Gänsefuß, weißer

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Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) ist eine weit verbreitete, einjährige Wildpflanze mit mehlig bestäubten Blättern und unscheinbaren Blütenständen, die bevorzugt auf nährstoffreichen Böden wächst. Er ist essbar und zählt zu den traditionellen Wildgemüsen Mitteleuropas. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Chenopodium album
Synonyme: Ackermelde, Falsche Melde, Garten-Melde, Krötenmelde, Melde, , Spinatmelde, Wilde Melde, Wilder Spinat.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Nelkenähnliche Caryophyllidae
  • Ordnung: Nelkenartige Caryophyllales
  • Familie: Fuchsschwanzgewächse Amaranthaceae
  • Unterfamilie: Chenopodioideae
  • Tribus: Chenopodieae
  • Gattung: Gänsefüße Chenopodium
  • Art: Weißer Gänsefuß

Die Gattung Chenopodium umfasst zahlreiche Wild- und Kulturarten. C. album ist eine weltweit verbreitete Wildpflanze mit langer Nutzungsgeschichte als Wildgemüse. In Deutschland kommen ca. zwanzig weitere Arten beständig vor. Dazu gehören:

  • Wohlriechender Gänsefuß Chenopodium ambrosidoides: Wurde früher als Heilmittel bei Wurmerkrankungen eingesetzt, heute wird es allerdings wegen der Nebenwirkungen nur noch in der Tiermedizin verwendet. Hauptwirkstoff ist das Ascaridol.
  • Klebriger Gänsefuß Chenopodium botrys
  • Ähriger Erdbeerspinat Chenopodium capitatum
  • Dickblättriger Gänsefuß Chenopodium chenopodioides
  • Feigenblättriger Gänsefuß Chenopodium ficifolium
  • Graugrüner Gänsefuß Chenopodium glaucum
  • Unechter Gänsefuß Chenopodium hybridum
  • Mauer-Gänsefuß Chenopodium murale
  • Vielsamiger Gänsefuß Chenopodium polyspermum
  • Australischer Gänsefuß Chenopodium pumilio
  • Roter Gänsefuß Chenopodium rubrum
  • Straßen-Gänsefuß Chenopodium urbicum
  • Stinkender Gänsefuß Chenopodium vulvaria
Weißer Gänsefuß
Weißer Gänsefuß, Stängel
Weißer Gänsefuß, Blatt
Weißer Gänsefuß, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: Mitteleuropa, Asien, in Amerika eingeführt.
  • Standorte: Unkrautbestände auf Äckern, Gärten, wegen, Waldschläge; stickstoffliebend, häufig.
  • Kennzeichen: Fünfzig bis dreihundert Zentimeter hohe, einjährige Pflanze, äußerst vielgestaltig, die ganze Pflanze ist leicht mehlig bestäubt; Stängel aufrecht, seltener bogig aufsteigend oder am Boden liegend, spärlich verzweigt, leicht gefurcht, manchmal rötlich überlaufen; Blätter zwei bis zwölf Zentimeter lang, eineinhalb bis zehn Zentimeter breit, im Umriss oval-rhombisch, Rand buchtig gezähnt oder fast ganzrandig; Blüten in Knäueln beisammen, winzig, hellgrün, Knäul rispenartig zusammengezogen, rispige Teilblüten stehen sowohl in den Achseln der oberen Blätter als auch endständig; Blütezeit: Juli bis September; Samenkörner schwarz, ca. ein Millimeter groß.
  • Verwechslung: Es gibt mehrere ähnliche, schwer unterscheidbare Arten in der Familie der Fuchsschwanzgewächse. Dazu gehört auch der Wilde Spinat, die Ruten-Melde Atriplex patulua und die Spieß-Melde Atriplex prostrata sowie die Inkagetreide Quinoa und Amaranth. Die ungenießbaren Arten kann man leicht herausfinden, wenn man die Blätter zerreibt: Sie riechen widerlich.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter und Zweigspitzen von April bis zum ersten Frost, die Samen ab August, wenn die Rispen trocken sind.

Der Weiße Gänsefuß ist eine häufig vorkommende Wildpflanze, die einen recht milden, spinatähnlichen Geschmack hat. Fast die ganze Vegetationsperiode über findet man junge, zarte Pflanzen, die sich sich zum Verzehr anbieten. Die Samen lassen sich gut als Wintervorrat anlegen, in dem man ein Gefäß unter die Zweige stellt und die Samen abstreift. Sie schmecken ähnlich wie Buchweizensamen. Man kann sie bei Bedarf ankeimen.

Hinweis: Die Pflanze kann in größeren Mengen roh verzehrt werden, sollte aber – wegen des moderaten Oxalsäuregehalts – nicht täglich in Massen gegessen werden.

Kultur im eigenen Garten: Der Weiße Gänsefuß siedelt sich als eine der ersten Pflanzen auf Brachflächen an. Er sät sich selbst aus.

Nährstoffe

Nährstoff Gehalt in Gramm
pro 100 g frischer Blätter
Wasser ca. 85,0
Kohlenhydrate ca. 3,0
Eiweiße ca. 4,2
Fette <1,0
Rohfasern ca. 1,8
Vitamin C ca. 80–120 mg

Besondere Inhaltsstoffe

Chenopodium album enthält ein breites Spektrum wertvoller Nähr- und sekundärer Pflanzenstoffe:

  • Beta-Carotin (Provitamin A): wichtig für Haut, Augen und Zellschutz
  • Flavonoide (v. a. Quercetin): antioxidativ, entzündungshemmend
  • Saponine (in Samen und Blättern): leicht schleimlösend, verdauungsfördernd
  • Oxalsäure (v. a. in älteren Blättern): in Maßen unproblematisch, bei Nierenproblemen zu beachten
  • Stigmasterol (Phytosterin): strukturell hormonähnlich; kann hormonelle Balance unterstützen und wird traditionell mit lindernden Effekten bei Wechseljahrsbeschwerden in Verbindung gebracht

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Name „Gänsefuß“ bezieht sich einmal auf die fußartig geformten Blätter, zum anderen auf die Verwendung der Pflanze als Gänsefutter. Der Artname „album“ (lat. für „weiß“) bezieht sich auf die mehlige, silbrig-weiße Behaarung der jungen Pflanzenteile.
  • Heilkunde: Die Wirkung wird als abführend und entzündungshemmend beschrieben.
    Traditionell wurde der Gänsefuß bei Verdauungsstörungen, Hauterkrankungen und als blutreinigendes Frühjahrskraut genutzt. Die Samen galten in Notzeiten als stärkendes Nahrungsmittel. In der TCM wird die Gattung bei innerer Unruhe und Verdauungsschwäche verwendet.
  • Nutzpflanze: In der Jungsteinzeit und Antike war Chenopodium album ein wichtiges Wildgemüse, vermutlich auch Teil früher Gartenkulturen. Heute wird er vielerorts wiederentdeckt – als nährstoffreiches Wildkraut, als Spinat- und Mangoldersatz.
  • Mythos und Geschichte: In alten Bauerngärten wurde der Gänsefuß als „Arme-Leute-Gemüse“ hoch geschätzt. Im Mittelalter war er weit verbreitet und wurde in Klostergärten kultiviert. Seine robuste Erscheinung galt als Zeichen von Fruchtbarkeit und genügsamer Ernährung.
  • Magie und Brauchtum: Als typisches "Unkraut" symbolisierte der Weiße Gänsefuß die Kraft des Überlebens. In manchen Regionen wurde er mit dem Haussegen in Verbindung gebracht, da er selbst auf unfruchtbaren Böden wuchs. In altem Brauchtum galten die Samen als Fruchtbarkeitssymbol.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Chenopodium album steht für Anpassung, Fülle und stille Kraft. Die Pflanze wächst fast überall, versorgt großzügig und bleibt dabei unauffällig. Sie erinnert daran, dass Nährendes oft im Verborgenen liegt – und dass Überfluss auch aus dem Einfachen erwachsen kann. Als Spiegelpflanze lädt sie ein, das Selbstverständliche wieder wertzuschätzen.