Braunelle, kleine

Aus Rohkost-Wiki
Zur Navigation springenZur Suche springen

Kleine Braunelle Prunella vulgaris ist ein niedrig wachsendes Lippenblütengewächs mit violetten Blütenähren und traditioneller Nutzung als mildes Wildkraut und Heilkraut. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Prunella vulgaris
Synonyme: Antonikraut, Augenprökel, Blauer Kuckuck, Brunelle, Bräunheil, Gauchheil, Gottheil, Halskraut, Mundfäulekraut, Mundfäulzapfen, St. Bugeln.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Lippenblütlerartige Lamiales
  • Familie: Lippenblütengewächse Lamiaceae
  • Unterfamilie: Nepetoideae
  • Gattung: Prunella
  • Art: Kleine Braunelle

In Mitteleuropa kommen zwei weitere Arten vor, die genauso verwendet werden können:

  • Große Braunelle Prunella grandiflora
  • Weiße Braunelle Prunella laciniata
Kleine Braunelle
Kleine Braunelle, Blütenstand
Kleine Braunelle, Blatt

Beschreibung

  • Vorkommen: Weltweit; bis 2200 Meter.
  • Standorte: Parkrasen, Fettweiden, Moorwiesen, an Ufern, auf Waldwegen; Trockenpflanze; sehr häufig.
  • Kennzeichen: Zehn bis zwanzig Zentimeter hohe, schwach behaarte Staude; Stängel niederliegend bis aufsteigend, vierkantig, schwach behaart, oft rötlich überlaufen, mit Ausläufern; Blätter länglich-eiförmig, leicht gekerbt, gezähnt, untere gestielt, auf beiden Seiten leicht behaart; Blüten in Scheinähren mit breiten Deckblättern, ein bis eineinhalb Zentimeter lang, Kelch bräunlich mit zwei deutlichen Lippen, Blumenkrone blauviolett, selten rötlich oder weiß, vier Staubblätter unter der helmförmigen Oberlippe, Unterlippe besteht aus drei Lappen; Blütezeit: Juni bis Oktober; Wurzelstock ästig; Geruch leicht aromatisch.
  • Verwechslung: Gelegentlich mit dem Gundermann Glechoma hederacea oder dem Kriechenden Günsel Ajuga reptens. Beide sind aber auch essbar. Der Kriechende Günsel hat die Blüten in übereinanderstehenden Scheinquirlen, während bei der Braunelle die Blüten in endständigen, dichten Scheinähren angeordnet sind. Die Blätter des Kriechenden Günsels sitzen mit einer verschmälerten Basis am Stängel, die der Braunelle sind gestielt.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blätter ab März, Blütenstände ab Mai bis in den Oktober, bei mildem Klima auch bis November.

Junge Blätter und zarte Triebspitzen schmecken mild-würzig mit einer leicht herb-aromatischen Note. Auch die violettblauen Blüten sind essbar und bieten einen zarten, leicht süßlichen Geschmack.

Kultur im eigenen Garten: Die Kleine Braunelle wächst auf feuchten Böden in sonniger oder halbschattiger Lage. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Herbst oder im Frühjahr oder durch Teilung der Pflanze.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Braunelle ist reich an sekundären Pflanzenstoffen, die entzündungshemmende, antioxidative und antivirale Eigenschaften besitzen:

  • Rosmarinsäure: Antioxidativ und antiviral, hemmt Entzündungen
  • Ursolsäure: Antibakteriell, wundheilend, zellschützend
  • Gerbstoffe (Tannine): Zusammenziehend, schleimhautstärkend, hilfreich bei Entzündungen
  • Flavonoide (z. B. Luteolin, Apigenin): Zellschützend, immunmodulierend, antioxidativ

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Name "Braunelle" oder "Brunelle" bezieht sich wahrscheinlich auf die dunkelfarbigen Kelche und Blüten. Die Anwendung der Pflanze gegen Halsbräune scheint erst später aufgrund dieses Namens erfolgt zu sein. Der Gattungsname Prunella ist wahrscheinlich die latinisierte Form des deutschen Namens. Der Artname vulgaris stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "allgemein, gewöhnlich, alltäglich".
  • Heilkunde: Die Pflanze gilt als adstringierend, narbenbildend, wundheilend, wundreinigend und leberanregend.
    Sie wurde vor allem als Wundkraut, bei Hals- und Mundentzündungen und Zahnfleischblutungen eingesetzt. Außerdem soll sie fieber- und blutdrucksenkend, sowie harntreibend, bakterientötend und blutbildend wirken und Leber und Gallenblase stimulieren. Sie wird bei innerlichen Blutungen und starker Menstruation eingesetzt, aber auch bei Zwölffingerdarmgeschwüren, gegen Erkrankungen der Atem- und Harnwege.
    Die chinesische Medizin kombiniert sie mit Chrysamthemen und verwendet sie gegen Kopfschmerzen, zu hohem Blutdruck, Hyperaktivität, Bindehautentzündung, Mumps sowie Brustdrüsenentzündungen.
  • Nutzpflanze: Die Braunelle ist eine wertvolle Wildpflanze für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Als Bodendecker mit niedrigem Wuchs kann sie auch in naturnahen Gärten zur Begrünung eingesetzt werden. Sie zeigt standortökologische Qualität durch ihre Zeigerfunktion für nährstoffreiche, frische Böden.
  • Mythos und Geschichte: In der chinesischen medizinischen Literatur wurde die Pflanze erstmals in der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 23 n. Chr.) erwähnt, vorwiegend für Beschwerden im Zusammenhang mit einer gestörten Leberfunktion.
    Im Mittelalter galt die Braunelle als wichtige Klostermedizin. Die heilkräftige Wirkung bei Kehlkopf- und Rachenleiden war besonders geschätzt. In alten Kräuterbüchern wurde sie oft in einem Atemzug mit Ehrenpreis und Gundermann genannt – als Pflanzen mit breiter Heilkraft für einfache Leute.
  • Magie und Brauchtum: In manchen Regionen wurden Blüten der Braunelle zur Sommersonnenwende gesammelt und getrocknet, um sie in schützende Hausräucherungen einzubinden. Man schrieb ihr die Kraft zu, kranke Energien aus dem Haus zu ziehen und die Heilkräfte der Natur zu kanalisieren.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Braunelle symbolisiert Regeneration, stille Kraft und Selbstheilung. Sie wirkt im energetischen Sinne auf das Kehlchakra (Vishuddha) und fördert Ausdruckskraft, Kommunikation und Reinigung. Ihre geringe Wuchshöhe steht für Bescheidenheit – ihre Inhaltsstoffe aber für stille, tiefgründige Wirksamkeit.


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre