Blasenstrauch, gemeiner

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Gemeiner Blasenstrauch Colutea arborescens ist ein sommergrüner Strauch aus der Familie der Hülsenfrüchtler mit auffälligen, aufgeblasenen Fruchthülsen und gelben Blüten. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Colutea arborescens
Synonyme: Gelber Blasenstrauch, Blasenschote, Chlepperli, Erbsenblüte, Klescherlstaudn, Kletschstaude, Linsenbaum, Schaflinse, Welsch Linsen.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Schmetterlingsblütenartige Fabales
  • Familie: Hülsenfrüchtler Fabaceae
  • Gattung: Blasensträucher Colutea
  • Art: Gemeiner Blasenstrauch

Die Gattung Colutea umfasst 26 Arten, drei davon sind in Europa beheimatet, davon eine Art in Mitteleuropa.

Gemeiner Blasenstrauch
Gemeiner Blasenstrauch, Blüte
Gemeiner Blasenstrauch, Frucht

Beschreibung

  • Vorkommen: Nordafrika, Westasien, Süd- bis Mitteleuropa, in Deutschland nur in wenigen Regionen natürlich vorkommend, vielerorts aber verwildert und eingebürgert.
  • Standorte: Trockene Gebüsche, lichte Wälder; braucht kalkhaltigen, trockenen, flachgründigen Lehm- oder Lößboden.
  • Kennzeichen: Zwei bis fünf Meter hoher, sommergrüner, reichverzweigter Strauch; Rinde glatt bis flach längsfurchig, graubraun; junge Triebe gerieft, hellbraun, anliegend behaart; Blätter wechselständig, unpaarig gefiedert, sieben bis zehn Zentimeter lang, kurz gestielt, Fiederblätter in vier bis sechs Paaren, verkehrt eiförmig, eineinhalb bis drei Zentimeter lang, acht bis fünfzehn Millimeter breit, auf der Unterseite fein behaart; Schmetterlingsblüten in drei- bis achtblütigen langgestielten, in den Achseln der Blätter stehenden Trauben, Kelch breit glockig, zweilippig, Krone fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lang, gelb; Blütezeit: Mai bis August; Fruchtreife: Juli bis Oktober; Frucht gestielte, stark aufgeblasene, pergamentartige, durchscheinende Hülse, sechs bis acht Zentimeter lang und zwei bis drei Zentimeter dick; Samen zahlreich, nierenförmig, vier Millimeter lang, schwarzbraun.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Alle Pflanzenteile des Gemeinen Blasenstrauchs – insbesondere Samen und Hülsen – gelten als potenziell schwach giftig. Die Blätter und Hülsen des Blasenstrauches enthalten Coluteasäure und Bitterstoffe, die zu Erbrechen und Durchfall führen können. Die Samen enthalten die Aminosäure Canavanin. Canavanin ist eine giftige Aminosäure, die in den Samen von Hülsenfrüchtlern als Fraßschutz vorkommt. Sie kann statt der essentiellen Aminosäure Arginin in ein Protein eingebaut werden. Dadurch wird die räumliche Struktur verändert und die Funktionsfähigkeit des Proteins beeinträchtigt.
Einzelne Quellen berichten, dass reife Hülsen mit zurückgebildeten Samen gelegentlich probiert wurden. Diese sind papierartig, geschmacklich unauffällig, aber nicht nahrhaft. Von einem regelmäßigen Verzehr wird abgeraten. Beim Probieren ist es ratsam, die Vorsichtsmaßnahmen bei unbekannten rohen Lebensmitteln zu beachten.

Besondere Inhaltsstoffe

Der Gemeine Blasenstrauch enthält verschiedene Alkaloide und sekundäre Pflanzenstoffe, die ihm einen gewissen phytomedizinischen Stellenwert verleihen, jedoch auch toxisch wirken können:

  • Cytisin (Chinolizidinalkaloid): stimuliert das Nervensystem, in hohen Dosen toxisch
  • Spartein (Alkaloid): früher medizinisch verwendet, heute wegen Nebenwirkungen obsolet
  • Gerbstoffe: leicht adstringierend, entzündungshemmend
  • Flavonoide (z. B. Kaempferol): antioxidativ, zellschützend

Wissenswertes

  • Namensgebung: Theophrast (*371 v. Chr., griechischer Philosoph und Naturforscher) bezeichnete einen hülsentragenden Strauch als koulutea. Vielleicht leitet sich der Name von koilos = hohl ab, wegen der stark aufgetriebenen Früchte. Der Artname arborescens stammt aus dem Lateinischen und bedeutet baumähnlich. Seinen deutschen Namen verdankt der Strauch seinen aufgeblasenen Fruchthülsen.
  • Heilkunde: Die Blätter der Blasensträucher wurden im 16. und 17. Jahrhundert als Ersatz für Sennesblätter (Senna alexandrina) verwendet. Die abführende Wirkung ist jedoch nur schwach. Die Blätter gelten in der Volksheilkunde auch als harntreibendes und blutreinigendes Mittel. Aufgrund der enthaltenen Alkaloide wird von therapeutischer Anwendung heute abgeraten. Die Pflanze gilt aus naturheilkundlicher Sicht als zu unberechenbar in ihrer Wirkung.
  • Nutzpflanze: In der Antike verwendete man den Blasenstrauch als Viehfutter, da die bitteren Blätter von Ziegen und Schafen geschätzt werden. Heute wird er an Straßenrändern oder als Zierpflanze in Gärten angepflanzt. Das Holz kann für Drechslerarbeiten verwendet werden.
  • Mythos und Geschichte: Es gibt kaum überlieferte mythologische Verbindungen zur Pflanze. In Bauerngärten wurde der Strauch oft als „Kinderspielstrauch“ genutzt – die leeren Hülsen knallten beim Drauftreten laut und sorgten für Erheiterung. In manchen Regionen galt er wegen der aufgeblasenen Hülsen als „Schwätzerstrauch“ – Symbol für leere Worte.
  • Magie und Brauchtum: Es sind keine nennenswerten magischen oder rituellen Verwendungen überliefert. Die raschelnden Hülsen wurden jedoch gelegentlich bei Kinderspielen als Klang- und Knalleffekt eingesetzt – eine spontane Form des "Brauchtums".
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Der Blasenstrauch kann als Symbol für äußere Fülle bei innerer Leere gedeutet werden. Seine Hüllen wirken prall, enthalten aber meist nur Luft – ein Spiegel für Täuschung, Eitelkeit oder das Erkennen des Wesentlichen hinter dem Schein. Er kann dem Kehlchakra zugeordnet werden – als Impuls zur Unterscheidung zwischen echtem Ausdruck und leerem Gerede.


→ Siehe auch: Alphabetische Liste der im Rohkost-Wiki aufgeführten Hülsenfrüchtler, Hülsenfrüchte in der Rohkost‎‎, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre