica'' <br> | '''Echte Mispel''' ''Mespilus germanica'' ist ein kleiner, laubabwerfender Baum aus der Familie der Rosengewächse, der essbare, apfelähnliche Früchte trägt. | ||
Synonyme: Aspele, Dörrlitzen, Hespel, Hundsarsch, Deutsche Mispel, Neflen-Mispel, Nespel. | |||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Mespilus germanica'' <br> | |||
'''Synonyme:''' Mispelbaum, Aspele, Dörrlitzen, Hespel, Hundsarsch, Deutsche Mispel, Neflen-Mispel, Nespel. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Süd- und Südosteuropa, vereinzelt in Süddeutschland, der Schweiz und in Österreich, bis 800 Meter. | |||
*'''Standorte:'''In Hecken und lichten Wäldern; wärme- und feuchtigkeitsliebend, nährstoffeiche, humose bis steinige Lehmböden. | |||
Kennzeichen: Drei bis sechs Meter hoher, sommergrüner Strauch, bzw. Baum; graubraune Schuppenborke; Zweige dornig bis dornenlos, jung filzig behaart; Blätter sieben bis dreizehn Zentimeter lang und halb so breit, ganzrandig oder fein gezähnt, auf der Oberseite dunkelgrün, kurzhaarig bis kahl, auf der Unterseite graugrün, dicht behaart; Blüten weiß, drei bis vier Zentimeter im Durchmesser, fast sitzend und von großen Blättern umgeben, mit fünf bleibenden langen Kelch- und fünf Kronblättern, zahlreichen Staubblättern und unterständigem Fruchtknoten; Frucht reif bräunlich, bis drei Zentimeter im Durchmesser, apfelförmig, oben abgeflacht, mit einem Kranz verlängerter Kelchblätter, im Inneren mit zwei bis fünf harten Steinkernen. | *'''Kennzeichen:''' Drei bis sechs Meter hoher, sommergrüner Strauch, bzw. Baum; graubraune Schuppenborke; Zweige dornig bis dornenlos, jung filzig behaart; Blätter sieben bis dreizehn Zentimeter lang und halb so breit, ganzrandig oder fein gezähnt, auf der Oberseite dunkelgrün, kurzhaarig bis kahl, auf der Unterseite graugrün, dicht behaart; Blüten weiß, drei bis vier Zentimeter im Durchmesser, fast sitzend und von großen Blättern umgeben, mit fünf bleibenden langen Kelch- und fünf Kronblättern, zahlreichen Staubblättern und unterständigem Fruchtknoten; Blütezeit: Mai bis Juni; Frucht reif bräunlich, bis drei Zentimeter im Durchmesser, apfelförmig, oben abgeflacht, mit einem Kranz verlängerter Kelchblätter, im Inneren mit zwei bis fünf harten Steinkernen. | ||
===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Vollreife Früchte von September bis November. Kühles, feuchtes Wetter und Fröste unterstützen den Reifungsprozess. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Vollreife Früchte von September bis November. Kühles, feuchtes Wetter und Fröste unterstützen den Reifungsprozess. | ||
Die harten braunen Früchte sind stark gerbstoffhaltig und erst bei Vollreife genießbar. Sie haben dann eine weiche Konsistenz und schmecken angenehm süß-säuerlich, ähnlich wie Apfelkompott. | Die harten braunen Früchte sind stark gerbstoffhaltig und erst bei Vollreife genießbar. Sie haben dann eine weiche Konsistenz und schmecken angenehm süß-säuerlich, ähnlich wie Apfelkompott. | ||
Lagerung/Haltbarkeit: Reife Früchte sind bei kühler Lagerung (Kühlschrank oder Keller) ein bis zwei Wochen lang haltbar. Werden die Früchte unreif eingelagert, verlängert sich die Lagerzeit um etwa zwei Wochen. | '''Lagerung/Haltbarkeit:''' Reife Früchte sind bei kühler Lagerung (Kühlschrank oder Keller) ein bis zwei Wochen lang haltbar. Werden die Früchte unreif eingelagert, verlängert sich die Lagerzeit um etwa zwei Wochen. | ||
Kultur im eigenen Garten: Die Mispel ist recht anspruchslos, bevorzugt aber warme Standorte, optimal ist lehm- und kalkhaltiger, durchlässiger, etwas feuchter Boden. Im Handel sind verschiedene Sorten erhältlich. | '''Kultur im eigenen Garten:''' Die Mispel ist recht anspruchslos, bevorzugt aber warme Standorte, optimal ist lehm- und kalkhaltiger, durchlässiger, etwas feuchter Boden. Im Handel sind verschiedene Sorten erhältlich. | ||
<u>Anmerkung:</u><br>Die Früchte der [[Wollmispel, japanische|Japanischen Wollmispel]] ''Eriobotrya japonica'' werden im Handel ebenfalls unter der Bezeichnung "Mispel" angeboten, beide Arten sind jedoch nicht näher miteinander verwandt. | <u>Anmerkung:</u><br>Die Früchte der [[Wollmispel, japanische|Japanischen Wollmispel]] ''Eriobotrya japonica'' werden im Handel ebenfalls unter der Bezeichnung "Mispel" angeboten, beide Arten sind jedoch nicht näher miteinander verwandt. | ||
===Nährstoffe=== | ===Nährstoffe=== | ||
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!Nährstoff | |||
!Gehalt in Gramm<br>pro 100 g essbarem Anteil | |||
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|Rohfasern | |||
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|Mineralstoffe | |||
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|Vitamin C | |||
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===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
*'''Gerbstoffe (Tannine):''' adstringierend, konservierend – vor allem in unreifem Zustand | |||
*'''Pektine:''' Schleimbildung, verdauungsregulierend | |||
*'''Fruchtsäuren und Zuckeralkohole:''' leicht fermentativ, energetisch | |||
*'''Vitamin C, Kalium, Eisen:''' Stärkend für Immunsystem und Blutbildung | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Namensgebung: ''Mespilus'' wurde der Mispelstrauch von den Römern genannt, ''mespilum'' die Frucht. Der Name ist aus dem Griechischen entlehnt, wo der Strauch ''mespilon'' und die Frucht ''mespile'' heißt. | *'''Namensgebung:''' ''Mespilus'' wurde der Mispelstrauch von den Römern genannt, ''mespilum'' die Frucht. Der Name ist aus dem Griechischen entlehnt, wo der Strauch ''mespilon'' und die Frucht ''mespile'' heißt. | ||
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als adstringierend und harntreibend beschrieben.<br>Hildegard von Bingen schrieb: "Die Frucht dieses Baumes ist gut für gesunde und kranke Menschen, nützlich und gut, wie viel man davon isst, weil sie das Fleisch wachsen lässt und das Blut reinigt." Die Mispel soll bei Arteriosklerose und Verdauungsstörungen helfen und gegen Entzündungen im Darm (z.B. bei Morbus Crohn) wirksam sein. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Die Mispel wurde im Mittelalter viel in Deutschland angebaut, wurde aber später von Apfel und Birne verdrängt. Heute wird sie nur noch als Ziergehölz vor allem wegen ihrer großen Blüten und schönen Belaubung angepflanzt. <br>Das sehr zähe und feste Holz wurde für Drechslerarbeiten verwendet und eignet sich auch gut zur Holzkohlenbereitung. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' In der Antike galt die Mispel als Symbol der Fruchtbarkeit und des Übergangs. Im Mittelalter war sie eine wichtige Herbstfrucht. Shakespeare erwähnt sie in mehreren Stücken, oft mit erotischen Andeutungen (wegen der offenen Fruchtform). | |||
*'''Magie und Brauchtum:''' Die Mispel war in der keltischen und germanischen Kultur mit Schwellenzeiten (Samhain, Wintersonnwende) verbunden. Sie galt als „doppelte Frucht“ – außen fest, innen weich – und stand für Transformation und inneres Reifen. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Mispel verkörpert Reifung durch Geduld. Sie spricht das '''Sakralchakra (Svadhisthana)''' an – Zentrum für Hingabe, Genussfähigkeit und emotionale Tiefe. Ihre süße Reife nach harter Schale symbolisiert das Potential des Wandels. | |||
→ Siehe auch: [[Rosengewächse in der Rohkost]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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[[Kategorie:Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Essbare Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Wildfrüchte]] | |||
[[Kategorie:Rosengewächse]] | |||
[[Kategorie:Laubbäume]] |
Aktuelle Version vom 29. Juni 2025, 18:15 Uhr
Echte Mispel Mespilus germanica ist ein kleiner, laubabwerfender Baum aus der Familie der Rosengewächse, der essbare, apfelähnliche Früchte trägt.
Wissenschaftliche Namen: Mespilus germanica
Synonyme: Mispelbaum, Aspele, Dörrlitzen, Hespel, Hundsarsch, Deutsche Mispel, Neflen-Mispel, Nespel.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Rosenartige Rosales
- Familie: Rosengewächse Rosaceae
- Unterfamilie: Spiraeoideae
- Tribus: Pyreae
- Untertribus: Kernobstgewächse Pyrinae
- Gattung: Mispeln Mespilus
- Art: Echte Mispel
Die Echte Mispel ist die einzige Art der Gattung Mespilus. Sie ist eng verwandt mit dem Weißdorn Crataegus und der Birne.
Beschreibung
- Vorkommen: Süd- und Südosteuropa, vereinzelt in Süddeutschland, der Schweiz und in Österreich, bis 800 Meter.
- Standorte:In Hecken und lichten Wäldern; wärme- und feuchtigkeitsliebend, nährstoffeiche, humose bis steinige Lehmböden.
- Kennzeichen: Drei bis sechs Meter hoher, sommergrüner Strauch, bzw. Baum; graubraune Schuppenborke; Zweige dornig bis dornenlos, jung filzig behaart; Blätter sieben bis dreizehn Zentimeter lang und halb so breit, ganzrandig oder fein gezähnt, auf der Oberseite dunkelgrün, kurzhaarig bis kahl, auf der Unterseite graugrün, dicht behaart; Blüten weiß, drei bis vier Zentimeter im Durchmesser, fast sitzend und von großen Blättern umgeben, mit fünf bleibenden langen Kelch- und fünf Kronblättern, zahlreichen Staubblättern und unterständigem Fruchtknoten; Blütezeit: Mai bis Juni; Frucht reif bräunlich, bis drei Zentimeter im Durchmesser, apfelförmig, oben abgeflacht, mit einem Kranz verlängerter Kelchblätter, im Inneren mit zwei bis fünf harten Steinkernen.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Vollreife Früchte von September bis November. Kühles, feuchtes Wetter und Fröste unterstützen den Reifungsprozess.
Die harten braunen Früchte sind stark gerbstoffhaltig und erst bei Vollreife genießbar. Sie haben dann eine weiche Konsistenz und schmecken angenehm süß-säuerlich, ähnlich wie Apfelkompott.
Lagerung/Haltbarkeit: Reife Früchte sind bei kühler Lagerung (Kühlschrank oder Keller) ein bis zwei Wochen lang haltbar. Werden die Früchte unreif eingelagert, verlängert sich die Lagerzeit um etwa zwei Wochen.
Kultur im eigenen Garten: Die Mispel ist recht anspruchslos, bevorzugt aber warme Standorte, optimal ist lehm- und kalkhaltiger, durchlässiger, etwas feuchter Boden. Im Handel sind verschiedene Sorten erhältlich.
Anmerkung:
Die Früchte der Japanischen Wollmispel Eriobotrya japonica werden im Handel ebenfalls unter der Bezeichnung "Mispel" angeboten, beide Arten sind jedoch nicht näher miteinander verwandt.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 81,0 |
Kohlenhydrate | 15,2 |
Eiweiße | 0,4 |
Fette | 0,2 |
Rohfasern | 2,0 |
Mineralstoffe | 0,6 |
Vitamin C | 10–12 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
- Gerbstoffe (Tannine): adstringierend, konservierend – vor allem in unreifem Zustand
- Pektine: Schleimbildung, verdauungsregulierend
- Fruchtsäuren und Zuckeralkohole: leicht fermentativ, energetisch
- Vitamin C, Kalium, Eisen: Stärkend für Immunsystem und Blutbildung
Wissenswertes
- Namensgebung: Mespilus wurde der Mispelstrauch von den Römern genannt, mespilum die Frucht. Der Name ist aus dem Griechischen entlehnt, wo der Strauch mespilon und die Frucht mespile heißt.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend und harntreibend beschrieben.
Hildegard von Bingen schrieb: "Die Frucht dieses Baumes ist gut für gesunde und kranke Menschen, nützlich und gut, wie viel man davon isst, weil sie das Fleisch wachsen lässt und das Blut reinigt." Die Mispel soll bei Arteriosklerose und Verdauungsstörungen helfen und gegen Entzündungen im Darm (z.B. bei Morbus Crohn) wirksam sein.
- Nutzpflanze: Die Mispel wurde im Mittelalter viel in Deutschland angebaut, wurde aber später von Apfel und Birne verdrängt. Heute wird sie nur noch als Ziergehölz vor allem wegen ihrer großen Blüten und schönen Belaubung angepflanzt.
Das sehr zähe und feste Holz wurde für Drechslerarbeiten verwendet und eignet sich auch gut zur Holzkohlenbereitung.
- Mythos und Geschichte: In der Antike galt die Mispel als Symbol der Fruchtbarkeit und des Übergangs. Im Mittelalter war sie eine wichtige Herbstfrucht. Shakespeare erwähnt sie in mehreren Stücken, oft mit erotischen Andeutungen (wegen der offenen Fruchtform).
- Magie und Brauchtum: Die Mispel war in der keltischen und germanischen Kultur mit Schwellenzeiten (Samhain, Wintersonnwende) verbunden. Sie galt als „doppelte Frucht“ – außen fest, innen weich – und stand für Transformation und inneres Reifen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Mispel verkörpert Reifung durch Geduld. Sie spricht das Sakralchakra (Svadhisthana) an – Zentrum für Hingabe, Genussfähigkeit und emotionale Tiefe. Ihre süße Reife nach harter Schale symbolisiert das Potential des Wandels.
→ Siehe auch: Rosengewächse in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre