Birke, gewöhnliche
Gewöhnliche Birke Betula pendula ist ein lichtliebender Laubbaum mit charakteristischer weißer Rinde und harzig-duftenden Blättern, die traditionell als Frühlingskost und Heilkraut genutzt werden. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.
Wissenschaftliche Namen: Betula pendula
Synonyme: Gewöhnliche Birke, Besenbaum, Hängebirke, Harzbirke, Maibaum, Rauhbirke, Ruchbirke, Sandbirke, Warzenbirke, Weißbirke.
Systematik
- Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
- Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
- Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
- Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
- Ordnung: Buchenartige Fagales
- Familie: Birkengewächse Betulaceae
- Gattung: Birken Betula
- Art: Gewöhnliche Birke
Man unterscheidet etwa vierzig Birkenarten, zu den wichtigsten mitteleuropäischen Arten gehören neben der Hängebirke Betula pendula, die Moorbirke Betula pubescens, die Zwergbirke Betula nana und die Strauchbirke Betula humilis.
Beschreibung
- Vorkommen: Europa, außer Mittelmeerregion, Nordasien; bis etwa 2000 Meter; in lichten Laub- Nadel- und Mischwäldern, Mooren, Magerwiesen und Heiden; auf feuchten bis trockeneren, mäßig nährstoffreichen eher sauren, sandigen Lehm-, Sand- oder Steinböden; flachwurzelndes Pioniergehölz auf Kahlschlägen, Brachfläche und Trümmergelände.
- Kennzeichen: Zwanzig bis dreißig Meter hoher Baum; Stamm schlank; Rinde jung goldbraun, glatt, später weiß und seidig; junge Zweige dicht mit sitzenden warzigen Harzdrüsen besetzt, später braun mit zahlreichen Korkwarzen; Winterknospen zugespitzt, lackartig glänzend; Blätter wechselständig, zwei bis vier Zentimeter lang, gestielt, kahl, dreieckig oder rautenförmig, an der Spitze gezähnt; Pflanzen einhäusig, männliche Kätzchen gelborange, lang, weibliche Kätzchen gestielt, kurz mit rötlichen Narben, reif hängend; Blütezeit: April bis Mai; Nüsschen klein, geflügelt.
Alter: ca. neunzig bis einhundertzwanzig Jahre.
- Verwechslung: Der Hängebirke ziemlich ähnlich ist die Moor- oder Haarbirke Betula pubescens, deren junge Zweige behaart und nicht hängend sind. Bei der Hängebirke sind die jungen Zweige kahl und etwas klebrig.
Rohkosttipps und Erfahrungen
Sammelgut und Sammelzeit: Saft, Rinde und Knospen im Frühling, Blätter Juni bis September.
Junge Birkenblätter können im Frühjahr roh gekaut werden. Ihr Geschmack ist mild herb mit leicht harzig-frischer Note. Der austretende Birkensaft („Birkenwasser“) kann im Frühling direkt aus dem Stamm gewonnen und frisch getrunken werden. Er schmeckt leicht süßlich und wirkt erfrischend. Auch junge Kätzchen sind essbar, wenn auch geschmacklich gewöhnungsbedürftig (leicht bitter und harzig). Die Rinde wird gelegentlich als Aromaspender genutzt, jedoch selten roh verzehrt.
Gewinnung von Birkensaft: Man bohrt mit einem Taschenmesser, einem scharfen Stein oder einem Stück Hartholz (Eiche, Buche) ein ein bis zwei Zentimeter tiefes Loch in den Stamm. In dies wird ein Stück Schlauch oder Strohhalm gesteckt, so dass der Saft nach unten in ein Gefäß ablaufen kann. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden erhält man so eine Menge von einem halben bis zu drei Liter Saft.
Gewinnung der Rinde: An die grüne Rinde kommt man, indem man die weiße, glatte Rinde mit einem Taschenmesser oder einfach an den sich aufrollenden Enden der Rinde abzieht und die grüne darunterliegende ebenfalls abzieht.
Sonstiges: Das Harz kann zur Zahnpflege gekaut werden.
Kultur im eigenen Garten: Durch Aussäen und Veredelung lässt sich die Birke praktisch an jedem Ort ziehen. Die Birke hat einen hohen Wasserbedarf.
Besondere Inhaltsstoffe
Die Birke enthält zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe mit entgiftenden, harntreibenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.
- Saponine: fördern die Harnausscheidung, wirken schleimlösend
- Flavonoide (v. a. Hyperosid, Quercetin): antioxidativ, entzündungshemmend
- Gerbstoffe: zusammenziehend, hilfreich bei Hautproblemen
- Betulinsäure (aus der Rinde): antitumoral und antiviral wirksam
Wissenswertes
Die weiße Farbe der Stämme und Äste kommt durch Betulin zustande, einem Triterpenderivat, das gegen Tierfraß schützt, die Rinde für Nässe undurchlässig und damit auch unverweslich macht.
- Namensgebung: „Birke“ leitet sich vom althochdeutschen bircha bzw. mittelhochdeutschen berke ab, verwandt mit dem indogermanischen bhereg („glänzen, weiß sein“) – in Anspielung auf die auffällige weiße Rinde. Der botanische Gattungsname Betula stammt vom keltischen betu, was „schlagen“ bedeuten kann – in Bezug auf die Verwendung der Zweige als Ruten.
- Heilkunde: Die Wirkung wird als anregend, antiseptisch, blutreinigend, die Gallensekretion fördernd, harntreibend, narbenbildend und schweißtreibend beschrieben.
Birkenblätter gelten als stark harntreibend und auch schweißtreibend, ohne eine Reizung des Nierenparenchyms hervorzurufen. Es kommt zu einer vermehrten Wasser- und Elektrolytausscheidung.
Der Birkensaft wurde in der Volksmedizin als „innerer Reiniger“ getrunken und äußerlich gegen Haarausfall eingesetzt. In der Naturheilkunde spielt die Birke eine zentrale Rolle in Frühjahrskuren.
Hildegard von Bingen - für sie symbolisiert die Birke das Glück - empfiehlt die Knospen als Umschlag bei Hautauschlägen und Geschwüren.
Birkenharz wirkt antibakteriell. Es wurde schon in der Steinzeit zur Zahnpflege verwendet.
- Nutzpflanze: Das leichte, elastische Holz der Birke wird für Möbel, Spanplatten, Furniere und Holzwaren genutzt.
Aus dem Birkenholz wird außerdem durch trockene Destillation der Birkenholzteer gewonnen, der gegen Hautparasiten eingesetzt wird.
Die Rinde diente früher als Schreibmaterial oder Dachabdichtung.
Aus den dünnen Zweigen werden Besen hergestellt.
Der Saft kann zu Birkenwein oder -sirup verarbeitet werden.
In der Permakultur ist die Birke als Pioniergehölz und Bodenverbesserer geschätzt.
- Mythos/Geschichte: Verschiedene Birkenarten wurden schon im alten China als Heilpflanzen verwendet. Im germanischen und im slawischen Volksglauben spielte die Birke als Frühlingssymbol eine große Rolle. Sie war der Göttin Freya geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. In Sagen erscheinen sie aber auch als Hexenbirken. Bei den sibirischen Schamanen ist die Birke der Weltenbaum. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der deutschen Eiche.
- Magie/Brauchtum: Geschlecht: feminin; Planet: Erde; Element: Wasser; Gottheit: Thor; Magische Kräfte: Schutz, Austreibung, Reinigung.
Die Birke ist seit jeher ein Symbol für Schutz, Reinigung und Neubeginn. In der Maienzeit wird sie als Maibaum aufgestellt – Ausdruck von Lebensfreude, Fruchtbarkeit und Liebeswerbung. In der Nacht zum 1. Mai stecken junge Männer ihrer Auserwählten traditionell einen Birkenzweig vors Haus. Auch in Haus und Stall wurden Birkenzweige aufgehängt, um vor Unheil und bösen Einflüssen zu schützen.
Der Birkenbesen gilt in der magischen Tradition als Werkzeug zur energetischen Reinigung – in der sogenannten Besenmagie vertreibt er alte Energien und dient dem Neuanfang. In der russischen Banja wird ein Aufguss mit Birkenzweigen als reinigendes, fast rituelles Baderitual genutzt.
In verschiedenen Kulturen wird die Birke auch als Baum der Gerechtigkeit angesehen. Zur Austreibung von Geistwesen streicht man mit Zweigen über Mensch oder Tier. Ein rotes Band am Stamm soll nach russischem Volksglauben den bösen Blick abwehren. Birken galten zudem als blitzabweisend und wurden für Kinderwiegen verwendet, um Neugeborene zu schützen. Der traditionelle Hexenbesen bestand aus Birkenreisig.
- Symbolik und spirituelle Deutung: Die Birke steht für Leichtigkeit, Erneuerung und seelische Reinigung. Sie ist dem Kronenchakra zugeordnet und fördert Klarheit, Neubeginn und intuitive Erkenntnis. Als „Baum des Lichts“ symbolisiert sie das Aufbrechen von alten Mustern und das Hineinwachsen in neue Lebensphasen.
→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre