Winde, Acker-

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Acker-Winde Convolvulus arvensis ist eine ausdauernde, kriechend-kletternde Wildpflanze aus der Familie der Windengewächse mit zarten, weiß bis rosafarbenen Trichterblüten. Als Speisepflanze spielt sie kaum eine Rolle; Wurzeln und Samen enthalten stark wirksame Harzglykoside. Dieser Artikel beleuchtet die Pflanze aus Sicht der instinktiven Rohkost.

Wissenschaftliche Namen: Convolvulus arvensis
Synonyme: Winde, Feldwinde, Wehweide, Muttergottesgläschen.

Systematik

  • Abteilung: Samenpflanzen Spermatophyta
  • Unterabteilung: Bedecktsamer Spermatophytina syn. Angiosperma
  • Klasse: Zweikeimblättrige Bedecktsamer Rosopsida syn. Dikotyledona
  • Unterklasse: Asternähnliche Asteridae
  • Ordnung: Nachtschattenartige Solanales
  • Familie: Windengewächse Convolvulaceae
  • Gattung: Winden Convolvulus
  • Art: Acker-Winde

Die Gattung Convolvulus umfasst zahlreiche, meist windende Arten; nahe verwandt sind die Zaun-Winde Calystegia sepium und die Prunkwinden Ipomoea-Arten, zum Beispiel die Süßkartoffel Ipomoea batatas.

Acker-Winde
Acker-Winde, Blatt
Acker-Winde, Blüten

Beschreibung

  • Vorkommen: In allen gemäßigten Zonen der Nord und Südhalbkugel bis 1200m/1500m.
  • Standorte: Äcker, Wegränder, Zäune, Gärten; Stickstoffanzeiger; liebt lockeren Lehmboden.
  • Kennzeichen: windende, mehrjährige, krautige Pflanze; Stängel kantig, liegend oder nach links windend, ein bis drei Meter hoch, Stängelspitze führt durch unterschiedlich starkes Wachstum der Flanken Suchbewegungen aus und beschreibt in etwa eineinhalb Stunden einen Kreis entgegen dem Uhrzeigersinn, der mehrere Zentimeter im Durchmesser hat; Blätter lang gestielt, spieß- oder pfeilförmig und drei bis sechs mal so lang wie breit, wechselständig; Blüten duftend, meist einzeln in den Blattachseln, in der Mitte der langen Blütenstiele zwei Hochblätter, Kelch fünfteilig, Blütenkrone trichterförmig, ca. zweieinhalb Zentimeter lang, weiß bis rosa, oft weiß und rosa gestreift, außen häufig mit fünf rötlichen Längsstreifen, Blüten öffnen sich morgens zwischen sieben und acht Uhr und schließen sich wieder gegen dreizehn Uhr, dann sind sie verblüht; Blütezeit: Juni bis Oktober; Kapsel rundlich; Wurzelstock weiß, fleischig, lang.
  • Verwechslung: Mit der Echten Zaunwinde Calystegia sepium:
    • Acker-Winde: kleine Brakteolen am Stiel, nicht den Kelch bedeckend; kleinere Blüten (zwei bis vier Zentimeter).
    • Zaun-Winde: zwei große Hüllblätter direkt am Kelch, Blüten größer (vier bis sieben Zentimeter).

Rohkosttipps und Erfahrungen

Sammelgut und Sammelzeit: Blüten und Blätter Mai bis Oktober, Wurzel von September bis in den Winter.

Die Art ist keine klassische Speisepflanze. Zartes Blattgrün kann – wenn überhaupt – nur in sehr kleinen Mengen probiert und gegessen werden, der Geschmack ist bei Bedarf mild-grün bis leicht herb.

Hinweis: Wurzeln und Samen enthalten Harz-Glykoside, die abführend (purgierend) wirken können.

Besondere Inhaltsstoffe

Die Acker-Winde enthält mehrere physiologisch aktive Begleitstoffe, die ihre volksmedizinische Nutzung erklären:

  • Harz-Glykoside (Resin-Glycoside, „Convolvulin-Typ“) – stark abführend (purgierend), v. a. in Wurzel/Samen.
  • Calystegine (Nortropan-Alkaloide; gattungstypisch in Convolvulaceae) – Glykosidase-Inhibitoren.
  • Phenolsäuren & Flavonoide (z. B. Chlorogensäure, Kaffeesäure-Derivate; Quercetin-Glykoside) – antioxidatives Profil, leichte Adstringenz.
  • Latex/Harze in Pflanzensäften in Spuren (bitter-herb).
  • Mineralstoffe (standortabhängig; Ackerböden können Nitrat anreichern).

Wissenswertes

  • Namensgebung: Der Gattungsname Convolvulus leitet sich von dem lateinischen Wort convolvere = sich winden ab. Der Artname arvensis ist ebenfalls lateinischen Urspungs und bedeutet "zum Acker gehörend". Deutsche Namen wie Feld-/Acker-Winde spiegeln das wider.
  • Heilkunde: Dioskurides führt die Winden als Abführmittel an. Im Mittelalter gebrauchte man sie vor allem äußerlich gegen Geschwüre, Brandwunden und Entzündungen, allgemein zur Wundheilung. Leonhart Fuchs (1543) lobt Blätter und Wurzel gegen Verstopfung der Leber und Milz, den Acker-Windensaft als stuhlgang- und harntreibendes Mittel.
    Man sagt ihr auch Heilkräfte bei Frauenleiden nach, daher der Name Wehweide oder Wehwinde. In der Volksheilkunde wird sie außerdem als Fiebermittel eingesetzt, die Wirkung ist jedoch zweifelhaft.
    Von arabischen Ärzten wurde sie gegen Gelbsucht angewendet.
  • Nutzpflanze: Praktisch keine Nutzpflanze im engeren Sinn; in Kulturflächen vielmehr Problemunkraut (durch tiefe Rhizome schwer auszurotten). Ökologisch dennoch wertvolle Nektar- und Pollenquelle für Bienen, Schwebfliegen und Tagfalter. In naturnahen Gärten wird die Ansiedlung wegen starker Ausbreitung meist nicht gefördert.
  • Mythos und Geschichte: Als „Bindekraut“ stand die Winde in Bauernüberlieferungen für Verstrickung – „was verheddert, hält fest“. In Feldsagen galt ein massenhaftes Auftreten als Omen für mühsame Ernte (verwachsene Getreidegarben). Der Morgen-/Tagesrhythmus der Trichterblüten (offen bei Sonne, geschlossen bei Regen/Kälte) galt als Wetterzeichen.
    Der Name "Muttergottesgläschen" und die rosa Streifen der Acker-Windenblüte sind einer Legende nach entstanden, als die Muttergottes einst einen Fuhrmann um einen Schluck aus dem Rotweinfass auf dem Wagen bat und, weil ein Glas fehlte, den Blütenkelch als Trinkgefäß nahm.
  • Magie und Brauchtum: Die spiralige Wuchsform machte die Acker-Winde zu einem „Bindesymbol“ in Schwellenriten; in einigen Gegenden wurden Ranken in Abwehrkränze geflochten, um „Wirrwarr“ vom Hof fernzuhalten. Umgekehrt mied man sie in Erntekränzen, damit „Arbeit nicht festklebt“.
  • Symbolik und spirituelle Deutung: Die Acker-Winde verkörpert Zähigkeit, Anpassung und das Thema „Bindung vs. Freiheit“. Die weißen/rosafarbenen Trichterblüten stehen für Sanftheit, die zähen Rhizome für Durchhaltevermögen. Energetisch berührt sie das Wurzelchakra (Muladhara) (Verankerung) und – über das Motiv der Öffnung am Morgen – Aspekte des Kehlen-/Herzbereichs (Ausdruck, Leichtigkeit).


→ Siehe auch: Instinktive Ernährung, Die instinktive Sperre