Wacholder, gemeiner

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Gemeiner Wacholder Juniperus communis ist ein immergrüner, zweihäusiger Nadelstrauch bzw. Kleinbaum der Zypressengewächse mit stechenden Nadeln und blau-schwarz bereiften „Beerenzapfen“. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Juniperus communis
Synonyme: Feuerbaum, Jochandel, Kranawitterstrauch, Krammetsbaum, Kaddig, Knirk, Kranewitt, Kronabit, Machandel, Machandelboom, Machandelbaum, Quickholder, Reckholder, Räucherstrauch, Wachandel, Wachtelbeerstrauch, Weckhalter, Weihrauchbaum.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Nacktsamer Spermatophytina syn. Gymnospermae
  • Klasse: Nadelbäume Pinopsida
  • Unterklasse: Coniferidae
  • Ordnung: Kiefernartige Pinales
  • Familie: Zypressengewächse Cupressaceae
  • Unterfamilie: Cupressoideae
  • Gattung: Wacholder Juniperus
  • Art: Gemeiner Wacholder

Die Gattung Juniperus umfasst auch den Sadebaum Juniperus sabina (giftig), den Virginischen Wacholder Juniperus virginiana, den Phönizischer Wacholder Juniperus phoenicea u. a.

Getrocknete Wacholderbeeren

Beschreibung

  • Vorkommen: Europa, Nordasien, Nordamerika; bis 2300 Meter.
  • Standorte: Heide, lichte Nadelwälder, Magerweiden; verbreitet.
  • Kennzeichen: Aufrecht wachsender, bis zu zwölf Meter hoher Baum oder zwei Meter hoher Strauch; Rinde anfangs rotbraun und glatt, später graubraun, schuppig und längsrissig; Blätter nadelförmig, ein Zentimeter lang, blaugrün, oben mit weißem Mittelband, spitz, gerade abstehend, in dreizähligen Quirlen angeordnet, duften beim Zerreiben aromatisch, apfelähnlich; Blüten grünlich, unscheinbar, in den Blattachseln stehend; Blütezeit: April bis Mai; weibliche Blüten entwickeln sich nach der Befruchtung zu Beerenzapfen, die erst im 2. Jahr nach der Blüte reif und blauschwarz werden, erbsengroß, mit zwei bis drei dreikantigen Samen.
    Alter: bis 2000 Jahre.
  • Verwechslung: Ist mit dem Sadebaum oder Stink-Wacholder Juniperus sabina möglich. Der Sadebaum ist in allen Teilen giftig, die Zweige riechen beim Zerreiben unangenehm, die Beeren sind schwarzblau. Der Gemeine Wacholder hat stechende Nadeln zu dritt im Quirl mit heller Mittelbinde.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Reife Beeren von September bis November; Triebspitzen von Mai bis Oktober.

Der Geschmack der Triebspitzen und Beeren ist harzig-würzig, die Beeren besitzen zudem einen bittersüßen Nachgeschmack.

Hinweis: Bei scharf-beißendem Harzgefühl, Übelkeit, Kopfdruck oder trocken-bitterem Mund den Verzehr sofort abbrechen → Die instinktive Sperre.

Kultur im eigenen Garten: Der Wacholder ist anspruchslos, bevorzugt eher trockenen Boden. Er kann aus Samen, Stecklingen und aus Ablegern gezogen werden. Im Gartenbau werden zahlreiche Zierformen des Wacholders gehandelt.

Nährwerte

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g essbarem Anteil
Wasser 66,0
Kohlenhydrate 31,0
Eiweiße 1,0
Fette 0,5
Rohfasern 7,0
Mineralstoffe 1,1
Vitamin C 20–30 mg

Hinweis: Die Werte beziehen sich auf die vollreifen, blau-schwarzen Beerenzapfen des Gemeinen Wacholders.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Art ist reich an ätherischen Ölen und weiteren Begleitstoffen, die Aroma und Wirkung prägen:

  • Ätherische Öle (u. a. α-Pinene, Sabinen, Limonen, Myrcen): aromatisch, durchblutungs- und sekretanregend; in hoher Dosis reizend.
  • Harze & Terpenoide (Borneol-/Bornyl-Ester u. a.): balsamisch, „wärmend“.
  • Bitterstoffe & organische Säuren (u. a. Apfel-/Essigsäure): fördern Verdauungswahrnehmung.
  • Flavonoide & Phenolsäuren (antioxidativ).
  • Mineralstoffe (Kalium in Spuren), geringe Mengen Vitamin C.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der botanische Gattungsname Juniperus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Beeren der Juno". Das Artepitheton communis bedeutet „gemein/weit verbreitet“. Wacholder leitet sich vom althochdeutschen "wecholter" ab, das lebensfrisch, immergrün bedeutet. Der Name "Kranwitt" für den Strauch kommt möglicherweise vom "Krammetsvogel", der Wacholderdrossel, der wie andere Vögel auch die Samen verbreitet.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als harntreibend, desinfizierend, blähungswidrig, wärmend, durchblutungsfördernd und allgemein stärkend beschrieben.
    Der Wacholder galt als vorbeugend gegen die Pest und andere Seuchen. Hieronymus Bock (1539) schrieb:" In summa die würckung und tugent des Weckholterbaums seind zu beschreiben nit wol möglich."
    Die Beeren sollen gegen Blähungen und gegen unangenehmen Mundgeruch helfen.
    Aromatherapie: Der Wachholderduft vermittelt Schutz, Wärme und Sicherheit und hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren
  • Nutzpflanze: Kulinarisch vor allem als Gewürz (zu Kohl, Wurzelgemüse, Wild, Fermenten). Das Holz dient(e) zum Räuchern und für kleine Drechselarbeiten; Zweige als Räucherwerk (Desodorierung/Traditionsbrauch). Historisch und wirtschaftlich bedeutsam ist die Rolle als Aromageber für Wacholderbrände (Genever, Gin). In der Landschaftspflege prägt der Strauch Wacholderheiden – artenreiche, kulturhistorische Weidelandschaften (Schäferei).
  • Mythos und Geschichte: Wacholder wurde in Europa seit jeher als Schutz- und Reinigungsbaum verehrt. In Pest- und Seuchenzeiten räucherte man Häuser/Ställe mit Wacholderreisig; die stark aromatischen Dämpfe galten als „luftklärend“. In den Rauhnächten wurden Häuser und Herden mit Wacholderrauch umschritten – ein Übergangsritual zwischen den Jahren. In Sagen schützt Wacholder vor „Verirrung“ und „verhexter Luft“; Zweige am Hofeingang signalisierten Gäste- und Herdschutz. Die Wacholderheide steht als Symbol einer vom Menschen geprägten Allmendkultur – ihr Erhalt ist eng mit traditioneller Hütehaltung verknüpft.
    In verschiedenen Sagen ruft zu Pestzeiten ein Vogel: "Esst Kranawitt und Bibernell, dann sterbt ihr nit so schnell." Im Märchen vom "Machandelboom" der Gebrüder Grimm zeigt sich die wiederbelebende Kraft des Strauches.
  • Magie und Brauchtum: Geschlecht; maskulin; Planet: Erde; Element: Feuer; Magische Kräfte: Schutz, Schutz vor Diebstahl, Liebe Austreibung, Gesundheit.
    Wacholderstrauch und -rauch vertreiben alles Böse. "Eichenlaub und Kranewitt, des mag der Teufel nit." Wer Wacholder auf dem Hut trägt, wird beim Wandern nicht müde und läuft sich nicht wund. Wacholder diente als Bestandteil von Liebesmixturen, Männer trugen Beeren zur Steigerung ihrer sexuellen Leistungsfähigkeit bei sich. Das Verbrennen von Wacholder verhilft zu übersinnlichen Fähigkeiten, bricht den Bann von Flüchen und Verzauberungen und vertreibt Schlangen.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Als immergrüner Strauch mit wärmendem Duft wird der Wacholder dem Wurzelchakra (Muladhara: Schutz, Erdung) und – über die verdauungsanregende, feurige Note – dem Solarplexus-Chakra (Manipura: Umsetzungskraft, Klärung) zugeordnet.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre