Glaskraut, aufrechtes

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Aufrechtes Glaskraut (Parietaria officinalis) ist eine unscheinbare, weich behaarte Wildpflanze aus der Familie der Brennnesselgewächse, die bevorzugt an Mauern, Waldrändern und schattigen Standorten wächst. Sie ist essbar und wurde traditionell auch heilkundlich genutzt. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Parietaria officinalis
Synonyme: Gewöhnliches Glaskraut, Gnadenkraut, Grienkraut, Mauerkraut, Mauerglaskraut, Wandkraut.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Rosenartige Rosales
  • Familie: Brennnesselgewächse Urticaceae
  • Tribus: Parietarieae
  • Gattung: Glaskräuter Parietaria
  • Art: Aufrechtes Glaskraut

Das Aufrechte Glaskraut gehört ebenso wie die Große Brennnessel zu den Brennnesselgewächsen.

Aufrechtes Glaskraut
Aufrechtes Glaskraut, Blüte
Aufrechtes Glaskraut, Blatt

Beschreibung

  • Vorkommen: Mittelmeergebiet; in Mitteleuropa als Heilpflanze angepflanzt und später verwildert.
  • Standorte: Auwälder, Felsen, Mauerritzen; braucht eher feuchten, nährstoffreichen Boden in warmen Lagen,
  • Kennzeichen: Dreißig bis achtzig Zentimeter hohe, ausdauernde Pflanze; Stängel rund, aufrecht; Blätter wechselständig, gestielt, ganzrandig, länglich-eiförmig, fünf bis zwanzig Zentimeter lang, durchscheinend punktiert, kahl oder schwach mit gewöhnlichen Haaren besetzt; Blüten in kugeligen Büscheln im oberen Teil des Stängels, Einzelblüten unscheinbar, mit vier Blütenblättern, ca. ein Millimeter lang, weiß; Blütezeit: Juni bis September; Samen schwarze, glänzende Nüsschen; Wurzelstock walzenförmig.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Das junge Kraut von April bis Juni.

Die jungen Blätter gelten als essbar und wurden traditionell als Wildgemüse und Frühjahrskraut genutzt. Sie sind weich, mild und leicht schleimig, besonders in jungem Zustand.

Einzelne instinktive Rohköstler berichten, dass die Pflanze dezent einladend wirkt, besonders bei Frühlingsbeginn. Der Geschmack ist mild-grün, spinatähnlich mit einer feinen, angenehmen Konsistenz.

Kultur im eigenen Garten: Das Aufrechte Glaskraut ist wärmeliebend, verträgt aber keine direkte Sonne. Es braucht einen nährstoffreichen Boden.

Besondere Inhaltsstoffe

Parietaria officinalis enthält schleimige und harntreibend wirkende Verbindungen:

  • Kieselsäure: stärkt Bindegewebe, fördert Harnfluss
  • Flavonoide (v. a. Quercetin, Kaempferol): antioxidativ, gefäßstärkend
  • Schleimstoffe: reizlindernd auf Schleimhäute
  • Gerbstoffe: adstringierend, entzündungshemmend
  • Kaliumsalze: leicht entwässernd, stoffwechselaktivierend

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Parietaria leitet sich vom lateinischen Wort paries = Wand ab und spielt auf einen bevorzugten Standort der Pflanze an. Der Artname officinalis bedeutet "arzneilich" und weist auf die Verwendung der Pflanze als Heilkraut hin. Der Name „Glaskraut“ stammt aus der früheren Verwendung als Glaserhelferpflanze, da die weichen, aber leicht abrasiven Blätter zum Reinigen von Glas verwendet wurden.
  • Heilkunde: Traditionell galt Glaskraut als harntreibend, schleimlösend und stoffwechselanregend. Es wurde bei Nieren- und Blasenbeschwerden, bei Husten und Katarrhen eingesetzt – meist als Tee. Die hohe Kaliumkonzentration unterstützt die Ausleitung. Die schleimigen Bestandteile wirken reizlindernd.
  • Nutzpflanze: Neben seiner medizinischen Nutzung war es früher auch technisch bedeutsam: zum Reinigen empfindlicher Oberflächen wie Glas oder Spiegel. In der Wildpflanzenküche kann es in kleinen Mengen roh in Salaten oder grünen Smoothies verwendet werden.
  • Mythos und Geschichte: In der Klostermedizin wurde das Glaskraut als Sanierungspflanze für Leber und Niere geschätzt. In der Volksmagie galt es als Begleiter der Schwelle – es wächst an Mauern, Grenzen, alten Gemäuern – und soll helfen, altes Loszulassen und sich zu klären.
  • Magie und spirituelle Deutung: Parietaria officinalis steht für Reinigung, Abgrenzung und Sanftheit. Als Pflanze an der Mauer hilft sie, die Grenzen zwischen Innen und Außen zu erkennen und sich selbst besser zu schützen. Ihre sanfte Wirkung auf Haut und Nieren spiegelt eine Fähigkeit zur inneren Reinigung ohne Härte.