Knöterich, Wiesen-: Unterschied zwischen den Versionen
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Synonyme: Drachenwurz, Kalbszunge, Krebswurz, Natternknöterich, Natternkraut, Natternwurzel, Otterwurz, Schlangen-Knöterich, Schlangenwurzel, Wiesenfuchsschwanz, Zahnbürste. | '''Synonyme:''' Drachenwurz, Kalbszunge, Krebswurz, Natternknöterich, Natternkraut, Natternwurzel, Otterwurz, Schlangen-Knöterich, Schlangenwurzel, Wiesenfuchsschwanz, Zahnbürste. | ||
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Kennzeichen: Mehrjährige, dreißig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel aufrecht, unverzweigt, hohl; Grundblätter oval gestielt, mit gestutztem oder schwach herzförmigen Blattgrund, bis zwanzig Zentimeter lang, Stängelblätter kürzer, unter und mittlere kurz gestielt, obere sitzend und deutlich schmäler, mit welligem Rand, Blattunterseite bläulich-grün, kahl oder nur selten schütter und kurz behaart; Blütenstand endständige, dichte und lang walzenförmige Ähre, ein bis zwei Zentimeter dick, Blüten vier bis fünf Millimeter lang, hell- oder dunkelrosa. | *'''Kennzeichen:''' Mehrjährige, dreißig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel aufrecht, unverzweigt, hohl; Grundblätter oval gestielt, mit gestutztem oder schwach herzförmigen Blattgrund, bis zwanzig Zentimeter lang, Stängelblätter kürzer, unter und mittlere kurz gestielt, obere sitzend und deutlich schmäler, mit welligem Rand, Blattunterseite bläulich-grün, kahl oder nur selten schütter und kurz behaart; Blütenstand endständige, dichte und lang walzenförmige Ähre, ein bis zwei Zentimeter dick, Blüten vier bis fünf Millimeter lang, hell- oder dunkelrosa; Blütezeit: Mai bis August. | ||
Verwechslung: Ist mit anderen Knöterich-Arten, zum Beispiel dem [[Wasserpfeffer]] ''Polygonum hydropiper'' möglich. | *'''Verwechslung:''' Ist mit anderen Knöterich-Arten, zum Beispiel dem [[Wasserpfeffer]] ''Polygonum hydropiper'' möglich. | ||
===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Die grundständigen Blätter und Stängel im Frühjahr, die Wurzel im September bis in den Winter. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Die grundständigen Blätter und Stängel im Frühjahr, die Wurzel im September bis in den Winter. | ||
Die jungen Blätter des Wiesen-Knöterichs schmecken leicht säuerlich, gelegentlich mit einer adstringierenden Note. Die Blüten sind geschmacklich eher unauffällig. Die Wurzel ist reich an Gerbstoffen und roh eher zäh und herb. [[Die instinktive Sperre]] macht sich durch ein unangenehmes, zusammenziehendes Gefühl im Mundraum bemerkbar. | |||
===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
Der Wiesen-Knöterich enthält eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe: | |||
*'''Gerbstoffe (v. a. Gallotannine):''' Zusammenziehend, entzündungshemmend, besonders in der Wurzel konzentriert | |||
*'''Oxalsäure (in Spuren):''' Verantwortlich für den leicht säuerlichen Geschmack | |||
*'''Flavonoide (z. B. Rutin):''' Antioxidativ, gefäßstabilisierend | |||
*'''Schleimstoffe (in jungen Blättern):''' Reizmildernd auf Schleimhäute | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Namensgebung: Der Name "Knöterich" bezieht sich auf Verdickungen des Wurzelstocks. Der Wurzelstock des Wiesen-Knöterichs ist außerdem s-förmig oder doppelt s-förmig, also schlangenartig gewunden, daher der Name "Schlangenknöterich". Auch der Artname weist auf diese Eigenschaft hin: lateinisch ''bis'' = zweimal, ''torta'' = gedreht. | *'''Namensgebung:''' Der Name "Knöterich" bezieht sich auf Verdickungen des Wurzelstocks. Der Wurzelstock des Wiesen-Knöterichs ist außerdem s-förmig oder doppelt s-förmig, also schlangenartig gewunden, daher der Name "Schlangenknöterich". Auch der Artname weist auf diese Eigenschaft hin: lateinisch ''bis'' = zweimal, ''torta'' = gedreht. | ||
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung wird als adstringierend und entzündungshemmend beschrieben.<br>In der Volksmedizin wurde Wurzeltee bei Durchfall, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, zur Wundbehandlung und bei Blutungen verwendet. Die Pflanze gilt als „blutstillend“ und wurde auch in der Klostermedizin genutzt. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Blätter und Blüten sind essbar, die Wurzel gilt als stärkereich. In Notzeiten wurde sie geröstet, getrocknet oder als Mehlersatz verwendet. Die Pflanze ist ökologisch wertvoll für Insekten und bildet robuste Horste. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' In der mittelalterlichen Signaturenlehre deutete die Schlangenform der Wurzel auf Wirksamkeit gegen „Innenschlangen“ – sprich: gegen Darm- und Verdauungsprobleme. Der Wiesen-Knöterich war Bestandteil mancher Frühlingskuren. | |||
*'''Magie und Brauchtum: Der verdickte und schlangenförmig gewundene Wurzelstock galt im Sinne der Signaturenlehre als schützend und heilsam bei Schlangenbissen. Die Blätter wurden in Räucherbündeln für reinigende Rituale verwendet. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Pflanze steht für Erdverbundenheit, Regeneration und Ausleitung. Spirituell kann sie dem Wurzelchakra zugeordnet werden – als Symbol für Reinigung, Verwurzelung und innere Festigung. | |||
→ Siehe auch: [[Wasserpfeffer]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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[[Kategorie:Essbare Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Wildpflanzen]] | |||
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[[Kategorie:Heilpflanzen]] |
Aktuelle Version vom 7. Juni 2025, 15:24 Uhr
Wissenschaftliche Namen: Polygonum bistorta syn. Persicaria bistorta
Synonyme: Drachenwurz, Kalbszunge, Krebswurz, Natternknöterich, Natternkraut, Natternwurzel, Otterwurz, Schlangen-Knöterich, Schlangenwurzel, Wiesenfuchsschwanz, Zahnbürste.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Nelkenähnliche Caryophyllidae
- Ordnung: Knöterichartige Polygonales
- Unterfamilie: Polygonoideae
- Gattung: Bistorta
- Art: Wiesen-Knöterich
Die Gattung Bistorta umfasst einhundert bis einhundertfünfzig Arten. Dazu gehören ebenfalls:
- Wasser-Knöterich Polygonum amphibia
- Vogel-Knöterich Polygonum aviculare
- Milder Knöterich Polygonum dubia
- Wasserpfeffer Polygonum hydropiper
- Ampfer-Knöterich Polygonum lapathifolia
- Floh-Knöterich Polygonum maculosa
- Kleiner Knöterich Polygonum minor
- Knöllchen-Knöterich Polygonum viviparum: Vorkommen: magere alpine Rasen und Weiden; liebt eher trockenen, nährstoffarmen Boden. Kennzeichen: Fünf bis zwanzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel einfach; Blätter lang gestielt, zwei bis zehn Zentimeter lang; Blütenstand eine Ähre, Blüten weiß oder rosa.
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Asien, Nordamerika.
- Standorte: Feuchte Wiesen, Bach- und Grabenufer, Laub- und Auenwälder; liebt grundwasserfeuchten oder gut durchsickerten, kalkarmen, doch nährstoffreichen Boden; häufig.
- Kennzeichen: Mehrjährige, dreißig bis einhundertzwanzig Zentimeter hohe Pflanze; Stängel aufrecht, unverzweigt, hohl; Grundblätter oval gestielt, mit gestutztem oder schwach herzförmigen Blattgrund, bis zwanzig Zentimeter lang, Stängelblätter kürzer, unter und mittlere kurz gestielt, obere sitzend und deutlich schmäler, mit welligem Rand, Blattunterseite bläulich-grün, kahl oder nur selten schütter und kurz behaart; Blütenstand endständige, dichte und lang walzenförmige Ähre, ein bis zwei Zentimeter dick, Blüten vier bis fünf Millimeter lang, hell- oder dunkelrosa; Blütezeit: Mai bis August.
- Verwechslung: Ist mit anderen Knöterich-Arten, zum Beispiel dem Wasserpfeffer Polygonum hydropiper möglich.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die grundständigen Blätter und Stängel im Frühjahr, die Wurzel im September bis in den Winter.
Die jungen Blätter des Wiesen-Knöterichs schmecken leicht säuerlich, gelegentlich mit einer adstringierenden Note. Die Blüten sind geschmacklich eher unauffällig. Die Wurzel ist reich an Gerbstoffen und roh eher zäh und herb. Die instinktive Sperre macht sich durch ein unangenehmes, zusammenziehendes Gefühl im Mundraum bemerkbar.
Besondere Inhaltsstoffe
Der Wiesen-Knöterich enthält eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe:
- Gerbstoffe (v. a. Gallotannine): Zusammenziehend, entzündungshemmend, besonders in der Wurzel konzentriert
- Oxalsäure (in Spuren): Verantwortlich für den leicht säuerlichen Geschmack
- Flavonoide (z. B. Rutin): Antioxidativ, gefäßstabilisierend
- Schleimstoffe (in jungen Blättern): Reizmildernd auf Schleimhäute
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Name "Knöterich" bezieht sich auf Verdickungen des Wurzelstocks. Der Wurzelstock des Wiesen-Knöterichs ist außerdem s-förmig oder doppelt s-förmig, also schlangenartig gewunden, daher der Name "Schlangenknöterich". Auch der Artname weist auf diese Eigenschaft hin: lateinisch bis = zweimal, torta = gedreht.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als adstringierend und entzündungshemmend beschrieben.
In der Volksmedizin wurde Wurzeltee bei Durchfall, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, zur Wundbehandlung und bei Blutungen verwendet. Die Pflanze gilt als „blutstillend“ und wurde auch in der Klostermedizin genutzt.
- Nutzpflanze: Blätter und Blüten sind essbar, die Wurzel gilt als stärkereich. In Notzeiten wurde sie geröstet, getrocknet oder als Mehlersatz verwendet. Die Pflanze ist ökologisch wertvoll für Insekten und bildet robuste Horste.
- Mythos und Geschichte: In der mittelalterlichen Signaturenlehre deutete die Schlangenform der Wurzel auf Wirksamkeit gegen „Innenschlangen“ – sprich: gegen Darm- und Verdauungsprobleme. Der Wiesen-Knöterich war Bestandteil mancher Frühlingskuren.
- Magie und Brauchtum: Der verdickte und schlangenförmig gewundene Wurzelstock galt im Sinne der Signaturenlehre als schützend und heilsam bei Schlangenbissen. Die Blätter wurden in Räucherbündeln für reinigende Rituale verwendet.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Pflanze steht für Erdverbundenheit, Regeneration und Ausleitung. Spirituell kann sie dem Wurzelchakra zugeordnet werden – als Symbol für Reinigung, Verwurzelung und innere Festigung.
→ Siehe auch: Wasserpfeffer, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre