Knollenkümmel, gewöhnlicher: Unterschied zwischen den Versionen
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Wissenschaftliche Namen: ''Bunium bulbocastanum'' <br> | '''Gewöhnlicher Knollenkümmel''' ''Bunium bulbocastanum'' ist eine krautige Doldenpflanze mit essbarer, kastanienähnlicher Knolle und würzigem Aroma. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost. | ||
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Bunium bulbocastanum'' <br> | |||
'''Synonyme:''' Schwarze Erdkastanie, Acker-Kastanie, Wildkümmel, Gewöhnliche Erdkastanie, Säukastanie. | |||
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===Beschreibung=== | ===Beschreibung=== | ||
*'''Vorkommen:''' Europa, Asien, bis 2000 Meter. | |||
*'''Standorte:''' Sonnige Wiesen, trockene Hängen, Halbtrockenrasen und lichte Wälder. | |||
Kennzeichen: Dreißig bis sechzig Zentimeter hohe, mehrjährige Pflanze; Stängel kahl, markig; Blätter zwei- bis dreifach gefiedert, Fiedern länglich; Blüte zehn- bis zwanzigstrahlige Dolde, Hülle und Hüllchen drei- bis zwanzigblättrig | *'''Kennzeichen:''' Dreißig bis sechzig Zentimeter hohe, mehrjährige Pflanze; Stängel kahl, markig; Blätter zwei- bis dreifach gefiedert, Fiedern länglich; Blüte zehn- bis zwanzigstrahlige Dolde, Hülle und Hüllchen drei- bis zwanzigblättrig; Blütezeit: Juni bis Juli; Frucht drei bis viereinhalb Millimeter lang; drei bis vier Zentimeter breite, kugelige Knolle. | ||
Verwechslung | *'''Verwechslungsöglichkeiten:''' | ||
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!Pflanzenart | |||
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!Essbar/Giftig | |||
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|Gefleckter Schierling | |||
|''Conium maculatum'' | |||
|☠️ Hochgiftig | |||
|Gefleckter, hohler Stängel; Mäuseurin-Geruch; tödlich giftig – keine Knolle! | |||
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|Hundspetersilie | |||
|''Aethusa cynapium'' | |||
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|Fein gefiederte, glänzende Blätter; unangenehmer Geruch; häufige Verwechslung im Jugendstadium | |||
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|Feuchter Standort; hohler Stängel; stark giftige Wurzel – keine kugelige Knolle! | |||
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|Wiesen-Kümmel | |||
|''Carum carvi'' | |||
|✔️ Essbar | |||
|Keine Speicherknolle; intensiver Kümmelgeruch; zweijährig | |||
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|''Chaerophyllum bulbosum'' | |||
|✔️ Essbar | |||
|Ähnliche Knolle; andere Blattstellung und Samenform | |||
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|✔️ Essbar | |||
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===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ===Rohkosttipps und Erfahrungen=== | ||
Sammelgut und Sammelzeit: Die Wurzel von September bis in den Winter. Die Blätter von April bis Juli, Früchte von August bis September. | '''Sammelgut und Sammelzeit:''' Die Wurzel von September bis in den Winter. Die Blätter von April bis Juli, Früchte von August bis September. | ||
Die | Die unterirdische Knolle ist roh essbar und schmeckt leicht nussig bis kastanienartig, mit Anklängen an [[Pastinak]] oder [[Mandel]]. Die jungen Blätter können als mildwürziges Küchenkraut verwendet werden, ähneln im Aroma dem Wildkümmel. Auch die Samen sind essbar und würzig. | ||
Kultur im eigenen Garten: Die Erdkastanie zählt zu den Wurzelgemüsen und wächst in jedem Gartenboden. Sie entwickelt haselnussgroße Knollen, im ersten Jahr bildet sich pro Pflanze eine Knolle. Nicht geerntete Knollen treiben neu aus. | '''Lagerung/Haltbarkeit:''' Frisch geerntete Knollen sind bei kühler, dunkler Lagerung mehrere Wochen haltbar. Frische Blätter sollten zeitnah verzehrt werden. | ||
'''Kultur im eigenen Garten:''' Die Erdkastanie zählt zu den Wurzelgemüsen und wächst in jedem Gartenboden. Sie entwickelt haselnussgroße Knollen, im ersten Jahr bildet sich pro Pflanze eine Knolle. Nicht geerntete Knollen treiben neu aus. | |||
===Nährstoffe=== | |||
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!Nährstoff | |||
!Gehalt in Gramm<br>pro 100 g essbarem Anteil (Knolle) | |||
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|Wasser | |||
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|Kohlenhydrate | |||
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|Eiweiße | |||
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|Fette | |||
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|Rohfasern | |||
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|Mineralstoffe | |||
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|Vitamin C | |||
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===Besondere Inhaltsstoffe=== | |||
Die Pflanze vereint Stärke, ätherische Öle und sekundäre Pflanzenstoffe: | |||
*'''Stärke:''' Energielieferant, macht die Knolle sättigend und nahrhaft | |||
*'''Ätherische Öle (v. a. in Samen und Blättern):''' Wirken verdauungsfördernd, antimikrobiell | |||
*'''Polyacetylene:''' Bitterstoffe mit antibakterieller Wirkung (v. a. in Wurzelrinde) | |||
*'''Flavonoide:''' Antioxidativ, entzündungshemmend | |||
*'''Vitamin C:''' Immunstärkend, antioxidativ | |||
===Wissenswertes=== | ===Wissenswertes=== | ||
Heilkunde: Im Kräuterbuch von Jacobus Theodorus " Tabernaemontanus" anno 1625 wird die Wirkung wie folgt beschrieben: <i>Die Wurtzel dieses Gewächs ist mittelmäßiger Wärme und truckne/ mit einer kleinen astringierenden Eigenschafft. Der Saamen aber ist hitziger und truckner/ und erreichet fast den dritten Grad/ er öffnet und treibet den Harn. Sie ist auch denjenigen nutz und heilsam die Eiter außwerffen/ wie ALEXANDER TRALLIANUS solches LIB. 7. bezeuget. | *'''Namensgebung:''' ''Bunium'' stammt aus dem Griechischen und bedeutet etwa „Knöllchen“. Der Artname „bulbocastanum“ verweist auf die knollenartige, kastanienähnliche Wurzel (lat. „bulbus“ = Zwiebel, „castanea“ = Kastanie). | ||
Die Schweine essen diese Wurtzel sehr gern/ und werden feißt davon/ derwegen sie auch Säucastanien bey uns genennet werden.</i> | |||
*'''Heilkunde:''' Im Kräuterbuch von Jacobus Theodorus " Tabernaemontanus" anno 1625 wird die Wirkung wie folgt beschrieben: <i>Die Wurtzel dieses Gewächs ist mittelmäßiger Wärme und truckne/ mit einer kleinen astringierenden Eigenschafft. Der Saamen aber ist hitziger und truckner/ und erreichet fast den dritten Grad/ er öffnet und treibet den Harn. Sie ist auch denjenigen nutz und heilsam die Eiter außwerffen/ wie ALEXANDER TRALLIANUS solches LIB. 7. bezeuget. Die Schweine essen diese Wurtzel sehr gern/ und werden feißt davon/ derwegen sie auch Säucastanien bey uns genennet werden.</i><br>Die Wurzel galt in der Volksheilkunde als kräftigend und blutreinigend. Blätter und Samen wurden zur Anregung der Verdauung verwendet, ähnlich wie Kümmel oder Dill. In der mittelalterlichen Klostermedizin wurde sie gelegentlich als Aphrodisiakum erwähnt. | |||
*'''Nutzpflanze:''' Die Knolle wurde früher als Wildgemüse gesammelt, vor allem in hungerreichen Zeiten. Heute erlebt die Pflanze im Rahmen der Permakultur und Wildgemüsegärtnerei eine Wiederentdeckung. Sie eignet sich als Dauerkultur für sonnige Naturgärten. | |||
*'''Mythos und Geschichte:''' ''Bunium bulbocastanum'' war bereits den Römern bekannt. In alten Kräuterbüchern wurde sie als „Erdkastanie“ geführt und mit dem Planeten Saturn sowie der Erdenergie in Verbindung gebracht. In ländlichen Regionen galten ihre Knollen als „Notbrot der Erde“. | |||
*'''Magie und Brauchtum:''' Die unterirdischen Knollen galten als Symbol für verborgenes Wissen und wurden bei Schutz- und Erdungsritualen verwendet. In manchen Gegenden wurden sie bei Schwellenritualen vergraben oder als Glücksbringer verschenkt. | |||
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Der Gewöhnliche Knollenkümmel steht für Verwurzelung, Stille und innere Fülle. Sie wird dem Wurzelchakra zugeordnet und kann symbolisch helfen, in sich selbst Nahrung und Halt zu finden. Sie gilt als Pflanze der Erdverbundenheit und uralten Weisheit. | |||
→ Siehe auch: [[Doldenblütler in der Rohkost]], [[Instinktive Ernährung]], [[Die instinktive Sperre]] | |||
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[[Kategorie:Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Essbare Pflanzen]] | |||
[[Kategorie:Wildpflanzen]] | |||
[[Kategorie:Doldenblütler]] |
Aktuelle Version vom 7. Juni 2025, 10:48 Uhr
Gewöhnlicher Knollenkümmel Bunium bulbocastanum ist eine krautige Doldenpflanze mit essbarer, kastanienähnlicher Knolle und würzigem Aroma. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Bunium bulbocastanum
Synonyme: Schwarze Erdkastanie, Acker-Kastanie, Wildkümmel, Gewöhnliche Erdkastanie, Säukastanie.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Doldenblütlerartige Apiales
- Familie: Doldenblütler Apiaceae
- Gattung: Knollenkümmel Bunium
- Art: Gewöhnlicher Knollenkümmel
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, Asien, bis 2000 Meter.
- Standorte: Sonnige Wiesen, trockene Hängen, Halbtrockenrasen und lichte Wälder.
- Kennzeichen: Dreißig bis sechzig Zentimeter hohe, mehrjährige Pflanze; Stängel kahl, markig; Blätter zwei- bis dreifach gefiedert, Fiedern länglich; Blüte zehn- bis zwanzigstrahlige Dolde, Hülle und Hüllchen drei- bis zwanzigblättrig; Blütezeit: Juni bis Juli; Frucht drei bis viereinhalb Millimeter lang; drei bis vier Zentimeter breite, kugelige Knolle.
- Verwechslungsöglichkeiten:
Pflanzenart | Wissenschaftlicher Name | Essbar/Giftig | Bemerkungen zur Unterscheidung |
---|---|---|---|
Gefleckter Schierling | Conium maculatum | ☠️ Hochgiftig | Gefleckter, hohler Stängel; Mäuseurin-Geruch; tödlich giftig – keine Knolle! |
Hundspetersilie | Aethusa cynapium | ☠️ Giftig | Fein gefiederte, glänzende Blätter; unangenehmer Geruch; häufige Verwechslung im Jugendstadium |
Wasserschierling | Cicuta virosa | ☠️ Tödlich giftig | Feuchter Standort; hohler Stängel; stark giftige Wurzel – keine kugelige Knolle! |
Wiesen-Kümmel | Carum carvi | ✔️ Essbar | Keine Speicherknolle; intensiver Kümmelgeruch; zweijährig |
Knollen-Kälberkropf | Chaerophyllum bulbosum | ✔️ Essbar | Ähnliche Knolle; andere Blattstellung und Samenform |
Pastinake | Pastinaca sativa | ✔️ Essbar | Gelbe Doldenblüte; größe |
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Die Wurzel von September bis in den Winter. Die Blätter von April bis Juli, Früchte von August bis September.
Die unterirdische Knolle ist roh essbar und schmeckt leicht nussig bis kastanienartig, mit Anklängen an Pastinak oder Mandel. Die jungen Blätter können als mildwürziges Küchenkraut verwendet werden, ähneln im Aroma dem Wildkümmel. Auch die Samen sind essbar und würzig.
Lagerung/Haltbarkeit: Frisch geerntete Knollen sind bei kühler, dunkler Lagerung mehrere Wochen haltbar. Frische Blätter sollten zeitnah verzehrt werden.
Kultur im eigenen Garten: Die Erdkastanie zählt zu den Wurzelgemüsen und wächst in jedem Gartenboden. Sie entwickelt haselnussgroße Knollen, im ersten Jahr bildet sich pro Pflanze eine Knolle. Nicht geerntete Knollen treiben neu aus.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil (Knolle) |
---|---|
Wasser | 76,0 |
Kohlenhydrate | 18,5 |
Eiweiße | 2,0 |
Fette | 0,5 |
Rohfasern | 2,3 |
Mineralstoffe | 1,3 |
Vitamin C | 12–18 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
Die Pflanze vereint Stärke, ätherische Öle und sekundäre Pflanzenstoffe:
- Stärke: Energielieferant, macht die Knolle sättigend und nahrhaft
- Ätherische Öle (v. a. in Samen und Blättern): Wirken verdauungsfördernd, antimikrobiell
- Polyacetylene: Bitterstoffe mit antibakterieller Wirkung (v. a. in Wurzelrinde)
- Flavonoide: Antioxidativ, entzündungshemmend
- Vitamin C: Immunstärkend, antioxidativ
Wissenswertes
- Namensgebung: Bunium stammt aus dem Griechischen und bedeutet etwa „Knöllchen“. Der Artname „bulbocastanum“ verweist auf die knollenartige, kastanienähnliche Wurzel (lat. „bulbus“ = Zwiebel, „castanea“ = Kastanie).
- Heilkunde: Im Kräuterbuch von Jacobus Theodorus " Tabernaemontanus" anno 1625 wird die Wirkung wie folgt beschrieben: Die Wurtzel dieses Gewächs ist mittelmäßiger Wärme und truckne/ mit einer kleinen astringierenden Eigenschafft. Der Saamen aber ist hitziger und truckner/ und erreichet fast den dritten Grad/ er öffnet und treibet den Harn. Sie ist auch denjenigen nutz und heilsam die Eiter außwerffen/ wie ALEXANDER TRALLIANUS solches LIB. 7. bezeuget. Die Schweine essen diese Wurtzel sehr gern/ und werden feißt davon/ derwegen sie auch Säucastanien bey uns genennet werden.
Die Wurzel galt in der Volksheilkunde als kräftigend und blutreinigend. Blätter und Samen wurden zur Anregung der Verdauung verwendet, ähnlich wie Kümmel oder Dill. In der mittelalterlichen Klostermedizin wurde sie gelegentlich als Aphrodisiakum erwähnt.
- Nutzpflanze: Die Knolle wurde früher als Wildgemüse gesammelt, vor allem in hungerreichen Zeiten. Heute erlebt die Pflanze im Rahmen der Permakultur und Wildgemüsegärtnerei eine Wiederentdeckung. Sie eignet sich als Dauerkultur für sonnige Naturgärten.
- Mythos und Geschichte: Bunium bulbocastanum war bereits den Römern bekannt. In alten Kräuterbüchern wurde sie als „Erdkastanie“ geführt und mit dem Planeten Saturn sowie der Erdenergie in Verbindung gebracht. In ländlichen Regionen galten ihre Knollen als „Notbrot der Erde“.
- Magie und Brauchtum: Die unterirdischen Knollen galten als Symbol für verborgenes Wissen und wurden bei Schutz- und Erdungsritualen verwendet. In manchen Gegenden wurden sie bei Schwellenritualen vergraben oder als Glücksbringer verschenkt.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Der Gewöhnliche Knollenkümmel steht für Verwurzelung, Stille und innere Fülle. Sie wird dem Wurzelchakra zugeordnet und kann symbolisch helfen, in sich selbst Nahrung und Halt zu finden. Sie gilt als Pflanze der Erdverbundenheit und uralten Weisheit.
→ Siehe auch: Doldenblütler in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre