Scharbockskraut
Scharbockskraut Ficaria verna ist eine frühjahrsblühende Wildpflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse mit leuchtend gelben Blüten und rundlich-herzförmigen Blättern, die in kleinen Mengen roh genießbar ist. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Ficaria verna
Synonyme: Erdgerste, Feigwurzeliger Hahnenfuß, Gichtblatt, Himmelsbrot, Himmelsgerste, Pfennigsalat, Skorbutkraut, Wilder Weizen, Ranunculus ficaria (veraltet).
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Ordnung: Hahnenfußartige Ranunculales
- Familie: Hahnenfußgewächse Ranunculaceae
- Unterfamilie: Ranunculoidae
- Gattung: Ficaria
- Art: Scharbockskraut
Die Gattung Ficaria umfasst nur wenige Arten, von denen Ficaria verna die bekannteste ist.
Beschreibung
- Vorkommen: fast ganz Europa, Westasien, Nordafrika, bis 1800 Meter.
- Standorte: In Wäldern, Gebüschen, Wiesen, auf feuchten Böden; Nährstoffzeiger, Lehmzeiger.
- Kennzeichen: Zehn bis dreißig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel niederliegend, kahl, schlaff, hohl, beblättert, oft mit Brutknöllchen in den unteren Blattachseln; Blätter hellgrün, glänzend, herzförmig, etwas gekerbt, mit langem Stiel, an der Basis scheidenförmig; Blüten leuchtend gelb, einzeln auf langen, weißlichen, aufgerichteten Stielen, Kelch aus drei gelbgrünen Kelchblättern, sechs bis zwölf Kronblätter, schmal, mit Nektargrübchen; Blütezeit: März bis Mai; Früchtchen einsamig; Wurzeln zum Teil zu keulenförmigen Knollen angeschwollen.
- Verwechslung: Die Gewöhnliche Haselwurz (Brech- oder Pfefferwurz) hat auch nierenförmige, glänzende Blätter, doch riechen diese beim Zerreiben stechend.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Junge Blätter und Triebe von März bis April, Blütenknospen von März bis April, Wurzelknöllchen nach dem Verblühen, Brutknöllchen von August bis Oktober.
Die Blätter des Scharbockskrautes schmecken bei Bedarf mild, ähnlich wie Kopfsalat. Nach der Blüte enthalten die Blätter Protoanemonin, einen cyclischen Kohlenwasserstoff. Der Verzehr der dann bitter schmeckenden Blätter führt zu einem rauhen, wunden Gefühl im Rachen und bei Aufnahme größerer Mengen zu Durchfall und Erbrechen.
Hinweis: Der Saft aus den Wurzelknollen kann zu Irritationen der Haut führen.
Kultur im eigenen Garten: Scharbockskraut wächst als Bodendecker auf jedem Gartenboden.
Nährstoffe
Nährstoff | Gehalt in Gramm pro 100 g essbarem Anteil (vor der Blüte) |
---|---|
Wasser | 85,5 |
Kohlenhydrate | 4,3 |
Eiweiße | 2,1 |
Fette | 0,4 |
Rohfasern | 2,6 |
Mineralstoffe | 1,4 |
Vitamin C | 200–300 mg |
Besondere Inhaltsstoffe
- Ascorbinsäure (Vitamin C): Hochdosiert in jungen Blättern – stärkt Immunsystem, Bindegewebe und Eisenaufnahme
- Saponine und organische Säuren: Magenfreundlich, reinigend
- Protoanemonin (ab der Blüte): Reizend und giftig – Warnung vor später Nutzung
- Kalium, Eisen, Magnesium: Unterstützen Kreislauf, Entgiftung, Blutbildung
Wissenswertes
- Namensgebung: Der Gattungsname Ficaria und der deutsche Name Feigwurz, von lateinisch ficus = Feige, bezieht sich auf die Form der teilweise keulenförmig angeschwollenen Wurzelknollen. Der Name „Scharbockskraut“ leitet sich vom mittelhochdeutschen „scharbock“ für Skorbut ab – eine Vitamin-C-Mangelkrankheit, die im Winter und Frühjahr häufig auftrat. Scharbockskraut war eines der ersten frischen Wildkräuter im Jahr und wurde deshalb als Heilmittel gegen Skorbut hochgeschätzt. Der lateinische Artname „verna“ bedeutet „frühlingshaft“ und weist auf die frühe Erscheinungszeit der Pflanze hin.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als entzündungshemmend und schmerzlindernd beschrieben.
In der Volksmedizin galt das Scharbockskraut vor allem als Frühlingskraut gegen Blutarmut, Frühjahrsmüdigkeit und Hautprobleme. Der hohe Vitamin-C-Gehalt machte es zu einem unverzichtbaren „grünen Vitaminspender“ vor der Kulturgemüsezeit. Frische junge Blätter wurden roh gegessen oder mit Essig angesetzt.
Äußerlich kam die Pflanze als Breiumschlag bei Hämorrhoiden, schlecht heilenden Wunden oder Ausschlägen zur Anwendung – insbesondere die unterirdischen Wurzelknöllchen. Diese Anwendungen sind jedoch veraltet und mit Vorsicht zu genießen, da sie hautreizend wirken können. Mit Beginn der Blüte entwickelt die Pflanze Protoanemonin, ein giftiges Reizstoffgemisch, das Haut und Schleimhäute angreift.
In der heutigen Phytotherapie wird Scharbockskraut kaum noch eingesetzt.
In der Volksmedizin verglich man die Bulbillen gemäß der Signaturenlehre mit Feigwarzen und Hämorrhoidalknoten und setzte die "Feigwurz" dagegen. Der scharfe Saft der Wurzelknollen kann Warzen "wegätzen".
- Nutzpflanze: Die jungen, vor der Blüte gesammelten Blätter waren Vorbeugungsmittel gegen die Vitamin-C-Mangelkrankheit, den Skorbut, früher auch "Scharbock" genannt. Auch in der Klostermedizin wurde es kultiviert – dort meist äußerlich verwendet.
- Mythos und Geschichte: In alten Zeiten galt das Scharbockskraut als geheimnisvolles Frühlingszeichen. Sein plötzliches, üppiges Auftreten aus dem kahlen Boden wurde als Symbol der Auferstehung und Wiedergeburt interpretiert. In manchen Regionen hieß es, das Sammeln der ersten Blätter bringe Segen für das ganze Jahr.
In Klostergärten war die Pflanze als Feigwurz bekannt und wurde von Hildegard von Bingen beschrieben – dort vor allem zur äußeren Anwendung bei Geschwüren, Warzen und Hämorrhoiden. Bei den Kelten galt das Scharbockskraut als Pflanze des Sonnenaufgangs und wurde zum Frühlingsvollmond gesammelt. Auch in der Signaturenlehre wurde es mit dem Prinzip „Reinigung vor dem Wachstum“ assoziiert.
Die nach einem Regenguss manchmal in Massen am Boden liegenden Brutknöllchen, die auch zu Mehl vermahlen und zu Brot verarbeitet wurden, ließen Sagen vom Getreideregen entstehen (Namen: "Mäusebrot", "Erdgerste").
- Magie und Brauchtum: In der Frühlingsmagie wurde Scharbockskraut verwendet, um „alte Winterenergien“ aus dem Körper zu lösen – etwa durch Waschungen mit Essig und frischem Pflanzensaft. Ein alter Brauch empfahl, drei frische Blätter im Morgentau zu essen, um Schutz vor Krankheiten und Melancholie zu erlangen. Als „Kraut der Wendezeit“ wurde es auch bei Reinigungsräucherungen getrocknet – gemeinsam mit Birkenblättern, Gundermann und Ehrenpreis.
Die Knöllchen der Pflanze galten mancherorts als Schutzamulett gegen Hexerei und dämonische Beeinflussung – besonders im bäuerlichen Volksglauben. Im Übergangsritual zwischen Winter und Frühjahr diente das Sammeln der ersten essbaren Blätter symbolisch der Rückkehr zur Lebendigkeit.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Das Scharbockskraut wirkt besonders auf das Solarplexus-Chakra (Manipura) und das Herzchakra (Anahata). Es öffnet den Blick für das Kommende, reinigt Altlasten aus dem Körper und weckt Lebensfreude. Die zarten, glänzenden Blätter tragen die Qualität von Frische, Leichtigkeit und Erneuerung – seine Wirkung ist belebend, doch klar begrenzt: wie ein zarter Gruß des Frühlings, bevor die kraftvolleren Kräuter erscheinen.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre