Zaunrübe, zweihäusige

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Zweihäusige Zaunrübe Bryonia dioica ist eine mehrjährige, kräftig rankende Kletterpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse mit großen, handförmig gelappten Blättern, grünlich-weißen Blüten und leuchtend roten Beeren. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Bryonia dioica
Synonyme: Faulrübe, Feuerwurzel, Gichtrübe, Heckenrübe, Heilige Rübe, Hundskürbis, Hundsrebe, Rotbeerige Zaunrübe, Rotfrüchtige Zaunrübe, Spanische Rübe, Stickwurz, Teufelsrübe, Tollrübe, Weißer Enzian, Zaunranke, Zaunrebe, Zweifrüchtige Zaunrübe.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Rosenähnliche Rosidae
  • Ordnung: Kürbisartige Cucurbitales
  • Familie: Kürbisgewächse Cucurbitaceae
  • Gattung: Zaunrübe Bryonia
  • Art: Zweihäusige Zaunrübe

Die Gattung Bryonia umfasst u. a. die Weiße Zaunrübe Bryonia alba mit dunklen Beeren.

Zaunrübe
Zaunrübe, Blatt
Zaunrübe, Blüte

Beschreibung

  • Vorkommen: West- Mittel-, Südeuropa.
  • Standorte: Unkrautbestände auf Schuttplätzen, Wege, Gebüsche, Zäune; liebt lockeren kalkhaltigen Lehmboden; zerstreut.
  • Kennzeichen: Zweihäusige, bis zu vier Meter hoch kletternde Staude mit rübenförmiger Wurzel; Stängel rauhaarig mit spiralig gedrehten, unverzweigten Ranken; Blätter fünflappig, der mittlere kaum länger als die seitlichen, beidseitig rau, ganzrandig oder stumpf gezähnt; blattachselständige Doldenrispen, Blütenkrone fünf- bis siebenzipflig, gelb, grün geadert, doppelt so lang wie die Kelchblätter, männliche Blüten langstielig, weibliche kurzstielig; Beeren scharlachrot, kugelig, fünf bis acht Millimeter im Durchmesser.
  • Verwechslung: Ist mit der Weißen Zaunrübe Bryonia alba möglich. Diese ist einhäusig, besitzt einen längeren mittleren Blattlappen, die Blütenkrone ist so lang wie der Kelch und hat schwarze Beeren. Ihre Heimat ist Ost- und Südosteuropa, in Mitteleuropa ist sie nur eingebürgert.

Rohkosttipps und Erfahrungen

Die Zweihäusige Zaunrübe ist keine essbare Wildpflanze. Alle Pflanzenteile, besonders Beeren und Wurzel, sind für Menschen giftig (stark bitter-reizende Triterpene).

Besondere Inhaltsstoffe

Die Art enthält mehrere stark wirkende, teils reizende bis toxische Begleitstoffe:

  • Cucurbitacine (Triterpen-Bitterstoffe) – z. B. Cucurbitacin-B/E-Typen; stark bitter, schleimhautreizend, toxisch in höheren Dosen.
  • Harz-/Glykosid-Gemische (historisch unter dem Sammelnamen „Bryonin“ geführt).
  • Saponine, Phenolsäuren und Flavonoide – begleiten das Bitterprofil.

Wissenswertes

  • Namensgebung: Zaunrübe heisst die Pflanze, da ihre Wurzel rübenähnlich aussieht und sie bevorzugt an Zäunen wächst. Eine alte Bezeichnungen für die Zaunrübe war auch "Faulrübe", da die Wurzel einen widerlichen Geruch verströmt.
    Der botanische Gattungsname Bryonia entstammt dem griechischen Wort bryein = wachsen und bezieht sich auf das schnelle Wachstum der Pflanze. Der Artname dioica bedeutet zweihäusig.
  • Heilkunde: In der Volksheilkunde gilt sie als starkes Abführmittel und wird innerlich und äußerlich gegen Rheuma und Gicht eingesetzt. Bei einer Überdosierung kann es zu zellschädigenden Wirkungen kommen, so dass die Zaunrübe heute nur noch in homöopathischen Zubereitungen angewendet wird.
  • Nutzpflanze: Kein Nutzgemüse; gärtnerisch selten als wilder Kletterer in Naturgärten geduldet. Ökologisch liefern die kleinen Blüten Nektar/Pollen für Wildbienen und Schwebfliegen.
  • Mythos und Geschichte: Die Zaunrübe war in Europa eine der „furchtbaren Wurzeln“. Ihre rübenartige, menschenähnlich verzweigte Wurzel wurde im Mittelalter teils als Ersatz-„Alraune“ geschnitzt und verkauft (eine „falsche Mandragora“). Volksnamen wie „Teufelsrübe“ spiegeln Ehrfurcht vor ihrer Kraft und Giftigkeit. Kräuterbücher warnen vor Übermaß, rühmen aber die „Kraft gegen zähe Feuchtigkeiten“ – alte Terminologie für ihre drastisch-purgierende Wirkung.
  • Magie und Brauchtum: Geschlecht: maskulin; Planet: Mars; Element: Feuer; Magische Kräfte: Bildmagie, Geldmittel, Schutz.
    Wurzeln wurden in Haus- und Stallzauber als Schutzamulett aufgehängt – man sollte sie allerdings eingebunden tragen („die Bitterkeit bändigt das Übel“). In manchen Gegenden legte man eine kleine Zaunrübenwurzel in die Hausapotheke – als Wächter gegen „böses Wetter“ und Neid. Der Ranktrieb galt als Symbol für Verstrickung: Man flocht ihn nicht in Erntekränze, „damit die Arbeit nicht festklebt“.
    Wenn man Geld neben die Wurzel legt, soll es sich vermehren, solange man es dort liegen lässt.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Zweihäusige Zaunrübe steht für Grenze und Warnung – rote Beeren (Lockung) bei giftiger Natur (Maßhalten). Die getrennten Geschlechter (dioica) verweisen auf Polarität und das Spiel der Kräfte; die Rübenwurzel symbolisiert Erdkraft und verborgene Ressourcen. Das Ranken an Hecken steht für Anhaftung/Verstrickung – die Einladung, klar zu unterscheiden, was trägt und was bindet.


→ Siehe auch: Kürbisgewächse in der Rohkost, Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre