Chicorée
Wissenschaftliche Namen: Chicorium intybus var. foliosum
Synonyme: Bleichzichorie.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
- Ordnung: Asternartige Asterales
- Familie: Korbblütengewächse Asteraceae
- Unterfamilie: Cichoroidae
- Gattung: Chicorium
- Art: Chicorium intybus
- Varietät: Chicorée
Zur gleichen Art gehören die Kultursorten Zuckerhut und Radicchio, zur gleichen Gattung die Endivie Cichorium endivia.
Beschreibung
- Herkunft und Verbreitung: Chicorée entstand im 19. Jahrhundert aus der in Europa heimischen Gemeinen Wegwarte Cichorium intybus durch züchterische Selektion und Treibverfahren. Die Ursprungspflanze ist in Eurasien beheimatet, wächst wild an Wegrändern und auf Wiesen. Die heutige Chicorée-Kultur ist vor allem in Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden verbreitet. Er wird in gemäßigten Zonen kultiviert, insbesondere als Wintersalat.
- Kennzeichen: Chicorée ist eine zweijährige Pflanze mit kräftiger Pfahlwurzel. Im ersten Jahr bildet sich eine Blattrosette, aus deren Wurzel im zweiten Jahr der Spross getrieben wird. Der geerntete Trieb (die essbare Sprosse) ist spindelförmig, fest geschlossen, zehn bis zwanzig Zentimeter lang, cremeweiß bis gelblich und von zarter Textur. Die Blätter sind zartbitter, dicht geschichtet. Die Pflanze blüht nur, wenn sie nicht geerntet wird – dann erscheinen im zweiten Jahr himmelblaue Korbblüten, typisch für die Familie der Korbblütler.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Als gebleichtes Kulturgemüse ist der Chicorée sicherlich nicht so wertvoll wie die Gemeine Wegwarte, im Winter kann er aber durchaus den Speiseplan bereichern. Er schmeckt aufgrund seines Gehaltes an Intybin leicht bitter.
Saison: Oktober bis Mai.
Lagerung/Haltbarkeit: Chicorée sollte kühl und dunkel aufbewahrt werden, dann ist er gut eine Woche lang haltbar.
Kultur im eigenen Garten: Chicorée wird im Mai ausgesät und später auf ca. zehn Zentimeter vereinzelt, damit die Wurzeln ausreichend Platz haben. Diese werden im November/Dezember ausgegraben und die Blätter entfernt. Zum Antreiben werden die Wurzeln mit der Seite des Blattansatzes nach oben dicht in eine Wanne oder eine Kiste mit Sand gesetzt. Aus den Achseln der vorher eingekürzten Blätter und aus der Terminalknospe treiben dann während der nächsten vier bis sechs Wochen fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lange und bis fünf Zentimeter dicke zugespitzte feste Knospen aus. Diese bleiben zart, wenn sie in Dunkelheit gezogen werden.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100g essbarem Anteil |
---|---|
Wasser | 94,4 |
Kohlenhydrate | 2,3 |
Eiweiße | 1,3 |
Fette | 0,2 |
Rohfasern | 1,3 |
Mineralstoffe | 1,0 |
Besondere Inhaltsstoffe
Chicorée zählt zu den leicht bitteren Blattsalaten und enthält eine Vielzahl bioaktiver Pflanzenstoffe, die insbesondere auf Leber, Galle, Verdauung und den Blutzuckerspiegel wirken. Seine Bitterstoffe regen den Appetit an und fördern die innere Reinigung:
- Intybin (Bitterstoff): regt die Verdauung an, wirkt leicht beruhigend und leberanregend
- Inulin (präbiotischer Ballaststoff): fördert gesunde Darmflora, unterstützt Blutzuckerregulation
- Chlorogensäure (Polyphenol): antioxidativ, entzündungshemmend
- Cichoriensäure (Phenolsäure): schützt Leberzellen, immunmodulierend
Wissenswertes
- Namensgebung: „Chicorée“ stammt vom französischen "chicorée", das auf das lateinische cichorium und das griechische kichorion zurückgeht. Ursprünglich bezog sich der Name auf die Wegwarte Cichorium intybus, von der Chicorée züchterisch abgeleitet ist. Der botanische Name Cichorium intybus var. foliosum beschreibt die blattreiche Form der Pflanze.
- Heilkunde: Bereits Dioskurides und Hildegard von Bingen empfahlen Wegwarten und ihre Abkömmlinge bei Leberbeschwerden, Gelbsucht, Harnverhaltung und Verdauungsproblemen. Chicorée gilt als tonisierend, leicht entwässernd und appetitanregend. Frisch gepresster Saft wurde traditionell bei Milzleiden eingesetzt. Seine Bitterstoffe stärken die Magen- und Gallenfunktion.
- Nutzpflanze: Chicorée ist ein in Europa kultivierter Wintersalat, der aus Wurzelrüben durch „Spross-Treiben“ im Dunkeln gezogen wird. Er wird roh als Salat gegessen, gekocht, gebraten oder gratiniert. Die Wurzel diente früher als Kaffeeersatz (Zichorienkaffee). Auch in Permakultur kann Chicorée aus dem Wurzelstock nachgetrieben werden.
- Mythos und Geschichte: Der wilde Vorfahr, die Gemeine Wegwarte, galt im Volksglauben als „verzauberte Jungfrau“ und wurde mit Treue und Sehnsucht in Verbindung gebracht. Im 19. Jahrhundert entwickelte man in Belgien den kultivierten Chicorée durch Dunkel-Treiben. Seine „Enthüllung aus dem Dunkel“ wurde teils als Metapher für Verwandlung und inneres Licht gedeutet.
- Magie und Brauchtum: Wegwartenwurzel wurde früher für Zaubertränke, Schutzamuletts und Liebeszauber verwendet. Vom kultivierten Chicorée gibt es keine überlieferten magischen Anwendungen, doch die Symbolik der Transformation aus der Wurzel zum zarten Lichttrieb hat spirituelle Assoziationen.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Chicorée steht symbolisch für Reinigung, Loslassen und Erneuerung. Er wirkt auf das Solarplexus- und das Herzchakra – ermutigt zur emotionalen Klärung und inneren Aufrichtung. Die Verbindung von Bitterkeit und zarter Textur spiegelt das Prinzip der sanften Wandlung durch innere Arbeit und bewusste Nahrung.