Wirbeldost, gewöhnlicher

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Gewöhnlicher Wirbeldost Clinopodium vulgare ist eine ausdauernde, aromatische Wildpflanze aus der Familie der Lippenblütler Lamiaceae. Das würzig duftende Kraut mit seinen charakteristischen Blütenwirteln liefert Nektar für viele Insekten und kann roh in sehr kleinen Mengen als Würze genutzt werden. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Clinopodium vulgare
Synonyme: Gemeiner Wirbeldost, Wilder Dost, Wildes Basilikum; ältere Bezeichnungen u. a. Calamintha vulgaris, Satureja vulgaris.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Rosopsida
  • Unterklasse: Asteriden (syn. Lamiiden)
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Lippenblütler Lamiaceae
  • Gattung: Clinopodium
  • Art: Gewöhnlicher Wirbeldost

Die Gattung Clinopodium umfasst weitere aromatische Arten wie die Bergminze Clinopodium nepeta und den Acker-Steinquendel Clinopodium acinos.

Gewöhnlicher Wirbeldost, Habitus
Gewöhnlicher Wirbeldost, Blütenstand

Beschreibung

  • Herkunft und Verbreitung: Eurasisch; in fast ganz Europa bis Westasien verbreitet. Bevorzugt warme, trockene, kalk- bis basenreiche Standorte: Magerrasen, Böschungen, Waldränder, Säume, Trocken- und Halbtrockenrasen.
  • Kennzeichen: Mehrjährige Staude (20–60 cm). Vierkantiger, meist behaarter Stängel; gegenständige, eiförmig-elliptische, schwach gezähnte, weich behaarte Blätter. Rosaviolette, zweilippige Blüten sitzen in dichten, kugeligen bis halbkugeligen Wirteln in den Blattachseln und bilden eine ährenartige Scheinrispe (Juli–September). Kräftig aromatischer Duft beim Zerreiben. Frucht: kleine, dunkelbraune Klausenfrüchte.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Blätter und Blüten schmecken minzig-thymianartig mit einer leicht bittere Note.

Saison: Junge Blätter ab Frühjahr; Blüte und bestes Aroma meist Juli–September; Samen im Spätsommer/Herbst.

Lagerung/Haltbarkeit: Frisch möglichst rasch verbrauchen; als Gewürz lassen sich ganze Triebspitzen schattig und luftig trocknen (Aroma gut lagerfähig).

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 81,0
Kohlenhydrate 8,0
Eiweiße 3,2
Fette 0,8
Rohfasern 5,8
Mineralstoffe 1,2
Vitamin C 60–120 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält eine Vielzahl aromatischer und phenolischer Verbindungen:

  • Ätherische Öle (u. a. Menthon/Isomenthon, Pulegon-Spuren, Limonen, Sabinen) – verleihen das minzig-würzige Aroma; traditionell karminativ.
  • Phenolsäuren (v. a. Rosmarinsäure) – antioxidativ, adstringierend.
  • Flavonoide & Gerbstoffe – unterstützen die zusammenziehende und leicht desinfizierende Wirkung.
  • Triterpene (z. B. Ursolsäure) – in vielen Lamiaceae nachgewiesen, mit entzündungsmodulierenden Effekten.

Wissenswertes

  • Namensgebung: „Wirbeldost“ bezieht sich auf die in Wirteln (Blütenquirlen) angeordneten Blüten; „Dost“ ist eine alte Bezeichnung für würzige Lippenblütler (vgl. Origanum = Dost). Der Gattungsname Clinopodium leitet sich aus gr. klíne (Lager, Bett) und pódion (Füßchen) ab und spielt wohl auf die kleinen „Polster/Wirtel“ oder die Verwendung als Streukraut an.
  • Heilkunde: In der Volksmedizin wurde Wirbeldost als Magen-Darm-Kraut (karminativ, appetitanregend), mild krampflösend und adstringierend genutzt; innerlich als Tee bei Blähungen, leichten Krämpfen, Husten/Katarrhen; äußerlich für Gurgellösungen bei Mund- und Rachenschleimhautreizungen sowie für kleine Wunden.
  • Nutzpflanze: Ökologisch wertvoll als Trachtpflanze für Wildbienen, Hummeln und Schwebfliegen – blüht lange und liefert reich Nektar/Pollen. In naturnahen Gärten für magere, sonnige, kalkreiche Beete/Trockenmauern geeignet (trockenheitsverträglich, konkurrenzschwach bei Nährstoffüberschuss).
  • Mythos und Geschichte: Aromatische Lippenblütler waren in Mitteleuropa Teil der Kräuterbuschen (Mariä Himmelfahrt) und wurden als reinigend/schutzbringend betrachtet. In Heiden und Hutewäldern begleitete Wirbeldost traditionelle Beweidung; sein Rückgang in manchen Regionen korreliert mit Nutzungsaufgabe, Verbuschung und Nährstoffeintrag.
  • Magie und Brauchtum: Duftende Wirtelkräuter galten als apotropäisch (abwehrend) und wurden Haus- und Stallräucherungen beigemischt. Als „Wildes Basilikum“ erscheint der Wirbeldost mancherorts in Liebes- und Schutzbündeln; Blütenspitzen wurden Kräuterkronen und Festkränzen beigegeben.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die klar gegliederten Wirtel stehen sinnbildlich für Ordnung in Zyklen und Rhythmus. Energetisch wird Wirbeldost häufig dem Solarplexus (Verdauung/Wandlung) und – über Duft und Stimme – dem Halschakra (Ausdruck/Klärung) zugeordnet; als Wegbegleiter für Struktur, Mäßigung und feine Wahrnehmung.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre, Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln