Karde, wilde: Unterschied zwischen den Versionen

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Wissenschaftliche Namen: ''Dipsacus fullonum'' syn. ''Dipsacus silvester''<br>
'''Wilde Karde''' ''Dipsacus fullonum'' ist eine stachelige Wildpflanze mit auffälligen Blütenköpfen und langer Nutzungsgeschichte. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Synonyme: Igelkopf, Immerdurst, Kardätschendistel, Kämme, Kratzkopf, Krempeltestel, Raukarde, Strähl, Tuchkart, Venusbecken, Walkerdistel, Weberdistel, Weber-Karde.
 
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'''Wissenschaftliche Namen:''' ''Dipsacus fullonum'' syn. ''Dipsacus silvester''<br>
'''Synonyme:''' Igelkopf, Immerdurst, Kardätschendistel, Kämme, Kratzkopf, Krempeltestel, Raukarde, Strähl, Tuchkart, Venusbecken, Walkerdistel, Weberdistel, Weber-Karde.


===Systematik===
===Systematik===
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*Gattung: Karden ''Dipsacus''
*Gattung: Karden ''Dipsacus''
*Art: Wilde Karde
*Art: Wilde Karde
Die Gattung Dipsacus umfasst rund zwanzig Arten, darunter die Schlitzblättrige Karde ''Dipsacus laciniatus''.


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===Beschreibung===
===Beschreibung===
Blütezeit: Juli bis August.
*'''Vorkommen:''' Mitel- und Südeuropa, bis 1000 Meter; Unkrautbestände an Wegen, Böschungen, Gräben, Brachland; liebt etwas steinigen, kalkhaltigen, stickstoffhaltigen Boden; häufig.


Vorkommen: Mitel- und Südeuropa, bis 1000 Meter; Unkrautbestände an Wegen, Böschungen, Gräben, Brachland; liebt etwas steinigen, kalkhaltigen, stickstoffhaltigen Boden; häufig.
*'''Kennzeichen:''' Achtzig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, zweijährige Pflanze; Stängel kräftig, verzweigt, mit kurzen Stacheln besetzt, aufrecht, an der Spitze mit eiförmigen, von schmalen, ebenfalls stachligen Hüllblättern umgebenen Blütenköpfchen, Blüte lila, kurz, röhrenförmig, mit vier Zipfeln, Kelch stark verkümmert, jede Blüte auf einem kleinen nach oben gebogenen, elastischen borstigen Hoch- oder Spreublatt, das in einen Stachel ausläuft, Blüten in der Köpfchenmitte öffnen sich als erste und bilden einen Kranz um die Ähre, die Zone der geöffneten Blüten schiebt sich gleichmäßig nach oben und nach unten, woraus dann zwei Ringe offener Blüten entstehen; Blütezeit: Juli bis August; Blätter ungeteilt, gegenständig, auf den Adern mit Stacheln, mit ihren Basen verwachsen, Regenwasser und Tau auffangend; Früchtchen mit acht Rippen.


Kennzeichen: Achtzig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, zweijährige Pflanze; Stängel kräftig, verzweigt, mit kurzen Stacheln besetzt, aufrecht, an der Spitze mit eiförmigen, von schmalen, ebenfalls stachligen Hüllblättern umgebenen Blütenköpfchen, Blüte lila, kurz, röhrenförmig, mit vier Zipfeln, Kelch stark verkümmert, jede Blüte auf einem kleinen nach oben gebogenen, elastischen borstigen Hoch- oder Spreublatt, das in einen Stachel ausläuft, Blüten in der Köpfchenmitte öffnen sich als erste und bilden einen Kranz um die Ähre, die Zone der geöffneten Blüten schiebt sich gleichmäßig nach oben und nach unten, woraus dann zwei Ringe offener Blüten entstehen; Blätter ungeteilt, gegenständig, auf den Adern mit Stacheln, mit ihren Basen verwachsen, Regenwasser und Tau auffangend; Früchtchen mit acht Rippen.
*'''Verwechslung:''' Mit der Weber-Karde ''Dipsacus sativus''. Man kann sie am besten anhand der langen Hüllblätter unterscheiden, welche bei der Weber-Karde gerade abstehen bzw. teilweise nach unten gebogen sind.


Verwechslung: Mit der Weber-Karde ''Dipsacus sativus''. Man kann sie am besten anhand der langen Hüllblätter unterscheiden, welche bei der Weber-Karde gerade abstehen bzw. teilweise nach unten gebogen sind.
===Rohkosttipps und Erfahrungen===
'''Sammelgut und Sammelzeit:''' Junge Blätter im Frühling, Blütenstände im Hochsommer, Wurzel im Spätsommer.


===Rohkosttipps und Erfahrungen===
Die Wilde Karde gilt nicht als klassische Rohkostpflanze, jedoch können junge Blätter in sehr geringen Mengen als Wildgrün getestet werden. Aufgrund des bitteren Geschmacks und der möglichen Schleimhautreizungen bleiben die verzehrten Mengen meist gering. In der instinktiven Rohkost wird sie vor allem als mögliche Heilpflanze wahrgenommen.
Sammelgut und Sammelzeit: Wurzel im Spätsommer.


Der Geschmack der Karde ähnelt dem der [[Artischocke]].
'''Kultur im eigenen Garten:''' Vermehrung durch Samen von Mai bis September, die Pflanze sät sich später selber aus.


Kultur im eigenen Garten: Vermehrung durch Samen von Mai bis September, die Pflanze sät sich später selber aus.
===Besondere Inhaltsstoffe===
Die Wilde Karde enthält eine Reihe von Bitterstoffen und sekundären Pflanzenstoffen mit potenziell medizinischer Wirkung:
*'''Iridoidglykoside (z. B. Aucubin):''' Antimikrobiell und leberschützend 
*'''Bitterstoffe:''' Anregend auf Verdauung und Leber 
*'''Saponine:''' Schaumaktive Stoffe, schleimhautreizend in höheren Mengen 


===Wissenswertes===
===Wissenswertes===
Namensgebung: Der lateinische Gattungsname ''Dipsacus'' stammt vom griechischen ''dipsan akeomai'' = ich bekämpfe den Durst: die gegenständigen Blätter mit ihren Basen bilden eine Art Behälter, der das Regenwasser auffängt. Der deutsche Name "Karde" ist ein Lehnwort, das aus dem Lateinischen ''carduus'' = Distel entstand, obwohl die Pflanze nicht mit den Disteln verwandt ist.
*'''Namensgebung:''' Der lateinische Gattungsname ''Dipsacus'' stammt vom griechischen ''dipsan akeomai'' = ich bekämpfe den Durst: die gegenständigen Blätter mit ihren Basen bilden eine Art Behälter, der das Regenwasser auffängt. Der deutsche Name "Karde" leitet sich von der Nutzung der stacheligen Blütenköpfe zum "Kardieren" von Wolle ab.
 
*'''Heilkunde:''' Die Wirkung der Pflanze wird als appetitanregend, blutreinigend, harntreibend und schweißtreibend beschrieben.<br>Die Pflanze wurde in der Volksheilkunde bei rissiger Haut und Afterfisteln, in der Homöopathie bei chronischen Hautleiden und Tuberkulose angewandt. Die Wurzeln wirken beruhigend auf Magen und Darm, sowie verdauungsfördernd. Heute wird die Kardenwurzel gegen Borreliose eingesetzt.
 
*'''Nutzpflanze:''' Die Blütenstände wurden historisch zum Aufrauen von Wollstoffen verwendet (Textilverarbeitung). Heute als Zier- und Heilpflanze kultiviert, auch beliebt in Trockensträußen.
 
*'''Mythos und Geschichte:''' Die Karde galt in alten Zeiten als Pflanze der Reinigung – sowohl des Körpers als auch des Geistes. Ihre Wehrhaftigkeit wurde symbolisch mit Abwehr und Durchsetzungskraft assoziiert.
 
*'''Magie und Brauchtum:''' Im Volksglauben wurde sie vor Haus und Stall aufgehängt, um Krankheiten abzuwehren. Ihre stacheligen Köpfe galten als Schutzzeichen gegen „böse Geister“.


Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als appetitanregend, blutreinigend, harntreibend und schweißtreibend beschrieben.<br>Die Pflanze wurde in der Volksheilkunde bei rissiger Haut und Afterfisteln, in der Homöopathie bei chronischen Hautleiden und Tuberkulose angewandt. Die Wurzeln wirken beruhigend auf Magen und Darm, sowie verdauungsfördernd. Heute wird die Kardenwurzel gegen Borreliose eingesetzt.
*'''Symbolik und spirituelle Deutung:''' Die Wilde Karde steht für Wehrhaftigkeit, Klärung und Rückbesinnung auf die eigene Kraft. Sie wirkt symbolisch auf das 3. Chakra (Solarplexus), das mit Selbstvertrauen, Reinigung und Abgrenzung verbunden ist.


Nutzpflanze: Die abgeblühten Köpfchen der nahe verwandten Art ''Dipsacus sativus'' wurden früher zum Aufrauhen von Wollstoffen verwendet. Sie wurde deshalb vielerorts angebaut.
→ Siehe auch: [[Instinktive Ernährung, [[Die instinktive Sperre]]


Magie/Brauchtum: Es herrschte der Glaube, daß Mädchen, die sich mit dem Wasser der Karde waschen, besonders schön werden.
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[[Kategorie:Pflanzen]] 
[[Kategorie:Wildpflanzen]] 
[[Kategorie:Heilpflanzen]] 
[[Kategorie:Instinktive Rohkost]]

Aktuelle Version vom 2. Juni 2025, 16:08 Uhr

Wilde Karde Dipsacus fullonum ist eine stachelige Wildpflanze mit auffälligen Blütenköpfen und langer Nutzungsgeschichte. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Dipsacus fullonum syn. Dipsacus silvester
Synonyme: Igelkopf, Immerdurst, Kardätschendistel, Kämme, Kratzkopf, Krempeltestel, Raukarde, Strähl, Tuchkart, Venusbecken, Walkerdistel, Weberdistel, Weber-Karde.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Kardenartige Dipsacales
  • Familie: Kardengewächse Dipsacaceae
  • Gattung: Karden Dipsacus
  • Art: Wilde Karde

Die Gattung Dipsacus umfasst rund zwanzig Arten, darunter die Schlitzblättrige Karde Dipsacus laciniatus.

Wilde Karde
Wilde Karde, Stängel
Wilde Karde, Blütenkopf
Wilde Karde, Blatt

Beschreibung

  • Vorkommen: Mitel- und Südeuropa, bis 1000 Meter; Unkrautbestände an Wegen, Böschungen, Gräben, Brachland; liebt etwas steinigen, kalkhaltigen, stickstoffhaltigen Boden; häufig.
  • Kennzeichen: Achtzig bis einhundertfünfzig Zentimeter hohe, zweijährige Pflanze; Stängel kräftig, verzweigt, mit kurzen Stacheln besetzt, aufrecht, an der Spitze mit eiförmigen, von schmalen, ebenfalls stachligen Hüllblättern umgebenen Blütenköpfchen, Blüte lila, kurz, röhrenförmig, mit vier Zipfeln, Kelch stark verkümmert, jede Blüte auf einem kleinen nach oben gebogenen, elastischen borstigen Hoch- oder Spreublatt, das in einen Stachel ausläuft, Blüten in der Köpfchenmitte öffnen sich als erste und bilden einen Kranz um die Ähre, die Zone der geöffneten Blüten schiebt sich gleichmäßig nach oben und nach unten, woraus dann zwei Ringe offener Blüten entstehen; Blütezeit: Juli bis August; Blätter ungeteilt, gegenständig, auf den Adern mit Stacheln, mit ihren Basen verwachsen, Regenwasser und Tau auffangend; Früchtchen mit acht Rippen.
  • Verwechslung: Mit der Weber-Karde Dipsacus sativus. Man kann sie am besten anhand der langen Hüllblätter unterscheiden, welche bei der Weber-Karde gerade abstehen bzw. teilweise nach unten gebogen sind.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Junge Blätter im Frühling, Blütenstände im Hochsommer, Wurzel im Spätsommer.

Die Wilde Karde gilt nicht als klassische Rohkostpflanze, jedoch können junge Blätter in sehr geringen Mengen als Wildgrün getestet werden. Aufgrund des bitteren Geschmacks und der möglichen Schleimhautreizungen bleiben die verzehrten Mengen meist gering. In der instinktiven Rohkost wird sie vor allem als mögliche Heilpflanze wahrgenommen.

Kultur im eigenen Garten: Vermehrung durch Samen von Mai bis September, die Pflanze sät sich später selber aus.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Wilde Karde enthält eine Reihe von Bitterstoffen und sekundären Pflanzenstoffen mit potenziell medizinischer Wirkung:

  • Iridoidglykoside (z. B. Aucubin): Antimikrobiell und leberschützend
  • Bitterstoffe: Anregend auf Verdauung und Leber
  • Saponine: Schaumaktive Stoffe, schleimhautreizend in höheren Mengen

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der lateinische Gattungsname Dipsacus stammt vom griechischen dipsan akeomai = ich bekämpfe den Durst: die gegenständigen Blätter mit ihren Basen bilden eine Art Behälter, der das Regenwasser auffängt. Der deutsche Name "Karde" leitet sich von der Nutzung der stacheligen Blütenköpfe zum "Kardieren" von Wolle ab.
  • Heilkunde: Die Wirkung der Pflanze wird als appetitanregend, blutreinigend, harntreibend und schweißtreibend beschrieben.
    Die Pflanze wurde in der Volksheilkunde bei rissiger Haut und Afterfisteln, in der Homöopathie bei chronischen Hautleiden und Tuberkulose angewandt. Die Wurzeln wirken beruhigend auf Magen und Darm, sowie verdauungsfördernd. Heute wird die Kardenwurzel gegen Borreliose eingesetzt.
  • Nutzpflanze: Die Blütenstände wurden historisch zum Aufrauen von Wollstoffen verwendet (Textilverarbeitung). Heute als Zier- und Heilpflanze kultiviert, auch beliebt in Trockensträußen.
  • Mythos und Geschichte: Die Karde galt in alten Zeiten als Pflanze der Reinigung – sowohl des Körpers als auch des Geistes. Ihre Wehrhaftigkeit wurde symbolisch mit Abwehr und Durchsetzungskraft assoziiert.
  • Magie und Brauchtum: Im Volksglauben wurde sie vor Haus und Stall aufgehängt, um Krankheiten abzuwehren. Ihre stacheligen Köpfe galten als Schutzzeichen gegen „böse Geister“.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Wilde Karde steht für Wehrhaftigkeit, Klärung und Rückbesinnung auf die eigene Kraft. Sie wirkt symbolisch auf das 3. Chakra (Solarplexus), das mit Selbstvertrauen, Reinigung und Abgrenzung verbunden ist.

→ Siehe auch: [[Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre